14. Tag Freitag 7.Juli 2023Heute sind wir extra früh aufgestanden und waren schon um viertel vor 7 beim Frühstück, eigentlich gibt es das erst um 8 Uhr aber für uns haben sie heute eine Ausnahme gemacht. Die Angestellte die das Frühstück macht hat kein Auto und kommt mit dem Bus. Der fährt hier nur alle Jubeljahre und drum war sie statt um 8 Uhr schon um 7 Uhr hier. Da ist mir mal wieder bewußt geworden wie gut ich es eigentlich in meinem Homeoffice habe...
Sie hat uns Rühreier gemacht und eine gemischte Platte, alles wieder bestens. So konnten wir schon um halb 8 losfahren und waren um halb 9 in Carolinensiel am Wanderzentrum angekommen.
die braune Hozhütte ist das Wanderzentrum das vom WWF betrieben wird, dort hatten wir eine naturkundliche Wanderung durch das Watt gebucht. Es gibt dort Infomaterial und die üblichen Andenken zu kaufen, war aber noch geschlossen als wir ankamen. Die Wanderung sollte um 9 Uhr starten. Da wir keine Ahnung von den Strassenverhältnissen hatten sind wir lieber früh losgefahren, wir dachten dass wir wahrscheinlich im morgendlichen Berufsverkehr unterwegs sind, es war aber kaum Verkehr.
Einen Campingplatz und einen Spielplatz gibt es hier auch noch und sehr große Parkplätze (die Mittags als wir zurück fuhren komplett überfüllt waren)
es kamen dann nur noch zwei weitere Paare und der Guide, wir waren also nur eine ganz kleine Gruppe. Das Schweizer Paar hatte zur Wanderung Neoprenschuhe dazu gebucht, wenn wir das gewußt hätten hätten wir die auch genommen. Wir hatten uns extra Wattwanderschuhe bei Amazon gekauft.
Der Guide erklärte uns erst mal die Pflanzen, die an der Küste wachsen, alle Pflanzen haben das gleiche Problem: sie müssen mit dem salzigen Meerwasser klar kommen:
das Gras das sich als erste Pflanze auf Sand ansiedelt hat bis zu 8 Meter lange Wurzeln und nimmt über diese Wurzeln aber kein Wasser auf, sondern nimmt Wasser nur in Form von Tau von den Blättern auf. Eine andere Pflanze hatte kleine runde Blättchen über die das Salz ausgeschieden wird, man kann die Pflanze essen (wir haben sie probiert, das schmeckt wirklich gut), eine dritte Pflanze heißt Queller, sie sieht aus wie dickerer Schachtelhalm, her wird das Salz in den Zellen eingelagert:
Wiese mit Queller
auch Queller kann man essen (haben wir am Abend als Beilage zum Fisch bekommen)
Den Rest habe ich schon wieder vergessen, der Mann kannte sich wirklich excellent aus, der war ein wandelndes (wanderndes
) Lexikon.
Danach ging es los ins Watt
anfangs ging das noch ganz gut
aber dann ist man immer tiefer im Matsch eingesunken, man sieht wie dreckig die Beine sind:
und mußte auch Priele durchqueren
Problem war dass wir dauernd aufpassen mußten die Schuhe nicht zu verlieren, die hatten einen Seilzug den ich dann bei uns beiden noch mal nachgezogen habe, trotzdem sind wir immer hinten rausgeschlupft. Josef ist einmal aus dem Schuh komplett rausgerutscht, ich habe meine Kamera weggepackt und habe ihm den Schuh wieder angezogen (und meine Hände anschließend an der Hose abgewischt, die war dann schon mal fertig
)
sehr ärgerlich wir haben die Schuhe ja extra als Wattwanderschuhe gekauft und als solche waren sie bei Amazon inseriert...
