13.Tag, 2.5.2024, DonnerstagIndianerlandGegen 5.30 Uhr verlasse ich das Motel diesmal mit gepackten Koffern. Bevor ich die Region um den Highway 89 zwischen Kanab und Page verlasse geht es auf eine letzte Tour.
Gegenüber der Paria Contact Station startet eine Wanderung zu den südlichen Rimrocks. Der Weg verläuft zunächst in einem Wash, wobei mir meine GPS-Locus-App mal wieder gute Dienste leistet, um die richtige Stelle zu finden, an der man vom Haupt-Pfad nach Osten abzweigen muss.
Nach wenigen hundert Metern erfolgt ein Aufstieg auf einer schmalen Lehmrampe auf ein Zwischenplateau.
Oben angekommen eröffnen sich wieder viele Fotomotive ...
... mit Hoodoos, ...
... Felsfiguren ...
... und Badlandshügeln beim Blick hinab in die Ebene.
Im Moment liegt das Plateau noch im Schatten.
Ich muss also noch etwas auf Licht warten.
Aus einer Mischung aus Langeweile, Ungeduld und Übermut überlege ich ob und wie ich auf das oberste Plateau kommen könnte, auf dem schon einige ansehnliche Hoodoos im ersten Licht stehen.
Nachdem die ersten beiden Versuche eines Aufstiegsversuches scheitern, finde ich schließlich eine Stelle die mich nach harmlosen Klettereinlagen ...
... wirklich hinauf zu den oberen Hoodoos führt. Also wieder Zeit für mein Selbstauslöser Sportprogramm (wie immer 10 Sekunden Zeit zum rennen).
Von hier könnte ich nun auch in wenigen Minuten zu den nördlichen Rimrocks gehen, bei denen ich vor 3 Tagen war.
Ich steige wieder durch die Rinne hinab die ich heraufgekommen bin ...
... und darf nun auch weiter unten schon die meisten Bereiche von der Morgensonne beleuchtet erleben.
Irgendwann habe ich auch hier genug gesehen und trete den Rückweg an.
So gut wie jeder kennt das Bild aus Wildwestfilmen: Kugelrunde vertrocknete Büsche, die von heulendem Wind vorangetrieben über den Boden rollen – ein malerisches Symbol für Geisterstädte und einsame Landschaften. Steppenläufer und Steppenhexe sind einige der deutschen Entsprechungen für das im Englischen geläufige Wort Tumbleweed. Das Phänomen, das hinter Steppenläufern steckt, nennt sich Chamaechorie und dient der Ausbreitung. Pflanzenteile oder sogar ganze Pflanzen lösen sich von ihren Wurzeln und lassen sich in annähernd abgestorbenem Zustand über den Boden wehen, um ihre Samen freizugeben, wenn sie auf fruchtbaren Boden rollen. Auf dem Weg zum Wrangler muss ich wieder so manchen Tumbleweeds ausweichen. Inzwischen ist das invasive Gewächs, das vor 150 Jahren nach USA kam schon zu einem Problem geworden.
Am Auto gibt es erstmal eine kleine Stärkung. Zeit von dieser Region und von Utah Abschied zu nehmen – ich fahre durch Page, tanke den Wrangler nochmal voll und fahre dann weiter nach Süden Richtung Tuba City.
Etwas außerhalb von Tuba City, gehe ich auf die Suche nach dem Tuba City Arch, ...
... den ich im zweiten Anlauf dann auch finde.
Rote Sandsteinlandschaft.
Tuba City ist ja die größte Stadt im Reservat der Navajo Nation. Reservate im Westen der USA liefern selten besonders erfreuliche Ansichten der amerikanischen Lebenskultur. So ist es auch hier. Die Fahrt zurück nach Tuba City führt über eine baufällige Brücke unter der ein Fluß hinab in einen kleinen Felsenkessel fällt. An sich eine ansprechende Landschaft, die leider nicht wirklich von den Native American dieser Tage (ehemals Indianer) gewürdigt wird.
Am Flußufer stapelt sich Müll, ...
... im Fluß liegen alte Reifen und auf der Brücke findet man Patronenhülsen.
Am Stadtrand finden sich die unvermeidlichen Schrottplätze. Leider alles kein untypisches Bild von Reservats- und Indianergebieten im Westen der USA.
Alles kein Grund sich hier länger aufzuhalten. Selbst für mich nicht, der als Jugendlicher schon alles über Indianer gelesen hat, was ihm in die Finger gekommen ist.
So geht es weiter auf dem Highway 264 nach Osten, wo eine Piste (6710) zu den Global Rocks abzweigt. Laut GPS am Ziel angekommen ist zunächst außer echter Ödnis nichts zu sehen.
Hinter dem Wrangler ein paar Meter den Hang runter in einer Rinne liegen sie dann aber tatsächlich – die Global Rocks. Sieht schwer nach vulkanischem Ursprung aus, auch wenn ich zu diesen ungewöhnlichen Kugelfelsen im Web nichts außer ein paar wenige Fotos finde.
Eigentlich gibt es nur einen Global Rock – eine etwa 2 Tonnen schwere Felskugel die auf einem Podest thront.
Wie üblich muss ich wieder als Dummy für den Größenvergleich herhalten. Jedenfalls wieder eine bemerkenswerte Laune der Natur.
Weiter geht es zurück auf dem Highway 264 nach Osten. Hier trifft man auf den Coalmine Canyon. Die bekannte Piste zum Windrad am Coalmine Canyon passiere ich diesmal und fahre ein kurzes Stück weiter und biege dann doch auf eine Indian Road nach Norden. Die Piste, die heute kein 4x4 aber High Clearance benötigt, führt hinab auf ein Rim das westlich und östlich urplötzlich steil abfällt. Ich konzentriere mich zunächst auf die Westseite des Rims wo sich sich Blicke in den Coalmine Canyon von Osten her bieten.
Per Wrangler klappere ich Richtung Norden einige Aussichtsmöglichkeiten ab. Nach einigen Meilen kann man in der Ferne erkennen, dass sich die beiden Canyons weiten und gegen Norden in die Ebene übergehen.
Leider war es im Vorfeld bei meiner Recherche nirgendwo ersichtlich, wo man einen indianischen Führer, Permits oder sonstiges praktikabel organisieren könnte um auch erlaubterweise in den Canyon hinab zu kommen. Gelesen habe ich nur auf Tripadvisor von Leuten die andere Touren ausmachen wollten und dann immer wieder von nicht eingehaltenen Terminen oder anderen Problemen berichteten. Schade. Mit etwas mehr Engagement und Organisation könnte man hier ähnlich wie in Page oder Monument Valley gute Arbeitsplätze schaffen und für etwas mehr Wohlstand in der Region sorgen.
So drehe ich um und klappere auf dem Rückweg die Ostseite ab – den Ha Ho No Geh Canyon der mir noch besser gefällt.
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Irgendwann habe ich genug und fahre die letzte Etappe des Tages bis Flagstaff.
Übernachtung: Sleep Inn, Flagstaff, Arizona, 118 €