1. Tag – Mittwoch, 29.06.Wie üblich schlafe ich in der Nacht vor dem Urlaubsstart eher schlecht, es kommen nur wenige Stunden Schlaf zusammen. Schon um 4.15 Uhr muss ich aufstehen, kleines Frühstück und um kurz nach 5 Uhr fährt mich Peter in den Nachbarort, von hier fahren halbstündlich S-Bahnen in Richtung FRA (genauer gesagt Mainz, dort dann umsteigen), vom Bahnhof an meinem Heimatort wäre ein solch früher Start (besser gesagt solch frühe Ankunft am Flughafen) nicht möglich, mein Flug startet um 9.15 Uhr.
Die Bahn fährt pünktlich um halb sechs ab, um 6 Uhr steige ich in Mainz Römisches Theater in die S-Bahn nach FRA um und bin auch weiterhin pünktlich um halb sieben am Flughafen.
Der Lufthansa Bereich im Terminal 1 bietet fast den für mich von meinen letzten (Randzeiten)reisen gewohnten Anblick, ein paar Leute mehr sind da. Ich habe schon online eingecheckt, drucke mir aber am Automaten noch meine Bordkarte aus, die selbst zu Hause ausgedruckte funktioniert oft nicht und mit dem Handy möchte ich nicht herumwedeln. Erst der dritte Automat funktioniert, gut, dass so viele zur Verfügung stehen.
Ein paar Schritte weiter stehen die Baggage Drop Automaten, auch hier muss ich nicht warten und bin meinen Koffer schnell los. Na, das lief doch schon mal viel besser als erwartet.
Auf dem Weg zu den A Gates mit dem Sky Train trinke ich noch das restliche Wasser aus meiner Flasche, an der Sicherheitskontrolle herrscht ebenfalls gähnende Leere, die Elektronik kommt separat, dann gehe ich durch den Body Scanner. Nichts piepst und trotzdem winkt mich eine der Sicherheitsdamen zu sich heran – und führt eine Leibesvisitation durch, wie ich sie noch nie erlebt habe. Entweder hat sie Langeweile oder ich wurde mittels eines Zufallsgenerators ausgewählt, denn ich trage (es ist ja heißes Hochsommerwetter) ein dünnes weißes T-Shirt, eine Baumwollhose ohne Knöpfe oder Reißverschlüsse und bin barfuß in leichten Sneakern, wo ich da an meinem Körper etwas unsichtbar verstecken sollte, was der Body Scanner nicht aufspürt, weiß ich nicht. Jedenfalls greift sie mir unter ständigen Entschuldigungen von vorne und hinten in den BH und den Schlüpfer und streift dann an meinen Beinen so kräftig hinunter, dass sie fast meine Hose mit runter zieht (zum Glück sind es nur ein paar Zentimeter) und das Ganze nicht hinter einem Sichtschutz, sondern vor Augen aller. Einfach herrlich!
Na ja, auch das geht vorüber und trotz dieser Aktion bin ich eine halbe Stunde nach dem Aussteigen aus dem Zug schon mit allem fertig. Bis zum Abflug habe ich nun noch zwei Stunden totzuschlagen, aber besser so als zu knapp.
Als erstes gehe ich zu einem der Trinkbrunnen, die es erfreulicherweise seit einiger Zeit in FRA gibt und fülle meine zwei mitgebrachten leeren Wasserflaschen auf. Dann vertrete ich mir die Beine im Gang entlang der Gates und kaufe mir eine Butterbrezel als zweites Frühstück und ein belegtes Baguette fürs Mittagessen (wenn alles wie geplant läuft, bin ich zwar zur Mittagsessenszeit schon am Flughafen Helsinki, aber ich will für eventuelle Verspätungen vorbereitet sein).
