6. Juli Whisky Trail & Scotch ArchesWieder begrüßt uns morgens die Sonne und es ist sogar warm genug um draußen zu frühstücken.
Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg zur so genannten Speyside, den Ufern des Rivers Spey. Hier findet man mehr als die Hälfte aller Whiskybrennereien Schottlands. Verbunden sind viele von ihnen durch eine ausgeschilderte Rundstrecke, dem Malt Whisky Trail. Wir werden ihm zumindest zum Teil folgen und etliche Destillen sehen, allerdings nicht jede besichtigen – so trinkfest sind wir doch nicht.
Immerhin stehen zwei aus der Gegend auch in unserem Pass, also steuern wir die erste an: Cragganmore. "Luise" ist schon mit dem Auffinden des Ortes Ballindalloch hoffnungslos überfordert, unsere Schottlandkarte hat einen zu großen Maßstab, daher ist es gut, dass der Trail ausgeschildert ist. Nach den doch gut ausgebauten Straßen der letzten Tage führen uns die Wegweiser jetzt zu einer, die nicht viel breiter als unser Wohnmobil ist. Ohne Gegenverkehr gelangen wir zum Hof der Brennerei, doch das sieht alles geschlossen aus. Also umkehren. Beim Abzweig auf die größere Landstraße entdecken wir auch das Schild "Open Monday to Friday".
Wir müssen aber nicht lange fahren, bis wieder eine Destille in Sicht kommt:
Glenfarclas. Eine Tour möchten wir hier nicht unbedingt mitmachen, uns aber im Visitorcenter umsehen. Schließlich haben wir Schwiegervater eine Auswahl an Scotch Whiskys versprochen. Wir werden gleich zu einem Probeschluck eingeladen und die nette Guide-Dame erzählt einiges über die Geschichte des Whiskybrennens. Früher war das eher eine private Sache der Bauern im Hochland, eine Beschäftigung den Winter über. Sehenswert ist die Ausstattung des Probierraums. Die Möblierung ist original vom Speisesaal eines alten Dampfers übernommen und entsprechend nobel. Natürlich wechselt dann auch eine Flasche Single Malt den Besitzer.
Auf der Weiterfahrt überqueren wir den River Spey und haben endlich mal freien Blick auf ihn.
Nächster Halt ist die
Cardhu Distillery. Von ihr hatte ich schon in Andreas Reisebericht gelesen und sie auf die Besuchsliste gesetzt.
Cardhu ist die einzige Brennerei Schottlands, die lange Zeit von einer Frau geführt wurde. Nach zähen Verhandlungen mit etlichen Zugeständnissen an Familie und Angestellte kauften den Betrieb 1894 die Walkers. Ein Großteil der Produktion wird seitdem für den weltbekannten Blended Scotch Whisky Johnnie Walker benutzt. Es gibt aber auch noch eine eigne Marke eines Single Malts.
Wir kommen gerade rechtzeitig zu einer Tour. Hier kommen wir zum ersten Mal in den Genuss der Vergünstigungen des Whisky-Passes und erhalten einen zweiten Stempel. Die Führung ist etwas ausführlicher und amüsanter als die gestern, den Guide verstehen wir auch besser. Neben der eigentlichen Whisky-Herstellung geht es auch um die verschiedensten Aromen: wie sie erzeugt werden und wie individuell sie jeder empfindet. Interessant finde ich vor allem, dass die Schotten – sparsam wie sie sind
– für die Reifung alte Bourbonfässer aus Amerika (dürfen dort nur einmal verwendet werden) und teilweise alte Sherry-, Portwein-, u.ä. Fässer verwenden.
Whisky-Ruhestätte
Bei der Verköstigung gibt es drei Sorten zu probieren, wir teilen uns eine Portion. Mhm, sind auch nicht schlecht. Auch hier bekommen wir wie bei Dalwhinnie (was ich vergessen hab zu erwähnen)jeder ein Probenglas mit. Wir erstehen zudem eine weitere Flasche für die Bordbar.
Wir folgen dem Whisky Trail eine Weile Richtung Küste, vorbei an Brennereien mit bekannten (Glen Grant, Glenfiddich) und weniger bekannten Namen (Aberlour, Strathisla, ...). Unterwegs erspähen wir noch die ersten Hochlandrinder
Schließlich kommt das Meer in Sicht.
und damit leider auch ein paar Wolkenbänke
Nächster Haltepunkt ist Cullen, ein Ort bekannt für seine Fischsuppe
Cullen Skink. Wir wollen jedoch eine Wanderung unter die Füße nehmen, den Cullen-Portknockie Circuit. Die Parkplätze sind knapp bzw. etwas klein, im Upper Village können wir uns dann direkt an die Straße stellen.
