22/23.05.2024 Paracas – Lima - WienDas Wetter war am Morgen hervorragend. Diesen wolkenlosen Himmel hätten wir gestern gebraucht. Ich checkte, ob unser Flugzeug schon unterwegs war. Ja, es befand sich schon über dem Atlantik. Nachdem alles für den Flug an Abend gepackt war, wollten wir uns auf den Weg nach Lima machen. Beim Verladen des Autos fiel Heike auf, dass ein Reifen wenig Luft hatte. Da ich in Paracas ohnehin noch tanken wollte, überprüfte ich mit dem Tankwart den Reifendruck. Tatsächlich war er gering. Ich wollte kein Risiko eingehen und ließ mir den Weg zum örtlichen Reifenhändler zeigen. Es waren immerhin noch 250 km bis Lima. Reifenschaden brauche ich da keinen unterwegs. Der Reifenhändler war eine klassische Hinterhofwerkstatt.

Das Moped eines Besuchers.

Der Reifen war rasch abgenommen und die Überprüfung ergab, dass sich ein Metallstift in den Reifen gebohrt hat.


Das war rasch repariert. Nach der Montage kam mir aber noch weiterer Reifen komisch vor. Auch ihn überprüfte er und entdeckte, dass eine alte Vulkanisierung undicht geworden war.


Diese Reparatur war nicht so einfach. Er hatte leider kein großes Pflaster und so musste er händisch die alte Vulkanisierung langwierig herunterschleifen. Das war keine angenehme Arbeit und es war auch nicht sicher, ob das funktioniert.
Beide waren wir froh, dass die Luft im Reifen hielt, als er fertig war. Er wollte umgerechnet rund 20€ für seine Arbeit und freute sich über das Trinkgeld, dass ich im gab.
Nach dieser Verzögerung konnten wir nichts mehr anderes Unternehmen als direkt nach Lima zu fahren. Es geht für die letzten 250 km auf die Panamericana. Bald nach Paracas kam wieder der Hochnebel und er sollte uns bis Lima nicht mehr verlassen. Der Nebel entsteht durch die kalte Meeresströmung, die das Wasser in der Luft an der Grenzschicht zur warmen Luft des Landes kondensieren lässt. Wie bei uns bei einer Hochnebellage. An der Küste ist das hier an vielen Tagen des Jahres der Fall.
Auf der Stecke fiel uns ein LKW mit einer komischen Ladung auf.

Aus wir ihn überholten war zu erkennen, dass eine Person verhüllt unter dicken Decken auf der Ladefläche saß.

Mach anderer LKW erzeugte ein mulmiges Gefühl beim Überholen.

Als die Straße in einen höheren Bereich kam wurde Nebel dichter. Nach einer Kuppe war wieder eine Polizeikontrolle zu sehen. Sie fischten uns gleich heraus.

