Autor Thema: Von weißen Klippen, Sonnenuntergängen, alten und neuen Städten - Normandie im Oktober 2024  (Gelesen 1986 mal)

Christina

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Fortsetzung von Tag 5

In Fécamp stoppen wir noch kurz am Supermarkt und sind gegen 14.30 Uhr in der Ferienwohnung. Dort gibt es Kaffee und etwas vom gerade gekauften Kuchen/Gebäck.

Eine Stunde später spazieren wir los, zunächst wieder hinauf auf die Klippen hinter unserem Haus, vorbei an der Kapelle und bis zu den Bunkern, der Ausblick auf die Stadt hinunter ist durch das Gegenlicht etwas getrübt, da müssten wir auf der gegenüberliegenden Klippe sein, dort ist allerdings zwar ein Pfad (der nach Yport führt), aber leider kein Aussichtspunkt und wie wir inzwischen wissen, verlaufen die Wege wegen der drohenden Erosion immer weit weg von der Kante, so dass ein Blick nach unten nicht möglich ist, dafür braucht man einen extra befestigten Aussichtspunkt.





Wir gehen wieder hinunter und am Hafenbecken entlang bis zur Brücke, um den Hafen in Richtung Innenstadt und Strand zu überqueren. Gerade als wir auf der Brücke sind, ertönt ein Signal und die Schranken gehen hinunter, denn die Brücke soll gedreht werden, da ein Schiff vom hinteren Bereich des Hafens passieren will. Das schauen wir uns natürlich an und sind ganz überrascht, dass hinter dem ersten kleineren Schiff (dem Lotsenschiff) ein ziemlich großes Frachtschiff durch die Engstelle fährt, dass hier solch große Schiffe anlegen, hätten wir nicht gedacht.





Entlang der anderen Seite des Hafenbeckens mit den uns nun bekannten An- und Ausblicken (heute mit Sonnenschein natürlich viel schöner)



gehen wir zum Strand, sitzen an der Strandpromenade einige Zeit in der Sonne, schauen den Boulespielern eine Weile zu, Peter nutzt die Toiletten, bevor wir dann wieder zurück in Richtung Leuchtturm auf „unserer“ Seite des Hafens spazieren. An der Ferienwohnung vorbei gehen wir zum Leuchtturm und genießen von dort den Sonnenuntergang – herrlich.






Leicht durchgefroren sind wir gegen 19.00 Uhr zurück in der Unterkunft. Dort gibt es zum Abendessen Galette aus der Mikrowelle (Buchweizenpfannkuchen gefüllt mit Käse und Schinken), dazu einen Salat.

Wetter: sonnig, ca. 17° C



LG Christina

Susan

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Honfleur gefällt mir auch sehr. Toll, die Spiegelung am Hafen! Die große Holzkirche schaut interessant aus. Der Sonnenuntergang war ein schöner Abschluss des Tages.

Wir sind schon einige ähnliche Brücken gefahren und von den Fotos her erschien mir die Pont Normandie jetzt nicht als die größte. Doch die mittlere Öffnung ist tatsächlich weiter als z.B. die bei Edinburgh oder die Vasco da Gama bei Lissabon.
Liebe Grüße
Susan


Silv

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Die Spiegelungen im Hafen sind ja klasse und auch der Sonnenuntergang! Das Altstadtviertel gefällt mir auch sehr  :)
Liebe Grüße
Silvia

Paula

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tolle Fotos Christina, das macht so richtig Lust auf Urlaub!
Herrlich wie sich die Boote im Hafen spiegeln, das kann ich mir gut vorstellen dass du dich da schwer losreißen konntest. Und dann in einem schönen Ort durch die kleinen Geschäfte bummeln mache ich auch sehr gerne. Meist bin ich dann drinnen in den Läden während Josef draußen fotografiert. Die Brücke ist sehr beeindruckend, ich habe in Frankreich eine ähnlich gesehen weiß aber nicht mal mehr in welcher Gegend das war  :-[
Der Sonnenuntergang ist wunderbar und beim Betrachten habe ich auch nicht gefroren - der Vorteil beim virtuellen Reisen  :))
Viele Grüße Paula

Christina

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6. Tag – Freitag, 25.10.

Für die beiden letzten vollen Urlaubstage stehen noch die beiden großen Städte der Region auf dem Programm, heute geht es nach Rouen.

