Hallo Silvia und Paula

Paula, ich denke, dass das Bezahlen am Tresen während Corona eingeführt und beibehalten wurde, kann ich mir nicht vorstellen, dass das ausgerechnet nur in der Normandie so sein sollte. Ich finde das auch gut, dass man nicht auf die Rechnung warten muss.
Susan, interessant mit dem Ärmelkanal als ehemaligem Fluss, das erklärt dann tatsächlich die Ähnlichkeit. Immerhin, du kennst Benedictine.
Silvia, Likör ist überhaupt nicht meins, so etwas wie Baileys ja, aber nicht Likör.
3. Tag – Dienstag, 22.10.Eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Normandie ist unser erstes Ziel heute. Wir starten gegen 8.30 Uhr und sind eine halbe Stunde später in Étretat, bekannt wegen der Felsnadeln und -bögen beidseits der Bucht an der der kleine Ort liegt, solche Gebilde gibt es sonst nirgends an der Alabasterküste.
Der Aufstieg Étretats zum bekannten Badeort begann bereits um 1850 als eine ganze Reihe von Künstlern den Ort bzw. die malerische Natur drumherum entdeckten. Unter anderem Claude Monet und Eugène Delacroix malten hier, ihnen folgten z.B. Jacques Offenbach und Guy de Maupassant, (letzterer wuchs in Étretat auf). Bis zum Ersten Weltkrieg war Étretat dann Sommerreiseziel der Schönen und Reichen, nach dem Ersten Weltkrieg zogen diese dann aber ein Stück weiter westlich nach Deauville und Étretat wurde wieder zu einem ruhigen Fischerdorf. Erst in den 1960iger und 70iger Jahren entdeckten die Touristen den Ort erneut und ersetzten die Fischerei als Haupteinnahmequelle. Aus dieser Zeit stammen auch einige Bausünden an der Strandpromenade.
Wer Arsène Lupin kennt – die Geschichten um den Meisterdieb spielen in Étretat, eine der Felsnadeln dient Lupin als Versteck für seine Beute.
In Étretat gibt es eine Vielzahl von Parkplätzen, ein recht großer Platz mitten im Zentrum nur ein paar Schritte vom Strand entfernt und an den Ortsrändern mehrere große Plätze. Alle sind gebührenpflichtig. Als wir gestern Abend die heutige Tagesplanung gemacht haben, schlug ich einen der etwas außerhalb liegenden Parkplätze vor, wir meiden Ortszentren eigentlich immer, Peter meinte aber, er wolle im Zentrum parken. Dorthin fahren wir nun, noch ist alles ganz ruhig und auf dem Parkplatz stehen nur zwei, drei Autos.
Am Parkautomat dann die weniger nette Überraschung: vier Stunden parken kostet EUR 15,00, fünf Stunden kosten EUR 45,00 und mehr als fünf Stunden darf man gar nicht bleiben. Ich schlage vor, doch gleich auf einen der anderen Parkplätze zu fahren, aber Peter löst dann doch einen Parkschein für vier Stunden.
Weil es noch so ruhig und außerdem noch neblig ist, schauen wir uns als erstes den Ort an. Sehr nett ist die Markthalle und auch sonst gibt es einige hübsche Ecken, aber wenig überraschend, gibt es eine Vielzahl von Souvenirgeschäften, Hotels und Restaurants. Da bin ich ganz froh, dass ich hier keine passende Unterkunft gefunden habe, Fécamp ist doch wesentlich sympathischer.
Nach unserem kleinen Rundgang machen wir uns, vorbei am Strand, an dem ein paar Boote liegen,
an den Aufstieg zu den Klippen, zunächst geht es zur Falaise d’Aval im Westen der Bucht.
Hier ist schon eine beachtliche Anzahl an Touristen aus allen möglichen Ländern unterwegs, erstaunlich für diese Jahreszeit, da mag ich mir gar nicht vorstellen, wie es hier im Sommer zugeht.
Ganz angenehm ist dieser Spaziergang nicht, die Wege sind teils recht matschig (dass auch in Frankreich die vergangenen Monate einige der regenreichsten seit Jahrzehnten waren, durften wir ja gestern auf dem Pfad der Matrosen in Fécamp schon feststellen), die Luft ist kühl und an einigen ausgesetzten Stellen weht ein kalter Wind.
Die Aussichten entschädigen aber für die Mühen: verschiedene Felsnadeln und -bögen zeigen sich, man kann auch auf den Ort blicken und die gegenüberliegenden Klippen. Die Sonne schafft es leider nicht so richtig sich gegen den Nebel durchzusetzen, die Nebelschwaden sorgen aber auch für eine ganz besondere Stimmung.
