Autor Thema: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024  (Gelesen 10808 mal)

Heike Heimo

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #90 am: 23. Dezember 2024, 07:47:09 »
13.05.2024      Raqch'i - Puno

Wir hatten zu wenig Bargeld, um alles bezahlen zu können. So nahmen wir gemeinsam erstmalig das Kreditkartenterminal in Betrieb. Bisher hatte noch niemand mit Karte bezahlt. Die Installation lief problemlos ab und wir konnten unsere Schulden bezahlen. Die Kreditkartengebühr wurde uns aufgeschlagen. Das ist immer noch billiger als die Bankomatgebühren, wenn wir Geld bei einer anderen Bank behoben hätten.

Wir unterhielten uns noch länger mit Fanny und fragten sie, warum die Häuser alle so halbfertig aussehen. Auch ihr Neubau an der Straße sah nicht anders aus. Sie sagte, dass es sich fast niemand leisten kann ein Haus fertig zu bauen. Es wird begonnen und gebaut solange Geld da ist. Danach wird unterbrochen und es geht wieder weiter, wenn neues Geld da ist. Es wird auch immer so gebaut, dass noch ein Stockwerk drauf gestellt werden kann. Daher stehen bei jedem Haus die Betoneisen heraus.

Nach einer herzlichen Verabschiedung von der Familie machten wir uns auf den Weg Richtung Puno. Es sind rund 300 Kilometer und wir wollten Juliaca, die Hauptstadt der Region, umfahren, um den Stadtverkehr möglichst aus dem Weg zu gehen. Nach Raqch'i führt die Straße gemächlich einen knapp 4.400m hohen Pass hinauf.





Nach diesem Pass ändert sich die Landschaft. Die meiste Zeit ist man auf 4.000m in einer steppenartigen Landschaft unterwegs. Das trockene Gras leuchtet in der Sonne. Wie üblich ist Überland nicht viel Verkehr ein paar LKW sind zu überholen.





Oft fühlt es sich an, als ob es eine Reise durch die Vergangenheit wäre. So standen am Straßenrand unzählige Kornmandl. Wie dieser Getreidebund auf Hochdeutsch heißt, ist mir unbekannt.





In Pucara wollten wir eine Pause beim örtlichen Museum einlegen, um näheres über die Pucara Kultur zu erfahren. Leider war es geschlossen. Neben dem Museum bleiben die Überlandbusse stehen. In dem Bistro mit Geschäft gibt es überteuertes Essen und Touristenramsch. Da ist uns die Freiheit mit unserem Auto lieber. Im Geschäft gab es ein Höhenprofil von Lima nach Machu Picchu  zu sehen.



Wenige Kilometer nach Pucara bogen wir auf die Seitenstraße Richtung Lampa ab, um die Großstadt Juliaca zu umfahren. Die Straße ist neu ausgebaut und wir haben viele Kilometer kein anderes Fahrzeug gesehen. Um nach Lampa zu gelangen, muss ein kleiner Pass mit schönen Aussichten überwunden werden. Interessant war aber ein kleiner Friedhof am Straßenrand.



In Lampa versuchten wir Geld zu beheben. Die Bankfiliale hat aber keinen Bankomaten. Geld wird auf dem Land beim Schalter abgeholt. Wie uns die Leute hier angesehen haben, kommen nur ganz, ganz selten Touristen in den Ort.

Bei Cabanillas bogen wir auf eine schmale Seitenstraße ab. Wir wollten zu den Chullpas von Sillustani am Umayo See. Diese Sehenswürdigkeit kann auch mit Tagestouren von Puno aus besucht werden.



Der Parkplatz befindet sich vor dem Ort. Der Ort selbst ist abgesperrt. Um zu der archäologischen Stätte zu gelangen, muss zuerst das Ticket gekauft werden. Über die Hauptstraße, vorbei an vielen Läden, geht es zum Hügel. Die Ausgrabungsstätte selbst kann über einen Rundweg begangen werden.







Chullpas sind Gräbertürme. In Sillustani sind sie Rund und wieder exakt ohne Fugenspalt gebaut. Je mächtiger das Bauwerk, desto wichtiger die Person. Ansonsten ist wenig bekannt über die Kultur der Erbauer.



Zuerst geht es in einen Bereich mit Steinkreisen aus kleinen Steinen und Menhiren.





Zwei der Chullpas sind mit einem Putz versehen. Das ist eine Besonderheit, die es nur hier zu sehen gibt.





Auf der anderen Seites des Hügels ist der Blick auf den Umayo See sehr schön. Die Menschen wurden hier an einem besonderen Ort begraben.





Bei einem Turm war noch die Rampe der Erbauer vorgefunden.





Alle Türme hatten eine Öffnung, die nach Osten ausgerichtet war. Der Innenraum selbst ist sehr klein.





Es gab nicht nur Grabtürme in exakter Bauweise, sondern auch welche, die aus unbearbeiteten Steinen errichtet wurden.





