Tag 8 – Ohne Lost Place geht es nicht und die Vulkanröhre Endlich lagen wir wieder im Plan
, denn das Highlight des Tages wurde
nicht gecancelt. Doch von vorne:
Nach der Schlacht am Frühstücksbüffet packten wir unsere Sachen ins Auto und fuhren am Eingang des Loro Parks vorbei.
Kurz danach parkten wir in einer Lücke auf der rechten Seite und wanderten dann links am Maritim-Hotel vorbei.
Das Schild schreckte uns nicht ab,
denn das ist der richtige Wanderweg. Gefahr-Abteilungen
bedeutet, dass man zur eigenen Sicherheit nicht zu den Stränden hinabsteigen soll.
Am Wegesrand begegnete uns immer wieder diese Pflanze, die wie ein überdimensionierter Löwenzahn aussieht. Das ist die Stängellose Felsendistel. Davon gibt es 30 Arten und viele sind endemisch.
Ein Blick zurück.
Der Weg führt in Folge durch ein Wohngebiet, in dem an fast jeder Türklingel oder Briefkasten ein deutscher Name steht. Danach geht es weiter der Küste entlang bis zu einem faszinierenden Lost Place, der Industrieruine Casa Hamilton.
1903 unternahm die Firma Hamilton & Co auf dem Gelände der alten Wassermühle Juan de Gordejuela einen für die damalige Zeit kühnen und innovativen Schritt, nämlich den Bau einer Wasserpumpe mit Dampfmaschinenantrieb. Das war die erste Dampfmaschine, die auf Teneriffa betrieben wurde. Das Wasser aus nahegelegenen Süßwasserquellen wurde bis zu einer Höhe von knapp 200 Metern gepumpt, damit die Bananenplantagen im Orotavatal bewässert werden konnten.
Das rentierte sich allerdings nicht. Die Kosten der Anlage belasteten das Unternehmen, so dass die Familie Hamilton 1910 die Anlage verpachtete und sie im Jahr 1919 verkaufte. Die Gemeinde versucht derzeit, die Ruine zum Weltkulturerbe erklären zu lassen, damit sie erhalten bleibt.
Übrigens braucht man diese Küstenwanderung nicht zu machen, um das Casa Hamilton zu sehen. Man kann das Auto oberhalb in Los Realejos in der Calle Romantica abstellen, denn von dort führt ein Trampelpfad bis zur Aussichtsplattform.
Wir gingen den gleichen Weg wieder zurück.
Unser nächstes Ziel stand an
: Das Besucherzentrum der Cueva del Viento in einem Vorort von Icod de los Vinos.
Wir hatten eine deutschsprachige Tour reserviert und waren eine Stunde zu früh vor Ort.
Mit diesen Kleinbussen geht es ins Gelände,
aber wir fuhren nochmals ins Dorf hinunter und setzten uns dort zu den Einheimischen in ein Garagenlokal. Erst später sahen wir, dass sich gegenüber vom Besucherzentrum ein kleines Restaurant befindet. Bilder können übrigens nicht wiedergeben, wie steil die Straße dort ist.
Die Tour muss man
reservieren, da nur eine kleine Anzahl von Besuchern in die Höhle darf.
Die Cueva del Viento ist eigentlich keine Höhle, sondern die fünftgrößte Lavaröhre der Welt und die größte in Europa.
Im Besucherzentrum durften wir einen Film über die Entstehung der Vulkanröhren anschauen und der Guide erklärte vor der Abfahrt noch einiges. Danach fuhren wir in den zwei Kleinbussen ins Gelände. Von dort aus begann ein ca. 20minütiger Fußmarsch, der an Lavafeldern vorbeiführte.
Wir hatten mit unserem Guide großes Glück. Drago, ein serbischer Auswanderer, spricht fünf Sprachen. Er erklärte unterwegs sehr viel und zeigte einen möglichen Eingang in die Röhre.