Eine Stunde dauert die Fahrt auf Landstraße und Autobahn bis zur Tiefgarage am Rande des Stadtzentrums.

Auf der Place Saint - Marc unter der sich die Tiefgarage befindet findet ein Flohmarkt statt, Peter möchte sich ein bisschen umsehen, mich interessiert das gar nicht. Zum Glück ;) findet er nichts Kaufenswertes und wir können uns dem Ausgangspunkt des Stadtrundgangs nähern, der Cathédrale Notre-Dame. Im Rother Wanderführer ist ein Rundgang durch die 115.000 Einwohner Stadt enthalten und ich habe die „geniale“ Idee, nur der Gpx Strecke auf meiner Uhr zu folgen, ohne das Buch mitzunehmen, bei so einem Stadtrundgang bin ich um jedes Gramm weniger an Gewicht in der Tasche froh.

Zunächst kommen wir an der Kirche Saint-Maclou vorbei und schauen sie auch von innen an (keine Fotos).


Nicht weit entfernt



erreichen wir dann schon die Cathédrale de Notre-Dame,


auch diese wird von innen besichtigt (keine Fotos), dann möchte Peter eine Kaffeepause machen, ich brauche dringend eine Toilette. Wir setzen uns in ein Café auf dem Platz vor der Kathedrale (2x Grand Crème und ein Croissant EUR 10,00).

Nach der Pause möchte ich gerne dem Gpx Track folgen und stelle fest was für eine Schnappsidee es war, das Wanderbuch nicht mitzunehmen. Es ist nämlich zum einen nicht ganz einfach dem Weg zu folgen, da ich nicht weiß, in welcher Richtung dem Rundkurs zu folgen ist und in den engen Gassen oft nicht klar ist, ob wir uns auf dem Track befinden oder in einer Straße daneben und ich weiß natürlich gar nicht, an welchen interessanten Gebäuden und Plätzen wir vorbeigehen. Nun gut, dann machen wir eine Mischung aus Gpx Track und den vorhandenen touristischen Wegweisern.

Die gesamte Altstadt ist autofrei und man kann wunderbar durch die Gassen mit ihren vielen Fachwerkhäusern schlendern.

Rouen wurde während des Zweiten Weltkriegs stark zerstört, bei der Eroberung durch die Deutschen 1940 vernichtete ein Brand viele Gebäude, später gab es immer wieder Luftangriffe der Alliierten, so dass am Ende des Krieges 10.000 Gebäude zerstört waren. Man entschloss sich die historischen Bauten soweit wie möglich zu retten und zu restaurieren, was wie ich finde zumindest im Altstadtkern ziemlich gut gelungen ist.

Wir kommen an der Gros-Horloge mit Beffroi vorbei, eine prächtige Uhr in einem Torbogen und daneben ein Turm in dem die Uhr zunächst untergebracht war. Der Turm bietet die Möglichkeit die Stadt von oben anzuschauen, öffnet aber erst ab 14 Uhr, da möchten wir nochmal herkommen.


Bald erreichen wir die historisch bedeutsame Place du Vieux Marché mit vielen Fachwerkhäusern und der modernen Kirche Sainte Jeanne d’Arc. Auf diesem Platz auf dem sich früher eine heute nicht mehr existente Markthalle befand, wurde die französische Nationalheilige Jeanne d’Arc 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.


Neben den Mauerresten der 1944 zerstörten Kirche Saint-Vincent wurde 1979 eine moderne Kirche errichtet, die Fenster stammen von der Saint-Vincent Kirche, das Dach soll an den Scheiterhaufen erinnern. Im gleichen Stil wurde daneben eine moderne Markthalle gebaut.


Das Kircheninnere gefällt mir gut, mit viel Holz und etwas Beton ist sie nicht überladen, dank der bunten Fenster aber nicht zu kahl und wirkt auch wegen ihrer geringen Größe und der Beleuchtung fast „gemütlich“.


Weiter bummeln wir durch die Gassen und über kleine Plätze, auch an der Tourist Info kommen wir vorbei und nehmen uns einen Stadtplan mit, nun sind wir doch wieder besser „orientiert“.




(Auch hier gibt es schöne Lampenschirme, sie sind jedoch "nur" mit Blumenranken verziert, nicht mit Stadtmotiven, wie Susan es auf Korsika gesehen hat.)


Zum Mittagessen finden wir ein kleines Restaurant in der Nähe der größten Kirche von Rouen Saint Ouen, die wir nur umrunden und nicht ins Innere gehen.