Wir gehen hinunter zum Hafen
- offenbar ist gerade Ebbe -
und wandern dann am Sandstrand die Bucht entlang bis zu den Klippen. Dabei überqueren wir ein Flüsschen.
Die Bogenbrücke für die einstige Bahnstrecke
Es gibt die ein oder andere Familie die sich am Strand vergnügt, ganz unentwegte baden sogar
meine Füße sagen mir später, dass das Wasser eisig kalt ist, brrrrr . Da gucke ich doch lieber in die Tidepools
leider nur Muscheln und keine Seesterne
Schließlich haben wir den Saum der Klippen erreicht und bahnen uns den Weg weiter auf Kies und Steinen durch die Felsen. Hier finden wir dann einen Arch-artiges Felsenloch:
Whales Mouth
Von nun an geht es auf einem Pfad an der bewachsenen Klippe entlang nach oben. Viel Gras, viel lila und rosa blühendes Heidekraut
Blick zurück auf die Cullen Bucht
Hier oben begegnen wir zum ersten Mal auch anderen Wanderern, d.h. sie haben die erste Bank besetzt
Ein kurzer Austausch von launigen Grüßen, dann machen wir uns auf die Suche nach einer weiteren Bank: Rast mit Äpfeln, Wassern und dem Beobachten der hunderte Möwen, die hier in den Felsen wohnen. Weiter gehts es danach oben an den Klippen bis zu der Attraktion des Weges dem
Bowfiddler Rock
und nochmal aus anderer Perspektive
Gern hätten wir auch eine Seekayaktour hier an der Küste mitgemacht, die kurze Zeit einer Schnuppertour lässt dafür keinen Raum.
Klippenweg und die ersten Häuser von Portknockie
Kurz vor Portknockie kommt uns ein Pärchen entgegen. "Did you saw the dolphins? Got pictures?" Offenbar wurden vom Hafen aus tatsächlich Delphine vorbeiziehen gesehen. Uns ist leider nichts aufgefallen. Eigentlich würde der Rundweg landeinwärts zurück führen, aber nun schließen wir uns den anderen Delphinsuchern an. Endlich kommt auch mal das Fernglas zum Einsatz. Aber leider haben wir kein Glück
Zurück in Cullen gönnen wir uns noch ein Eis (hmm, Chocolate-Mint, da fällt mir doch gleich diese englische Werbung ein : "Mortimer..." ) ehe wir die letzten sechs Meilen bis zum Campingplatz in Portsoy hinter uns bringen. Dieser war einer der, die ich vorher reserviert hatte. Sonst eher unnötig, aber hier sieht es doch sehr voll aus. Empfangen werden wir von einem älteren Herrn, sehr freundlich und hilfsbereit, aber etwas unorganisiert. Seine Tochter (oder Enkelin?) ist aber schließlich die Platzwärterin.
Wir können uns einen der Plätze 24 bis 28 aussuchen. Einfacher gesagt als getan. Einige Camper haben ihre Stellplätze sehr großzügig ausgelegt besetzt bzw. freie zugeparkt
Platz 27 schließlich ist frei, aber derart abschüssig, dass wir für Kids keine Rutsche mehr bräuchten... Schlafen wäre unbequem, kochen nahezu unmöglich. Der daneben sieht auch nicht viel besser aus.
Eine Dame in Kittelschürze und mit Dreirad rettet uns. Sie sucht nach irgendeiner Lücke, wo wir besser stehen. So landen wir letztlich direkt an der Wasserkante - neben einem Schild "no camping along this side".
Die Aussicht verwöhnt da mit den Anlaufschwierigkeiten, besonders im Abendrot.
rotglühende Klippen
Kulisse für Abendessen und Schlummertrunk
"Slainte mhath" !Übernachtung:
Portsoy Links Caravan Park, Portsoy; Stellplätze in einer Bucht auf Rasen, tw. abschüssig; eng belegt; Waschräume okay; 20 GBP pN;
gefahren: ca. 76 mi
Trail: angegeben mit 4,5 mi für den Loop, wir sind hin- und zurück den gleichen Weg gelaufen, haben etwa zweieinhalb Stunden gebraucht.