9.Tag, Montag, 5.8.2024Ein besonderer Tag – heute geht es auf das prominenteste Stück Straße Irlands – den Ring of Kerry.

Passend dazu haben sich die dichten Regenwolken in der Nacht abgeregnet.

Von unserem Mobil-Home starten wir nach Norden und überqueren über die Ballaghbeama Gap Passstraße die Iveragh Halbinsel. Die Gegend um Ballaghbeama Gap ist ein langgezogenes uriges Tal.

Von wirklich allen erdenklichen Hängen stürzen und fließen Wasserläufe hinab, die Gipfel der Berge sind noch nebelverhangen vom Regen der Nacht – eine mystische, tolle Landschaft die eigentlich auch einen längeren Besuch wert wäre.

Schließlich erreichen wir die alte Blackstone Bridge Steinbrücke über den heute imposanten Caragh River, ...

... die Küste ist von hier nicht mehr weit.

Die erreichen wir dann wenig später am Rossbeigh Beach.

Ein Strand wie aus dem Bilderbuch.

Ein lang gezogenes Lineal, goldgelb, die Berge der Dingle-Halbinsel im Hintergrund, ein toller erster Eindruck vom Ring of Kerry, dem heute viele folgen dürften.

Traumstrände, spektakuläre Aussichten und Relikte aus alten Zeiten – der Ring of Kerry hat so einiges zu bieten.

Ein Roadtrip über die berühmte Panoramastraße Ring of Kerry ist weit mehr als nur eine Fahrt durch Irlands malerische Landschaft.

Es ist eine Reise durch die Geschichte der grünen Insel: Alte Festungen, Steinkreise und die wilde Schönheit der Küste vereinen sich hier vor immer grünen Hügeln.

Was wäre Irland ohne seine Burgen und Burgruinen? Eine Pizza ohne Käse vielleicht?
Das jahrhundertelang umkämpfte Irland, bei dem es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen, vor allem zwischen den Iren und den Engländern kam, sorgte für die Errichtung vieler Burgen. Es entstanden markante Zeugen der Geschichte, die den Eindruck der Landschaft prägen, wie die Ruine von Ballycarbery Castle. Der mit Efeu überwachsene Bau war einst Heimat des McCarthy-Clans und wurde im 15. Jahrhundert erbaut.
Einer Legende nach soll die alte Burgruine Schauplatz einer großen Liebesgeschichte gewesen sein, über die sogar ein Film gedreht wurde. Demnach soll ein verzweifeltes Paar auf der Suche nach einem Unterschlupf wochenlang durch Irland geirrt sein, bis es endlich in Ballycarbery Castle ein Zuhause fand.

Davon, dass man sich auf der grünen Insel auch vor wesentlich längerer Zeit nicht immer grün war, zeugen die alten Steinforts. Gerade auf der Halbinsel Iveragh stehen einige dieser martialischen Zeitzeugen als typische Mahnmale der Geschichte dafür in der Landschaft, dass sich der Mensch zu allen Zeiten Gegenden unter den Nagel reißen wollte, die bereits jemand anderem gehörten und man sich dagegen wehren wollte.

Die Entstehung des Cahergal Stone Fort datieren Wissenschaftler auf das 7. oder 8.Jahrhundert, also den Übergang von Eisenzeit ins Mittelalter. Die irischen Steinforts, sogenannte Cashels, waren strategisch wichtige Bauten, um frühzeitig sich nähernde Feinde zu erspähen. Das ist auch der Grund, warum sie meist nahe am Wasser gebaut sind. Das Fort hat einen Durchmesser von 27 Metern und verfügt über imposante Mauern, die bis zu 4 Metern hoch und 5 Meter dick sind. Ein Aufstieg auf die Mauer lohnt sich, nicht nur wegen dem Blick über das Fort, sondern auch den erhöhten Blick über die wundervolle Landschaft.

Auch das Nachbarfort Leacanabuaile Stone Fort ist von hier zu erkennen.

Danach fahren wir noch die kurze Strecke zum Cuas Crom Beach, halten aber nur für ein Foto und fahren dann weiter nach Westen, ...

... immer wieder mit Blick auf die See in der Ferne und grünen Wiesen ...

... garniert mit einem Meer aus knallbunten Blumen im Vordergrund.

Inzwischen stellt sich Hunger ein. An den meisten anderen Tagen haben wir oft eine Müsli-Mischung dabei, heute nicht. Zudem haben wir mal so richtig Lust auf Fisch. So gelangen wir schließlich ins hübsche Portmagee.


Dort finden wir ein Restaurant am Hafen ...

... und schlagen mit einer Fischplatte für 58€ mal so richtig zu. Eine gute Investition.

Über eine langgezogene Brücke setzen wir nach Valentia Island über ...

...und fahren zum Leuchtturm auf die Nordseite der Insel am Cromwell Point.

Dort angekommen überlegen wir kurz ob uns der Besuch des Leuchtturms jeweils 8 Euro wert sind und entscheiden uns dafür. Eine sehr gute Idee.

Der Leuchtturms befindet sich auf einem Gelände, auf dem sich im 17 Jahrhundert ein Fort von Oliver Cromwells Truppen befand. Der Leuchtturm selbst entstand 1828.

Von hier bieten sich herrliche Ausblicke auf die Küste bis hinüber nach Dingle Peninsula und das kann man alles bei einer sehr guten Tasse Kaffee genießen.