Nach der Butterbrezel spaziere ich nochmal herum und komme auch an einer der großen Anzeigetafeln vorbei, da stehen viele sehr aufgeregte Menschen, ich kriege mit halbem Ohr ein Telefonat mit, «…alle Flüge gecancelled…». Oh nein, es wird doch nicht jetzt noch so kurzfristig mein Flug ausfallen! Ich getraue mich kaum, auf die Tafel zu schauen, sehe als erstes tatsächlich eine ganze Reihe «cancelled» und dann meinen Flug mit der vorgesehenen Abflugszeit- da fällt mir ein Stein vom Herzen, wobei, richtig entspannen werde ich erst können, wenn ich tatsächlich in der Luft bin.
Später erfahre ich, dass die Software der Flugsicherung ausgefallen war und deshalb nur wenige Flüge an diesem Morgen/Vormittag starten konnten. Da hatte ich wirklich Glück.
Um viertel vor neun Uhr beginnt das Boarding, meine Hoffnung mit einem reservierten Platz in einer der letzten Reihen einen freien Platz neben mir zu erreichen, erfüllt sich nicht, der Flug ist vollständig ausgebucht. Neben mir sitzt ein kleiner Junge, daneben sein Papa und über den Gang Mama und zwei Töchter. Anfangs bin ich wenig begeistert, da der Bub am Handy spielt und ständig laut seinem Papa über irgendwelche Spielzüge Mitteilung macht, aber schon kurz nach dem Start schläft er ein und wird erst wieder bei der Landung wach. So habe ich einen ruhigen, kaum Platz einnehmenden Sitznachbarn.
Nach dem Start habe ich einen schönen Blick auf den Taunus, dann kommen Wolken und ich schlafe ein Runde. Als ich aufwache, sind alle Wolken verschwunden und unter uns ist bereits die Ostsee zu erkennen. Ich mache einige Bilder mit dem Handy, ein Vergleich mit Google Maps ergibt, dass es sich möglicherweise um die Ecke Fischland-Darß-Zingst handeln könnte, dann die Küste Dänemarks (entweder die Insel Bornholm oder das Festland) und schließlich die Schärenküste Südfinnlands zu sehen ist.
Bei diesen schönen Ausblicken geht der Flug schnell vorbei, in der LH Economy gibt es nun ja kein kostenloses Essen oder Trinken (bis auf eine kleine Flasche Wasser) mehr. Auf das Essen kann ich bei einem so kurzen Flug verzichten, habe außerdem wie gesagt, selbst vorgesorgt, so ein Becher Kaffee oder Tee wäre allerdings schon nett. Ich bin überrascht, wie viele Leute sich dann kostenpflichtig einen Kaffee und auch eine Kleinigkeit zu Essen bestellen, da wird sich die Lufthansa sicher bestätigt fühlen bzw. sich ärgern, dass sie nicht schon früher das kostenlose Essen und Trinken abgeschafft hat. Wobei die Preise erstaunlicherweise ziemlich identisch mit denen am Flughafen FRA sind, zumindest diesbezüglich kann man nicht meckern.
Kurz vor der (pünktlichen) Landung (12.40 Uhr, eigentlich 11.40 Uhr, aber Finnland ist eine Stunde voraus) ziehen ein paar dünne Wolken auf, die dafür sorgen, dass Landeanflug und Landung extrem wackelig werden, und ich mal wieder kurz vor dem Benutzen der Spucktüte bin, zum Glück beruhigt sich mein Magen nach der Landung aber schnell wieder.
Ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass HEL nicht der erwartete große Hauptstadtflughafen ist, ringsum nichts als Wald und die hier typischen Granitfelsen, so gut wie keine anderen Flugzeuge sind zu sehen. Dieser Eindruck bestätigt sich nach dem Verlassen des Fingers, nach der hallenartigen Deckenhöhe in FRA, geht man hier, gefühlt, durch ein Wohngebäude, an den Kofferbändern spaziere ich erstmal vorbei, so klein und unscheinbar befinden sich die Bänder in einer Art Nische neben dem Gang. Allzu lange muss ich nicht auf meinen Koffer warten (auch hier habe ich also Glück). Da ich erst um 15 Uhr im Hotel einchecken kann, trödle ich dann durch die allgemeine Flughafenhalle, diese ist ganz neu gestaltet, gefällt mir sehr gut, alles überwiegend in weiß und damit sehr hell, aber es ist sehr klein, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. In den Restaurants ist fast nichts los, ich habe keine Lust etwas zu bestellen, sondern esse mein in Frankfurt gekauftes Baguette, nachdem ich endlich einen der wenigen Sitzplätze ergattern konnte (dass es nur eine Handvoll Sitzplätze im Bereich vor der Sicherheitskontrolle gibt, finde ich allerdings nicht sehr gelungen).
Nach dem Baguette ist noch genug Zeit für einen Kaffee, es gibt hier eine Filiale des «Espresso House», einer Kette, die ich schon aus Kopenhagen kenne. Ich bestelle einen Cappuccino und einen (extrem leckeren, weil total schokoladigen) mud cake (EUR 10,70).
Die Bahnstation liegt weit unter der Erde, auf einer steilen Rolltreppe geht es in zwei Abschnitten in die Tiefe.
Ich kaufe mir am Automaten zwei Tickets, für heute ein Einzelticket bis ins Zentrum (EUR 4,10) und weiter zu meinem Hotel, mehr fahre ich heute nicht mehr und ein 7-Tagesticket für den Großraum Helsinki (EUR 44,00), das ab der ersten Aktivierung gelten wird.
Die Fahrt im ziemlich leeren Zug zum Hauptbahnhof dauert ca. 35 Minuten.
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Exkurs Sprache (n): meine ersten Planungsschritte (wie immer, erstmal mit Hilfe von Google Maps versucht mir einen Überblick zu verschaffen, wo liegt der Flughafen, der Hauptbahnhof, der Hafen, ein paar Hauptsehenswürdigkeiten, wo könnte eine gute Lage für die Unterkunft sein? Welche Tickets gibt es für die Öffis, was kosten sie?) haben sich unerwartet schwierig gestaltet, bis mir endlich zwei Dinge klar waren – erstens in Helsinki und Südfinnland (im Rest des Landes weiss ich es nicht) sind alle Ortsnamen, Straßennamen und damit auch Haltestellennamen immer zweisprachig, finnisch und schwedisch. Das führt im besten Fall nur zu einer kleinen Verwunderung, wenn sich die Namen nur minimal unterscheiden und im schlechtesten Fall zu vollständiger Verwirrung, wenn ein Ort heute so und morgen ganz anders heißt (wenn sich die Namen in den beiden Sprachen komplett voneinander unterscheiden und im Internet mal die finnische, mal die schwedische Version gezeigt werden). Zweitens, Finnisch hat keinerlei Bezug zu einer anderen europäischen Sprache, es ist daher nicht möglich ohne tatsächliche Sprachkenntnis Begriffe aus einer anderen Sprache abzuleiten (mit wenigen Ausnahmen). Man muss sich also davon verabschieden zu denken, man würde auf einer Karte sicher den Flughafen unter der Bezeichnung Air/Aero/usw. finden, nein, wenn nicht gerade die schwedische Bezeichnung angezeigt wird, muss man die Begriffe nachschlagen. Ein paar Beispiele: Flughafen = lentoasema, Bahnhof = rautatieasema, Hafen = satama, Strand = ranta, Marktplatz = kauppatori, Insel = saari, Restaurant= ravintola, Zentrum = keskusta.
Diese Wörter habe ich im Laufe meiner Planungen dann recht schnell gelernt, dazu dann noch ein paar Wörter, die man immer nutzen kann, wie danke = kiitos, hallo/guten Tag = moi, Tschüß = moi, moi. Und ganz witzig eins, zwei, drei = yksi, kaksi, kolme. Immerhin werden im Finnischen die Worte genauso gesprochen wie geschrieben und die Betonung liegt, wie im deutschen, auf der ersten Silbe.]
