4. Tag – Mittwoch, 23.10.Heute möchten wir uns Le Tréport anschauen, dort ist der nordöstliche Beginn der Normandie und dort sind auch die ersten weißen Klippen der Alabasterküste.
Unterwegs machen wir einen Stopp an einem Supermarkt am Rande von Dieppe zum Tanken und Peter kauft sich ein Gebäck und einen Kakao zum Frühstück, er hat morgens nur Kaffee getrunken.
Nach zähen 1,5 h Fahrt (plus eine halbe Stunde Pause) erreichen wir gegen 10.30 Uhr Le Tréport. Die Fahrt in die Stadt rein können wir uns zum Glück ersparen, auf den Klippen oberhalb der Stadt gibt es am Rand eines Wohngebiets einen großen Parkplatz, Grund dafür ist eine Standseilbahn, die das Plateau mit dem Strand verbindet. Direkt bei der Standseilbahn kostet das Parken EUR 3 pro Tag, ein paar hundert Meter entfernt ist es kostenlos. Auch einen Wohnmobilstellplatz gibt es, der recht gut belegt ist.
Wir parken auf dem kostenlosen Platz und spazieren dann auf dem Fußweg entlang der Klippen in Richtung Funiculaire. Von ein paar Aussichtspunkten (man steht hier immerhin auf den höchsten Kreidefelsen Europas mit einer Höhe von 110 m) hat man einen herrlichen Blick auf Strand und Stadt, auf der anderen Seite der Flussmündung ist das Ferienörtchen Mers-les-Bains zu sehen, das gehört schon zur Picardie, aber auch dort gibt es weiße Klippen, das sind dann aber tatsächlich die ersten bzw. letzten, dahinter ist der flache Sandstrand schon zu erahnen.
Le Tréport hat 4400 Einwohner und lebt überwiegend vom Fischfang, aber auch vom Tourismus.
Knieschonend nehmen wir bergab die erstaunlicherweise kostenlose Standseilbahn. Von der „Talstation“ ist es nicht weit zum Strand, den wir entlang bummeln bis zum Leuchtturm. Hier sind die „estacades“ noch intakt und man kann auf ihnen gehen.
Von dort wo der Leuchtturm steht hat man einen schönen Blick auf die Häuserfassaden von Mers-les-Bains und die Klippen dort, sowie auf die Klippen von Le Tréport, die gerade aber im Schatten liegen.
Wir gehen am Hafenbecken entlang, zur Zeit ist Ebbe und die Boote liegen auf dem Trockenen, immer wieder interessant zu sehen.
Nach einiger Zeit erreichen wir eine Fußgängerbrücke
und können auf die andere Seite des Hafens wechseln und weiter gehen nach Mers-les-Bains. Dieses wurde vor ca. 150 Jahren vom Fischerdorf zum Ferienort der Reichen und Intellektuellen, Gustave Eiffel, Jules Vernes, Victor Hugo verbrachten ihre Ferien hier. Aus der damaligen Zeit sind zu meiner großen Freude zahlreiche (viel mehr als ich erwartet habe) Villen mit bunten Fassaden erhalten geblieben.
Ich kann mich gar nicht sattsehen und würde am liebsten jedes einzelne Haus fotografieren, halte mich aber Peter zuliebe zurück, außerdem habe ich Hunger und ein Restaurant ist erstmal nicht in Sicht. Wir machen uns auf die Suche und werden etwas vom Strand zurück versetzt an einem großen Platz fündig. Es gibt eine ganze Reihe Restaurants, bis auf eines sind aber alle geschlossen, das lohnt sich wohl um diese Jahreszeit nicht mehr, vielleicht machen sie aber auch nur am Abend auf.
Wir bekommen einen schönen Platz am Fenster und sind um 12 Uhr nicht die ersten Gäste. Nach und nach füllt es sich, schließlich wird noch die Terrasse geöffnet, damit alle einen Platz finden.
Ich nehme einen Hackbraten mit Pommes, Peter Fisch and Chips und ein Bier, dazu für uns beide eine große Flasche Wasser (EUR 32,00).
Nach dem Essen nehmen wir den Aufstieg zu den Klippen in Angriff. Dabei hat man einen schönen Blick über die grauen Dächer der Stadt und weiter oben sieht man dann auch bis nach Le Tréport.