Im „L’Interlude“ entscheiden wir uns beide für zwei Gänge des Tagesmenüs, als Vorspeise Linsensalat und als Hauptgericht Aigle de Raie (auf Deutsch wohl Adlerrochen oder Rochenadler) mit Reis und Kapernsauce, das haben wir noch nie gegessen und uns überraschen lassen, schmeckt sehr gut und die Gräten sind zum Glück ganz einfach zu entfernen. Hier stellen wir fest, dass man inzwischen auch in französischen Restaurants eine kostenlose Karaffe mit Leitungswasser als einziges Getränk bestellen kann, früher war das nur als begleitendes Getränk zum Wein möglich (EUR 32,20).



Teil 2 des Tages folgt gleich...


LG Christina

Christina

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2. Teil von Tag 6

Nach dem Essen geht es weiter durch die hübschen Gassen von Rouen in Richtung Gros Horloge.

Wir kommen durch die malerische Rue Eau de Robec mit ihrem kleinen Wasserlauf





und statten anschließend dem Aître de Saint-Maclou einen Besuch ab. Dabei handelt es sich um den letzten noch erhaltenen Pestfriedhof aus dem Mittelalter, der Friedhof war von kreuzgangähnlichen Galerien umgeben in denen die Beinhäuser untergebracht waren. Schon in den Religionskriegen wurde der Friedhof stark beschädigt, später wurden die Galerien geschlossen und aufgestockt, die Beinhäuser verschwanden darunter. Heute wird das Fachwerkgebäude von Studenten der Kunsthochschule genutzt, es gibt mehrere Werkstätten und Verkaufsräume für Schmuck und sonstige Gegenstände und ein Café.



Entlang weiterer idyllischer Straßen und Plätze





erreichen wir schließlich die Gros Horloge kurz vor 14 Uhr. Es steht schon eine Familie vor dem noch geschlossenen Eingang, da stelle ich mich gleich mal dazu, wer weiß wie lange die Schlange noch wird. Peter möchte nicht mit rein gehen, sondern im benachbarten Starbucks auf mich warten.

Pünktlich um 14 Uhr wird geöffnet, nach der Familie zahle ich meinen Eintritt (EUR 7,70) und bekomme einen Audioguide. Eigentlich wollte ich mich im Museum gar nicht weiter aufhalten, sondern gleich zum Grund meines Besuchs gehen: der Aussichtsplattform oben am Turm, aber gut, da ich den Audioguide nun habe, widme ich mich auch dem Museum. Darin geht es natürlich um die Technik der Gros Horloge, also der großen Uhr außen am steinernen Bogen über der Straße, die wir schon heute Vormittag angeschaut haben. Aber es geht auch um die Geschichte der Stadt, geschildert aus Sicht des Turm- und Uhren“wärters“, der im Turm wohnte und für das fehlerfreie Funktionieren der Uhr zuständig war.

Das ist ganz interessant, ich bin aber froh, dass ich als zweite ins Museum konnte, denn die Räume sind eng, pro Stockwerk im Turm ein Raum, die Wendeltreppe noch enger und sie ist auch nicht wie ich erst dachte, nur in eine Richtung zu begehen und das Museum für Kinder völlig uninteressant, dementsprechend laut und wuselig sind die drei Kinder der Familie, die vor mir ins Museum ist. Von Peter bekomme ich nach einiger Zeit eine SMS, dass er seinen Kaffee getrunken hat und sich noch ein bisschen in der Stadt umschaut, ja das dachte ich mir schon, dass ihm das zu lange dauert.

Von der Aussicht bin ich begeistert, man kann rund um gehen, es gibt nur eine Brüstung, kein Glas oder Gitter und die grauen Dächer mit den orangenen Kaminen mag ich einfach. Von hier oben wird deutlich, dass Rouen in einem Tal liegt, umgeben von bewaldeten Hügeln, leider ist der Turm nicht hoch genug, um die Seine, an der Rouen liegt, sehen zu können. 





Wieder unten, schicke ich Peter eine SMS und wir treffen uns kurz darauf am Museumseingang.

Peter will mir zeigen, was er während meiner Museumszeit entdeckt hat – ein Geschäft für Stifte aller Art, insbesondere aber Füller – ich habe es schon geahnt :). Sein neuestes Hobby sind nämlich Füller (eine Welt für sich mit Internetforen und Verkaufsplattformen) und ein Füller im Urlaub gekauft ist natürlich (das verstehe ich gut) ein tolles Souvenir.