Vom Bahnhof muss ich einige Meter bis zur Tramhaltestelle gehen und, obwohl ich es mir auf Google Maps vorher genau angeschaut habe, ich verpasse die nächstgelegene Haltestelle. Das ist aber kein Problem, ich steige dann an der darauffolgenden ein. Von dort ist dann schon die nächste Haltestelle «Hesperian Puisto» meine Ausstiegshaltestelle.
Auf dem Weg ins Hotel fallen mir dann schon zwei typisch finnische Eigenheiten auf, vor jeder Haus-/Eingangstür eines Mehrfamilienhauses ist ein «Schuhbesen» montiert, vermutlich um im Winter den Schnee von den Schuhen abzustreifen und die Dachrinnen der Mehrfamilienhäuser enden nicht unterirdisch, sondern kurz über der Straße und damit dort das Wasser geordnet abfließen kann, ist eine kleine Rinne quer in den Gehweg gefräst, die das Regenwasser von der Dachrinne zum Randstein führt. Letzteres ist an sich kaum auffällig, wenn man aber mit einem Rollenkoffer auf den dortigen Gehwegen entlang geht, fahren die Kofferrollen natürlich in jede Rinne – macht ganz viel Spaß
. (Fotos dazu später)
Das Einchecken im Töölö Towers Hotel im Stadtteil Etu-Töölö geht problemlos, ich habe alle Daten schon online hinterlegt, meine Kreditkarte muss ich entgegen den Angaben dort nicht vorlegen (es wäre also kein Problem gewesen, wenn ich ohne oder mit einer anderen Karte unterwegs gewesen wäre), ich werde nur gefragt, ob ich über die hinterlegte Karte bezahlen möchte oder auf andere Weise. Im Laufe der Buchung hatte ich angefragt, ob ich ein Zimmer in einem der oberen Stockwerke wegen der netteren Aussicht bekommen könnte und tatsächlich, mein Zimmer liegt im 11. von 12 Stockwerken.
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Zum Hotel und dessen Buchung auch noch ein kleiner Exkurs: ich hatte zunächst über booking.com die einfachste Kategorie (Einzelzimmer mit Kühlschrank und Nutzung einer Gemeinschaftsküche) gebucht und ein paar Tage später mir das ganze mal auf der Hotelhomepage angeschaut, da waren die einzelnen Zimmerkategorien viel genauer dargelegt und man konnte dort auch direkt buchen, das habe ich probehalber mal gemacht – und bin fast vom Stuhl gefallen, dasselbe Zimmer mit exakt den gleichen Leistungen kostete 200 EUR weniger als bei booking. Eine höhere Kategorie, nämlich ein Einzelzimmer mit eigener Küche war immer noch 100 EUR günstiger als die einfachste Kategorie bei booking. Nachdem ich hundertmal überprüft habe, ob das beim Hotel wirklich die gleichen Leistungen wie bei booking sind, habe ich das bessere Zimmer, also mit eigener Küche direkt beim Hotel gebucht und nach der Bestätigung die Buchung bei booking storniert. Ich habe dann immer mal wieder bei booking reingeschaut, das Zimmer war immer entweder so teuer wie bei meiner Buchung oder z.T. nochmal 100 EUR teurer.]
Das Hotel, das aus zwei Türmen besteht, hat eher Studentenwohnheim Charakter, es war früher ein Wohnheim für die Angestellten des nahegelegenen Krankenhauses und wurde 2011 vom jetzigen Betreiber erworben, renoviert und wird nun als Hotelunterkunft vermietet. Es gibt neben den Einzelzimmern auch Doppelzimmer und Appartements mit einer unterschiedlichen Anzahl an Zimmern. Frühstück ist immer inklusive, geputzt und Bettwäsche/Handtücher gewechselt wird nach sieben Tagen.
