7. Tag – Mittwoch, 06.03.Endlich mal soll es heute auch im Gebirge im Westen von Mallorca sonnig und nicht zu windig sein, damit ist mein Ziel klar: die Ma-10 von ihrem Beginn bei Pollença an fahren bis zu den Stauseen Gorg Blau und Cúber und dann dort wandern. Dieser Abschnitt der Ma-10 war letztes Jahr gesperrt.
Um halb neun starte ich, den bekannten Weg nach Pollença, dann geht es auf die Ma-10. Noch ist kaum Verkehr, nur ein paar vereinzelte Radfahrer sind unterwegs. Gerade zu Beginn ist die Landschaft herrlich: es ist noch relativ flach, keine Felswände an denen man entlangfährt, sondern viele einzelne kleinere und größere Felsen in allen möglichen Formen „liegen“ in der Landschaft herum, so schade, dass es auf diesem Abschnitt keinen einzigen Aussichtspunkt/Haltemöglichkeit gibt. Nach einiger Zeit wird die Straße enger und kurviger und aus den Felsen werden Berge, die bis an die Straße heranreichen, schließlich durchfährt man direkt vor dem ersten Stausee Gorg Blau einen Tunnel (danach gibt es am See einen Parkplatz, der allerdings keinen interessanten Blick/Ausblick bietet) und nach insgesamt einer Stunde Fahrt erreiche ich den Wanderparkplatz (kostenlos) am Cúber Stausee.
Nur ein einsamer Campervan steht bislang hier und ich tue mich (mangels anderer Autos als „Vorbild“) etwas schwer, eine passende Stelle zum Parken zu finden, irgendwie ist nicht ganz klar, wo man das Auto hinstellen soll und wie, also längs oder quer. Hier gibt es sogar eine Toilette, die erfreulicherweise offen ist.
Nach ihrer Nutzung überquere ich den Tierschutzzaun mittels der angebrachten Leiter und nehme den Pfad parallel zur Straße zum Stausee. Mein Ziel ist der Puig (= Gipfel) de l’Ofre (Rother Nr. 33), schon in der Ferne zu sehen. Zunächst geht es auf dem Dammweg auf der rechten Seite des Sees entlang. Es ist wunderschön hier, der See hat allerdings erschreckend wenig Wasser, optisch stört das allerdings überhaupt nicht. Richtig frisch ist es, ich trage meinen Wanderanorak, die Fleecejacke wäre nicht warm genug.
Am hinteren Ende des Sees angelangt, stoße ich auf ein erstmal harmlos aussehendes Hindernis, ein Bach quert den Weg. Bei näherem Hinsehen ist es nicht mehr so harmlos, der Bach würde bis über die Knöchel reichen, einfach durchwaten ist also nicht möglich/sinnvoll. Aber auch die Steine, die sich an zwei Stellen im Bach befinden, liegen nicht ideal, sie sind zu klein und zu wackelig, um sie als Trittsteine nutzen zu können. Allerdings bleibt mir nichts anderes übrig als genau das zu tun (ich will schließlich nicht schon wieder eine Wanderung wegen zu viel Wasser abbrechen). Die Steine auf der linken Seite erscheinen mir etwas vertrauenserweckender, eine große Hilfe wären meine Wanderstöcke, aber ich bin zu faul, sie vom Rucksack abzumachen und aufzuschrauben (denn bergauf nutze ich sie nicht). Also versuche ich es ohne und ich erreiche die andere Bachseite tatsächlich ohne ins Wasser zu fallen oder nasse Füße zu bekommen. Nachträglich gesehen war es allerdings ein unnötiges Risiko, die Stöcke nicht zu benutzen.
Nach einiger Zeit wird der bislang breite Weg schmaler, er führt in den Wald und nun geht es über recht viel Steine und Geröll bergauf. Auch wenn im Stausee nicht viel Wasser ist, drumherum gibt es genug, der Weg ist teilweise eher Bach als Weg und man muss sich mehrmals trockene Umgehungen suchen.