Zuletzt wird der auffälligste Turm erreicht. Er ist nur noch  teilweise erhalten und hat eine Eidechse in einem Stein eingraviert.

 

Wir versuchten so lange wie möglich auf der Umfahrungsstraße zu bleiben. Es ergaben sich dadurch schöne Aussichten auf den Titicaca See und Puno. Irgendwann mussten wir dann doch in den Stadtverkehr, um zu unserem Hotel dem Jose Antonio außerhalb von Puno an der Straße nach Bolivien zu gelangen. Die Straßen waren sehr steil. Schnee kann es hier keinen geben.



Das 4 Sterne Hotel liegt mit einer top Aussicht am See. Der Preis von 52€/Nacht ist für diese Hotelkategorie mit Frühstück sehr billig. Das Leistungsverhältnis entspricht zumindest einem 4 Sterne Hotel in Österreich. Wir bleiben hier für 3 Nächte. Das Hotel war mit einer Seehöhe von etwa 3.820m die höchstgelegenste Unterkunft.

Wir buchten auch gleich eine private Tour für den nächsten Tag nach Tiawanacu in Bolivien. Die Einreise nach Bolivien ist mit dem Mietfahrzeug nicht erlaubt.

Nachdem Beziehen des Zimmers mit Blich auf Puno und dem See fuhren wir mit dem Taxi um 5€ in die Stadt. Mit den Taxi fahren ist immer wie eine Lehrfahrt über das richtige Fahren in Peru. Ganz wichtig und unerlässlich ist die Hupe. Mittlerweile kann ich schon die verschiedenen Huparten unterscheiden. Langes Hupen bedeutet, du bist ein dummes A,,,, 2x kurzes Hupen bedeutet Achtung wir kommen. Einmal kurzes Hupen bedeutet Achtung im Allgemeinen.

Puno selbst ist keinen Besuch wert. Insbesondere wenn vorher Cusco und Ollantaytambo besucht wurde. Außer die mit Touristen überfüllt Hauptstraße und den Hauptplatz gibt es nicht viel zu sehen und auch das sind keine Highlights.



Wir wollten nur Geldabheben, um die Anzahlung für die Tiawanacu Tour zu bezahlen und in einem der vielen Restaurants zu essen. Die Nationalbank ließ wieder nur eine Behebung zu. So mussten wir zusätzlich eine andere Bank aufsuchen. Hier waren die Gebühren noch höher als am Flughafen.

Als es schon finster war, fuhren wir wieder zurück zum Hotel. Morgen müssen wir früh aufstehen.


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Paula

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #91 am: 23. Dezember 2024, 17:29:44 »
diese fugenlosen Bauwerke aus riesigen Steinen faszinieren mich ohne Ende. das muss doch auch die einheimischen Forscher reizen. Von Europa kenne ich einige Versuche archäologische Werke mit den damals vorhandenen Mitteln nachzubauen z.B. Schiffe. Gibt es in dieser Richtung keine Forschung in Peru? Ich würde zu gern wissen wir diese Türme gebaut wurden...
Viele Grüße Paula

Christina

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #92 am: 23. Dezember 2024, 18:28:26 »
Tolle Idee dazwischen mal bei einer einheimischen Familie zu übernachten, da bekommt man nochmal viel bessere Eindrücke über die Lebensweise in einem für uns ja eher unbekannten Land wie Peru.


LG Christina

Heike Heimo

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #93 am: 24. Dezember 2024, 08:19:12 »
diese fugenlosen Bauwerke aus riesigen Steinen faszinieren mich ohne Ende. das muss doch auch die einheimischen Forscher reizen. Von Europa kenne ich einige Versuche archäologische Werke mit den damals vorhandenen Mitteln nachzubauen z.B. Schiffe. Gibt es in dieser Richtung keine Forschung in Peru? Ich würde zu gern wissen wir diese Türme gebaut wurden...
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Für eine tiefgreifende Forschung fehlt Peru das Geld. Sie sind auf internationale Geldgeber und Forschungsteams angewiesen. Für die Erforschung der Andenregion waren und sind die Europäer und insbesondere beginnend mit Alexander von Humboldt die Deutschen von besonderer Bedeutung. Aus rein archäologischer Sicht stechen Max Uhle und wie schon erwähnt Maria Reiche und ihre Schwester hervor.

Wie die Steinbearbeitung erfolgte und wie sie transportiert wurden ist noch immer Gegenstand kontroverser Forschung und unzähliger Konzepte. Gleiches gilt für die Bestimmung des Alters.

