9.Tag, Sonntag 4.9.2011 Trotz der spätabendlichen Beschallung haben wir ganz gut geschlafen.
Weniger gut ist die Tatsache, daß einige Leute auf der Party gestern Abend wohl zu tief ins Glas geschaut und sich entsprechend auf dem Klo verewigt haben.
Auch eine der beiden Duschen sieht aus als ob darin jemand einen Krieg verloren hätte. Na ja – in der Gegend ist sicher nicht oft was geboten – man kann die Leute verstehen, daß man dann schon mal ein „Schlückchen" zu viel erwischt.
Es ist erst kurz nach 7 Uhr als wir unsere Habseligkeiten zusammenpacken und unserer Besenkammer den Rücken zukehren.
Wir laufen den Kilometer hinunter bis zum Fluß und zum Parkplatz an dem unser Nissan auf uns wartet.
Nach einem kurzen Frühstück am Auto machen wir uns auf den Weg zurück zum Richardson Highway.
Also zunächst wieder Schlaglöcher umkreisen auf der 60 Meilen langen McCarthy Road.
Das Wetter ist heute morgen eher trüb. Gelegentlich ein paar Tröpfchen – aber nicht dramatisch.
Gegen 11 Uhr sind wir zurück auf dem Asphalt. Ein wirkliches Problem war die Strecke, die man zumindest zur Zeit locker auch mit PKW befahren könnte, nicht für unseren SUV.
Angenehm war das zeitweilige Gehüpfe in den Löchern trotzdem nicht.
Ein Stück nach Norden auf dem Richardson Highway gibt es ein Besucherzentrum für den Wrangell-St.Elias Nationalpark. Wir sehen uns ein wenig um und buchen telefonisch den Bus für den Denali Nationalpark für morgen früh.
Einige Minuten später ist wieder die Tanke in Glennallen erreicht und wir probieren den Thaifoodimbiß nebenan aus.
Ein Fehler. Ich erspare mir auf dieses Thema näher einzugehen.
Dann lieber noch einen Kaffee in der Tanke damit sich der Magen von dem Schreck wieder erholt. Wie so oft ist der Automat für French Vanilla kaputt allerdings gibt es eine andere Mischung mit Haselnuss – immer noch deutlich besser als die Brühe daneben auf der Kochplatte.
Weiter geht’s auf dem Richardson Highway nach Norden bis Paxson.
Das Wetter ist nun doch schlicht und ergreifend übel. Es hat sich eingeregnet .
Eine längere Baustellendurchfahrt auf dem Highway verwandelt unseren SUV in ein häßliches Entlein.
Eigentlich wollen wir von Paxson gleich nach Westen auf den Denali Higwhay einbiegen aber beim Blättern in unserem Milepost lesen wir von der Option einen Blick auf die Alaska Pipeline zu werfen und von einem Gletscherview.
Also fahren wir den Richardson noch ein Stück nach Norden.
Die Pipeline ist sicher das faszinierendste Bauwerk Alaskas (dazu später mehr) und so hoffen wir noch an einigen Stellen näher an die Lebensader Alaskas heranzukommen. Vom Gletscher sehen wir bei diesem Wetter aber praktisch nichts.
Also zurück nach Paxson und auf den 224 km langen Denali Highway.
Ein bisschen traurig über das Wetter sind wir schon. Gerade auf den Denali Highway hatten wir uns besonders gefreut und jetzt gießt es aus allen Eimern.
Die Straße verläuft entlang des Südhangs der Alaska Range und führt durch herbstlich rote Tundraregionen, Waldgebiete und weitgehend unberührte, menschenleere Gebirgslandschaft, die einst von Gletschern geformt wurde.
Die ersten 34 km von Paxson aus sind asphaltiert, der Rest des Highways besteht aus Schotter und Dirtroad. Und überquert dabei den Maclaren Summit, den mit 1245 m zweithöchst gelegenen Punkt einer öffentlichen Straße in Alaska.
Wie schon bei der McCarthy Road gilt auch auf dem Denali Highway der Versicherungsschutz nicht und ein platter Reifen ist hier wahrlich keine Seltenheit.
Also gerade für Leute mit "miesem Reifenkarma" ist erhöhte Wachsamkeit geboten.
Trotz des Regens, zu dem erstaunlicherweise immer wieder sogar ein paar Sonnenstrahlen kommen, ist die Landschaft große Klasse.
Ab Mitte der Strecke gönnt sich der Himmel endlich eine Pause und es bleibt ab jetzt auch trocken.
Nicht nur das Wetter – auch die Landschaft steigert sich noch einmal.
Wir kommen kaum 200m voran – schon zwingt uns ein neuer Blick, eine neue Szenerie zum anhalten, aus dem Auto springen, Kamera vom Rücksitz angeln und ein paar Minuten später dasselbe von vorne ...
... aber egal, dafür sind wir ja hier und haben großen Spaß an diesem tollen Highway.
Fotografenstop
Eine phantastische Landschaft, mit roten, gelben und orangen Sträuchern ...
... zwischen denen die borealen Streichholzbäumchen dekoriert sind, ...
... dazu immer häufiger ein See – man könnte es selbst nicht besser komponieren.
Wer's gerne bunt mag ist heute zur rechten Zeit am rechten Ort.
Sogar einen Regenbogen gibt es zu bestaunen – super.
Der Denali Highway zu dieser Jahreszeit – ein Schauspiel erster Güte !
