Autor Thema: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022  (Gelesen 15870 mal)

Paula

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #30 am: 14. September 2022, 16:08:01 »
So jetzt bin ich endlich auch hinterher gereist  :)
Erst mal danke für den Graffiti Frosch! Gent ist ja wirklich eine tolle Stadt. Was mir besonders gut gefällt sind diese gelbgrün blühenden (oder sind das Blätter?) Bäume an den Kanälen.  Weißt du was das für Bäume sind?

In de Haan waren wir auch! Und wir waren auch in einem Villenviertel, an Skulpturen an der Strandpromenade kann ich mich allerdings nicht erinnern. Da waren wir aber auch überwiegend am Strand beim Baden und haben nicht viel besichtigt. Die roten “Papiertüten”  in Ostende finde ich total witzig, wie Felsen sehen sie aber nicht aus!

Viele Grüße Paula

Christina

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #31 am: 14. September 2022, 18:01:05 »
Was mir besonders gut gefällt sind diese gelbgrün blühenden (oder sind das Blätter?) Bäume an den Kanälen.  Weißt du was das für Bäume sind?

In de Haan waren wir auch! Und wir waren auch in einem Villenviertel, an Skulpturen an der Strandpromenade kann ich mich allerdings nicht erinnern.

Leider kenne ich mich im Bereich Pflanzen und Tiere nur wenig aus, daher keine Ahnung was das für Bäume sind, ich glaube, dass es Blätter sind und die Bäume könnten Trauerweiden sein.

Ich hab mir deinen Bericht vorher durchgelesen (soweit es übereinstimmende Ziele betraf), die Skulpturen ändern sich ja immer wieder, manche kommen nach der Ausstellung weg, andere kommen an einen anderen Platz.


LG Christina

Christina

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #32 am: 14. September 2022, 18:20:14 »
6. Tag – Sonntag, 20.03.

Heute ist eher bewölktes Wetter vorhergesagt, die nächsten Tage soll es dann wieder sonnig sein, also der ideale Tag, um das Mu.Zee hier in Ostende zu besuchen.

Als ich gegen viertel nach 9 Uhr das Hotel verlasse, ist es noch sonnig und ich schaue mich noch ein bisschen im Ort um. Ich spaziere nochmal die Strandpromenade in Richtung Südwesten entlang, sehe noch ein paar hübsche historische Fassaden zwischen den Hochhäusern und am Beginn der Kolonnaden, die Venetianischen Galerien, wie die Kolonnaden von König Leopold II. Anfang des 20. Jh. erbaut. Sie dienen der Stadt heute als Ausstellungsräume, davor steht eine Statue König Baudouins (regierte 1951 bis 1993).


Hinter den weißen Badehäuschen steht das Hotel Thermae Palace, ein ehemaliges Luxushotel, das teilweise einen sehr verfallenen Eindruck macht, aber geöffnet ist.



Wie schon im Bericht zu meinem Anreisetag an die Küste erwähnt, sollten die Kolonnaden den König trockenen Fußes zur Pferderennbahn bringen, wo ich mich nun auch hinbegebe. Diese ist auch heute noch in Betrieb, vielleicht findet später ein Rennen statt, jedenfalls ist das Gelände gerade frei zugänglich und ich kann das schöne Gebäude und eine Vielzahl von Skulpturen, alle mit Bezug zu Pferden, anschauen.



Auf dem Weg zum Museum komme ich durch einige nette Straßenzüge, ein eher seltener Anblick in Ostende.




Gegen 10.30 Uhr bin ich dann am Mu.Zee, das Museum zeigt schwerpunktmässig Bilder belgischer Künstler oder von Künstlern mit großem Einfluss auf die belgische Kunstszene von 1880 bis heute. Das Gebäude selbst ist auch interessant, in den 1940iger als Genossenschaftskaufhaus von Gaston Eysselinck (Architekt) erbaut mit der Besonderheit einer 30 m langen gebogenen Glasfassade. 1981 musste das Kaufhaus dann schließen und nach verschiedener Nutzung und auch Leerstand zog schließlich das Mu.Zee ein. Das Gebäude wird zurzeit immer noch weiter für die Nutzung des Museums renoviert, zur Geschichte des Gebäudes gibt es eine kleine Ausstellung im Museum.


