4. Tag – Sonntag, 03.03.
Heute Morgen regnet es, es soll später besser werden und ganz im Süden der Insel ist es bereits jetzt schon sonnig. Damit ist mein erstes Ziel für heute gesetzt, es geht nach Cala Pi, diese ganze südliche Ecke von Mallorca habe ich letztes Jahr gar nicht geschafft. Sehr praktisch, dass heute Sonntag ist, da kann ich die schnellste Route nach Cala Pi über die Autobahn und damit auch vorbei an Palma nehmen, unter der Woche ist dort im Berufsverkehr morgens und abends Dauerstau.
Gegen 9 Uhr starte ich, die Fahrt ist recht anstrengend, denn es regnet durchgängig, meist schüttet es sogar so stark, dass die Scheibenwischer kaum nachkommen und immer mal wieder kommt ein Hagelschauer herunter, das Ganze bei heftigem Wind.
Aber tatsächlich, als ich Palma erreiche wird es trocken und auf dem letzten Stück Landstraße zwischen S’Arenal und Cala Pi kommt die Sonne hervor. Schon praktisch, so eine genaue Wettervorhersage.
Gegen 10.15 Uhr parke ich am Ortseingang von Cala Pi an der Straße und gehe zur Treppe, die mich hinunter zum Strand bringt, von hier möchte ich die Rother Wanderung 77 machen.
Eigentlich hat die Cala Pi wunderbar türkisfarbenes Wasser, leider verhindert der Sturm, dass ich diesen Anblick erlebe, das Wasser ist schlammfarben und kommt in großen Wellen in die langgezogene Bucht hereingebraust.
Das ist erstmal nur ein optisches Problem, ich muss aber feststellen, dass es darüberhinaus auch ein praktisches ist. Die Wanderung führt auf dem Felsplateau oberhalb der Bucht (und zwar gegenüber vom Ort) entlang, um dort hinzukommen, muss man entlang der Bootshäuser rechts in der Bucht gehen und hinter ihnen die Felsen hinaufklettern. Aufgrund der starken Wellen wird der Bereich vor den Bootshäusern regelmässig vom Wasser überspült und das nicht nur in Millimeter -Höhe.
(Leider muss ich nachträglich feststellen, dass ich es „geschafft“ habe, dass auf keinem meiner zahlreichen Fotos das Wasser zu sehen ist, wie es bis an die Bootshäuser heranreicht.)Ich schaue mir das Ganze eine Zeit lang an, hm, soll ich es wagen oder scheitert schon wieder eine Wanderung am Sturm? Vor mir gehen zwei Paare nach ebenfalls längerer Überlegungszeit an den Bootshäusern entlang, also gut, dann mache ich das auch. Ich beobachte die Wellen etwas, aber es ist kein Rhythmus zu erkennen, also gehe ich irgendwann nach dem Abfließen der letzten Welle los. Tja, ich habe Pech und ungefähr in der Mitte des Wegs kommt ein neuer Schwung Wasser und ergießt sich in Wadenhöhe über meine Beine und Füße. Dass die Wanderschuhe an sich wasserdicht sind, hilft auch nicht, wenn das Wasser von oben reinfließt.
Na ja, es ist warm und Schuhe und Socken werden schon trocknen, die Hose sowieso. Nachdem das Wasser wieder abgeflossen ist, setze ich meinen Weg fort und kraxele dann hinter den Bootshäusern den markierten Weg hinauf zum Felsplateau.
Hier oben führt der Weg mit Aussicht auf die Bucht entlang, bald kommt der Wachtturm von Cala Pi ins Blickfeld, immerhin ist das Wasser von hier an wieder blau. Ich treffe die beiden Paare, die vor mir den Weg gegangen sind, sie machen Pause in der Sonne, wir unterhalten uns kurz („natürlich“ auch Deutsche), auch zwei von ihnen sind nicht trockenen Fußes an den Bootshäusern vorbeigekommen.