Wieder unten gehen wir die Strandpromenade entlang zum anderen Ende der Bucht
und spazieren dort wieder nach oben, diese im Osten gelegenen Klippen heißen Falaise d’Amont. Auch von diesem Klippenweg hat man wunderbare Aussichten, er ist aber noch wesentlich matschiger als der auf der anderen Seite, auch ist der Wind noch kälter, daher drehen wir recht schnell wieder um und gehen in den Ort zurück.
Eigentlich hatten wir vorgehabt in Étretat Mittag zu essen, die ausgesuchte Crêperie hat aber geschlossen und insgesamt ist es uns eindeutig zu voll hier, wir kaufen daher Sandwiches im Carrefour Express und wollen diese am Parkplatz des Leuchtturms ein paar Kilometer westlich von Étretat essen. Unser Parkplatz hier in Étretat ist inzwischen komplett voll und unser frei werdender Platz wird sofort neu belegt.
Mit Mittagspicknick am Leuchtturm wird es aber leider nichts, denn die Straße dorthin ist ein paar Kilometer davor für Autos gesperrt. Das ist wohl relativ neu, denn ich hatte ja den Parkplatz auf Google Maps gefunden (auch die Kommentare dazu gelesen, die noch aus diesem Jahr waren). Das ist schade. Es gibt immerhin vor der Sperre einen kostenlosen Parkplatz, von dem aus man den Leuchtturm zu Fuß erreichen könnte (ca. 3 km) für so eine Wanderung ist es uns aber zu wenig sonnig und zu kühl. Na ja, dann essen wir unsere Sandwiches halt im Auto.
Nächster Stopp ist das zwischen Étretat und Fécamp gelegene Örtchen Yport, das wir gegen 13 Uhr erreichen. Diesmal nehmen wir gleich den ersten Parkplatz im Ort und fahren nicht bis zum Strandparkplatz. Auch hier gibt es keinen kostenlosen Parkplatz, aber die Gebühr von EUR 0,50 für 24 h ist zu vernachlässigen.
Auch sonst sind wir sofort begeistert von Yport, die Sonne scheint vom blauen Himmel, es ist warm und sehr ruhig, was für ein Kontrast zu Étretat! Erstaunt bin ich darüber aber schon, denn auch Yport gehört zu den bekannteren Orten an der Alabasterküste, auch wieder aufgrund von Malern wie Claude Monet und Auguste Renoir, die unzählige Bilder mit den bunten Fischerbooten am Strand vor den weißen Klippen gemalt haben.
Durch hübsche Gassen und vorbei an der Kirche St. Martin (diese schauen wir uns auch von innen an, die Sonne scheint durch die bunten Scheiben und malt farbige Kreise auf den Boden)
bummeln wir an den Strand. Fécamp ist fast zum Greifen nah und zu meiner großen Freude sind sowohl die weiß-blauen Strandhütten als auch die bunten Boote zu sehen (ich hatte schon etwas Sorge, dass beides zum Ende der Sommersaison weggeräumt sein würde).
Im Ort finden wir das „Café Barista“, die Wirtin empfiehlt uns ihren normannischen Apfelkuchen ganz frisch aus dem Ofen, dazu trinken wir einen Latte Macchiato (ich) und einen Cappuccino (Peter) (EUR 22,00).
Drittes und letztes Ziel für heute ist das ebenfalls touristisch recht beliebte Örtchen Veules-les-Roses. Eine gute Stunde dauert die Fahrt dorthin, den Zeitbedarf um von einem in den anderen Küstenort zu kommen, darf man hier nicht unterschätzen, die Autobahn, auf der man schnell voran käme liegt weit entfernt von der Küste im Landesinneren, die Straßen in Küstennähe führen durch jeden größeren Ort hindurch, mit dem entsprechenden Verkehrsaufkommen, Ampeln, Fußgängern usw. Auf den Landstraßen gilt seit ein paar Jahren Tempo 80, beim letzten Mal Frankreich vor 7 Jahren war es noch 90. Erstaunlicherweise halten sich die meisten Autofahrer daran, anders als Susan von der Provence berichtet hat, sehen wir hier keinen einzigen Abschnitt, bei dem per Verkehrszeichen auf 90 erhöht wird.
Gegen 15.15 Uhr erreichen wir Veules-les-Roses, der erste Parkplatz am Ortseingang ist schon belegt, der nächste ist aber nur ein paar Meter entfernt und hat noch ein paar freie Plätze (kostenlos).