Für den Museumseintritt zahle ich EUR 10 und spare damit EUR 2 dank meines «Kustpas», auf der mich tatsächlich mal ausschließlich der gedruckte Reiseführer aufmerksam machte, man kann ihn kostenlos auf der Seite des Tourismusverbandes für die belgische Küste bestellen und erhält damit für alle möglichen Attraktionen entlang der Küste Ermässigungen. (Dank des schönen Wetters bzw. fehlender Lust/Interesse habe ich keine weiteren davon besucht, z.B. hätte es bei den beiden Museumsschiffen in Ostende ebenfalls eine Ermässigung gegeben.)

Natürlich finden sich einige Bilder von James Ensor hier, unter anderem das «Blick auf die Van Iseghemlaan» in Ostende von 1906, also der Strasse in der ich meine Unterkunft habe.


Besonders gut gefällt mir «Das Gewitter» von Jean Brusselmans von 1938 und «Gärten» vom gleichen Maler von 1934.



Die «Schneiderpuppe Mann und Frau» von Jef Geys von 1966 erinnern mich an ähnliche Pappfiguren, die ich als Kind (als Barbie Ersatz, weil mir die meine Eltern nicht schenken wollten) hatte, auch mit Kleidung aus Pappe, die man auf den Puppen befestigen konnte – natürlich waren meine nicht lebensgroß ;D.


Fantasieanregend das Bild «Was ich sah an einem klaren Tag» von Antoon de Clerck von 1972.


Und ganz witzig «Fassade mit Fahrrad» mit echtem Fahrrad vor gemalter Fassade von Joseph Willaert von 1968.


Es gibt noch eine Sonderausstellung in der es um die künstlerischen Verbindungen in der ersten Hälfte des 20. Jh. zwischen Belgien und Argentinien geht. Thema unter anderem das zweite Ostende, in Argentinien wurde 1910 am Atlantik ein Seebad gegründet, das den damaligen Stil des belgischen Ostende nachahmen sollte, leider war der Erfolg nur von kurzer Dauer, der Atlantik ist noch unerbittlicher als die Nordsee, der Ort (der hauptsächlich aus einem großen Hotelkomplex bestand) wurde nach und nach immer mehr vom Sand verschluckt, teilweise mussten die Gäste nach einem Sturm ihre Zimmer über die Fenster verlassen und betreten, weil der Sand so hoch lag, dass die Türen nicht mehr geöffnet werden konnten.



Zum Mittagessen habe ich mir die «Grote Post» ausgesucht, das ehemalige Postgebäude wurde 1945 vom gleichen Architekten wie das Gebäude des Mu.Zee gestaltet. Bis 1998 wurde es von der Post genutzt, nun ist es ein Kulturzentrum mit verschiedenen Räumen, beim Eintreten steht man direkt in der praktisch original erhaltenen Schalterhalle, von dort geht es unter anderem in das Restaurant. Fotos habe ich weder von außen noch von innen gemacht, es waren zu viele Leute da (im Internet kann man sich das z.B. auf Wikipedia anschauen). Die Atmosphäre gefällt mir richtig gut, es sind Gäste aller Altersgruppen da, Einzelne, Familien, Gruppen, Paare, manche sind noch beim Brunch, andere wie ich, essen zu Mittag, im Nebenraum ist eine gut besuchte Art Messe für Science-Fiction Bücher (leider alle auf niederländisch).

Ich bestelle einen Chai Latte und einen «Vol au Veggie» (EUR 24,10), Vol meine ich, ist eine Art Eintopf, im Detail lasse ich mich überraschen. Es kommt dann eine sehr leckere Champignon-Lauch-Suppe mit Rucola-Rote-Beete-Salat und – eine Schale mit Pommes. Ich bin mir nicht sicher, ob die Pommes zu der Suppe gegessen werden sollen, ich esse sie danach und wenn es auch eher eine für mich ungewöhnliche Kombination ist, sorgen die Pommes mal wieder dafür, dass ich richtig satt werde.


Nach dem Essen fahre ich mit der Tram in südwestlicher Richtung bis in den Ort Middelkerke. Ich klettere auf den 20 m hohen Warande Turm von wo man auf die hinter dem Deich unglaublich dicht an dicht stehenden Ferienhäuser aller Größen und Wohnwagen bzw. Wohnmobile blickt, sowie auf die Hochhäuser von Middelkerke und dem Nachbarort Westende. Auch einige Skulpturen kann man schon sehen.