Wir gehen also ins Geschäft, das ein kleiner Familienbetrieb ist, Vater, Mutter und Tochter arbeiten gemeinsam. Wir werden von der Mutter bedient, die sich hin und wieder Hilfe von der Tochter holt, damit das Gespräch nicht nur auf Französisch, sondern auch auf Englisch stattfinden kann. Peter entdeckt gleich zwei, drei Stifte von einem bekannten Hersteller, die erst vor kurzem herausgekommen sind und entscheidet sich dann für einen davon. Dazu noch eine Tinte und Verkäufer und Käufer sind glücklich. Und ich freue mich, dass es tatsächlich noch solch kleine Fachgeschäfte gibt, da scheint in Frankreich die Situation noch etwas besser zu sein als in Deutschland, wobei auch hier in Rouen die Schilder/Aufkleber an den Schaufenstern mit „Kauft lokal ein, damit die Stadt lebendig bleibt“ nicht zu übersehen sind.

Im Füller Geschäft gab man uns den Tipp, unbedingt den Palais de Justice anzuschauen, der wäre das Schönste was Rouen zu bieten hätte. Dort waren wir natürlich schon, haben aber keine Fotos gemacht, das möchte ich nun doch nachholen. Das ist leider nicht einfach, denn als Gerichtsgebäude (im 16. Jh. war hier das normannische Parlament untergebracht) ist es streng bewacht und gesichert. Ein hoher Zaun umgibt den Hof und die herrliche Fassade, und man kann auch nicht durch die Zaunstreben hindurch fotografieren, denn dort ist durchgängig eine Glasscheibe angebracht. Aber die vielen filigranen Verzierungen des neugotischen Gebäudes kann man zum Glück trotzdem bewundern.


Zum Abschluss unsers Rouen Besuchs trinken wir im kleinen Café „Le P‘tit Creux“ je einen Kaffee und essen einen Crêpe (EUR 13,60), gegen 16.15 Uhr fahren wir wieder zurück nach Fécamp (das Parken hat erträgliche EUR 9,00 gekostet).


In Fécamp machen wir noch einen Spaziergang, dabei wollen wir nach Souvenirs schauen, da bietet sich das Office de Tourisme an, das leider praktisch direkt vor unseren Augen die Türen zum Feierabend schließt und der Museumsshop des Fischereimuseums, der noch geöffnet ist. Dort finden wir ein paar Postkarten und ich einen Schlüsselanhänger.

Auf dem Rückweg kommen wir an einigen größeren Fischerbooten vorbei, vor einem hat die Besatzung das große Netz auf dem Boden ausgebreitet und mehrere Arbeiter sitzen auf dem Boden und flicken das Netz, hätte ich nicht gedacht, dass das noch so traditionell von Hand gemacht wird.

Wir essen in der Ferienwohnung zu Abend, da es bewölkt ist, denke ich nicht an den Sonnenuntergang. Gegen 18.45 Uhr fällt mein Blick zufällig aus dem Fenster – was für ein fantastisches Farbenspiel, irgendwie hat die Sonne doch noch ein paar Lücken gefunden und nun ist nicht nur der Himmel bunt, sondern auch das Meer rosa gefärbt. Hätte ich das doch nur geahnt, dann wäre ich rechtzeitig noch bis zum Leuchtturm vorgegangen, so muss leider der Blick aus dem Fenster reichen.



Wetter: vormittags sonnig bis bewölkt, nachmittags bewölkt, ca. 16°C



LG Christina

Susan

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Auch sehr hübsch. Schön, dass nach dem Krieg vieles wieder restauriert wurde und nicht mit Neubauten zugeknallt. Unsere Schule hatte Schüleraustausch mit der Gegend um Rouen, daher kannte ich die Stadt zumindest dem Namen nach.  8) Als "Lateiner" kam ich aber nie in den Genuss, sie live kennenzulernen.
Liebe Grüße
Susan


Ilona

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Die Fachwerkhäuser sehen toll aus.

War das wirklich ein Rochen zum essen?
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Christina

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War das wirklich ein Rochen zum essen?

Ich kenne mich mit Fischen nicht so aus, daher kann ich nur die französische Bezeichnung, die deutsche Übersetzung, die ich dazu gefunden habe und das Foto liefern. Ich denke schon, dass es ein Rochen war, aber halt eine kleine Art.