Ein tiefes Loch hat man gesichert, denn da fiel vor vielen Jahren eine Hirtin hinunter und so fand man die Röhre.
Vorbei an einer Ruine
und ein Stück auf dem Camino Real, einem alten Handelsweg
erreichten wir den Einstieg.
Wir wurden mit Helm und Stirnlampe ausgerüstet. Feste Wanderschuhe sind Vorschrift, Rucksäcke und eine große Fotoausrüstung nicht erlaubt. Mir reichte die kleine Kamera am Gürtel.
Der Ausbruch des Pico Viejo, das ist der kleinere Vulkan neben dem Teide, formte diese Röhre. Hier schoss damals die flüssige Lava durch. In der Hauptröhre kann man aufrecht stehen.
Eine andere Gruppe kam uns entgegen.
Es gibt zahlreiche Seitenröhren, viele davon sind sehr schmal.
Wir gingen vorsichtig und wie auf Eiern durch die weite Röhre. Der Boden ist total uneben und holprig.
Eine kleine Treppe führt zu einer Seitenröhre
in der ein seismisches Messgerät steht.
Das sind keine Tropfsteine, sondern Lavaspritzer.
In der Hauptröhre war die Fließgeschwindigkeit höher.
An den Wänden gibt es verschiedene Ausformungen der erkalteten Lava. Das ist z. B. der Typ Pahoehoe, eine basaltische Lava mit einer bizarren, girlanden- bis zopfartigen Oberflächenstruktur.
Bis hierhin stürzte die Hirtin damals hinunter.
Das Gitter oberhalb kann man etwas erkennen. Weiter dürfen die Besucher nicht.
Drago bat uns auf dem Rückweg kurz die Lampen auszumachen, damit wir die völlige Dunkelheit erleben können. Ein korpulentes Mitglied eines deutschen Kegelvereins schnaufte auf dem Rückweg schon ziemlich schwer. Als das Licht ausging, bekam er Panik. Wir dachten zuerst an einen Herzinfarkt und das wäre fatal gewesen. Auf dem unebenen, teils scharfkantigen Boden kann man niemand hinlegen. Wir stellten die Lampen wieder an und redeten beruhigend auf ihn ein. Er hatte hyperventiliert. Ganz langsam gingen wir zum Eingang zurück. Draußen legten wir die Helme und Masken ab und gingen gemächlich auf einem anderen Weg zurück zu den Bussen.
Die Tour dauerte zwei Stunden und hat sich auf jeden Fall gelohnt. Drago’s Leidenschaft für die Vulkanologie färbte auf uns ab.
Zurück im Hotel, parkten wir das Auto in der kostenlosen Tiefgarage. Danach machten wir uns auf den Weg zum nahegelegenen Taoro-Park, denn dort befindet sich die Nr. 72 der 111 Orte, die man gesehen haben soll. Wir waren zuerst im falschen Naherholungspark, wurden dann aber 500 m weiter fündig.
Vom Taoro Park hat man einen guten Blick auf das verbaute Puerto de la Cruz.
In den 60er und 70er Jahren wurden viele Hochhäuser gebaut. Damals steckte der Tourismus noch in den Kinderschuhen und man baute ein Hotel neben dem anderen.
Das Fliesenpanorama im Taoro-Park ist 6 m breit und 3 m hoch. Es zeigt die Stadt zu längst vergangenen Zeiten.
Nun wurde es aber Zeit, zum Hotel zurückzugehen. Wir duschten und zogen uns fürs Abendessen um.
Nach dem Abendessen schauten wir noch kurz in der Lobby vorbei. Wir wollten wissen, ob der Alleinunterhalter des Abends andere Klänge zu bieten hat. Er war aber nicht besser, sondern hatte nur ein anderes Repertoire. Da ließen wir den Abend lieber mit einem guten Buch auf dem Zimmer ausklingen.