Die schaue ich mir nun genauer an, als erstes «Caterpillar & Flatbed Trailer» von Wim Delvoye, trotz der wohl Originalgröße sehr filigran – der Künstler will ermahnen, in Zukunft etwas vorsichtiger beim Ausbau der Küste zu sein (wohl vergebens, wenn ich all die Baustellen mit noch mehr Apartmenthochhäusern sehe :().


Weiter geht’s mit «Olnetop» von Nick Ervinck, ein digital millionenfach vergrößerter Wassertropfen (das sind mehr als 8 Meter Höhe und erinnert an die Wellen der Nordsee)


und «I can hear it» von Ivars Drulle.


Ich spaziere am Strand entlang weiter bis Westende,




hier befindet sich das «Navigator Monument» vom dänischen Künstler Simon Dybbroe Møller, das Logo des ehemaligen Internetbrowsers Netscape Navigator – der Künstler weist damit auf die hier in der Nordsee liegenden unterseeischen Kommunikationskabel hin.


Dann steige ich wieder in die Straßenbahn und fahre bis De Panne, dem letzten Ort vor der französischen Grenze. Im Dumont Viertel stehen genauso hübsche Cottage Stil Häuser wie in De Haan, hier in De Panne ist das allerdings auf ein Stadtviertel beschränkt, im Rest der Stadt stehen die üblichen Hochhäuser. Ich sehe einige Leute, die Taschen und Koffer aus den Häusern zu ihren Autos tragen, ja, es ist Sonntagnachmittag und die Wochenendurlauber müssen sich auf den Heimweg machen, ich freue mich, dass mein Urlaub noch ein paar Tage dauert.





Ich kann mich wieder mal nur langsam von den «Cottages» trennen, meine Lust auf Kaffee bringt mich dann doch schließlich an die Strandpromenade,


wo ich in einem netten Café Latte Macchiato und eine Waffel (Waffel oder Pfannkuchen, darauf beschränkt sich oft die Auswahl an Gebäck in den Strandcafés) bestelle (EUR 10).


Nach der Pause spaziere ich am Strand entlang in nordöstlicher Richtung. Ich komme an der Beaufort Skulptur «Die Drei Naseweise von De Panne» vorbei, sie soll an einen Leuchtturm erinnern.


Ich gehe noch bis zum nächsten Ort, St. Idesbald weiter und nehme hier die Tram zurück nach Ostende. Irgendwo auf der Strecke, ich meine in Westende, kommt an einer Haltestelle eine Durchsage des Schaffners, natürlich für mich unverständlich auf Niederländisch. Daraufhin stehen alle Fahrgäste auf und verlassen die Tram, das mache ich dann auch. Draußen frage ich eine Passagierin, was los ist, sie sagt, es habe im weiteren Verlauf der Strecke einen Unfall auf den Schienen gegeben, so dass keine Tram mehr fahren kann, wir müssen hier auf einen Ersatzbus warten.

Nur gut, dass ich keine Termine habe (z.B. einen Zug am Bahnhof Ostende erwischen muss) und es weder kalt noch nass ist, denn es dauert. Ich überlege, ob ich nicht zu Fuß gehen soll, das wäre aber deutlich zu weit, es geht ja schon auf 18 Uhr zu.

Der erste Bus fährt dann an unserer Haltestelle vorbei, da er schon voll ist, irgendwann kommt dann aber doch ein Bus mit Platz für uns und so komme ich gegen 18.30 Uhr in Ostende an. Auf dem Weg von der Haltestelle zum Hotel mache ich noch einen Stopp im Spar Supermarkt (auch sonntags geöffnet), wo ich mir fürs Abendessen ein Sandwich kaufe und frisches Wasser.

Wetter: leicht dunstig, teilweise bewölkt, kaum Wind, ca. 2 - 12°C
Strecke zu Fuß: 6,89 km + Spaziergang durch De Panne und von De Panne nach St. Idesbald (vergessen aufzuzeichnen, ca. 2 km)


LG Christina

Silv

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #33 am: 14. September 2022, 20:09:10 »
Ich würde mir ja gerne die Villen nicht nur von außen ansehen - innen würde mich auch sehr interessieren.
Liebe Grüße
Silvia

Christina

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #34 am: 15. September 2022, 18:22:33 »
Ich würde mir ja gerne die Villen nicht nur von außen ansehen - innen würde mich auch sehr interessieren.

