9.Tag, 28.4.2024, SonntagEs werde Licht Wie üblich verlasse ich das Motel am Morgen bevor die Sonne aufgeht.
Es ist kalt, sehr kalt. Etwa 0 Grad. Von Torrey geht es auf den Highway 12 nach Süden, mit Blick auf verschneite Berge.
Der Highway hat nicht nur den Zusatz Scenic Byway sondern gilt als einer der schönsten im Südwesten zusammen mit der 95. Die Straße gewinnt an Höhe. Am Boulder Pass ist mit 9600 Fuß/ 2926m (!) der höchste Punkt erreicht. Hier zeigt mein Wrangler mir -3 Grad Celsius an. Am Straßenrand türmen sich Schneefelder.
Auf der anderen Seite des Passes geht es wieder hinab.
In Boulder City, einem auch später am Tag verschlafenen Nest organisiere ich mir einen Kaffee und fahre noch eine Meile aus dem Ort hinaus und parke dann meinen Wagen am Straßenrand.
Ein kurzer Aufstieg über wellenförmige Slickrockfelsen soll mich zum Boulder Hoodoo führen.
Ich bin kurz davor den Hoodoo zu erreichen aber das letzte Stück ist zu steil und abschüssig.
Also noch mal zurück und eine andere Variante im Bogen führt mich schließlich hinauf zu der sehenswerten Felsfigur.
Die nächsten 2 Stunden prägt der Scenic Byway 12 in auf und ab mit seinen vielen sehenswerten Landschaftsbildern.
Bei Cannonville verlasse ich die 12 und fahre nach Süden zum Grosvenor Arch, ...
... ein ausgesprochen ungewöhnlich geformter Felsbogen, der aus einem Fels herauswächst.
Jetzt folgt das Highlight des Tages und das ist diesmal kein Ziel sondern der Weg, genauer gesagt eine Piste, die CCR / Cottonwood Canyon Road.
Die 47 Meilen lange Cottonwood Canyon Road (CCR) windet sich durch das Grand Staircase Escalante National Monument (GSENM) und verbindet den Highway 89 mit dem nördlich verlaufenden Highway 12. Sie lässt sich auch sehr gut als Abkürzung zwischen dem Bryce Canyon Nationalpark und Page, AZ nutzen.
Aufgrund der extrem reizvollen Landschaft ist es allerdings nur eine streckenmäßige Abkürzung.
Zum Staunen und Fotografieren ist man immer wieder zum Anhalten genötigt. Somit wäre es zeitlich nur dann schneller, wenn man sich während der Fahrt die Augen verbindet und natürlich auch keine der vielen Gelegenheiten für Wanderungen nutzt, die sich entlang der Piste ergeben.
Bei trockenem Wetter könnte man die CCR auch mit einem PKW befahren, nach Regenfällen ist die Strecke aber auch immer wieder vom BLM (Bureau of Land Management) komplett gesperrt.
Die Landschaft entlang der CCR wird immer bunter, liefert Farben und Formen die Lust auf mehr machen.
.
Zunächst wird jetzt mal etwas gewandert und das in einer engen Schlucht, in den Cottonwood Canyon Narrows. Eigentlich hatte ich mir überlegt die Narrows nach Süden zu laufen.
Tatsächlich schaffe ich es aber aus Versehen nach Norden zu gehen, was mir aufgrund der windungsreichen Slots nicht auffällt.
.
In dem Fall aber nicht schlimm. Der Nordteil der Narrows ist mindestens genauso schön wie der Süden und liefert mir jede Menge Motive und ein paar harmlose Klettereinlagen. Mehr kann man nicht erwarten.
Es ist nun früher Nachmittag. Eine Tageszeit über die Fotografen eher die Nase rümpfen. Kein Problem, zum einen bin ich ja kein Fotograf ...
... und zum andern beginnen die Hügel an der wohl schönsten Stelle der CCR, dem Candyland, aufgrund einer eigentümlichen Wolken-Lichtstimmung zu leuchten.
Die Cottonwood Canyon Road schlängelt sich hier zu den bunten Lehmtürmen und hinab und wieder hinauf.
Eine an sich schon surreale Landschaft die sich nun auch noch besonders eindrucksvoll präsentiert. Die Gegend mutet wie eine Gruppe versteinerter Riesen auf dem Weg zum nächsten Faschingsball an. Der im Internet verbreitete Name Candyland mit den Felsen als übergroße bunte Bonbons, passt aber auch ganz gut. Endlich mal Süßes völlig zuckerfrei.
Die CCR zeigt auf ihrem weiteren Weg nach Süden ...
... noch weitere sehenswerte Felsstrukturen und Farben.
Noch ein paar Meilen weiter zweigt die Brigham Plains Road nach Osten ab.
Dieser Piste folge ich ein paar hundert Meter steil in Serpentinen hinauf auf eine Anhöhe, die der Wrangler problemlos meistert.
Von oben bietet sich auch der Blick hinüber zur Kuppe des Yellow Rock.
Vor 18 Jahren war ich da schon mal oben und nun bei seinem Anblick sticht mich der Hafer und ich entscheide mich spontan zum Aufstieg.
.
Also wieder hinunter zur CCR, den Wagen am Hackberry Canyon geparkt, über Steine durch den Bach gewatet und schon nach wenigen Minuten ist die Furche im Fels, die den Aufstieg auf den Yellow Rock auf einem steilen Pfad ermöglicht, erreicht.
Einige Schweißtropfen später bin ich oben und halte auf den Yellow Rock zu.
Gelb, orange, weiß, grau, rot, Slickrock, Brainrocks, einige Wassertümpel, ein faszinierendes Sortiment, das die Sinne beschäftigt.
Leider ist die Sonne hinter dichten Wolken verschwunden.
Ich steige erstmal hinauf auf den Gipfel des Yellow Rock.
Nach einigen Aufnahmen will ich gerade wieder nach unten zu den farbigen Brainrocks gehen, als die Sonne durch die Wolken lugt.
Nun gilt es schnell den steilen Abstieg vom Gipfel zu schaffen.
Nach ein paar Minuten bin ich unten und die Sonne ist noch da.
Also nochmal das gelb-orange Wunder im rechten Licht.
Nach 15 Minuten ist die Sonnenshow wieder vorbei und da es inzwischen schon Abend ist, sehe ich zu vom Berg wieder herunter zu kommen. Während der Aufstieg eher schweißtreibend ist. Geht es beim kniffligen Abstieg eher darum nicht als Skifahrer ohne Ski den Hang hinab zu rutschen. Schließlich bin ich unten und kurz danach wieder am Auto. Der letzte Teil der CCR führt zum Highway 89 und von dort Richtung Page, Arizona.
Mein Ziel und Übernachtungsort liegt aber schon ein paar Meilen vor Page, in Bigwater noch in Utah. Dort beziehe ich wie üblich ein Motel, diesmal für einige Tage, denn hier habe ich einiges vor.
Übernachtung: Rodeway Inn & Suites, Big Water, Utah, 73 €