Josef ist weiter mit der Kamera durchs Watt geschlurft und hat fotografiert, ich habe dann nur noch Fotos mit dem Handy gemacht das mir in einer Hülle und Kordel um den Hals hängt (die praktischste Erfindung seit es Handys gibt)
es gibt riesige Muschelfelder
die Muscheln sind die Hauptnahrungsquelle für die Seevögel die sich hier im Watt ernähren, die kleinen Krabben dagegen sind Einwanderer aus Japan! Auf die Idee wäre ich ja nie gekommen...
dann fing er an zugraben und hat Würmer und Muscheln ausgegraben
während er dann weiter erzählt hat konnten wir zuschauen wie sich die Muschel wieder in den Sand eingegraben hat
Wir lernten dass Zugvögel täglich tausende Muscheln fressen um sich Speck für den langen Weiterflug anzufressen. Wenn sie beim fressen gestört werden dauert es länger bis sie das notwendige Gewicht haben und sie fliegen dann vielleicht 10 Tage später weiter und kommen so zu spät an dem Platz an wo sie Partner suchen und Eier legen. Und es gibt dann eventuell keinen Nachwuchs der überlebt weil es zu spät im Jahr ist. Darum ist es so wichtig dass das hier Nationalpark ist und die Tiere ungestört sind (durch Touristenboote sonstige Schiffahrt und Tourismus etc).
Worauf ich auch nie gekommen wäre: aufgrund der Klimaerwärmung haben die Muscheln weniger Gewicht, die Vögel können am Tag aber nur eine bestimmte Anzahl Muscheln essen: das Zerdrücken der Muscheln kostet Kraft und sie fressen die Schalen mit und spucken die Reste wieder aus. Wenn also die Anzahl an Muscheln nicht genug Energie beinhaltet weil diese kleiner sind hungern die Vögel. Es sind wohl schon Enten verhungert deswegen, kann man sich kaum vorstellen oder? Er hat wirklich sehr viel interessante Dinge erzählt und natürlich konnte ich mir das nicht alles merken. Für den Laien sah das wie eine paradiesische unberührte Natur aus, das ist aber nicht der Fall. Z.B. gibt es seit ein paar Jahren hier auch Austern und die verdrängen die ansässigen Muscheln usw.
naja so waren wir eine ziemliche Zeit da gestanden und mußten nun noch mal durch einen Priel. Und in der Zwischenzeit war der Wasserstand gestiegen, also steigende Flut. Der Priel selber war nicht das Problem aber auf der anderen Seite sind alle bis zu den Knien im Match versunken, eine Frau ist hingefallen (voll auf den Hosenboden, die Hose war dann auch "durch") zum Glück hat sie sich nicht verletzt und bei Josef und mir kam es wie es kommen mußte: Wir haben jeder einen Schuh verloren. Während Josefs Schuh wieder gefunden werden konnte blieb meiner verschollen. Es haben natürlich alle und der Guide suchen geholfen wobei dann mit jedem Schritt neue Löcher im Schlamm entstanden was die Suche immer aussichtsloser machte...ich hatte echt ein bisschen Panik bei der Vorstellung barfuß über die Muschelfelder zurück laufen zu müssen
Der Guide hat einen Schuh ausgezogen und mir seinen Strumpf geliehen damit ich nicht ganz ohne Schutz bin und wir sind dann eine Route mit weniger Muscheln zurück gegangen, ich halt so vorsichtig wie möglich. Auf halber Strecke hat sich der Gide verabschiedet und ist zum Strand zurück gerannt wo schon die nächste Gruppe auf ihn wartete. Als wir am Strand wieder ankamen sahen wir ihn gerade mit der Gruppe ins Watt gehen, das waren bestimmt 30 Leute und ich habe mir natürlich angeschaut was die so an den Füßen tragen und es waren definitiv unpassende Schuhe dabei.
Ehrlich ich habe das nicht verstanden. Nach dieser einen Wanderung traue ich mir zu bei jedem Schuh zu sagen ob er für eine Wattwanderung geeignet ist oder nicht: jeder Schuh den man mit einer Hand mit drehenden Bewegungen vom Fuß abbekommt wird auch durch den Schlamm vom Fuß gezogen. Man braucht eigentlich Schuhe die über den Knöchel gehen (solche gab es zum Ausleihen) oder "Beachies" das sind eine Art Tennissocken mit einer dünnen Gummisohle, solche hatte das andere Paar geakuft das noch mit in unserer Gruppe war, die hatten auch keine Probleme. Der Guide hat behauptet dass ihm das noch nie passiert sei, ganz ehrlich: das glaube ich nicht. Vielleicht sind wir ja auch zu lange an der Stelle weit draußen stehen geblieben, die Frau die hingefallen war konnte nur mit seiner Hilfe überhaupt aus dem tiefen Bereich rausgehen, also da war meiner Meinung nach auch Leichtsinn seinerseits im Spiel. Eigentlich hatten wir die Wanderung extra beim WWF gebucht weil wir dort besonders professionelle Guides erwartet haben, tja...