Mich auch, die sind aber leider alle privat, vielleicht könnte man eine mal als Ferienhaus mieten.


LG Christina

Susan

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #35 am: 15. September 2022, 18:35:32 »
Solange es ein paar hübsche Häuschen zu gucken gibt, kann ich auch mit Hochhäusern leben  ;) Ist trotzdem schade, dass die auch heute noch gebaut werden.

Strandspaziergang mit Skulpturen gucken mag ich auch, besonders die filigrane Holzkonstruktion des Caterpillar etc schaut sehr interessant aus.
Liebe Grüße
Susan

Ilona

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #36 am: 16. September 2022, 14:02:58 »
Das Caterpillar-Kunstwerk  :beifall: begeistert mich. Häuser gucken geht auch und bei der Waffel würde ich nicht nein sagen.

Schade, dass es für einen Barfuß-Strandspaziergang die falsche Jahreszeit war.
Liebe Grüße

Ilona

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Christina

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #37 am: 16. September 2022, 18:13:27 »
Schade, dass es für einen Barfuß-Strandspaziergang die falsche Jahreszeit war.

Das war bei einem Urlaub im März dort ja klar, ist mir aber wesentlich lieber, als zu hohe Temperaturen, die man ja schnell hat, wenn man barfuß am Strand gehen kann. Ich war eh schon überrascht, dass es so sonnig und warm war, das hätte zu der Jahreszeit auch ganz anders aussehen können.


LG Christina

Christina

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #38 am: 16. September 2022, 18:30:03 »
7. Tag – Montag, 21.03.

Gegen 9.15 Uhr mache ich mich nach dem Frühstück auf den Weg zur nächsten Tramhaltestelle „Marie-Joséplein“. Heutiges Ziel ist Zeebrügge, nordöstlich von Ostende gelegen und der Hafen von Brügge, das weiter im Landesinneren liegt. Im Sommer legen viele Kreuzfahrtschiffe in Zeebrügge an und seit einiger Zeit spielt der Containerhafen eine große Rolle, Zeebrügge ist sogar Europas größter Containerhafen – aber nur wegen des Zusammenschlusses mit dem Hafen Antwerpen ;D. Dunkel erinnere ich mich auch noch an den Untergang der Fähre „Herald of Free Enterprise“ im Jahr 1987, die von Zeebrügge nach Dover unterwegs war und vor dem Hafen kenterte, weil vergessen wurde, die Bugtore zu schließen. 200 der über 600 Passagiere kamen ums Leben. Heute legen hier keine Fähren mehr ab.

Die Fahrt zieht sich ziemlich, es ist eine alte Tram, der Fahrer fährt sehr langsam und muss häufig halten, da Baustellenfahrzeuge auf den Schienen unterwegs sind.

Ich steige an der Haltestelle „Schleuse“ aus und kann gegen 10.30 Uhr endlich meinen Spaziergang starten. An der Schleuse gibt es eine Aussichtsplattform, der Ausblick ist aber enttäuschend, Hafenkräne sind nur von weitem zu sehen und Schiffe sind nicht unterwegs, ein paar wenige liegen im Hafen. Hier muss man wohl wissen, wann Schiffe ankommen und durch die Schleuse fahren, dann ist der erhöhte Aussichtspunkt ideal.


Von der Schleuse spaziere ich durch den alten Ortskern von Zeebrügge, sehr hübsch ist der Admiraal Keyesplein und die Sint-Donaaskerk.



Weiter geht’s zum alten Fischerhafen, die alten Hafengebäude werden als eine Art Themenpark „Seafront“ zur Geschichte und Kultur der Fischerei genutzt, jetzt außerhalb der Saison ist zwar wohl geöffnet, es erscheint aber alles wie ausgestorben. Von April bis Oktober werden ab hier Bootsrundfahrten durch das gesamte Hafengebiet angeboten, das hätte ich sehr gerne gemacht, aber ich bin ja bewusst zu Randzeiten unterwegs, da muss ich eben mal auf eine Schiffsfahrt verzichten.

Neben dem Fischerhafen befindet sich der Jachthafen, auch hier sind noch einige Liegeplätze frei.




An den Jachthafen schließt sich ein Park an, von dem aus ich nun endlich einen Teil der Hafenkräne aus der Nähe sehen kann.