Solche Bauten wie in Peru gibt es auf der ganzen Welt. In Peru sind die noch am besten erhalten, daher auch am bekanntesten. Besonders schöne Beispiele in Europa gibt es in Italien bei der Akropolis von Alatri und in Griechenland in Mykene oder auf Malta usw. Die Nachnutzung hat in den Gebieten mit vielen Kulturwechseln das meiste "zerstört".
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Heike Heimo

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #94 am: 27. Dezember 2024, 08:44:15 »
14.05.2024      Tiawanacu

Das Gute an unserem Hotel ist, dass es bereits ab 5 Uhr in der Früh das Frühstück gibt. Generell wird das Frühstück sehr früh serviert. Vermutlich, weil der Sonnenaufgang schon um 6 Uhr ist und die Sonne um 18 Uhr schon wieder untergeht. So konnten wir noch ausgiebig frühstücken, inklusive Aussicht auf Puno im Morgengrauen. Obwohl es nur 300 Höhenmeter unterschied zu unserer letzten Unterkunft in Raqch'i waren, merkten wir beim Gehen die Höhe deutlich.



Um halb sechs Uhr wurden wir von unserem Fahrer und einem Begleiter abgeholt. Auf der Fahrt konnten wir den Sonnenaufgang über dem Titicaca See genießen.



Der Fahrer war kein Raser und führte auch keine riskanten Überholmanöver durch. Nach etwas mehr als 2 Stunden erreichten wir die Grenzstadt Desaguadero nach Bolivien. Die Grenze nach Bolivien darf anscheinend kein in Peru zugelassenes Fahrzeug übertreten. Das stand auch ganz groß in unseren Mietbedingungen. Wir mussten daher das Fahrzeug vor der Grenzstation verlassen. Der Fahrer würde warten, bis wir wieder zurückkommen. Unser Begleiter führte uns zu einem Haus, dass sich als Grenzstation von Peru erwies. Bei der unscheinbaren roten Tür links unten ist der Eingang zur Passkontrolle.



Wir mussten wie am Flughafen einzeln vortreten. Ich wurde nur gefragt, wohin ich wollte. Ich sagte Bolivien. Heike lachte am Schalter neben mir. Wo sollte es den sonst hingehen. Danach wurde einiges am Computer eingeben und ich bekam einen Ausreisestempel. Das freute mich, da wir am Flughafen auf das Einholen des Stempels vergessen hatten.



Zu dritt marschierten wir über die Brücke zu der ebenfalls unscheinbaren Grenzstation von Bolivien. Den Eingang hätten wir nie gefunden, wenn ihn uns unser Begleiter nicht gezeigt hätte. Wieder mussten wir einzeln vortreten. Ich stand neben dem Begleiter und merkte, dass es bei ihm Probleme geben musste. Er erklärte viel, aber die Dame hinter dem Glas schüttelte nach jedem Satz leicht den Kopf. Bei uns gab es keine Probleme wir waren rasch durch. Er kam etwas später kurz zu uns und sagte, dass er auf den Leiter der Station warten muss. Er entscheidet, wie es mit ihm weitergeht. In der Zwischenzeit betrachteten wir den Ort. Es schien hier alles noch ärmer als in Peru.



Nach einiger Zeit kam er und sagte, dass er nicht einreisen darf, aber er es mit dem bolivianischen Fahrer nochmals versuchen möchte. Als der Fahrer kam, gingen sie in das Gebäude. Es war aber nichts zu machen, er durfte nicht nach Bolivien einreisen. Das Geld für den Eintritt und dem Mittagessen gab er unserem neuen Fahrer. Danach ging er wieder zurück nach Peru zu unserem ersten Fahrer. Wenn wir es richtig verstanden haben, ginge es darum, dass die Grenzbeamtem ihn als Touristenführer ansahen. Die Bolivianer wollen das Geschäft aber nicht aus der Hand geben.

Vorbei an den Überlandbussen, die gerade mit Ladegut hoch aufgetürmt bepackt wurden, gingen wir zum Auto des bolivianischen Fahrers.



Von der Grenze nach Tiawanacu dauert die Fahrt knapp eine Stunde. Nicht weit nach der Grenze musste eine fixe Militärsperre passiert werden. Wir wurden, ohne anzuhalten von einem schwer bewaffneten, grimmig schauenten jungen Mann durchgewunken. Wie früher auf der ungarischen Seite der österreichisch-ungarischen Grenze vor der Wende.

Im Ort Tiawanacu wartete schon unsere Führerin, vor dem Ticketgebäude. Es ist hier alles noch sehr rudimentär.



Sie sprach sehr gut Englisch. Es gibt 4 Hauptsehenswürdigkeiten im Ort. Das Keramische Museum, das Museum von Tiawanacu, die Ausgrabungsstätten von Tiawanacu und Puma Punku. Wir bekamen jeweils einen Eintrittsblock für die Sehenswürdigkeiten.

Begonnen haben wir mit dem Keramischen Museum. Gleich am Eingang gab es eine Zeichnung wie Tiawanacu früher ausgesehen haben könnte.



Daneben war ein Foto zu sehen, wie Tiawanacu vor der Restaurierung ausgesehen hat. Es standen nur noch die Menhire. Es gab kein Mauerwerk dazwischen.