Wenn das Glücksgefühl ganz weit oben ist, setzt es im Leben ja gerne mal einen Dämpfer. Der kommt etwa 40 Meilen vor Erreichen des Asphalts von unserem Boardcomputer:
„Check Tire Pressure". Nicht schon wieder …...
Dazu hier auf der Dirtroad ein Plattfuß …..was für ein Mist.
Wir halten an.
Sehen kann man an keinem Reifen etwas.
Vielleicht hat der Patch von Homer nicht gehalten, vielleicht ein neues Problem an einem anderen Reifen.
Vorsichtig, jede Problemstelle der Piste vermeidend, fahre ich weiter.
Alle 10 Meilen halten wir an und sehen nach ob ein Reifen gefährlich platt wird – dann müssten wir das Notrad aufziehen.
Wir schaffen es bis zum Asphalt der hier in Form des Parks Highway von Süd nach Nord verläuft und halten an der Tankstelle in Cantwell. Wir prüfen mit dem Luftdruckmessgerät alle 4 Reifen und tatsächlich, der geflickte Kandidat links hinten hat deutlich weniger Luft als seine Kollegen.
Wir füllen Luft nach, fahren weiter nach Norden.
Es ist schon früher Abend als wir die Zufahrt zum Denali Nationalpark passieren. Kurz darauf folgt ein kleiner Parkversorgungsort, der mit Läden und wenigen Restaurants die vielen Touristen, die wir jetzt am Ende des Labor Day Wochenendes sehen, bewältigen muss.
Hier sieht man schon beim Durchfahren, daß die wenigen Übernachtungsmöglichkeiten sicher kein Schnäppchen erwarten lassen. 10 Meilen weiter nördlich in Healy ist das schon besser. Viel los ist hier nicht, was uns aber eher angenehm ist.
Wir bekommen in Denali Park Hotel (Check In in einem Bahnwaggon!) einen vernünftigen Preis, ...
... werfen kurz unsere Sachen aufs Zimmer und fahren hinüber zum Restaurant, zum kochen sind wir zu faul und es ist auch schon spät.
Vor dem Eingang steht ein Bus und ich sage im Scherz zu Petra – „das ist der Bus von Alex Supertramp" (– aus dem phantastischen Film
"Into The Wild" )
Wir nehmen im Lokal (49th State Brewery and Restaurant) Platz und ich entdecke neben der Speisekarte ein Infoblättchen. Unglaublich aber wahr, das da draußen ist wirklich der Bus aus dem Film.
Wie zu lesen ist wollten immer wieder Fans und Nachahmer des Films zu dem Bus gelangen der im Film Berühmtheit erlangt hat. Dabei ist eine Schweizerin in dem Fluß ertrunken der unweit des alten verlassenen Busses vorbeirauschte, in dem Alexander McCandless alias Alex Supertramp gestorben ist.
Schon verrückt.
Wer den Film gesehen hat kann nachvollziehen welche Wirkung er auf manchen Zuschauer haben kann.
In dem Streifen aus dem Jahr 2007 geht es um einen jungen Mann, der Geld, eine vermeintlich tolle Zukunft und Familie hinter sich lässt und quer durch Amerika trampt, die Herzen der Menschen gewinnt, die er auf seinem Trip kennenlernt und schließlich in Alaska in einem Bus in der Wildnis haust und dort stirbt.
Im übrigen basiert der Film von Sean Penn auf einer wahren Geschichte – Alexander McCandless ist hier 1992 in Alaska gestorben und Buchautor Jon Krakauer hat anhand von Tagebuchaufzeichnungen, Gesprächen mit der Familie und verschickten Postkarten seine Reise und seine Geschichte nachgezeichnet.
Noch nie habe ich es erlebt, daß nach dem Ende eines Films alle Zuschauer noch minutenlang sitzen bleiben, so war jeder gebannt, fast benommen von den Eindrücken dieses Films.
Die Eindrücke unseres Abendessens sind auch ganz ok – traditionell amerikanisch essen wir Burger – mit tollen selbstgemachten Fritten.
Nachdem wir unseren Magen füllen konnten bieten wir Gleiches noch unserem Reifen an. Allerdings schwächelt der Kompressor der Tanke ähnlich wie unser Reifen, so daß ich Mühe habe den Reifen auf den nötigen Druck zu bringen.
Eine Dauerlösung ist das Luftnachfüllen sowieso nicht (auch wenn wir hier am Denali in den beiden folgenden Tagen fast nichts fahren müssen). Allerdings erreichen wir erst in 2 Tagen mit Fairbanks eine Stadt in der man uns mit unserem Reifenproblem weiter helfen kann (hoffentlich).
Ein stimmungsvoller Abendhimmel beschließt den Tag.
Morgen früh startet unsere reservierte Bustour in den Denali Nationalpark.
Wir sind gespannt ob und wie uns das Sitzen im Bus nervt. Sehen wir Bären, Elche, vielleicht mal ein Karibu..... ?
Wird sich der Mount McKinley, der höchste Berg Amerikas - der oft in Wolken verhüllt ist - zeigen ?
We will see....... oder auch nicht …..
Übernachtung: Denali Park Hotel
Preis: 89 $ / 95 $ (mit Steuer)
Kommentar: sehr ordentliches großes Zimmer (natürlich Wi-Fi)
Bild des Tages:Könnte man heute viele nehmen - blind reingegriffen - Denali Highway im Herbstrausch