Mittagessen gibt’s im „Bistro Wittekerke“ am Yachthafen, zwei Garnelenkroketten mit Salat und Baguette und eine Zitronenlimo (EUR 21,50). Heute ist es so warm, dass ich zum Essen im T-shirt draußen sitzen kann.


Nächstes Ziel ist der Strand von Zeebrügge, eigentlich kann man vom Hafen zu Fuß dorthin, zurzeit ist die Straße aber eine riesige Baustelle, daher nehme ich die Tram.

Am Beginn des Strandes steht das „Palace Hotel“, das seit 1994 unter Denkmalschutz steht, was leider nicht verhindert, dass es leer steht. Aber mit ein bisschen Abstand ist es ein schöner Anblick, direkt daneben stehen die üblichen Apartmenthochhäuser, hier in Zeebrügge sind es allerdings nur wenige.


Am Palace Hotel beginnt der „Saint-George’s Day-wandeling“, ein über den Hafendamm gebauter Weg für Fußgänger und Fahrradfahrer, der sich einen Kilometer in Richtung Meer erstreckt. Man hat schöne Blicke zum nächsten Ort Blankenberge mit Pier, zum Containerhafen und auf die Strandpromenade von Zeebrügge.






Zurück am Strand spaziere ich am Wasser entlang in Richtung Blankenberge. Auch Zeebrügge hat natürlich eine Beaufort Skulptur, „Der Mann, der das Boot sah, in der Luft“ von Jean Bilquin.


Auch auf dem Weg nach Blankenberge ist der Containerhafen von Zeebrügge gut zu sehen, dann kommt der Pier von Blankenberge immer näher.




Leider wird dann ersichtlich, dass der Pier vollständig umgebaut wird, die Gebäude am Ende sind noch zu sehen und auch zu erreichen, der Pier selbst ist nicht zu sehen, er ist komplett von Stahlwänden umgeben. Es herrscht ohrenbetäubender Baulärm und das Café am Pierende hat dementsprechend geschlossen, hier halten es nur ein paar Angler aus, sehr schade.

Die Strandpromenade von Blankenberge schlägt meiner Meinung nach alle bisher gesehenen Strandpromenaden an dieser Küste in ihrer Hässlichkeit. Die Apartmenthochhäuser unterscheiden sich nicht von denen anderer Orte, aber die Promenade ist sehr schmal, so dass sie jetzt am Nachmittag fast vollständig im Schatten liegt, darüber hinaus parken hier tatsächlich auch noch Autos zwischen Promenade und Strand, vor den Restaurants und Geschäften, die sich im Erdgeschoss der meisten Hochhäuser befinden, ist die Fläche durch zeltartige Überdachungen vergrößert (macht also die Promenade noch schmäler) und an fast allen Geschäften und Restaurants hängt ein Schild „zu verkaufen“. Der hier eh schon recht schmale Strand ist durch Strandcafés und Bars zugebaut, eins neben dem anderen, getrennt voneinander jeweils durch Sichtschutzwände. Es ist mir ein Rätsel wie man hier einen Sommerurlaub, der aus täglich am Strand liegen besteht, verbringen kann.



Hinter den Hochhäusern hat Blankenberge allerdings ein paar nette Straßenzüge mit vielen gut erhaltenen Belle Epoque Häusern. Und ich entdecke ein wunderschönes altes Café, das „‘t Koetshuis“ wo es neben Waffeln und Pfannkuchen auch warmen Apfelkuchen mit Eis gibt und dem Cappuccino (EUR 10,90) liegt sogar ein Schokoladenosterei bei, die erste Osterdeko überhaupt in diesem Urlaub, bei uns wird man um diese Zeit ja fast erschlagen davon, egal ob Restaurant, Supermarkt oder Einkaufszentrum/Geschäfte.





Nach der Pause gehe ich weiter durch die Stadt, in einem Park am Yachthafen steht ein weiteres Überbleibsel aus den vergangenen goldenen Zeiten, der Paravang (von frz. Paravent), ein offener Wandelgang mit vielen hübschen Verzierungen, leider aber auch hier Baustelle.


Ich spaziere um den Yachthafen herum und ein Stück auf einem Pier entlang




und schließlich zur nächsten Tramhaltestelle. Nach einer jetzt sehr zügigen Tramfahrt gehe ich nochmal in den Supermarkt in Ostende und bin gegen 18 Uhr wieder in meiner Unterkunft.