In den Gängen des Hotels ist es unfassbar heiß und im Zimmer nicht wirklich kühl, aber etwas angenehmer, ich reiße die Fenster gleich auf, zum Glück bin ich so weit oben, da werde ich beruhigt auch die ganze Nacht offenlassen können, damit die Temperatur einigermassen aushaltbar wird. Den Bewertungen entsprechend könnte die Sauberkeit etwas besser sein, aber damit kann ich leben, keine andere Unterkunft (im ähnlichen Preisbereich) hat mich mehr angesprochen.
Ich mache nur eine kurze Pause im Zimmer, das schöne Wetter möchte ich gleich für erste Erkundungen nutzen. Nicht weit vom Hotel entfernt liegt eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Helsinki, Temppeliaukion kirkko (Tempelkirche, auch Felsenkirche genannt). Sie ist fast vollständig in einen Granitfelsen (diese finden sich überall in der Stadt) hineingebaut, nur das Kuppeldach ist von außen zu sehen. Die Kirche gilt als eine der schönsten in Skandinavien und ist das Ergebnis eines Architekturwettbewerbs. 1961 hat man sich für den Plan der Architekten Timo und Tuomo Suomalainen entschieden, die die Idee hatten, die Kirche nicht wie üblich in die Höhe zu bauen, sondern nach unten in den Felsen hinein.
Der Eintritt kostet EUR 5 (in diesem Urlaub habe ich mich gegen eine «City Card» entschieden, da es diese nur bis zu einer maximalen Dauer von 3 Tagen gibt, ich aber 10 Tage hier bin und mich nicht mit den Besichtigungen auf drei Tage drängen lassen möchte, außerdem sind nur wenige eintrittspflichtige Sehenswürdigkeiten geplant) und auch hier empfängt mich, um es nett auszudrücken, eine kuschelige Innentemperatur. Von den im Reiseführer angedrohten Touristenmassen ist zum Glück kaum etwas zu sehen, es ist eine größere Gruppe Asiaten da (die ersten, die ich in dieser Masse seit Corona sehe und es werden die einzigen in diesem Urlaub sein), diese verlassen, wie üblich, aber sehr schnell wieder die Kirche und ich kann mir alles in Ruhe anschauen. Wirklich sehr beeindruckend wie der Raum von Felswänden umgeben ist, sehr schlicht gehalten, das gefällt mir sowieso und es spielt gerade eine Organistin, was bei der guten Akustik in dieser Kirche ein wunderbarer Genuss ist.
Von der Kirche spaziere ich zum Friedhof Hietaniemi auf der gleichnamigen Halbinsel gelegen und der größte Friedhof Finnlands. Hier ruhen viele der bekanntesten Persönlichkeiten des Landes, leider gibt es aber keinen Plan (mit dem ich eigentlich gerechnet habe), aus dem die Lage der einzelnen Gräber ersichtlich wäre, so schlendere ich nur etwas durch die schattigen Grabreihen mit herrlichem Blick aufs Meer.
Bald verlasse ich den Friedhof, um ihn auf einem Fußweg direkt am Meer zu umrunden. Auf der Landzunge gegenüber befand sich früher ein grosses Krankenhaus, heute wird das Gelände als Park genutzt.
Nach einiger Zeit erreiche ich Hietaranta, den größten Sandstrand Helsinkis, der bei diesem traumhaften Wetter natürlich sehr gut besucht ist.
Mir ist das eindeutig zu voll, daher spaziere ich am Wasser weiter in Richtung Norden, wo es auch schon bald wieder ruhiger wird.
Gegen 17 Uhr bin ich am Café Regatta, einem der bekanntesten Cafés der Stadt. Über 100 Jahre alt hat es nur einen winzig kleinen Innenraum, in dem sich im Winter die Gäste drängen, jetzt im Sommer kann man direkt am Wasser draußen sitzen, Besonderheit ist ein großer Grill an dem man sich die im Café gekauften Würste selbst grillen kann. Erstaunlicherweise ist gerade sehr wenig los (sind ja auch alle am Strand
und gehen vermutlich wesentlich später erst etwas essen und trinken), ich hole mir am Verkaufsfenster eine warme Lachs-Reis-Pastete und einen Apfelsaft (EUR 8,70) und esse gemütlich mit Blick aufs Wasser.