 
Im Museum werden Exponate der Tiawanacu Kultur und deren Vorgängerkulturen ausgestellt. Leider ist das Photographien verboten. Als die Führerin merkte, dass wir sehr interessiert sind und einiges an Vorwissen haben, begann die sie viel mehr in das Detail zu gehen. Am Schluss waren wir schon bei Erich von Däniken und witzelten über seine Theorien. Der einzige abgeflachte Berg weit und breit soll nach seinem Konzept ein Ufo Landeplatz sein.



Unweit vom Museum befindet sich die Ausgrabungsstätte von Tiawanacu. Die Tiawanacu Kultur ist eine sehr alte Kultur. Die Inka fanden den Ort schon verlassen vor. Das Außergewöhnliche ist die Steinbearbeitungskunst. Noch exakter, monumentaler und grandioser als es in den Inka-Stätten zu sehen ist. Leider wurde seit dem Eintreffen der Spanier viel Zerstört und geplündert. Vor allem beim Eisenbahnbau und dem Bau der Stadt Tiawanacu um 1900. Dem Deutschen Max Uhle ist es zu verdanken, dass gerettet wurde was noch vorhanden ist. Mittlerweile hat auch die bolivianische Regierung erkannt, welchen Wert diese historischen Plätze für das Land haben.

Der Weg führt zuerst zur Pyramide von Tiawanacu. Hier wurden gerade Ausgrabungen durchgeführt.



An der Vorderseite ist deutlich zu sehen, was restauriert und was im ursprünglichen Zustand belassen wurde.



Nach der Pyramide ist auf der linken Seite eine Ausgrabungsstätte, die an den Rändern Grabkammern beinhaltet haben.





Die freigelegten Wände waren bis ins Kleinste sehr exakt gebaut. Zu beachten, dass kleine quadratische Steinchen rechts unterhalb meiner Hand.





Es gibt viele Theorien über die Steinbearbeitung. Wissenschaftlich gesichert ist es, dass die Bearbeitung nicht mit Hammer und Meißel erfolgt ist. Auch der Transport gibt noch immer große Rätsel auf.

Weiter geht es zu einem Tempelhügel. Er wurde rekonstruiert. Wie auf dem Foto oben zu sehen, waren ursprünglich nur noch die Menhire an ihrem Platz. Das Mauerwerk dazwischen wurde aus den Findlingen versucht nachzubauen. Auch die Anschüttung im Inneren ist nicht original.







Über eine Treppe geht es hinauf auf den Hügel. Oben wurden Findlinge aufgestellt. Nichts steht hier auf dem originalen Platz. Zuerst kamen wir zu einer rund 2 Meter hohen Statue, die auf allen Seiten behauen war.





Als nächsten gingen wir zu einem der Höhepunkte der Ausgrabungsstätte dem Sonnentor. Es wurde aus einem Monoblock hergestellt, der schätzungsweise 200t schwer ist. Leider ist er gebrochen.



Über dem Tor ist eine Gottheit mit einem Sonnenkranz um den Kopf zu sehen. Zumindest ist das die gängige Interpretation. Sie wird von flammenden Gestalten gehuldigt.





Die Hinterseite. In den Ausnehmungen sollen Statuen oder ähnliches gestanden sein.



Von der Seite ist zu sehen, wie schmal dieser große bearbeitete Block ist.



Hier entstand auch eines der unzähligen Fotos von uns, die unserer Führerin mit meinem Handy gemacht hat.



Umrandet ist der Platz von Lochsteinen. Die Locher haben ein trichterförmiges Aussehen. Dazu später mehr.



Auf der anderen Seite seht eine weitere größere Statue, die vollständig auf allen Seiten bearbeitet ist. Es wird vermutet, dass die beiden Gegenstände in der Hand die Insignien des Herrschers sind.

 





Wir verlassen den Hügel über eine Stiege und kommen zu einem Altarstein.





Auf der dieser Seite des Hügels wurde ein monumentales Tor rekonstruiert.



Gegenüber wurde eine Anlage ausgegraben, die an allen vier Wänden mit vielen Steinköpfen versehen ist. Kein Kopf gleicht dem anderen und man hatte den Eindruck in die Gesichter der verschiedenen Völker dieser Welt zu blicken. Manche waren auch skurril.









In der Mitte des Platzes steht eine interessante Stele. Auf der seitlichen Oberseite waren Bilder zu sehen, die an Elefanten erinnern. Nach gängiger Geschichtsschreibung gab es aber hier keine Elefanten zur Zeit der Tiawanacu Kultur.

 



Eine tolle Optik mit dem Tor im Hintergrund.





Wir machten uns nun auf den Weg zurück zum Ausgang und kamen an weiteren Lochsteinen mit den trichterförmigen Öffnungen vorbei. Unsere Führerin deutete mir, dass ich mein Ohr an das Loch halten soll. Sie sagte dann in einiger Entfernung leise ein paar Sätze. Ich konnte alles laut und deutlich verstehen.



