@Rainer: Danke für die Tipps. Ja, das Format ist für einen Reisebericht im Forum eher ungünstig. Ich werde versuchen, möglichst viele im Querformat herauszusuchen. So tolle Fotos habe ich allerdings sowieso nicht zu bieten, also bitte nicht zu viel erwarten.
Im Verlauf der Reise werden die Bilder immerhin besser, was aber daran liegt, dass es schwer bis unmöglich ist, im Nordwesten Schottlands schlechte Bilder zu machen.
Das war ja dann schon geradezu Luxus bei euch in den 90ern.
Wir hatten damals nie Kabinen, haben uns einfach irgendwo mit unseren Schlafsäcken hingelegt. Eine Dusche macht echt was aus, besonders in heißen Gefilden.
So, weiter geht's:
Donnerstag, 18.5.23 Die erste Burg! Trotz zwei Bier und Reisetab habe ich nicht sonderlich gut geschlafen. Bin zu aufgeregt. Meine erste Alleinreise seit … langem. Kurzer Stopp im Minibad, dann schlendere ich über die noch ruhige Fähre, hole mir eine Cola Light und muss natürlich auch raus. Kalt und windig, aber egal, ich bin auf dem Meer.
Frühstück habe ich mitgebucht und gehe sofort um 7 zum Buffet. Da ist es noch leer, schon ab 7:30 wird es hektischer, aber da bin ich schon fast fertig. Auswahl ist gut und ich genieße Baked Beans, Rührei, Wedges, Champignons, Tomate, frisches Obst und ein Nutellabrot, alles mit Meerblick.
Bis zum Auschecken sitze ich auf dem Fensterbrett meiner Kabine und plane den Tag. Mein Auto finde ich sofort wieder, doch bis ich von der Fähre runter und durch die Passkontrolle bin, dauert es nach dem Anlegen fast zwei Stunden. Egal, ich bin entspannt und fahre heute nur bis Stirling. Die Wartezeit gibt mir die Gelegenheit, meinen schon vergessen geglaubten Armreif zu finden. Den brauche ich für den Linksverkehr. Bilde ich mir zumindest auch nach Jahren ein.
Auf dem Weg lege ich einen Zwischenstopp in Bamburgh ein. Der Name ist Programm. Erst Landstraßen und Rapsfelder und dann BAM, eine bombastische Burg auf einem Hügel.
Der Parkautomat will meine Kreditkarte nicht und ich habe (noch) kein passendes Kleingeld. Der Parkwächter leider auch nicht, verspricht aber, mir keine Knöllchen zu geben, während ich im Dorf wechseln lasse. Doch ich habe Glück. Auf dem Weg zurück zum Auto spricht mich eine Frau verschwörerisch von der Seite an und steckt mir ihren Parkschein zu, der noch zwei Stunden gilt.
Also starte ich einen Spaziergang rund um die Burg auf sandigen Pfaden. Die Luft ist angenehm mild, ich sehe Bluebells, ein paar süße Hunde, mache Fotos. Erstmal runterkommen, mich an den Urlaub gewöhnen.
Auf dem Weg nach Stirling tanke ich. Leider finden dieses Jahr in ganz Schottland Renovierungsarbeiten von HES (Historic Environment Scotland) statt, daher sind Tantallon Castle, Blackness Castle und Linlithgow Palace, die an der Strecke liegen, geschlossen. Von Außen könnte ich es mir ansehen, aber ich will ja entschleunigen und mal nicht jeden Tag mit Sightseeing vollstopfen. Also fahre ich direkt durch bis Stirling.
Unerwartet ragen plötzlich direkt neben der M 1 die Kelpies auf! Wow! Die sind wirklich groß! Beeindruckender, als ich dachte, und das schon im Vorbeifahren.
Gegen 15:30 Uhr erreiche ich
Stirling und finde mit Navi den Hotelparkplatz des Golden Lion.
Er ist voll, aber ich quetsche meinen kleinen Toyota vor einen rostigen Container im Hinterhof und checke ein. Das Hotel ist alt, von 1786, und hat durchaus Charme. Ich mag diese alten schottischen Hotels. Mein Zimmer hat Blick in den Hinterhof und ein überraschend stylisches Bad.
Zimmer ist aber langweilig, also ziehe ich los für eine erste Stadterkundung. Direkt gegenüber kann ich Geld am Automaten holen. Was ist hier los? Stirling wirkt wie ausgestorben. Eigentlich brauche ich noch eine vernünftige Regenhose und gehe in ein überdimensionales Einkaufscenter, in dem vereinzelt Menschen durch riesige Hallen irren. Etwas gruselig. Instinktiv suche ich Zuflucht im ersten Buchladen, den ich sehe. Puh, schon besser. Ich kaufe zwei Wanderführer und gehe zurück ins Hotel, esse den Rest Reiseproviant und höre dazu das Hörbuch „Clanlands“. Unterhaltsam und witzig.
Regenhose habe ich natürlich nicht gekauft ...
Gut am Golden Lion: Direkt daneben ist ein Pub. Dort trinke ich das erste „richtige“ frisch gezapfte Urlaubsbier, wenig originell ein Tenants. Erinnert mich an meine erste Schottlandreise 2017, Gruppenwanderung Speyside Way, da gab es das auch immer. Da ich nach dem Pint noch nicht mit Tagebuchschreiben fertig bin und der Pub schön cosy ist, genehmige ich mir noch ein Halfpint Schiehallion. Ich teste gerne mir unbekannte Biere und das schmeckt mir. Zitronig-frisch. Perlt.
Im Hotel findet gerade eine große Feier statt und mir kommen auf dem Weg zurück ins Zimmer zwei Dudelsackspielerinnen entgegen. Im Zimmer ist es aber ruhig und ich höre nur nachts ab und zu Möwen. Schön!