Mindestens so faszinierend wie die Landschaft (und der Kaffee) ist die Geschichte des Leuchtturms – bzw. der Tatsache, dass von hier aus die Welt verändert wurde.
Valentia Island war östlicher Endpunkt des ersten Transatlantikkabels, welches 1857 zuerst verlegt, ab 1866 funktionstüchtig neu verlegt und dann bis 1966 benutzt wurde.
Wir springen in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Telegraph ist soeben erfunden und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt worden, und sowohl in Europa als auch den USA wird fleißig ferngeschrieben. Doch zwischen den Kontinenten herrscht noch immer Funkstille – einzig die Schifffahrt ermöglicht Nachrichtenaustausch.
Es ist ein ehrgeiziger Plan: ein Telegrafenkabel quer durch den Atlantik von Irland bis zum kanadischen Neufundland, eine Distanz von mehr als 3000 Kilometern. Mit dieser Idee will der amerikanische Unternehmer Cyrus W. Field Mitte des 19. Jahrhunderts die Kommunikation zwischen Europa und Nordamerika revolutionieren. Bislang brauchen Nachrichten von einem Kontinent zum anderen per Schiff zwölf Tage. Erste, kostspielige Versuche, eine dauerhafte Transatlantikverbindung herzustellen scheitern jedoch. In den Jahren 1865 und 1866 wagt Field einen neuen Anlauf und lässt an der irischen Westküste bei Valentia Island Verlegearbeiten durchführen. Auf dem Weg von Irland nach Neufundlang muss das Kabel mühselig und vorsichtig ausgerollt werden. Das Unternehmen ist äußerst riskant: Bei vorigen Versuchen sind Kabel gebrochen. Zudem ist damals wenig über den Meeresboden und die dort vorkommenden Strömungen bekannt.
Am 27. Juli 1866, nach fast vier Wochen auf hoher See, ist es so weit: Das Schiff "Great Eastern" erreicht die Stadt Heart's Content in Neufundland. Auf der ganzen Welt feierten Zeitungen die neue Telegrafenverbindung zwischen der Alten und der Neuen Welt, nannten sie das "achte Weltwunder". Manche Zeitgenossen verknüpften große Hoffnungen mit dem Transatlantikkabel: Kaiser Napoleon III. etwa meinte, jedes internationale Missverständnis lasse sich nun schnell mit einem Telegramm aus der Welt schaffen. Diese Erwartung erfüllten sich zwar nicht, tatsächlich aber revolutionierten Seekabel den Handel und ermöglichen bald Nachrichtenübermittlungen in die ganze Welt.

Aber Valentia Island hat noch mehr zu bieten. Zum Beispiel den Geokaun Mountains and Cliffs Park, der ebenfalls auf Privatgelände liegt und somit kostenpflichtig ist. Auch sorgen einmalig 8 € für das Auto dafür, dass man die Teerstraße hoch zum Gipfel mit Blick auf die See fahren kann - im Hintergrund die Skellig Inseln mit Skellig Michael (Unesco Welterbe).

Unterwegs lohnt sich ein Abstecher zu einem Aussichtspunkt auf die Klippen unterhalb des Berges – eine Miniaturausgabe der Cliffs of Moher aber durchaus sehenswert.

Ganz oben am Ende der Straße bietet die Aussicht 360° auf die Umgebung, die Dingle-Halbinsel, Iveragh-Halbinsel, den Leuchtturm – im wahrsten Sinne des Wortes überragend.

So langsam schreitet die Uhr voran und es wird Abend als wir zurück auf der Iveragh-Halbinsel gen Westen fahren. Gerne würde wir noch einige Abstecher fahren oder noch öfter halten aber die Zeit läuft gegen uns.

Ein Ziel haben wir aber noch auf dem Zettel, an dem man am Ring of Kerry beim besten Willen nicht vorbeifahren kann – die Kerry Cliffs. Tatsächlich muss man vom Ring of Kerry noch eine westliche Verlängerung auf dem Ring of Skellig fahren, auf dem Busse übrigens nicht zugelassen sind. Auch die Kerry Cliffs kosten wieder Geld (5€ pro Nase).
Von der Ringstraße nicht zu erahnen erreicht man die Klippen nach kurzem Fußweg.

Die Küste bricht hier so unvermittelt ab, dass einem fast der Atem stockt.

Über 300 m hoch ragen sie aus dem Atlantik empor.



Der Ring of Skellig führt wieder zum Ring of Kerry und zur Südseite der Iveragh-Peninsula.


Obwohl es hier nicht minder wunderschön ist, halten wir nur noch selten für Fotostops und Abstecher gönnen wir uns keine mehr – dafür ist es heute schon zu spät. Wir hoffen darauf an einem weiteren Tag noch ein bisschen was von der Südküste erleben zu dürfen.
Resümierend muss man festhalten, der Ring of Kerry und die möglichen Abstecher von der Ringstraße sind bei weitem nicht so überlaufen wie wir das befürchtet hatten. Eigentlich alles ganz entspannt, kaum Asiaten, kaum Busse, kein Problem wo man halten will auch zu halten.
Landschaftlich ist diese Route ein Traum. Aufgrund der Vielfalt die hier geboten wird vielleicht zusammen mit der Antrim-Coast im Norden das stärkste Stück Irland.
Ü: Dromore Old, westl. Kenmare 103 € pro Nacht