Dann machten wir es umgekehrt. Sie sprach ganz leise und auf der anderen Seite. Im dieser Form funktionierte der Trichter wie ein Lautsprecher. Rund um den Zeremonienplatz waren einge solcher Trichtersteine. Wenn dahinter gesungen oder gesprochen wurde, muss sich das am Platz erhaben angehört haben.


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Silvia

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #95 am: 27. Dezember 2024, 13:54:39 »
Das mit den Trichtersteinen ist ja echt interessant, die Frage ist nun in welcher Richtung sie genutzt wurden.... als Lautsprecher um die Menschen zu beeindrucken oder für Spione um zu hören, was auf dem Platz gesprochen wird  ;)

Christina

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #96 am: 27. Dezember 2024, 18:16:33 »
Ziemlich aufwändiger Grenzübertritt, aber immerhin hat sich für euch alles so ergeben wie es sollte, wäre blöd gewesen, wenn ihr in Bolivien ohne Führerin oder gar Auto/Fahrer dagestanden hättet.



LG Christina

Heike Heimo

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #97 am: 29. Dezember 2024, 07:42:17 »
Das mit den Trichtersteinen ist ja echt interessant, die Frage ist nun in welcher Richtung sie genutzt wurden.... als Lautsprecher um die Menschen zu beeindrucken oder für Spione um zu hören, was auf dem Platz gesprochen wird  ;)

Ja, dass haben wir uns auch gedacht >:D


Ziemlich aufwändiger Grenzübertritt, aber immerhin hat sich für euch alles so ergeben wie es sollte, wäre blöd gewesen, wenn ihr in Bolivien ohne Führerin oder gar Auto/Fahrer dagestanden hättet.

Was wir so mitbekommen haben, arbeiten die Touranbieter in Peru sehr zuverlässig, bzw. sind Lösungsorientiert. Während Corona und den Unruhen im Frühjahr 2023 haben sie bemerkt welchen finanziellen Stellenwert der Tourismus in dieser verarmten Region hat. Die Menschen hier sind sehr froh, dass die Touristen vor allem nach den Unruhen, wieder kommen.
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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #98 am: 29. Dezember 2024, 10:06:27 »
14.05.2024      Puma Punku – Rätsel der Geschichtsschreibung

Nach dieser sehr interessanten Ausgrabungsstätte wurden wir von unserem Fahrer zum gleich ums Eck liegenden Puma Punku gebracht. Puma Punku ist eines der großen Rätsel der Geschichte, ähnlich Göbekli Tepe in der Türkei usw. Viele Fragen, die noch auf eine Antwort warten. Die Technologie war jedenfalls noch deutlich hochwertiger. Die Ausnehmungen sind so exakt, dass sie nicht mit einem bekannten Werkzeug aus dieser Zeit hergestellt worden sein können. Die Herstellungstheorien reichen von Schneidwerkzeugen, über Steinerweichungstechniken bis zum Einsatz von Geopolymären.

Durch ein eher unscheinbares Tor geht es in die Anlage.



Der Ausgrabungsbereich ist, bis auf kleine Bereiche, nicht rekonstruiert. Die Artefakte liegen herum, bzw. wurden zusammengetragen. Sofort stechen einem die Steine ins Auge, die wie Gebilde aus einem Baukasten aussehen. Sie sind alle exakt gleich.











Die Steine wurden auf mächtigen Bodenplatten aufgebaut, die mehrere 100 Tonnen schwer sind.







Beim Zusammenbau der Steine wurden Metallkrampen aus einer Kupfer-Arsen-Nickel-Bronze-Legierung verwendet. Was eine hohe Kenntnis der Metallurgie erforderte. Zwischen den Steinen wurde auch eine Art Kleber gefunden.



Auf dem Rundweg sind laufend verschiedene Findlinge zu sehen, die von der hohen Kunst der Erschaffenden zeugen.









Besonders interessant sind die Steine mit vielen feinen Bohrungen. Wie wurden sie ohne Bohrmaschine hergestellt?





Wir gelangten zum ehemaligen Hafen von Puma Punku. Der Titicaca See reichte früher bis zum Tempel. Heute ist das Seeufer knapp 20 km entfernt und von hier nicht mehr zu sehen. Auf LIDAR-Aufnahmen ist die alte Küstenlinie gut zu erkennen.



Die Anlage ist in weiten Teilen noch nicht ausgegraben. Bei manchen Stellen stehen die Steine noch aus dem Erdboden.





Weiter geht es durch die Anlage. Gewitter rumoren im Bergland um den Ort. Regen bringen sie bei uns keinen.









Es wird angenommen, dass ein umfangreiches Wasserspiel im Tempel verbaut gewesen sein muss.



Am Ende werden wieder die H-Steine erreicht.