Wetter: sonnig, nachmittags Schleierwolken, ca. 15°C
Strecke zu Fuß: 18,09 km


LG Christina

Silv

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #39 am: 17. September 2022, 14:04:13 »
„Der Mann, der das Boot sah, in der Luft“  - Wie man immer nur auf die Titel kommt... ::)

Läufst du zuhause eigentlich auch soviel?
Liebe Grüße
Silvia

Ilona

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #40 am: 17. September 2022, 14:08:39 »
Zitat
liegt sogar ein Schokoladenosterei bei, die erste Osterdeko überhaupt in diesem Urlaub, bei uns wird man um diese Zeit ja fast erschlagen davon

Vielleicht haben es die Niederländer nicht so mit Ostern :gruebel: ?

Der lange, helle Sandstrand ist schon toll  :thumb:.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #41 am: 17. September 2022, 14:43:56 »
Der Sandstrand ist ja herrlich zum Laufen und bei dem sonnigen Wetter wirkt es gar nicht wie März.

ich finde es sehr schade, wenn solch alten Gebäude wie das Palace Hotel dann leer stehen und verkommen. Sicher muss man Geld in die Hand nehmen, um es wieder schick zu machen. Aber Neubauten kosten ja auch was und im Hinblick auf Nachhaltigkeit wäre eine Sanierung sinnvoller.

Mir war gar nicht klar, dass Zeebrügge auch einen Containerhafen hat, ist wohl jetzt Zweigstelle von Antwerpen.
Liebe Grüße
Susan

Paula

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #42 am: 17. September 2022, 17:38:28 »

Die Strandpromenade von Blankenberge schlägt meiner Meinung nach alle bisher gesehenen Strandpromenaden an dieser Küste in ihrer Hässlichkeit. Die Apartmenthochhäuser unterscheiden sich nicht von denen anderer Orte, aber die Promenade ist sehr schmal, so dass sie jetzt am Nachmittag fast vollständig im Schatten liegt, darüber hinaus parken hier tatsächlich auch noch Autos zwischen Promenade und Strand, vor den Restaurants und Geschäften, die sich im Erdgeschoss der meisten Hochhäuser befinden, ist die Fläche durch zeltartige Überdachungen vergrößert (macht also die Promenade noch schmäler) und an fast allen Geschäften und Restaurants hängt ein Schild „zu verkaufen“. Der hier eh schon recht schmale Strand ist durch Strandcafés und Bars zugebaut, eins neben dem anderen, getrennt voneinander jeweils durch Sichtschutzwände. Es ist mir ein Rätsel wie man hier einen Sommerurlaub, der aus täglich am Strand liegen besteht, verbringen kann.


Christina, das kann ich mir jetzt richtig vorstellen wie du durch diese Strasse gehst und froh warst hier keine Unterkunft gebucht zu haben.
Das ist mir im Urlaub (eigentlich vor allem in Spanien aber nicht nur) auch schon öfter so gegangen dass ich mir gedacht habe wie kann man da nur Urlaub machen! Und das ist zuhause immer mein Alptraum dass ich mal so eine A****karte ziehe und eine Woche in so einer Wohnung buche. Oft sehen die Fotos auf den Angebotsseiten ja trotzdem gut aus...und offensichtlich gefällt es vielen anderen auch nicht, darum: "zu verkaufen"...

ansonsten sind das ja schöne Orte und Strände, die vielen Skulpturen sind beeindruckend und es sieht wirklich so aus als ob du im Sommer unterwegs bist.
Viele Grüße Paula

Christina

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #43 am: 19. September 2022, 18:39:43 »
„Der Mann, der das Boot sah, in der Luft“  - Wie man immer nur auf die Titel kommt... ::)

Läufst du zuhause eigentlich auch soviel?

Der Titel ist wirklich kurios, aber ich frage mich auch mal wieder, was der Künstler mit einem Boot in der Luft wohl sagen will.

Zuhause wandern wir am Wochenende auch, aber nur, wenn das Wetter passt, und ganz so weit meist nicht, da dann noch Höhenmeter dabei sind, ganz so flach wie am Meer ist es selbst in Rheinhessen nicht und in der Pfalz erst recht nicht.

Vielleicht haben es die Niederländer nicht so mit Ostern :gruebel: ?

