7.Tag, 10.6.2022 FreitagAm Morgen scheint uns die Sonne entgegen. Heute geht es in die beiden Langdale Täler – Little Langdale Valley und Great Langdale Valley.
Hier soll es laut dem Buch von Ellen Bowness auch eine tolle alte Brücke geben. Leider orientieren wir uns diesmal nicht nach den GPS Daten & Beschreibung, sondern geben den Namen der Brücke der Faulheit halber bei Google Maps ein. Ein Fehler. Am Beginn des Little Langdale Tales zweigt eine schmale Teerstraße ab, die immer schmaler wird. Dann durch zwei verwinkelte Orte führt, die unseren SUV schon an den Rand seiner Manövrierfähigkeit führen. Dann wird die „Straße“ die Google uns führt zur Piste die man bestenfalls noch mit einer leeren Schubkarre absolvieren könnte aber nicht mehr mit einem Auto. Hier brechen wir ab fahren zurück und fahren die Brücke von Norden wie im Buch beschrieben an.
In Little Langdale finden wir mit etwas Mühe einen Parkplatz und laufen von dort durch den hübschen kleinen Ort nach Süden.
Das Tal ist so ein schönes Gesamtkunstwerk der Natur, ...
... das hier selbst die unvermeidlichen Mauern, die ganz England durchziehen etwas künstlerisch Verspieltes haben.
15.000 Meilen also über 24.000 Kilometer dieser Drystone Walls gibt es in England.
Die ersten Entstanden um 1750. Als in England die Ländereien 50 Jahre später aufgeteilt wurden gab es einen regelrechten Boom. Die Steine fand man an den angrenzenden Feldern. Die Herausforderung bei ihrer Errichtung liegt im geschickten Aufschichten der Steine, die der Länge nach ins mauerinnere ragen und nebeneinander nicht wackeln sollen. Zwischendurch müssen größere Steine verbaut werden, zur Erhaltung der Stabilität. In der Mitte kommen kleinere Steine als Füllmaterial. Die gesamte Konstruktion läuft nach oben konisch zu. Technische Hilfsmittel außer prüfendem Blick und den eigenen Händen gibt es nicht.
Ebenfalls Steingut der besonders gelungenen Art ist die Slaters Bridge die wir nun endlich erreichen.
Slater bedeutet übersetzt Schiefer. Die Brücke ist über 300 Jahre alt und stammt aus dem 17. Jahrhundert, als sie als Packeselbrücke über den Fluss Brathay genutzt wurde, um den Bergleuten oder „Schieferdeckern“ die Möglichkeit zu geben, die umliegende Gegend abzubauen. Freundlicherweise hat man die Brücke damals in eine besonders schöne Umgebung gebaut.
Gleich nebenan soll es aus der Zeit der Steinbrüche noch eine fotogene Höhle geben. Wir machen uns auf die Suche und erreichen nach nur 10 Minuten den Chathedral Quarry, einem kleinen Netzwerk miteinander verbundener Steinbrüche oberhalb von Little Langdale, in denen vor Hunderten von Jahren Bergbau betrieben wurde, und obwohl sie heute nicht mehr genutzt werden, werden sie vom National Trust kostenlos unterhalten und offen gehalten.
Die Eingangspforte des Quarries ist die Cathedral Cave die schon recht beindruckend ist.
Die Landschaft ist an jeder Ecke auch heute noch vom Schiefer geprägt.
Schiefer entsteht aus Schichten von Asche und Staub, die vor 450 Millionen Jahren von Vulkanen ausgestoßen wurden. Es ist ein metamorphes Gestein, das enormen Druck und Hitze ausgesetzt wurde. Schiefer ist ein interessantes Material, da es relativ leicht bearbeitet oder gespalten werden kann, um Fliesen und Bausteine zu bilden. Zudem ist es beständig gegen Wasser und Wind.
Unsere Fahrt durch das Little Langdale Valley ...
... führt uns nach Nordwesten zum Blea Tarn. Wenn es hier nicht sowieso schon überall so grün wäre würde man an eine Oase denken.
Jedenfalls Idyllischer geht es kaum. Der kleine Bergsee wird von herrlichen Bergen eingerahmt, in den saftigen Wiesen grasen die Kühe, sicher einer der schönsten Plätze im Lake District.
Wir gehen hinab an den See und ans Ufer.
Eine handvoll schmerzfreier Briten schickt sich gerade an, ein Bad im sicher nicht gerade heißen Bergsee zu nehmen (die laut Internet bei ca. 12-14 Grad liegen könnte), wir gehen da doch lieber mal in eine Therme.
Zumindest das Herz erwärmt die Landschaft allemal.
Vor allem dann, wenn man gegenüber dem See leicht schweißtreibend noch auf einen kleinen Aussichtspunkt hochsteigt und den See und die Umgebung aus der Vogelperspektive genießt.
Die Straße steigt zu einem Sattel an. Vor uns liegt das nächste Tal – Great Langdale und gleich auch die nächste Exkursion. Ein kurzer Weg führt hinauf auf den Side Peak, von dem man natürlich zurück zum Blea Tarn blicken kann ...
und nach einer 180° Drehung das Great Langdale Valley zu Füßen hat, ...
... das vom mächtigen Lingmoor Fell bewacht wird.
Wir folgen dem Great Langdale Valley zurück nach Osten. Direkt an der Straße bietet sich noch ein Stopp am Loughrigg Tarn an – wir sind eben im Lake District – an Seen gibt es hier keinen Mangel. Wir gehen zum Ufer entdecken Seerosen und machen ein paar Close Up Fotos von Schafen und fahren zurück nach Bowness.
Von hier geht es auf der A592 nach Nordosten hinauf zum Kirkstone Pass.
Die Landschaft wandelt sich völlig. Waren die Langdale Valleys geprägt von Wäldern, Bäumen, üppigen farnen und Gräsern, wird die Gegend immer karger, umso mehr man sich dem Pass nähert. Hier erinnert vieles an den nur 50 Meilen entfernten nördlichen Nachbarn Schottland.
Schließlich ist der Pass mit seinem Summit von 454m erreicht (zum Vergleich Ambleside 60m über Meereshöhe).
Nach dem Pass führt die Straße hinab zum Ullswater See, mit 14,5km Länge und 1200 Metern Breite (nach dem Lake Winderemere) der zweitgrößte See des Lake Districts.
Da hier keine großen Orte zu finden sind, geht es deutlich einsamer zu.
Am wie üblich kostenpflichtigen Parkplatz am Aira Force wird der MG abgestellt. Dann geht es durch den kostenlosen Wasserfallpark bis zu einer Abzweigung, die hinauf zum Yew Cragon Gowbarrow Fell führt.
Ganz hinauf muss man nicht – 20 Minuten reichen, dann bekommt man einen schönen Blick auf Ullswater mit seiner Bergwelt.
Wen man schon mal an einem Park mit Wasserfällen ist, kann man auf dem Rückweg ein Stück dem Fluß Aira Beck flußaufwärts folgen und sich den High Force ...
... und vor allem den unter einer Steinbrücke fallenden Aira Force ansehen.
Das soll für heute genügen – es geht zurück zum Apartment nach Bowness wo wieder gekocht wird.
Übernachtung:Beantfield House, Brantfield Road, Bowness-on-Windermere, Cumbria (über FeWo direkt)
Wertung: 9,5/10 – super Apartment, 0,5 Abzug für eine T