Als der Polizist uns sah, bekam er gleich große Augen. Ich glaube, ich habe auch Dollarzeichen in seinen Augen gesehen. Er fuchtelte gleich einen Kollegen heran, der mit seinem Handy das Auto von vorne fotografierte. Wir richteten inzwischen die Fahrzeugpapiere, wie bei den anderen Kontrollen. Die Papiere interessierten ihn aber nicht. Als er merkte, dass wir kein spanisch sprachen, nahm er professionell sein Handy und diktierte, was er uns zu sagen hatte. Aus dem Handy kam, dass wir keine Nebelleuchten eingeschalten haben und das ist strafbar. Er muss eine Strafe von 100$ verlangen. Ich wusste, dass kein Polizist in Peru wegen der Korruption eine Strafe kassieren darf. Sie dürfen einen Strafzettel ausstellen, der dann an speziellen Polizeistationen oder bei einer bestimmten Bank einzuzahlen ist.
Da wir aber zum Flughafen mussten, wollte ich keine Grundsatzdiskussion beginnen, dass hätte viel Zeit gekostet und hätte blöd enden können. Wir hatten ohnehin keine 100$ mehr. Ich sagte ihm, wir haben keine Dollar haben und auch nicht mehr so einen hohen Betrag. Er nimmt auch Euro und schien uns nicht zu glauben, dass wir nicht ausreichend Geld hätten. Wir hatten aber nur noch 70 (rund 35€) Soles. Mit der Kreditkarte könnten wir noch Zahlen. Das wollte er natürlich nicht. Nach einiger Diskussion und nachdem wir mehrmals erklärt hatten, dass es unser letzter Tag ist und wir zum Flughafen müssen, sagte er: „Wir sollen ihm alles geben, was wir haben“. Ich gab ihm die 70 Soles und er steckte sie in sein Büchlein und schloss es langsam, ohne das Geld anzusehen. Dann sagte sein Handy zu uns, dass er uns die weitere Strafe erlässt und wir weiterfahren dürfen. Ich bedankte mich höflich und fuhr los.
Nach den vielen Jahren, die wir nun schon auf jedem Kontinent, außer der Antarktis, unterwegs waren. War es das erste Mal, dass wir in dieser Form von der Polizei abgezockt wurden und da hatten wir noch Glück. Blöd stellen, geht aufgrund der Handys leider nicht mehr.
Glücklicherweise wird die Maut bis Lima nur Richtung Süden eingehoben. Richtung Norden gibt es erst ab der Stadtgrenze Mautstationen. Kleingeld hatten wir noch etwas, dass haben wir ihm nicht gegeben, bzw. wollte er es auch nicht. Bei der ersten Mautstation versuchte ich die Kreditkarte, da auch mit Visa bezahlt werden konnte. Die Karte funktionierte aber nicht, da vermutlich der PIN eingegeben werden musste. So zahlte ich mit unserem letzten Kleingeld.
Auf der Autobahn in der Stadt war auch mittags einiges los. Die Bushaltestellen sorgten mit den vielen Busen zur gleichen Zeit wieder für Staus.

Wir verließen bei der nächsten Gelegenheit die mautpflichtige Autobahn. Das Navi von Google Maps leitete uns unter Vermeidung von Mautstraßen durch das übliche Verkehrschaos durch die Stadt zum Flughafen. Wir tankten beim Kreisverkehr vor der Flughafeneinfahrt unser Fahrzeug voll. Dabei gab es noch eine Schrecksekunde. Die Kreditkarte funktionierte nicht. Erst beim dritten Versuch. Dann noch die letzte verkehrstechnische Herausforderung, der große Flughafenkreisverkehr bis zur unscheinbaren Einfahrt zu den Fahrzeugvermietern. Auch das überwanden wir mit viel gehupe. Das schwere Eisengittertor war wie zu erwarten verschlossen. Ich hupte mehrmals, wie uns beim Verlassen der Mietstation geraten wurde. Gleichdarauf wurde uns geöffnet. Die Fahrzeugrückgabe war rasch erledigt und wir konnten unser Gebäck einchecken.
Nach dem Start folgen wir stetig steigend weit in den Pazifik hinaus, um Höhe zur Überquerung der Anden zu gewinnen. Mit einer engen 180° Kurve gingen es nach Lima zurück. Leider verhinderte der Hochnebel den Blick auf die Stadt. Die Anden und der Vollmond waren in der untergehenden Sonne gut zu sehen.


Am Flughafen in Amsterdam beobachtete ich wie es mit Postpakten so gehen kann. Einem Transporter viel eines von der Ladefläche. Niemanden interessierte das. Nach über einer halben Stunde lag es noch immer auf dem Vorfeld, obwohl duzende Menschen vorbei gegangen oder gefahren sind. Über das Paket ist niemand gefahren.

Die weitere Rückreise verlief ereignislos und so endete unser Abendteuer mit vielen bleibenden Eindrücken.