Weiß ich leider auch nicht, aber könnte sein.

Mir war gar nicht klar, dass Zeebrügge auch einen Containerhafen hat, ist wohl jetzt Zweigstelle von Antwerpen.

Genau, gehört zu Antwerpen.


Christina, das kann ich mir jetzt richtig vorstellen wie du durch diese Strasse gehst und froh warst hier keine Unterkunft gebucht zu haben.
Das ist mir im Urlaub (eigentlich vor allem in Spanien aber nicht nur) auch schon öfter so gegangen dass ich mir gedacht habe wie kann man da nur Urlaub machen! Und das ist zuhause immer mein Alptraum dass ich mal so eine A****karte ziehe und eine Woche in so einer Wohnung buche. Oft sehen die Fotos auf den Angebotsseiten ja trotzdem gut aus...und offensichtlich gefällt es vielen anderen auch nicht, darum: "zu verkaufen"...

Ich war wirklich sehr froh, weil ich tatsächlich überlegt hatte, eventuell in Blankenberge zu übernachten, ich dachte, da hätte man mit dem Pier einen schönen Vordergrund für den Sonnenuntergang beim Fotografieren, während es in allen anderen Küstenorten nur den Strand gibt. Da aber Ostende direkt an die Bahnlinie Brüssel-Gent-Brügge angebunden ist, während ich nach Blankenberge mit der Tram von/nach Ostende hätte fahren müssen oder mit dem Bus von/nach Brügge, habe ich mich schließlich für Ostende entschieden. Das wäre in jeglicher Hinsicht eine schlechte Entscheidung gewesen, da ja der Pier wegen der Baustelle als Fotoobjekt völlig unbrauchbar gewesen wäre.


LG Christina

Christina

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Re: Gent, Brügge und die belgische Küste im März 2022
« Antwort #44 am: 19. September 2022, 20:33:39 »
Den heutigen Tag muss ich mal wieder aufteilen, zuviel Text und Fotos.

8. Tag – Dienstag, 22.03. (1.Teil)

Nach den Küstentagen steht heute eine Stadtbesichtigung im Landesinneren auf dem Plan, es geht nach Brügge.

Gegen 8.40 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof, bereits jetzt ist es so warm, dass ich nur meine Fleecejacke über dem T-shirt brauche, noch vor zwei (!) Tagen war ich um diese Uhrzeit froh über Schal und Mütze zum Wanderanorak über der Fleecejacke, verrückt.

Der Zug zwischen Ostende und Brügge verkehrt mehrmals die Stunde, die Fahrt dauert nur 10 Minuten. Am Bahnhof kaufe ich mir am Automaten mein Rückfahrtticket (EUR 8,60), zum Glück muss man nicht festlegen, welchen Zug man nimmt, so bin ich für den Rückweg heute Nachmittag/Abend flexibel.

Ich nehme den Zug um 9.20 Uhr, bin also um halb zehn in Brügge. Der Bahnhof liegt etwas außerhalb vom Zentrum, direkt angrenzend ist der Minnewaterpark, hier haben die Kanäle, die die ganze Stadt durchziehen ihren Anfang. Und schon hier bin ich begeistert, Natur und angrenzende Bebauung sind wunderbar idyllisch.




Ich verlasse den Park über die Arsenalstraat


und gehe zur Katelijnestraat zum Rodenonnenpark. Auf dem Gelände eines ehemaligen Nonnenklosters wurden moderne Wohnhäuser gebaut, die optisch an die angrenzende alte Bebauung angepasst sind.


In einem Bogen gehe ich zurück in Richtung Minnewaterpark


zum sich auf der anderen Kanalseite befindlichen Beginenhof. Zwei dieser Höfe habe ich mir ja schon in Gent angeschaut, dieser ist genauso malerisch, dazu habe ich das Glück zur Frühlingsblüte hier zu sein. Die von einigen Schriftstellern beschriebene Melancholie des Orts entgeht mir dadurch allerdings, Marcel Proust schreibt z.B. er empfinde den Beginenhof als „einzigen Ort auf der ganzen Welt, wo die Atmosphäre vollkommen der notwendigen Trauerstimmung entspricht“. Schulklassen auf Klassenfahrt gab es zu seiner Zeit wohl auch noch nicht, denn als ich gerade den Beginenhof verlasse, kommt eine deutsche Schulklasse an, der Lärmpegel würde jegliche eventuell vorhandene melancholische Stimmung vertreiben.