LG Christina

Paula

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Von deinen Fotos her wäre ich nicht auf die Idee gekommen dass Rouen im Krieg stark zerstört wurde, so viele schöne Fachwerkhäuser und auch die Steinbauten, das schaut alles völlig authentisch aus. Die moderne Kirche mit den historischen Fenstern gefällt mir besonders gut, die wenigen modernen Kirchen die ich in Deutschland kenne sind durch die Bank langweilig oder einfach nur häßlich.
Frankreich ist einfach eine Augenweide, das ist neben der schönen Sprache ein Hauptgrund warum ich da so gern hinfahre. Rouen hätte ich aber nicht so toll erwartet, da muss ich wirklich auch mal besuchen.
Viele Grüße Paula

Christina

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Rouen hätte ich aber nicht so toll erwartet, da muss ich wirklich auch mal besuchen.

Ich war auch positiv überrascht, dass es so viele Gassen mit Fachwerkhäusern gab. Rouen lohnt sich auf jeden Fall.


LG Christina

Christina

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7. Tag – Samstag, 26.10.

Heute wollen wir uns Le Havre anschauen, eine Stadt auf die ich mich schon sehr freue, sie ist architektonisch gesehen eine Besonderheit, denn sie wurde anders als z.B. Rouen oder St. Malo in der Bretagne, nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht möglichst originalgetreu, sondern modern nach dem Entwurf eines dafür engagierten Architekten aufgebaut.

Zunächst regnet es, aber es soll im Laufe des Vormittags aufhören, daher fahren wir nach dem Frühstück zum Supermarkt, um unseren „Abschiedseinkauf“ zu erledigen. Proviant für die morgige Heimfahrt kommt mit, aber auch ein paar Spezialitäten für die ersten Tage (und länger z.B. Wein) zu Hause.

Gegen halb zehn ist es trocken und wir fahren Richtung Stadt. Le Havre liegt nicht weit entfernt von Fécamp und man kann sich der Stadt „von hinten“ nähern, nämlich an der Küste entlangfahren und am Strand von Le Havre parken, damit umgeht man die Fahrt durch die Innenstadt. Der Küsten-/Badeort Sainte - Adresse und Le Havre sind praktisch zusammengebaut und an der Küstenstraße zwischen beiden Orten finden wir am Straßenrand einen kostenfreien Parkplatz.

Auf einer breiten Strandpromenade, die wir uns mit Joggern und Hundespaziergängern teilen, gehen wir in Richtung Stadt. Wir können zwei große Frachter beobachten wie sie in den Hafen ein – bzw. auslaufen, die Lotsenschiffe erscheinen winzig neben den Frachtschiffen und machen die Dimension deutlich. Die 165.00 Einwohner Stadt lebt hauptsächlich von ihrem Hafen, dem zweitgrößten in Frankreich nach Marseille und dem fünftgrößten Containerhafen der Welt.


Le Havre hat aus neuerer Zeit einige Skulpturen, an der mich an einen Stuhl erinnernde UP#3 vom Künstlerduo Sabina Lang und Daniel Baumann kommen wir vorbei, im Hintergrund ist unter anderem der Kirchturm der Saint - Joseph Kirche zu sehen.


Und dorthin führt uns nun auch unser Weg. Die Kirche gehört unübersehbar zum neugebauten Teil der Stadt. 1944 wurde das historische Stadtzentrum von den Engländern fast komplett dem Erdboden gleichgemacht, 5000 Einwohner starben, bis auf einzelne, überwiegend einsturzgefährdete Häuser gab es nur noch Schutthaufen. Einen originalgetreuen Wiederaufbau konnte sich niemand vorstellen und so wurde der Architekt Auguste Perret damit beauftragt eine neue Stadt zu schaffen. Perret, der bereits 1954 starb, die Vollendung seines großen Projekts dadurch gar nicht mehr miterleben konnte, ist seinen Prinzipien bei der Neuplanung von Le Havre gefolgt: als Baumaterial wurde Beton verwendet (zur Herstellung des Betons wurde auch der Schutt der zerstörten Gebäude verwendet, ein sehr schönes Detail wie ich finde), die Stadt sollte übersichtlich, einfach und hell sein.

