4.Tag, 23.4.2024, DienstagAuf dem HolzwegAn diesem Morgen lasse ich es gemütlicher angehen und starte erst um 6 Uhr. Das liegt daran, dass mein Hauptziel heute erst um 8 Uhr öffnet.
Versorgt mit French Vanilla Kaffee fahre ich nach Norden bis Holbrook.
Das Städtchen ist eine Ikone der Route 66 Nostalgie, ..
... was sich an vielen Häuserfassaden und Elementen aus dieser Zeit bewundern lässt.
Gleich am Stadteingang lauert die Dino-Gang...
... bei denen vor Bissigkeit gewarnt wird.
Als Route 66 Pflichtstopp gilt natürlich auch das berühmte Wigwam Hotel mit den herrlichen Oldtimern.
Die Route 66 die eben auch durch Holbrook führte war eine ursprünglich 2451 Meilen lange Strecke im Fernstraßensystem der USA von Chicago nach Santa Monica/Los Angeles. Die „Mother-Road“ galt ab 1926 als eine der ersten durchgehend befestigten Straßenverbindungen zur Westküste.
Die Nationalparkverwaltung des Petrified Forest schreibt dazu:
"Die Route 66 wird von vielen als die Mutter der transkontinentalen Autobahnen angesehen und ist der Inbegriff der amerikanischen Geschichte und Kultur des 20. Jahrhunderts. Die 1926 in Betrieb genommene Straße war einzigartig unter anderen Autobahnen mit einem eingängigen Namen, der sich ideal für Werbezwecke eignete, und mit einer bogenförmigen Route durch das Land. Bekannt als die kürzeste Allwetterroute, die den industriellen Mittleren Westen mit dem ländlichen Südwesten verbindet, trug sie dazu bei, den beispiellosen Transfer von Ideen, Gütern und Menschen im ganzen Land zu ermöglichen. Auf seiner Reise durch Illinois, Missouri, Kansas, Oklahoma, Texas, New Mexico, Arizona und Kalifornien diente sie in den 1930er-Jahren auch als Hauptkorridor für Migranten;für wichtige militärische Funktionen im Zweiten Weltkrieg in den 40er Jahren; und für Tausende von Familien in den 50er Jahren während der Entstehung der „Urlaubskultur“. Straßenarchitektur und Geschäfte blühten auf und veränderten die Geschichte, den Charakter und das Leben der Städte, durch die die Route führte, für immer. Die Künste spielten eine entscheidende Rolle bei der Verewigung des Weges durch Literatur, Gesang und Film, was dazu beitrug, den Weg zu einem phänomenalen Status der Popkultur zu erheben, der bis heute anhält."Nach einer kurzen Runde durch Holbrook geht es weiter nach Osten.
Es geht zum südlichen Eingang des Petrified Forest National Park. Punkt 8 Uhr hebt sich die Schranke des Parks und um 18 Uhr schließt sie wieder. Einer der wenigen Parks der überhaupt eine Zeitbeschränkung hat und
zudem eine relativ kurze. Kurz nach der Schranke passiert man das Kassenhäuschen und ist kurz danach 20 $ in Papier oder virtuell leichter.
Aus fotolichttechnischen Gründen fahre ich an den ersten möglichen Haltepunkten vorbei zur Blue Mesa – sicher eines der Highlights im Park,...
... der für zwei Themen steht: Badlands ...
... und versteinerte Bäume.
In der Blue Mesa kann man beides finden...
... aber hauptsächlich eine teilweise violett gefärbte Lehmhügellandschaft.
Die Blue Mesa ist für mich die schönste Region des Petrified Forest Nationalparks.
Vom Parkplatz führt ein 1,6km langer asphaltierter Rundweg hinab in das Tal der Tippee-Hügel.
Jetzt am Morgen gibt es schöne Farben und auch den einen oder anderen versteinerten Baumstamm.
Wer die Runde noch etwas erweitern möchte kann auf einem etwas steilen Aufstieg noch Richtung Blue Mesa Forest wandern, was von erhöhten Aussichtsmöglichkeiten herrliche Eindrücke der Landschaft vermittelt.
Bevor diese Variante zu sehr nach unten führt kehre ich wieder zum Hauptweg zurück und muss dabei den steilen Abhang wieder hinab gehen/rutschen.