Der Klippenweg hier oben in Richtung Osten ist einem recht guten Zustand, der Matsch hatte gestern und heute Zeit zu trocknen, die Sonne scheint, es ist warm und so spazieren wir gemütlich den Pfad entlang.
Eigentlich würden wir gerne noch bis zum nächsten Ort Ault weiterwandern, aber wir haben ja noch einiges an Rückweg vor uns, erst zu Fuß zum Auto und dann die Rückfahrt nach Fécamp, die ich noch durch einen Zwischenstopp unterbrechen möchte. Urlaubstage sind einfach immer zu kurz (und die in diesem Urlaub besonders, erst um 8.30 Uhr morgens ist es hell und schon um 18.45 Uhr geht die Sonne unter).
Daher drehen wir bald um, genießen nochmal die Blicke auf Le Tréport und die grauen Dächer von Mers-les-Bains.
Entlang der Strandpromenade und dann auf einer Straße parallel dazu gehen wir an den schönen, bunten Belle-Epoque-Villen vorbei zurück nach Le Tréport.
Dort laufen wir diesmal nicht am Strand entlang, sondern durch die Straßen des ehemaligen Fischerviertels, die Häuser dort sehen zum Teil auch sehr nett aus.
Aber das Viertel liegt unterhalb der Klippenwand und die Häuser in unmittelbarer Nähe zur Klippe bekommen schon jetzt im Oktober überhaupt keine Sonne mehr ab, man spürt die feuchte Kälte, die von der Klippenwand ausgeht, da wird man sehr viel heizen müssen, wenn man es einigermaßen warm und trocken in der Wohnung haben will, an frühere Zeiten ohne Zentralheizungen mag ich da gar nicht denken.
Die Treppenfluchten nach oben sehen sehr einschüchternd aus, aber mit vielen Fotopausen und einfach einen Fuß vor den anderen setzen, ohne daran zu denken, was noch vor einem liegt, lassen diese sich besser bewältigen als noch unten gedacht. Und das Treppensteigen lohnt sich auch wegen des Blicks über das Fischerviertel, den man von ganz oben oder aus der Seilbahn nicht hat.
Noch ein paar letzte Blicke werfen wir auf Mers-les-Bains und Le Tréport, man sieht nun gut, wie weit fortgeschritten die Flut inzwischen ist,
dann erreichen wir gegen viertel nach drei Uhr wieder das Auto und sind ganz froh, nun ein bisschen Zeit im Sitzen verbringen zu können, da sind doch einige Kilometer und Höhenmeter zu Fuß zusammengekommen.
Nach einer guten Stunde Fahrt, die letzten Kilometer auf einer extrem schmalen Straße, auf der uns dann natürlich ein Lkw entgegenkommt (zum Glück ganz am Anfang der Straße, wo wir ein Stück zurücksetzen und an der letzten breiteren Stelle den Lkw passieren lassen), erreichen wir das Örtchen Quiberville.
In diesem Bade-/Ferienort ist ganz gut was los, die Parkplatzsuche gestaltet sich schwierig, aber weil ich (dringend) auf die Toilette muss, möchten wir nicht außerhalb parken, was gut möglich wäre. Ich gehe daher schon mal auf die Toilette am Strand, Peter parkt inzwischen das Auto. Dann gehen wir an der Strandpromenade entlang zum Grund für unseren Besuch hier: der Bunker / Blockhaus Tombé (der schon zum nächsten Ort Sainte-Marguerite sur Mer gehört). Der 1942 von den Deutschen errichtete Bunker drohte aufgrund der erodierenden Klippen abzurutschen und dabei möglicherweise Menschen, die sich am Strand aufhalten, zu gefährden. Daher beschloss die Gemeinde 1995 nachzuhelfen und den Bunker kontrolliert nach unten zu stoßen. Das Nachmittagslicht ist herrlich und eigentlich würde ich gerne noch direkt bis zum Bunker gehen, aber dafür habe ich keine Energie mehr, das war doch ein anstrengender Tag und der Fußweg vom Parkplatz im Ort bis hierher auch wieder nicht ganz kurz und zurück zum Auto müssen wir ja auch wieder.

Gegen 17.15 Uhr verlassen wir Quiberville und sind eine dreiviertel Stunde später wieder in der Ferienwohnung. Wir essen zu Abend und bewundern dann den Sonnenuntergang vom Fenster aus. Noch 45 min nach dem Untergang ist der Himmel rot und gelb gefärbt.
Wetter: sonnig, ca. 17°C