St. Joseph entspricht diesen Grundsätzen, abgesehen von der Helligkeit, da ist eher das Gegenteil verwirklicht. In Übereinstimmung mit dem Pfarrer von St. Joseph entschied Perret, dass die einzigen Farben in der Kirche die der Buntglasfenster sein sollten. Der Blick nach oben in den Turm ist beeindruckend, der Kircheninnenraum kleiner als ich von außen vermutet hätte und nur die „Überdachung“ (Traghimmel) des Altars und der Glasbereich dahinter gefällt mir nicht.




Wir spazieren weiter durch die seit 2005 zum UNESCO Weltkulturerbe gehörende Stadt bis zur Espace Oscar Niemeyer, auch Vulkan genannt. Das Kulturzentrum von 1982 wurde vom brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer entworfen, eines seiner wenigen Werke in Europa, und soll einen Gegensatz zur geometrischen Strenge der restlichen Stadt sein (was Perret wohl dazu sagen würde?): Im Inneren sind ein Theater und eine Bibliothek. Leider finden Renovierungsarbeiten statt und keines der Gebäude kann betreten werden (zumindest meine ich das bei der Reisevorbereitung gelesen zu haben, bin mir aber nun nicht mehr sicher, ob es tatsächlich geschlossen war, nachgeprüft haben wir das leider vor Ort nicht), außerdem stehen auch noch so hässliche Handwerker bzw. Transport Fahrzeuge herum (obwohl heute Samstag ist). Um einen Blick auf die gesamte Anlage zu bekommen, muss man sich weiter von ihr entfernen, das wollen wir später noch nachholen.




Nun wenden wir uns einer der Hauptachsen der Stadt zu, der Rue de Paris mit ihren Arkadengängen. Am Ende der Straße sieht man eine weitere moderne Skulptur, die wir uns später noch genauer ansehen werden.



Der Platz vor dem Naturkundemuseum im ehemaligen Justizpalast wird gerade neu gestaltet, nicht weit entfernt befindet sich die Kathedrale Notre-Dame, diese historischen Gebäude sind Ausnahmen im modernen Stadtbild.




Zum Mittagessen gehen wir ins „Le Grand Quai“ zwischen Hafen und Stadt gelegen. Wir nehmen wieder wie gestern einen Teil des Menus, Vorspeise und Hauptspeise. Peter bestellt eine Wurstplatte und einen Burger, ich entscheide mich für „Oeuf parfait“ (noch nie gehört), ein Ei auf geschäumter Gemüsesuppe und Croutons – sehr lecker (Zu Hause finde ich heraus, dass das „perfekte Ei“ ein Ei ist, das 45 Minuten lang sanft durchgegart wird, dank einer Gartechnik unterhalb des Siedepunkts. So erhält man schließlich ein Ei, dessen Eiweiß nach dem Schälen schön fest und dessen Eigelb sehr flüssig ist. Es hat das perfekte Gleichgewicht zwischen Eiweiß und Eigelb, die so nah wie möglich bei ihrer Gerinnungstemperatur gegart werden, um eine einmalige schmelzende Textur zu erhalten.) und Fish & Chips (EUR 36,00, Wasser kostenlos in der Karaffe).



Nach dieser Stärkung gehen wir nochmal in Richtung Wasser, zur Skulptur „Catène de Container“ (Containerkette) von Vincent Ganivet, die mir richtig gut gefällt, die Container als passendes Symbol für den Hafen und bunt als Farbtupfer im sonst eher einheitlich hellbraunen Stadtbild.


Weiter geht’s am Le Havre Port Center (eine Art Kulturzentrum, um den Hafen mit seiner Industrie der Bevölkerung näher zu bringen, solche Port Center gibt es weltweit in mehreren Hafenstädten) vorbei


zum Musée Malraux. Hier befindet sich die, nach diversen Museen in Paris, bedeutendste Impressionistensammlung Frankreichs. Das Museum wäre auf jeden Fall einen Besuch wert, aber Peter hat keine Lust, außerdem ist die Zeit heute dafür zu knapp, die reicht ja nicht mal mehr, um alle Ecken der Stadt zu sehen, die wir gerne sehen würden. Aber auch der Blick auf das Gebäude lohnt sich schon, es wurde 1961 als eine Art Abschluss des Wiederaufbaus der Stadt errichtet.