Ungefähr eine Stunde nach Beginn der Wanderung erreiche ich den Coll de l’Ofre, schon von hier hat meinen schönen Blick zurück zum Stausee. Hier ist eine große, recht flache Ebene mit vielen Felsen, die sich gut als Rastplatz eignen, das ist also auch ein ideales Ziel, wenn man nur eine kleine Wanderung machen, den See umrunden und etwas Aussicht genießen möchte.
Von hier führt ein Weg hinunter ins Tal von Sóller (auch eine beliebte Wanderung, dann braucht man allerdings eine Rückfahrtmöglichkeit, ab April kann man den dann fahrenden öffentlichen Bus nutzen) und einer in Richtung Puig de l’Ofre, diesen nehme ich.
Eine halbe Stunde führt nun ein breiter, nur leicht ansteigender Weg durch den Wald, dann erreiche ich eine weitere Hochfläche (Coll d’en Poma) mit Blick auf die Berge in südöstlicher Richtung und einem alten Fernglas, das mitten in der Landschaft steht.
Nun beginnt der anstrengendste Teil der Wanderung, auf einem schmalen, oft nicht erkennbaren Pfad geht es sehr steil und steinig nach oben. Nach einer halben Stunde habe ich es (fast) geschafft, ich bin kurz unterhalb des eigentlichen Gipfels. Hier mache ich erstmal eine längere Pause mit einem Brötchen und genieße dabei den herrlichen Ausblick: nicht nur der Cúber Stausee ist zu sehen, sondern auch der Gorg Blau und in die andere Richtung sieht man Teile von Port de Sóller und die beiden Leuchttürme an der Hafeneinfahrt.
Dann bin ich bereit für die allerletzte Etappe, die gar nicht so schlimm ist, wie sie zunächst aussieht. Auf dem ziemlich rutschfesten Felsen geht es einfach weglos nach oben.
Der Platz auf dem Gipfel ist ziemlich begrenzt, leider wird ein Großteil davon von einer einheimischen Rentnergruppe belegt, die meinen Respekt hat, in diesem Alter noch eine solche Wanderung zu machen, die aber dennoch etwas rücksichtsvoller sein und ihre lange Pause nicht auf dem höchsten Punkt verbringen könnte, sondern auf dem Plateau darunter, so müssen alle anderen um die Gruppe herum klettern und dabei aufpassen, dass sie nicht abstürzen.
Von hier ganz oben (1093 m) reicht der Blick natürlich noch weiter als eine „Etage“ tiefer, man sieht das ganze Sóller Tal, alle Gipfel und die beiden Seen in Richtung Nordwesten und in Richtung Südosten ist man nun deutlich höher als die dortigen Berge.
Ich klettere bald wieder auf das untere Plateau und mache da nochmal eine Pause. Nun kommen immer mehr Wanderer hier oben an, vorhin waren neben der Rentnergruppe und mir nur noch vier andere Leute da. Zeit den Abstieg zu beginnen.
Bis zum See ist der Rückweg identisch mit dem Hinweg, am Coll de l’Ofre mache ich eine Pause mit Müsliriegel, hinter mir kriechen Wolken und Nebel vom Sóller Tal herauf.
Am See angekommen, nehme ich nun die rechte Seite, so dass dieser Teil der Wanderung immerhin ein Rundweg ist, außerdem muss nun nicht nochmal den Bach überqueren und es gibt an diesem Ufer einen Picknickplatz mit Bänken, Schutzhütte und (geöffneter) Toilette. Diese nutze ich und setze mich für eine letzte Pause eine Weile ans Seeufer, knabbere ein paar Nüsse und genieße die wunderschöne Berglandschaft.
Am Parkplatz zurück ist dieser nun gut gefüllt, die Autos stehen ziemlich kreuz und quer, am von mir gewählten Platz ist nichts auszusetzen.