Als letztes besuchten wir das Hauptmuseum mit seinen großen Monolithen. Leider sieht es schon etwas heruntergekommen aus. Es darf auch nicht mehr alles wegen Einsturzgefahr betreten werden. Auch hier darf nicht überall fotografiert werden.





Unsere Führerin war sehr gut und wir verabschiedeten uns schweren Herzens, da es sicherlich noch einiges zu sehn gegeben hätte.

Bevor wir uns auf den Rückweg machten, besuchten wir noch ein Restaurant für ein vorbestelltes Mittagessen. Heute war ein Lama-Stake angesagt.

Zurück zur und über die Grenze nach Peru ging es mit der gleichen Prozedur wie bei der Herfahrt. Auf der Strecke begegneten uns mehrere hochbeladene Busse, die Richtung La Paz fuhren.





Bei der Einreise nach Peru wurde uns auch klar warum gefragt wurde wohin es geht. Die Einreisenden und die Ausreisenden mussten sich bei den gleichen Schaltern anstellen. Als wir das Grenzgebäude verließen, wartete schon der peruanische Begleiter auf uns. Auf der Rückfahrt kamen wir nur wenige Kilometer vor unserem Hotel zu einem Stau. Nach einer Stunde zeigte uns der Fahrer eine Internetseite, auf der zu sehen war, dass die Straße 2-3 Stunden für Bauarbeiten gesperrt und dann für rund 30 Minuten geöffnet wird. Nach knapp 2 Stunden ging es endlich weiter, aber nur kurz, danach wieder eine ¾ Stunde Wartezeit.

Als es wieder los ging, konnten wir wieder beobachten, dass die Peruaner nicht die Hellsten beim Autofahren sind. Von hinten kamen die Fahrzeuge nach vorne alle wollten die ersten sein, bis wir 3 spurig im Schritttempo unterwegs waren. Als der Gegenverkehr ankam, natürlich auch mehrspurig, begann das übliche Hupkonzert, als sich die Fahrzeuge gegenüberstanden. Irgendwie löste sich das Knäul sehr zäh unter ständigen Hupen langsam auf. Nach 20 Uhr erreichten wir sehr müde unser Hotel am Ende der Baustelle.
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Christina

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #99 am: 30. Dezember 2024, 18:26:48 »
Sehr faszinierend diese exakt behauenen Steine - wirklich schade, dass man da nicht mehr darüber weiß.

2 Stunden Stau und das auch noch kurz vor dem Ziel, sehr unangenehm, immerhin musstet ihr nicht selbst fahren.


LG Christina

Heike Heimo

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #100 am: 02. Januar 2025, 18:50:47 »
15.05.2024      Puno Umgebung

Auch an diesem Tag standen wir wieder früher auf, um vor dem Beginn der Baustelle durchzukommen.



Wir wollten die verschiedenen Sehenswürdigkeiten zwischen der Grenze zu Bolivien und Puno besichtigen. Das erste Ziel war die mit 1 3/4 Stunde Fahrzeit am weitesten entfernte Playa de Queñuani. Auf der Zufahrt sind wieder unzählig Strohmänner zu sehen.



Hier befindet sich eine Tempelanlage der Inka direkt am See. Treppen und Zeremonienplätze sind in den Felsen geschnitten.







Lieder ist der Platz wie so oft in Peru völlig vermüllt. Ein großes Problem in diesem Land.



Es soll einen Mond, vermutlich weil der Schnitt im Felsen so aussieht und einen Sonnentempel gegeben haben.  Wir inspizierten natürlich das Bauwerk.





Die Aussicht vom obersten Zeremonienplatz war sehr schön. Man konnte es sich gut vorstellen, wie es gewesen sein musste, wenn Kerzen geleuchtet oder Feuer gebrannt haben und Menschen am Vorplatz gestanden sind.





Um den Platz zu schützen haben sie eine Abflussrinne in den Felsen geschlagen.



Nach dem Verlassen der Anlage, spazierten wir noch etwas der Küste entlang.



Bei der Rückfahrt kauften wir im Ort vor der Kreuzung mit der Hauptstraße Wasser. Im hinteren Teil des Geschäftes war die „Fleischabteilung“.



Im Nebengeschäft wollte Heike 2 Packungen Chips kaufen. Sie gab der Inhaberin einen Geldschein. Die Frau nahm ihn und sagte passt so, zumindest klang es so. Das war aber in keinem Verhältnis zum Wert der Chips. Die Inhaberin konnte gar nicht so schnell schauen, wie ihr Heike den Schein wieder aus der Hand zupfte und ihr die Chipspackungen die Hand drückte. Husch war sie im Auto und weg waren wir.

Unser nächstes Ziel war das Portal von Aramu Muru oder Ajayu Marka oder auch Willka Uta genannt. Der Eingang liegt unweit der Hauptstraße.