Ich spaziere weiter in Richtung Zentrum


und erreiche bald die Liebfrauenkirche. Sie ist hauptsächlich wegen der „Madonna mit Kind“, einer marmorweißen, lebensgroßen Figur von Michelangelo bekannt. Der Eintritt in die Kirche ist frei, aber der Teil in dem sich die Madonna befindet wurde zum Museum erklärt, mit entsprechendem Eintrittsgeld. Dafür ist mir die Skulptur nicht wichtig genug, ich begnüge mich mit dem frei zugänglichen Teil der Kirche, der durchaus beeindruckend ist.


Ich gehe um die Kirche herum,


an ihrer Rückseite gibt es einen hübschen Park und die malerische Bonifaziusbrücke. Zwar spazieren nicht allzu viele Leute hier durch, aber ich muss doch einige Zeit warten, bis ich das ganze ohne Personen aufs Bild bekomme.




Nicht weit entfernt erreiche ich den bekannten Rozenhoedkaai, oft als der schönste Blick in Brügge bezeichnet. Ein sehr schöner Blick, dem kann ich zustimmen, aber aus meiner Sicht besteht Brügge eigentlich nur aus schönen Blicken, eine Ecke ist malerischer als die andere, jede auf ihre Weise.



Durch einen schön verzierten Torbogen gelange ich zum Belfried.


Wegen des guten Wetters und weil ich nur einen Tag in Brügge bin, verzichte ich auf Museumsbesuche, Blicke von der Höhe auf Landschaft oder Stadt liebe ich aber, daher ist der Besuch des Belfried ein Muss, wenn mich auch der hohe Eintrittspreis von EUR 14 schlucken lässt. Auch dieser Belfried gehört zum UNESCO Weltkulturerbe, ist 83 m hoch, 366 Stufen führen nach oben, Aufzug gibt es keinen. Oben angekommen, bin ich ziemlich entsetzt -  dass es an nur drei Seiten einen Ausblick gibt, lässt sich verschmerzen, aber dass der Ausblick an diesen drei Seiten von einem dichten Metallnetz behindert wird, nicht. Wenn man nicht dauernd das Netz mit im Blick haben will, muss man ganz dicht herantreten und durch die Lücken schauen, fotografieren mit einer „normalen“ Kamera ist gar nicht möglich, die Lücken im Netz sind viel zu klein, als dass das Objektiv hindurchpassen würde. Ich mache schließlich ein paar Bilder mit meinem Handy, das hat ja ein ganz kleines Objektiv, aber die Fotoqualität ist sehr schlecht. Leider wurde dieses Netz weder beim Eingang unten noch im Internet irgendwo erwähnt. Ich hatte mehrere Berichte über Brügge und den Belfried gelesen, auch von Paula hier im Forum, nirgends habe ich etwas darüber gelesen. (Als ich allerdings gerade nochmal auf die Website des Turms schaue, ist tatsächlich ein Bild mit diesem Netz zu sehen, vielleicht habe ich mich nicht ausführlich genug vorbereitet.) Ich bin jedenfalls total enttäuscht und ärgere mich sehr, die 14 EUR bezahlt zu haben.





Der Belfried steht am Markt, einem wie ich finde, für Brügge etwas überdimensionierten Platz, den ich nun einmal umrunde.



Nicht weit vom Markt habe ich mir ein Café/Restaurant zum Mittagessen herausgesucht, leider hat es aber geschlossen. Ich schaue mich um und entdecke gleich um die Ecke das „Monkey 11“ mit Außensitzplätzen. Die Bowl mit Hackfleisch, Reis und viel Gemüse ist sehr lecker und sättigend, dazu eine selbstgemachte Zitronenlimo (EUR 19).


Nach dem Essen spaziere ich durch die an sich sehr hübsche Pottenmarkersstraat, die Straße erhält gerade einen neuen Belag, was den Anblick doch etwas beeinträchtigt.




Entlang weiterer Reie (ein Kanal heißt hier Rei)




erreiche ich den (ich weiß schon wieder ;D) sehr idyllischen Jan van Eyckplein. Hier setze ich mich eine ganze Zeit lang auf eine Bank und genieße den Blick auf die den Platz umgebenden stattlichen Häuser.



- Ende Teil 1 -


LG Christina