Der Weg ist ab hier teilweise sehr schwer zu finden, es gibt zig Pfade, als Markierungen sind nur hin und wieder Steinmännchen zu sehen. Ich erreiche nach einigen Irrwegen dann die Nachbarbucht von Cala Pi, die Cala Beltrán. Auch hier ist im hinteren Teil das Wasser schlammfarben und hat hohe Wellen.
Der Weg führt nun aus dem Wald/Buschwerk heraus direkt auf die Felsen an der Küste und an dieser entlang nach Westen. Die Wegfindung bleibt schwierig, ich treffe auf eine spanische (mallorquinische?) Wandergruppe mit Führer, ihnen schließe ich mich unauffällig an.
Die Landschaft ist herrlich hier, Felsen in allen möglichen Farben und Formen, dazu Sonne, blaues Meer und immer wieder meterhohe Fontänen, wenn sich die hohen Wellen an den Felsen brechen.
Dennoch breche ich die Wanderung nach einer guten Stunde ab, der starke Wind ist sehr anstrengend und dazu die Probleme beim Wegfinden, ich kann mich ja nicht dauernd an die Wandergruppe hängen, vor allem der Gedanke an den schwierig zu findenden Rückweg (selber Weg, aber dennoch nicht einfacher zu finden) lässt mich den Hinweg nicht richtig genießen.
Ich drehe um und habe nochmal das Glück mich einem einheimischen Pärchen „anschließen“ zu können, als die ersten Bäume in Sicht kommen, mache ich dann Mittagspause auf einem Felsen.
Danach verirre ich mich noch ein paar Mal zwischen Büschen und Bäumen, komme aber schließlich oberhalb des Strands von Cala Pi an. Ich klettere wieder nach unten und nun hat sich das Wasser deutlich beruhigt, der Bereich vor den Bootshäusern liegt im Trocknen, also nicht nochmal nasse Füße.
Gegen 13.30 Uhr bin ich wieder am Auto und muss feststellen, dass Socken und Schuhe immer noch nass sind, das hat sich gar nicht so angefühlt. Ich wechsle barfuß in die Turnschuhe und lege die Socken auf den von der Sonne beschienen Beifahrersitz, vielleicht trocknen sie ja auf der nun folgenden Fahrt.
Diese führt mich in den weiter östlich liegenden Ort Colònia Sant Jordi. Die Fahrt dauert ungefähr eine halbe Stunde, das reicht nicht für trockene Socken, also muss ich nach dem Parken an der Straße am östlichen Ortsrand wieder die nassen Socken (und natürlich nassen Schuhe) anziehen.
Von hier möchte ich die Wanderung Rother Nr. 76 zum Strand Es Trenc, einem der tatsächlichen oder vermeintlichen Traumstände der Insel, machen. Eine Kaffeepause vorab wäre schön, allerdings sieht es hier mal wieder ziemlich ausgestorben aus (was Cafés, Restaurants usw. angeht, wobei das auch nicht das Zentrum des Orts ist), wobei durchaus einige Spaziergänger unterwegs sind, viele davon wohl Einheimische beim Sonntagsspaziergang.
Mein Weg führt mich zunächst an den Salinen von Colònia Sant Jordi vorbei, eine ganz andere Landschaft als die mir bisher von Mallorca bekannte und von mir so gar nicht erwartet, auch wenn ich von den Salzfeldern natürlich gelesen hatte. Zur Saison gibt es auch Touren durch die Salzfelder.
Direkt am Strand an dem ich meine Wanderung starten möchte, steht das Marques Universal Hotel und dort sehe ich im Innenraum (es gibt eine große Außenterrasse direkt über Strand und Meer, die ist heute aber unbenutzbar, der starke Wind sorgt für Wellen, die so hoch sind, dass sie die Terrasse regelmäßig überfluten) einige Leute beim Essen bzw. Trinken sitzen. Na also, da gehe ich doch auch hin. Drinnen bin ich etwas unsicher, ob dies nur für Hotelgäste ist, da viele ohne Jacken und Taschen dasitzen und oft ein Buch lesen, es fragt mich aber keiner, ob ich hier wohne und ein entsprechendes Schild gibt es auch nicht. Also bestelle ich einen Café con leche und einen Käsekuchen (EUR 8,60) und genieße beides mit Blick auf die Wellen und die Kitesurfer. Beim Bezahlen werde ich gefragt ob bar oder aufs Zimmer, ups, also wohl doch nur für Hotelgäste, na ja, ich lasse mir nichts anmerken und zahle selbstverständlich bar (bzw. war damit wohl „jetzt sofort“ gemeint, mit Karte ging auch).