Passend dazu: nahezu auf jeder Reise lege ich mich in irgendeiner Form auf die Nase. Also erledige ich diesen peinlichen Moment am besten gleich am Anfang der Tour. Diesmal ist es aber wirklich besonders kreativ, da es mir gelingt einen Meter neben dem asphaltierten Weg auf dem Split der dort verteilt liegt auszurutschen und Bodenkontakt aufzunehmen. Nach einer kurzen Bestandsaufnahme die immer in folgender Reihenfolge abläuft: Kamera – ok, Kopf – ok (oder halt so wie davor) Rest – einige Schäden am Ellbogen und Unterarm aber nichts Dramatisches.
Ich bin ja diesmal alleine unterwegs, also würde sowieso niemand Notiz von meinem Gejammer nehmen, also weiter die Kamera schwingen und den Weg genießen.
Danach geht es zurück Richtung Parkeingang und zum kurzen Trail entlang der Giant Logs –
also der gigantischen Stämme. Hier stehen ganz klar die versteinerten Bäume im Fokus.
Um die Farben der einen oder anderen Scheibe mal besser zu verdeutlichen habe ich mal ein paar Spritzer meiner Wasserflasche geopfert.
Versteinertes Holz ist nicht so selten, wie man glauben mag und man findet es fast in jedem Land der Erde – allerdings nirgendwo in solchen Mengen wie im Petrified Forest Nationalpark.
Was diese Fossilien im Petrified Forest zudem von Holzversteinerungen aus anderen Gegenden unterscheidet, ist ihre fantastische Färbung, die bei diesen Hölzern auffallend rot, gelb, braun und schwarz ist.
Vor 200 Millionen Jahren war dieses Parkgebiet eine riesige Ebene mit Sümpfen, Flüssen und Seen. Viele wurzellose Baumstämme wurden in die Sümpfe geschwemmt. Einige davon - die heute versteinert sind - wurden rasch mit Schlamm, feinstem Sand und vulkanischer Asche zugedeckt. Dadurch wurden sie luftdicht verschlossen und konserviert.
Die Entstehung von versteinertem Holz geschieht, weil der Baum langsam zerfällt und Wasser mit Mineralien seinen Platz einnimmt. Da sich der Baum unter dem Sediment befindet, geschieht dies um ein Vielfaches langsamer als normal. Quarz ist im Allgemeinen das Mineral, das für die Versteinerung sorgt. Dieser Quarz löst sich auf und nimmt langsam den Platz des Baumes/Holzes ein. Wir reden hier von einem Zeitraum von vor mehr als 200 Millionen Jahren. So lange brauchten die Mineralien, um das Zellgewebe der Bäume zu ersetzen und diese Versteinerungen entstehen zu lassen.
Jahrmillionen später, mit der allmählichen Hebung des Colorado-Plateaus, traten die versteinerten Bäume wieder zu Tage, mit ihren farbenfrohen Zugaben aus Achat und Amethyst oder Jaspis und dem Einschluss von Eisenverbindungen während der Versteinerungsphase.
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Das kleine Museum bei den Giant Logs zeigt auch eine Ausstellung zu früheren Bewohnern der Region.
Auch der 1,2 km lange Crystal Forest Trail liegt nahe am südlichen Parkeingang und bietet vor allem besonders farbenfroh versteinertes Holz.
Hier kann man also auf dem Holzweg sein und trotzdem liegt man mit diesem Trail nicht falsch.
Die Parkstraße unterquert die Interstate 40 und es geht in den Nordteil des Parks. Begrüßt wird man hier von einem Stück Route 66 Historie. Neben einer Infotafel liegt ein alter Studebaker im Gras und rostet weiter vor sich hin. Ein Rostmonument dessen Tage gezählt sind, das eigentlich ganz gut den verblichenen Glanz der Route 66 widerspiegelt.
Der Nordteil des Parks besteht aus einer Reihe von Aussichtspunkten auf die Painted Desert – die bunte Wüste.
Vor allem Rottöne (Eisenoxid) sorgen für die prägendste Farbe dieser Region.
Am späteren Nachmittag, nach einer kurzen Kaffeepause am Visitor Center fahre ich aus dem Park ...
... und noch etwa eine Stunde nach Gallup ins Motel.
Morgen habe ich mir ein echtes Hardcore-Programm überlegt und dafür sollte ich nicht allzu spät ins Bett. So hole ich mir Essen aus dem Walmart und erledige am Zimmer noch die abendliche Foto- und Video-Sicherung sowie die Vorbereitung auf die Tour des nächsten Tages, noch eine Dusche und dann möglichst schnell die Schäfchen zählen.
Übernachtung: Sleep Inn Gallup, New Mexico, 93 €