Gesättigt marschiere ich noch ein kleines Stückchen weiter nach Norden bis ich eine weitere sehr bekannte Sehenswürdigkeit der Stadt erreiche, das Sibelius Monument. Jean Sibelius (1865 -1957) ist der bekannteste Komponist Finnlands, das Monument wurde 1967 von Eila Hiltunen erschaffen und gleich nach Enthüllung extrem kritisiert, da die Stahlröhren an Orgelpfeifen erinnern, Sibelius aber nie für Orgel komponierte. Hiltunen wollte mit den Röhren eigentlich an Baumstämme erinnern, da die Natur Finnlands Sibelius wohl bei seinen Kompositionen inspirierte und ergänzte nach der umfassenden Kritik an seinem Denkmal dieses mit einer Büste des Komponisten.
Mir gefallen die Stahlröhren wie sie von der Abendsonne beschienen werden und zwischen den Bäumen und auf den typischen Granitfelsen stehen.
Vom Denkmal gehe ich dann zurück in Richtung Hotel, kurz davor befindet sich der K-Supermarket, wo ich ein paar Kleinigkeiten zum Essen einkaufe. Die Preise sind natürlich deutlich höher als bei uns, scheinen mir aber etwas geringer als die in Kopenhagen zu sein.
Gegen 18.30 Uhr bin ich wieder im Zimmer. Auspacken, Reisenotizen, mit Peter telefonieren, ein bisschen im TV zappen (neben den finnischen Sendern gibt es sehr viele Sender aus GB in Originalsprache mit finnischen Untertiteln), lesen und gegen 22 Uhr kann ich nach dem langen Tag meine Augen nicht mehr offen halten und schlafe sehr schnell ein.
Damit ist klar, dass ich mit der fehlenden Dunkelheit, die bei vielen zu Schlaflosigkeit führt, keine Probleme habe. Das Zimmer hat zwar Verdunklungsvorhänge, aber wie schon geschrieben, ist die Temperatur im Zimmer nur bei geöffnetem Fenster aushaltbar, und zwar geöffnet ohne Vorhang davor, dieser ist so dicht, dass er kaum Luft durchlassen würde. Gegen 20 Uhr beginnt die Sonne in mein Zimmer zu scheinen (zum Glück auf die dem Bett gegenüberliegende Wand und nicht direkt aufs Bett) und bleibt bis nach 22 Uhr da, total merkwürdig bei Sonnenschein einzuschlafen. Ich wache kurz gegen Mitternacht auf, da ist die Sonne eigentlich seit einer Stunde untergegangen, es ist aber nur leicht dämmerig mit einem hellen Rand am Horizont, eine ganz eigenartige Lichtstimmung ist das.
Gegen 4 Uhr geht die Sonne wieder auf und als mein Wecker um 6 Uhr klingelt ist es natürlich schon wieder taghell (so ein Sommertag hier hat über 18 h Tageslicht). Damit ist auch klar, es gibt in diesem Urlaub keine Sonnenuntergangsfotos und auch keine Nachtfotos.
Wetter: sonnig, ca. 27 °C
KostenHotel Töölö Towers 9 Nächte EUR 693,00 (Studio mit Kitchenette, inkl. Bettwäsche, Handtücher, 1x Zwischenreinigung, Endreinigung, Frühstück), gebucht über Hotel Website
Flug EUR 281,02 (Lufthansa Economy Classic mit Aufgabegepäck und Sitzplatzreservierung, gebucht über LH Website)
Bahn nach/von FRA 18 EUR (2 x 9 EuroTicket)