Wir folgen einem Rundgang, den ich von der Homepage der Gemeinde heruntergeladen und ausgedruckt habe und kommen gleich zu Beginn zu zwei Besonderheiten von Veules-les-Roses:
Der Ort hat mit La Veules den kürzesten Fluss Frankreichs, nur 1149 m lang, hier ist seine Quelle, er fließt dann durch den Ort und mündet ins Meer. Rund um die Quelle sind Wasserbecken angelegt, in denen Wasserkresse angebaut wird und zwar bereits seit dem 14. Jh. Und auch ein Mühlrad ist zu sehen, früher waren diese zahlreich im Ort vorhanden, heute gibt es nur noch ein paar wenige.
Wir spazieren weiter durch die Gassen und kommen an einigen sehr hübschen Häusern und an malerischen Ecken vorbei.
Schließlich erreichen wir den Strand. Peter nutzt die Toilette (sehr praktisch, in jedem der Küstenorte gibt es am Strand eine öffentliche, kostenlose Toilette) ich warte auf einem Mäuerchen auf ihn und möchte noch etwas auf Google Maps nachschauen – und stelle fest, dass mein Handy nicht im Reißverschlussfach in einem Rucksack ist, wo ich es immer aufbewahre, wenn ich mit diesem Rucksack unterwegs bin. Was für ein Schreck! :schreck:Ich überlege wo ich es zuletzt hatte, im Café in Yport habe ich Fotos gemacht und das Handy dann auf den Tisch gelegt und beim Gehen wahrscheinlich dort liegenlassen, etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.
Oh man, so etwas ist mir ja noch nie passiert. Wir machen uns sofort auf den Weg zurück zum Auto, gehen so schnell wie möglich. Peter meint, am Auto werde er meine Nummer anrufen, vielleicht klingelt es dann doch irgendwo im Auto oder falls es im Café blieb, geht vielleicht die Wirtin ran, die es beim Abräumen des Tischs sicherlich (hoffentlich) gesehen und verwahrt hat.
Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sich das Handy nicht im Auto befindet, schaue aber Peter zuliebe, bevor wir das mit dem Anrufen probieren, im Kofferraum in die große Tasche, die wir jeden Tag mit Jacken, Schuhen, Reiseführer, Wasser usw. von der Ferienwohnung mit ins Auto nehmen – und unglaublicher Weise liegt hier tatsächlich das Handy! Was für eine Erleichterung! Wie es in diese Tasche kam, kann ich mir allerdings überhaupt nicht erklären.
Nun können wir wieder entspannen und gehen gemütlich zurück durch den Ort an den Strand. Vom kurzen Pier hat man einen schönen Blick auf die Strandhütten, die hier in mehreren Reihen am Hang entlang stehen, auf die Mündung des Flusses ins Meer (dort wo das Wasser so stark hoch spritzt) und die weißen Klippen.
Es ist 17 Uhr und nach dem eher bescheidenen Sandwich -Mittagessen würden wir jetzt gerne beide etwas zu Abend zu essen. Leider finden wir nichts, was geöffnet hat. Die „richtigen“ Restaurants sind noch geschlossen, die Cafés oder kleinen Bars, die vorhin noch geöffnet waren, sind nun bereits geschlossen. Schließlich kommen wir doch noch an einem geöffneten Restaurant „Le Bristol“ vorbei, in dem auch einige Leute sitzen.
Wir bekommen die Getränkekarte, es gibt eine große Auswahl an Tees und heißen Schokoladen und fragen nach der Speisekarte. Um diese Zeit gibt es nur süße Speisen erfahren wir, nun gut, das ist eigentlich nachdem wir schon am Nachmittag einen Apfelkuchen hatten, überhaupt nicht das was wir möchten, aber mangels Alternative bleiben wir. Ich nehme einen Tee mit Salted Caramel Geschmack und eine Waffel ebenfalls mit Salted Caramel Sauce, Peter trinkt eine heiße Schokolade und nimmt eine Waffel mit Nutella (EUR 20,00).
Gegen 18 Uhr fahren wir zurück in die Ferienwohnung und sind gerade noch rechtzeitig da, um den Sonnenuntergang gegen 18.45 Uhr aus dem Fenster anzuschauen, so schön heute, schade, dass es zeitlich nicht reicht, bis zum Leuchtturm vorzugehen.
Wetter: vormittags neblig, dann sonnig, ca. 15°C