Nun aber ab zum Strand – aber oh je, die nächste „Überraschung“, gleich am Beginn des Strands wird dieser immer wieder vom Wasser überflutet, da eine Mauer den Strand hier für ein Stück begrenzt, kann man auch nicht ins „Hinterland“ ausweichen. Ach nö, nicht schon wieder nasse Füße oder eine abgebrochene Wanderung.
Ich entscheide mich es wie heute Morgen zu wagen, die Abstände zwischen den Wellen sind ziemlich groß. Um es vor der nächsten Welle zu schaffen, renne ich etwas – eine schlechte Idee – ich stolpere im nachgiebigen nassen Sand, aber zum Glück kann ich mich mit den Händen abfangen, meine Kamera bekommt allerdings einiges an nassen Sand ab, aber sie ist ja abgedichtet, hoffentlich streikt sie nicht im Laufe des weiteren Urlaubs.
Gestürzt aber trockenen Fußes erreiche ich den breiten Strand und spaziere an diesem entlang, bestaune die Wellen und auch die Kitesurfer, für die der Wind etwas zu heftig zu sein scheint, zumindest haben ein paar riesige Probleme den Drachen wieder auf den Boden zu bekommen und dort zu halten (wenn sie nicht mehr kiten möchten).
Dieser Strand geht in den nächsten über, getrennt durch eine kleine Landzunge und genau hier komme ich nun gar nicht mehr weiter, die Felsen sind fast vollständig unter Wasser und eine Möglichkeit nach „hinten“ auszuweichen gibt es nicht.
Oh man, da war mein Einsatz vorher umsonst und steht mir nun gleich noch ein zweites Mal bevor, denn ich muss ja wieder zurück. Vorhin habe ich ein paar Leute einen Dünenweg nach hinten in Richtung der Saline gehen sehen, vielleicht gibt es da doch die Möglichkeit den Strand trockenen Fußes zu verlassen (bzw. zu betreten).
Ich folge dem Pfad, er endet aber an einem zwei Meter hohen verschlossenen Tor. Auf der anderen Seite des Tors stehen zwei Frauen (Einheimische?, jedenfalls Spanierinnen), sie befragen mich wegen des Strandzugangs und ich erkläre kurz das Problem (das sie irgendwie aber schon zu kennen scheinen, ihr Englisch ist extrem schlecht – überhaupt bin ich mal wieder erstaunt, wie schlecht die meisten hier auf einer Touristeninsel mit einer sehr großen Anzahl an Urlaubern aus England Englisch sprechen, selbst die jüngeren), sie meinen, es gäbe nicht weit entfernt eine Mauer, die überstiegen werden könne. Diese finde ich dann auch (auf dem Rückweg zum Strand), dort stehen die beiden schon, bzw. ist die eine schon hinübergeklettert und wartet auf meiner Seite, die andere steht noch auf der Straße.