Noch eine dritte moderne Skulptur gibt es in der Stadt, sie heißt „Jusqu’au bout du monde“ von Fabien Mérelle und zeigt einen Vater samt Tochter, die beide übers Meer in die Ferne blicken („bis ans Ende der Welt“).



Vom Hafen ist neben dem hohen Turm der St. Joseph Kirche ein weiterer, kleiner Turm zu sehen, das ist das Rathaus von Le Havre und dorthin gehen wir nun. Vor dem Rathaus ist ein schön angelegter Platz mit Wasserspielen und kleinem Park. Der Rathaus Turm kann bestiegen werden, leider, leider ist das aber nur in der Hochsaison möglich, im Oktober, obwohl doch gerade auch in Frankreich Herbstferien sind, wird das nicht mehr angeboten. Sehr schade, der Blick wäre so interessant gewesen.


Nun steht ein bisschen Shopping auf dem Plan und zwar gibt es den „LH Concept Store“ (LH für Le Havre, nicht Lufthansa ;D) für Kleidung mit LH Aufdruck. Hier kaufen wir uns jeder ein T-shirt. Ein weiteres interessantes Geschäft für Souvenirs ist der „Local Store“, hier wandern Glasuntersetzer mit verschiedenen Le Havre Symbolen in unsere Tasche (als Glasuntersetzer sind sie aber viel zu schade, daher hängen sie nun an der Rückwand eines unserer Küchenregale).

Im Café der Buchhandlung „La Galerne“ machen wir unsere Kaffeepause und schauen uns dann nochmal in der Gegend um die Espace Niemeyer um. Von der Fußgängerbrücke über das Bassin du Commerce hat man einen schönen Überblick über die beiden „Vulkane“, den Kirchturm und die typischen Wohnbauten, sowie ein interessant gedrehtes Hochhaus neueren Datums. Hinter dem Bassin du Commerce gibt es noch ein Gebiet mit einigen modernen Bauten rund um verschiedene Hafenbecken, das wir uns gerne noch angeschaut hätten, das wird aber zu viel für heute.




Vorbei an weiteren typischen Wohngebäuden (man beachte den stilechten Zaun davor, aus Beton und mit quadratischem Muster)


gehen wir zurück zum Strand und an der Strandpromenade entlang bis zu unserem Auto.

Gegen 16.30 Uhr fahren wir zurück nach Fécamp, dort tanken wir noch und sind gegen 17.30 in der Ferienwohnung. Wir essen zu Abend, packen und tragen dann schonmal einige Sachen ins Auto, damit wir morgen früh nicht ganz so oft laufen müssen.

Wetter: bewölkt, morgens und ab 17 Uhr Regen, dazwischen trocken, ca. 15°C



LG Christina

Susan

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Interessant die unterschiedlichen Wiederaufbaukonzepte der beiden Städte. Da ich modernen Bauten eher weniger abgewinnen kann, gefällt mir Le Havre jetzt nicht so. Bis auf die Kirche und die Containerkette, die wenigstens etwas Farbe ins Stadtbild bringt.
Liebe Grüße
Susan


Horst

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Hallo Christina,
mich würde es mal interessieren wie es dort mit der Verständigung klappt. Ist man auf Französisch angewiesen oder geht auch Englisch?
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Christina

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Hallo Horst,

das ist etwas schwierig zu beantworten für mich, da ich Französisch spreche, aber Speisekarten gab es z.B. oft auch auf Englisch und die Dame bei der Schlüsselübergabe konnte Englisch und der Kellner in Le Havre konnte auch gut englisch (der hat nämlich so leise gesprochen, dass er nicht zu verstehen war, er dachte aber, es liegt daran, dass wir kein Französich sprechen und hat deshalb auf Englisch weitergesprochen), ich würde sagen, man kommt sicherlich gut durch auch mit Englisch, auf jeden Fall wesentlich besser als in Spanien (da seid ihr ja oft, ich weiß nicht, ob du Spanisch spricht), ich kann nur ein paar einfache Brocken Spanisch, die normalerweise für Essen bestellen und einchecken reichen, aber wenn es mal etwas mehr sein muss, war ich jetzt in Andalusien oft sehr genervt und erstaunt, wie unglaublich schlecht bis gar nicht, die (sogar jungen) Leute dort Englisch sprechen, da bin ich sicher, dass das in Frankreich wesentlich besser ist. Vielleicht kann Susan oder Paula noch etwas dazu sagen, die sind ja auch öfter in Frankreich unterwegs.


LG Christina