Es wird ein geringer Eintritt von den Einheimischen verlangt. Übersetzt bedeuten die Namen Seelen-Tor oder Sonnen-Tor und liegt am Fuß der Felslandschaft. Klassisch wissenschaftlich erforscht wurde die Anlage noch nicht. Es gibt aber natürlich Mythen und Theorien, die bis zu einem Stargate handeln, mit den zu anderen Galaxien gereist werden kann.



Mal schauen, ob es etwas passiert, wenn das T betreten wird.



So einfach dürfte es nicht sein, wir sind nicht Lichtjahre entfernt. Das Tor liegt in einer grandiosen Felslandschaft. Die sehr an den Südwesten der USA erinnert.











Bald erreichten wir ein Felstor. Das einen Blick auf das Land dahinter öffnete.







Schön zu sehen ist wie kleinstrukturiert die Landwirtschaft ist.



Der Ausblick auf unserer Seit ist aber auch nicht schlecht.







Auf dem Rückweg machte ich noch einen Abstecher auf eine Felsnadel.



Ganz oben gibt es einen Aussichtspunkt mit grandiosem Blick auf den See.





Auf der Felsspitze befindet sich ein Steinschälchen, wie es sie auch bei uns von den Kelten gibt.



Wir fuhren weiter zu den Chullpas von Molloco. Auch bei diesen Chullpas handelt es sich um Grabtürme. Hier sind sie eckig, nur einer ist rund.







Die Öffnungen sind wieder nach Osten ausgerichtet.



Über einem Eingang waren Schlangen in einer Art Doppelhelix zu sehen.



Die Innenräume mit einer Nische sind gut erhalten.



Für die Unterklasse in der Bevölkerung gab es nur kleine Hohlräume, die unterirdisch angelegt waren.

 

Wir gingen auf den Höchsten Punkt. Von hier hatten wir wieder einen schönen Ausblick auf die Ebene.





Auf unserer Weiterfahrt kamen wir an einer ehemaligen Mautstation vorbei, die bei den Unruhen im letzten Jahr geplündert und zerstört worden war.





Im Ort Chucuito besuchten wir noch die Tempelanlage Inca Uyo. Wieder ein meisterliches Bauwerk.







Das besonders an dieser Anlage sind die vielen pilzähnlichen Steinskulpturen.





Der Pilz beim Eingang hatte einen Schlitz, der mit dem Sonnenstand zu einem bestimmten Tag übereinstimmt. Dahinter stand ein Stein mit einem Vogelrelief.





Gleich nach dem Ort begann der Stau vor der Baustelle. Ich hatte versucht, einen Zeitbereich zu erwischen, bei dem die Baustelle geöffnet sein sollte. Tatsächlich hatten wir Glück. Wir mussten nicht lange warten, bis es weiterging. Im Wartebereich verkauften Straßenverkäufer Getränke und Snacks. Als alle in die Fahrzeuge sprangen, wurden die Becher und Verpackungen von den Wartenden einfach auf den Wegesrand und in die angrenzende Wiese geschmissen.

Um zum Hotel zu gelangen, musste ich links abbiegen. Da Gegenverkehr kam, ordnete ich mich mittig ein, obwohl ich wusste, dass das ein No-Go in Peru ist. Hinter mir begann ein Hupkonzert mit langen Hupen (übersetzt du Ar…) von vielen Fahrzeugen. Überholen konnten sie mich wegen dem Gegenverkehr nicht. Als die beiden Autos vorbei waren, bog ich rasch ein. Gibt es keine Abbiegespur und es sind mehr als ein Fahrzeug hinter dem eigenen Auto, ist besser zuerst rechts ranzufahren und zu warten, bis alle vorbei sind. Danach ist ein ungefährdetes Linksabbiegen möglich. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass man beim Linksabbiegen vom überholden Verkehr abgeschossen wird.

Es war nun früher Nachmittag. Wir beschlossen nach einem kleinen Mittagsschläfchen in die Stadt zu fahren. Hier stärkten wir uns mit einem guten Essen und wir hoben Geld beim Bankomaten ab.

Am Abend gab es noch etwas Süßes mit Pisco Sour.


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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #101 am: 05. Januar 2025, 14:17:52 »
Die roten Felsen erinnern wirklich an den Südwesten der USA, in Kombination mit so erstaunlichen Bauten wie dem Sonnentor sieht es aber noch viel interessanter aus. Ich finde den Anblick auch spacig, es wundert mich nicht dass da Mythen von Außerirdischen entstehen. Sehr faszinierend das ganze, ich beneide euch ein bisschen, ich würde das schon gern mal mit eigenen Augen sehen aber mit meiner Höhenunverträglickeit ist das leider nicht drin. Und Autofahren würde ich mich auch nicht trauen, links abbiegen muss man doch öfter mal…. Respekt wie ihr das alles gemeistert habt!
Viele Grüße Paula

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #102 am: 05. Januar 2025, 15:44:49 »
An diesem Tag waren es sehr unterschiedliche Anlagen und wieder sehr interessant, die Pilze sehen ja echt lustig aus