Gegen 15.30 Uhr fahre ich auf der Ma-10 wieder in Richtung Nordwesten, für größere Unternehmungen ist keine Zeit mehr, aber ich komme am Abzweig zur „Schlangenstraße“ vorbei, das passt heute noch. Die 12 km lange Straße zur Cala de Sa Calobra und zum Strand und Schlucht des Torrent de Pareis wurde 1932 vom Ingenieur Antonio Paretti konstruiert. Die Straße wird (mal wieder) als sehr gefährlich, schwierig zu fahren usw. beschrieben, aber wie immer, ist es einfach eine schmale, kurvige Straße, die mit durchschnittlichem Fahrkönnen problemlos zu befahren ist.
Bei meiner Urlaubsvorbereitung hatte ich auf Google Street View gelesen, dass der Zugang zum Torrent de Pareis nicht möglich ist, am Weg dorthin wird irgendetwas repariert. Nun ist es aber schon März, wegen des frühen Osterfestes beginnt die Saison hier früher als letztes Jahr, das habe ich gelesen und kann es hinsichtlich der Anzahl der anderen Touristen im Vergleich zum letzten Jahr auch bestätigen, also hoffe ich mal, dass wieder geöffnet ist.
An der Zufahrt zur Straße steht immerhin schon mal nichts von einer Sperrung, das muss allerdings hier auf Mallorca nichts bedeuten. Ich fahre also bergab und leider sind auch hier mal wieder die Haltemöglichkeiten sehr eingeschränkt, für schöne Blicke auf die spektakulärsten Kurven der Straße (von denen man im Internet viele Bilder sieht), muss man wohl mal wieder entweder illegal halten, als Beifahrer aus dem Fenster schauen oder ein bisschen klettern, keine Ahnung, ich jedenfalls komme nur an einer einzigen einigermaßen interessanten Haltebucht vorbei, man sieht die engste Stelle der Straße, das Stück kann natürlich nur einspurig befahren werden. Nach unten ist der Blick nicht weiter erwähnenswert.
Unten angekommen, wird man gleich auf den kostenpflichtigen Parkplatz geleitet, auch hier kein Hinweis auf eine Sperrung des Strands. Also parke ich, ein paar wenige Autos stehen hier, es ist aber sowieso schon 16.30 Uhr, da sind die meisten Urlauber schon wieder auf dem Weg in die Unterkunft. Ich gehe in Richtung Ufer, dort gibt es unzählige Restaurants und Souvenirshops, viele davon sogar geöffnet, das ist wohl der touristischste Ort, den ich bisher auf Mallorca erlebt habe. An den Restaurants vorbei gehe ich weiter in Richtung Tunnel zum Strand – und tja, was soll ich sagen – der Weg ist weiterhin gesperrt
. Ungefähr 50 m (!) vorher wird zum ersten Mal darauf hingewiesen. Nein, das kann man nicht schon am Beginn der Straße oben machen oder vielleicht den Parkplatz dann kostenlos anbieten, oder vor der Einfahrt auf den Parkplatz daraufhinweisen,… Nun ja, das erfüllt dann mal wieder alle negativen Klischees über südliche Länder. Ach ja, die Toiletten befinden sich natürlich auch im abgesperrten Bereich, wobei sie sicherlich sowieso geschlossen gewesen wären, das hatte ich in einer Bemerkung auf Google schon gelesen, dass den "Winter" über diese Toiletten zu sind.
Immerhin ist der Ausblick auf die kleine Bucht samt Felsen ganz nett,
außerdem bin ich die „berühmte“ Straße nun auch gefahren, also EUR 2,30 an den netten Parkwächter zahlen und trotzdem gut gelaunt wieder nach oben fahren
.
Am Abzweig oben angekommen, will mich das Navi plötzlich einen riesigen Umweg fahren lassen, statt einfach den gleichen Weg wie den Hinweg zu nehmen, nämlich die Ma-10 bis Pollença und dann weiter Richtung Hotel. Genauso fahre ich natürlich und das verkürzt dann die ursprünglich vom Navi angezeigte Fahrzeit von 2,5 h auf 2 h.
Gegen 18.30 Uhr bin ich, nach einer anstrengenden Fahrt wegen vieler Radfahrer, zurück im Hotel.
Wetter: sonnig, ab Mittag einige Wolkenfelder, ca. 8° - 16°C
Wanderung: Rother Nr. 33; 11,7 km, 430 Höhenmeter