6.Tag, Donnerstag 1.9.2011Wie vom Wetterbericht versprochen klart das Wetter heute auf. Hatte es sich frühmorgens noch leicht ausgetröpfelt bricht zum Frühstück schon die Sonne durch.
Wir fahren vom Ortsende eine Stichstraße nach Süden zum Lowell Point, sehen uns dort um, testen mal das Wasser (kalt
) und fahren dann wieder zurück nach Seward.
Auch der kleinen Downtown (eigentlich nur eine Häuserzeile) statten wir noch einen kurzen Besuch mit unseren Kameras ab – die Kenai Fjords Tour startet ja erst um 11.15 Uhr.
These boots are (not) made for walking
Noch ein Hafenrundgang.
Vielfältige Tierwelt schon im Hafengewässer - eine Qualle.
Dann ist es soweit – Boarding für den Aialik Voyager bei inzwischen absolut wolkenlosem Himmel.
Ein Traumtag und das hier in Seward – kommt auch nicht alle Tage vor.
Damit ich mir mein Frühstück nicht ein zweites Mal ansehen muss habe ich vorsorglich eine Tablette eingeworfen.
Petra ist da robuster – als Rheinländerin ist man das Schunkeln ja aus dem Karneval gewöhnt.
Das Boot ist jedenfalls gerammelt voll – kein Wunder, bei dem Wetter will jeder mit.
Wir legen ab und entdecken am Ufer gleich einen Weißkopfseeadler.
Die Route führt uns durch die Resurrection Bay hinaus in den Golf von Alaska.
Wir sehen Hornlunde, ...
... Seeotter, ...
... Seelöwen ...
...und viele Gletscher die von den Bergen herunterkommen.
Noch eine Sichtung - ein Kappenlund.
Zu welchem Gletscher gefahren wird weiß man vorher nicht. Heute ist es passend zum Schiffsnamen der Aialik Gletscher den unser Captain (bzw. unsere „Kapitänin") ansteuern wird.
Übrigens außer einem kleinen abgepackten Chicken Wrap und einem Riegel ist für die stolzen 162 $ (inklusive Tax – online wäre es ein paar Dollar billiger gewesen) nichts geboten was den Magen füllt. Schon spärlich bei der Summe.
Wir nähern uns dem Aialik Gletscher.
Unser Captain stellt den Motor aus.
Gespannt beobachten alle das Eis und lauschen ob ein Knacken das Kalben des Gletschers ankündigt.
Türme aus Eis
Zumindest kleinere Brocken stürzen immer wieder ins Meer.
Ein größerer Eisblock kalbt allerdings erst, als wir nach 20 Minuten gerade abgedreht haben.
Tja, dumm gelaufen - den haben wir verpasst.
Leider bleibt das der einzige Gletscher den wir so aus der Nähe sehen – ich hatte auf mehr gehofft.
Dann eben das Mützchen für die Rückfahrt überziehen - es ist mit Fahrtwind zu rechnen.
Zumindest von weiter weg sieht man natürlich noch einige Gletscher.
Auf dem Rückweg sehen wir dafür mehrere Orcas was hier die letzten Tage wohl Seltenheitswert hatte.
Als ich gerade filmen will kommt wieder der Fehler den ich gestern schon im Display hatte und die Kamera kann plötzlich überhaupt nicht mehr scharfstellen. Auch Akku weg und wieder dran hilft nichts.
Inzwischen schwimmen auch noch Buckelwale direkt um's Schiff und ich kann nichts aufnehmen – ausgerechnet jetzt!
Wobei ich befürchte, daß die Kamera gar nicht mehr wiederzubeleben ist.
Ein bitterer Moment mit extrem miesem Timing.
Wie sich später herausstellen sollte, hat Petra's Fotospeicherkarte die sie vor einer Stunde eingelegt hat ebenfalls eine Beschädigung. Beim Einlesen zuhause erscheinen sie farblich zersägt.
Schon bemerkenswert, daß wir beide praktisch zeitgleich so gravierende Probleme mit unseren Kameras haben die wir die Jahre vorher nie hatten. Ihre Fotos kann ich bis auf 2 allerdings zuhause wieder retten.
Manchmal hat das Leben schon merkwürdige Wendungen.
Erst freut man sich wie ein Schneekönig über das Traumwetter und bekommt die spektakulärsten Meerestiere geboten und dann sowas.
Zu allem Überfluß bewegt sich genau in dem Moment jemand vor Petras Kamera als endlich der Buckelwal aus dem Meer springt und sie den Auslöser drückt.
Das Ergebnis - kein springender Wal sondern nur noch die Spritzer beim Eintauchen und eine verwaschene Hand - rufen keine Begeisterungstürme bei Ihr hervor (vorsichtig ausgedrückt). Heute ist der Wurm drin.
Gegen 18 Uhr sind wir von der Tour zurück und wieder im Zimmer.
Ich aktiviere das Internet in der Küche und überlege ob ich mir hier eine neue Kamera kaufe. Was ich lese bestätigt aber meine Befürchtungen: die amerikanischen Kameras nehmen mit 60 Bildern pro Minute auf, die Deutschen mit 50. Das würde beim Schnitt später nicht wirklich gut zusammenpassen.
Also ist der Kauf neben Garantieproblematik keine wirkliche Alternative.
Mein Camcorder hat laut Beschreibung einen Resetknopf der den Ursprungszustand wiederherstellt aber alle Einstellungen löscht. Da der Camcorder auf Festplatte aufzeichnet habe ich zumindest eine kleine Sorge daß die Filmdaten dann futsch sein könnten was zwar nicht wahrscheinlich aber auch nicht unmöglich ist – ein Risiko.
Als mögliche Fehlerquelle vermute ich inzwischen das gleichzeitige Fotografieren beim Filmen mit dem Camcorder – was die Kamera eigentlich können soll – aber ich denke, dabei hat sie sich „verschluckt".
Wir entscheiden uns in Anchorage morgen ein Netbook zu kaufen und die bereits gemachten Aufnahmen zu überspielen. Dann kann ich den Reset durchführen falls ich die Kamera nicht anderweitig wieder zum Laufen bekomme.
Wie gehabt – kein Tag ohne Aufreger – wobei dieser hier natürlich schwerwiegt für jemanden der seit 20 Jahren bei jeder Reise filmt.
Noch eine Bemerkung zur Kenai Fjords Tour. Uns wurde an diesem Tag Tolles geboten – eigentlich alles was man sich von der Tour wünscht und das bei strahlendem Sonnenschein.
Mir persönlich war die Zeit am Gletscher zu kurz bzw. hatte ich gedacht, daß mehr als nur ein Gletscher angefahren wird was aber wohl grundsätzlich nicht der Fall ist. Die Walbeobachtung basiert natürlich auf Zufall – wir hatten Glück (oder zumindest ich auch wieder nicht).
Ob es einem das Geld wert ist muss sowieso jeder selbst entscheiden – die Tour wird allgemein als eines der Highlights einer Alaska Reise angesehen.
Ich persönlich würde beim nächsten Alaska Trip lieber nochmal den wesentlich teureren Bärentrip machen aber ich bin auch Filmer und für eine Filmkamera gibt’s leider keine Tablette um die Schwankungen eines Schiffes auszugleichen …...
Ich hoffe, mein Kameraproblem lässt sich morgen lösen – wäre schade wenn ich im Urlaub plötzlich arbeitslos wäre ….....
Übernachtung: Sea Treasure Inn Bed & Breakfast, Seward
Preis: 87 $ / 95 $ (mit Steuer)
Kommentar: siehe Tag 5
Bild des Tages:
Kalbender Aialik Gletscher