Jedes Mal wenn ich lese mit Ausblick oder wir gehen hoch bekomme ich alleine schon bei dem Gedanken Schnappatmung  :verpiss:


Heike Heimo

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #103 am: 06. Januar 2025, 08:37:36 »

Jedes Mal wenn ich lese mit Ausblick oder wir gehen hoch bekomme ich alleine schon bei dem Gedanken Schnappatmung  :verpiss:

Es hat nur einen Tag gedauert, um sich an die neuerliche Höhenveränderung zu gewöhnen und ging ohne körperliche Probleme, außer einer geringen Kurzatmigkeit beim schnelleren Gehen am ersten Tag in Puno.
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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #104 am: 06. Januar 2025, 08:44:08 »
16.05.2024      Bei den Uros auf dem Titicaca See

Bis wir zum Hafen mussten, bei dem die Inselbesucher abgeholt werden, hatten wir noch Zeit. So konnten wir ausschlafen und später Frühstücken. Beim Frühstück beobachteten wir Bustouristen, die gestern angekommen waren. Eine Frau am Nebentisch litt sichtlich an der Höhenkrankheit. Sie war ganz weiß im Gesicht und konnte nicht essen. Dabei wäre es so wichtig gewesen.

Da noch Zeit war inspizierte ich den Steg vom Hotel zum Titicaca See. Von Endes des Steges war die gesamte Bucht von Puno zu sehen.





Zurück im Zimmer konnte ich einen Polizeitrupp beobachten, der am Hotel vorbei marschierte. Es sah aus wie ein Ausbildungstrupp und sie sahen schon recht müde aus. Die Ausbildner schwirrten um die Truppe um sie zu „motivieren“.



Am späten Vormittag verließen wir das Hotel und fuhren auf die andere Seite der Bucht. Hier befindet sich der kleine Hafen, bei dem die Touristen zum Besuch der schwimmenden Inseln abgeholt werden. Nach einer kurzen Wartezeit kam unser Gastgeber mit einem Boot. Er führte uns zu einem Haus mit einem Innenhof. Hier konnten wir unser Auto sicher parken. Gebucht hatten wir die Titicaca Aruntawi Lodge, All Inclusive (Boottransfer, Vollpension und Bootrundfahrt) um 100€ pro Nacht.

Nachdem bezahlen der Eintrittsgebühr konnten wir das Boot besteigen. Durch den Schilfgürtel gingen es nun zu den Inseln.





Die Zufahrten sind mit Wächtertürmen und Unterwasserschnüren gesichert. Die Schnur war nur an den schwimmenden PET-Flaschen zu erkennen. Der Außenbordmotor musste über die Schnur gehoben werden. An den Hauptinseln vorbei ging es zu einer eher abgelegenen Schilfinsel.



Vorbei an den bebauten Schilfinseln ging es zu unserer.







Wir wurden zu unserer Hütte gebracht, die in sehr schöner Lage eine Terrasse auf den See hinaus hatte.









Neben uns wohnte eine deutsche Frau mit ihrer kleinen Tochter. Die Tochter war sichtlich froh endlich jemanden zu haben, mit dem sie deutsch sprechen konnte. Die beiden sind mit dem Bus unterwegs. Sie waren schon eine Nachte hier.

Bald nach unserer Ankunft gab es ein Mittagessen im Gästehaus.



Der Inhaber, er sprach gut Englisch, erzählte uns, dass die Insel einem ständigen Erneuerungsprozess braucht. Dabei müssen die Häuser angehoben werden, damit sie das neue Schilf darunterlegen können.



Nachdem Mittagessen machten wir es uns in der Hängematte gemütlich. Auch die junge Hauskatze hatte uns gleich in ihr Herz geschlossen.





Wir genossen die Ruhe und beobachteten, was sich am See so tat.









Das braune Schilfgras leuchtet hinter dem Haus in der Sonne.



Bald kam Wolken auf und es begann zu blitzen und zu donnern. Auch Regen setzte ein. Der Inhaber kam und meinte, dass er bei diesem Wetter keine Bootstour machen möchte. Es war ihm sichtlich unangenehm. Ich machte ihm den Vorschlag, dass wir die Rundfahrt morgen im Zuge der Rückfahrt zu unserem Auto machen können. Der Vorschlag gefiel ihm.



Mit dem Regen wurde es schlagartig kühl. Wir zogen uns in die Gästehütte zurück und machten Erfahrungsaustausch mit der Frau aus Deutschland. Als die Sonne untergegangen war leuchteten die Lichter von Puno zu uns herüber.



Es wurde nun richtig kalt. Bald nach dem Abendessen wurden uns von der Hausherrin große Falschen mit heißem Wasser, eingewickelt in Tüchern für die Nacht übergeben. Mit diesen Falschen gingen wir in unsere Hütte. Sie wärmten hervorragend unter den dicken Decken.


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