ich war sehr erleichtert als wir am Wanderzentrum zurück waren (wo ich wie besprochen seine Socke abgegeben habe), dort gibt es Duschen wo wir versucht haben unsere Füße, Beine und restlichen Schuhe sauber zu kriegen. Wir haben uns beide dort Beachies gekauft, die sind auch am normalen Sandstrand angenehm, wir haben sie in den nächsten Tagen getragen. Wir sollten noch einen Bewertungsbogen ausfüllen, da habe ich natürlich reingeschrieben dass der Guide doch besser auf das Schuhwerk der Teilnehmer achten soll, ob's was hilft?
Mein Bedarf an Wattwanderungen ist jetzt jedenfalls gedeckt
Was wir auf der Wanderung auch noch erfahren haben: im Oktober wird das Holzhaus des Wanderzentrums und die komplette Einrichtung des Campingplatz (WC-Häuschen etc) abgebaut da es im Winter meist ein bis zwei Strurmfluten gibt die alles zerstören würden. Der Deich soll daher auch erhöht werden.
Mit den Beachies konnte ich dann auch laufen, denen einen Schuh habe ich im Mülleimer entsorgt. Auf den Schrecken hin haben wir uns erst mal ins dortige Strandrestaurant gesetzt und Kibbeling mit Kartoffelsalat gegessen und ein alkoholfreies Weißbier getrunken. Auf dem Rückweg zum Auto standen die Autos an der Parkplatzeinfahrt Schlange und warteten drauf dass Plätze frei werden, also mittags braucht man hier nicht mehr hinfahren.
Auf der Rückfahrt haben wir noch im Edeka gehalten und haben Sanddornsaft und Sanddornsalz als Mitbringsel die Nachbarn und für uns gekauft, dann haben wir in unserer Unterkunft erst mal geduscht und frische Sachen angezogen und sind dann zum Strand gelaufen. Ein paar typische Häuser an der Hauptstrasse:
in Norddeich am Strand war Flut, aber das brackige Wasser sah nicht gerade einladend aus, da mochten wir nicht baden.
Wir haben uns statt dessen den Hafen angesehen wo wir morgen die Fähre nach Norderney nehmen werden und anschließend wollten wir eigentlich einen Strandkorb mieten, aber im Büro war schon niemand mehr (um 15 Uhr...) und die App mit der man angeblich auch einen Korb mieten kann hat nicht funktioniert.
Statt dessen haben wir uns in einer Strandbar auf die Dachterasse gesetzt und bei einem Drink Postkarten nach Hause geschrieben
Vor dem Abendessen sind wir noch mal in die Pension zurück und haben die Koffer umgepackt. Wir wollten einen Teil des Gepäcks im Auto lassen und nur das mit nach Norderney nehmen was wir für die 2 Tage brauchen. Für das Auto hatte ich schon vor Monaten einen Stellplatz am Dauerparkplatz von Norddeich gebucht und die Fährentickets für uns ebenso. Auf Norderney darf man Auto fahren, das Ticket für die Fähre wäre aber teurer als die Parkplatzkosten und unsere Unterkunft auf Norderney hat auch keinen PKW-Stellplatz, da hätten wir das Auto also kostenpflichtig auf der Insel abstellen müssen - was natürlich Unsinn wäre. Josef hat außerdem gleich mal online einen Strandkorb auf Norderney gebucht, den Zirkus von heute wollten wir morgen nicht wiederholen.
Auf dem Weg zum Abendessen, das waren wohl doch Hasen was wir gestern gesehen haben, keine Kaninchen (ich meine die haben keine so langen Beine)
Im Restaurant Seestern saßen wir draußen in der schönsten Sonne. Es gab diverse Fischfilets mit Bratkartoffeln und Salat (mit Queller), der Salat wieder mit der gleichen Fertigsoße wie gestern, Gemüse stand nicht zur Auswahl. Am besten ißt man Fisch mit Fisch, der ist hier wirklich lecker
wir saßen später wieder im Innenhof, ich aber nicht mehr lange, ich war total müde und bin früh schlafen gegangen
die heutige Route:
https://maps.app.goo.gl/1i6LjpaTjNQX1zTWAUnterkunft: wie gestern