In der Mauer sind zwei kleine Einbuchtungen die man als Aufstiegshilfe nutzen kann (scheinbar wird sie von einigen als alternativer Strandzugang genutzt), wobei es trotzdem sehr schwierig ist, ganz nach oben zu kommen. Die Frau, die auf meiner Seite steht, schiebt mich etwas von unten an, dann klappt es und ich sitze auf der Mauer (sicherlich ein Anblick für Götter
). Diese ist aber zur Straße hin sehr hoch, man kommt nur hinauf, wenn man einen Stromkasten als Aufstiegshilfe nutzt, der aber noch ein gutes Stück entfernt von meiner jetzigen Sitzposition steht. Um dahin zu kommen, müsste ich die Mauer entlang rutschen, da habe ich Sorge, dass ich mir die Hose dabei aufreiße (vermutlich stelle ich mich ziemlich blöd an
), jedenfalls beschließe ich, mich an den Armen direkt von meiner Sitzposition aus hinunterzulassen und die restlichen Zentimeter zu springen, die Frau, die noch auf der Straßenseite steht, stützt mich etwas dabei und ich lande sicher und unverletzt auf dem Boden. Was für eine Aktion
und im Nachhinein betrachtet, völlig unnötig, denn Schuhe und Socken sind ja vom Vormittag eh schon nass und nun nach dem Scheitern dieser Wanderung steht eh nicht mehr viel auf dem Programm bzw. kann der letzte Programmteil sowieso in Turnschuhen absolviert werden, also hätte ich einfach wieder den Weg am Strand entlang zum „Ausgang“ nehmen können.
Auf der anderen Seite des Hotels beginnt eine schöne Promenade direkt am Wasser, diese gehe ich ein Stück entlang und kann von einigen Stellen nochmal die hohen Wellen und Wasserfontänen beobachten. Das ist ein herrlicher Anblick, doof nur, dass diese Wellen an so vielen Stellen den Weg für mich versperren bzw. heute versperrt haben. Auch hier an der Promenade muss man aufpassen, dass man nicht geduscht wird, da wären dann nicht nur die Füße nass.
Man könnte der Promenade noch weiter folgen, sie führt wohl bis zu einem Strand am anderen Ortsende von Colònia de Sant Jordi, ich muss mich aber nun so langsam an die Rückfahrt machen, die ich für einen kurzen Besichtigungsstopp noch unterbrechen will.
Gegen 16 Uhr verlasse ich Colònia de Sant Jordi und nehme zurück ins Hotel nicht die Route über Palma wie heute Morgen, sondern fahre quer über die Insel auf der Landstraße. Eine dreiviertel Stunde später erreiche ich bei Felanitx, schon etwas von der Küste entfernt, die Zufahrt zur Ermita de Sant Salvador, die auf einem 509 m hohen Berg liegt, der mittels einer schmalen, kurvenreichen Straße bis nach oben befahren werden kann.
Oben gibt es viele (kostenlose) Parkplätze und eine traumhafte Aussicht. Diese genieße ich zunächst vom Christusmonument (insgesamt 7 Meter hoch, stammt aus dem 20. Jh.), man kann fast die gesamte Ostküste Mallorcas überblicken und noch einiges im Inselinneren dazu. Das flache Plateau nicht weit entfernt Richtung Süden ist die Festungsanlage Castell de Santueri aus der Maurenzeit, die lange verfiel, in den letzten Jahren renoviert wurde und seit 2014 wieder besichtigt werden kann. Jetzt im März ist sie aber noch geschlossen.
Dann gehe ich ein Stückchen den Berg hoch zum Kloster Sant Salvador, gegründet 1348, die Klosterkirche schaue ich mir von innen an, wieder mal ein sehr düsterer, dunkler, kaum beleuchteter Kirchenraum. Im Kloster kann man übernachten (auch buchbar auf booking.com z.B.), es gibt auch ein Restaurant. Auf dem Weg zwischen Kloster und Christusmonument sieht man auf einem Felsen etwas unterhalb das Steinkreuz Creu d’es Picot von 1957, dorthin ist es aber ein etwas längerer Spaziergang, für den ich jetzt weder Zeit noch Lust habe. Beim Blick zurück zum Parkplatz zeigt sich nochmal das Christusmonument. Ein sehr lohnenswerter Abstecher, der heute endlich mal bestens zu Zeit- und Fahrtstreckenplanung gepasst hat.
Gegen 17 Uhr mache ich mich auf die Weiterfahrt zum Hotel, wo ich gegen 18.15 Uhr ankomme.
Wetter: morgens Regen und Sturm, dann Sonne und starker Wind, ca. 7 - 18°C
Wanderungen: leider keine Angabe, da die Aufzeichnung nicht funktioniert hat und die Rother Angaben sich natürlich auf die vollständigen Wanderungen beziehen