Heute gibt es nochmal viel Text, die nächsten Tage aber dann weniger.
2. Tag – Dienstag, 21.09. - InselzentrumHeute muss ich ins Vermieterbüro zum Einchecken. Na ja, Schlüssel habe ich ja schon, auch ist bereits alles bezahlt, daher geht es eigentlich nur um die Aushändigung der Kurkarte, die bestätigt, dass ich die Kurtaxe bezahlt habe und wohl bei der ein oder anderen Einrichtung vorgelegt werden muss. Dies erledige ich gleich zu Beginn der Öffnungszeit um 9.00 Uhr. Zu Corona – weder für die Fährfahrt gestern, noch für die Ferienwohnung ist Test oder Impfung nötig.
Ach ja, das Büro ist wirklich sehr nah bei der Ferienwohnung, da habe ich gestern doch ziemliche Umwege zurückgelegt
.
Auf der Homepage der Insel Borkum habe ich die «Türme Tour» entdeckt, die zu den interessantesten Punkten im Ort und drumherum führt. Genau das Richtige für einen bewöklten Tag wie heute. Zunächst geht es durch den Ort und die angrenzenden Wohngebiete in Richtung Südstrand. Richtig hübsche Ecken gibt es hier, sehr gut gefallen mir auch die vielen Blumenbeete an den Häusern (die letzten beiden Bilder der nachfolgenden Reihe wurden an anderen, sonnigeren Tagen gemacht).
Am Südstrand sehe ich die für Borkum typischen Strandzelte (von einer Zeltplane umgebene Sitzbank mit einem dazugehörigen Holzliegestuhl, den man sich daneben in den Sand stellen kann, die aufwändigeren und bequemeren Strandkörbe sind hier aber inzwischen in der Mehrheit)
und den klassisch rot-weiß gestreiften Elektrischen Leuchtturm, der auch Kleiner Leuchtturm genannt wird. Er ist 28 m hoch und wurde 1890 eingeweiht als erster elektrisch betriebener Leuchtturm Deutschlands. Nach einer Nachrüstung mit einem Sendemasten wurde 1900 mit ihm durch die «Reichspost und Telegrafenverwaltung» der erste Funkdienst der Welt eingerichtet. Das Leuchtfeuer wurde 2003 abgeschaltet, aber der Leuchtturm wird immer noch für die Radarüberwachung der Emsmündung genutzt.
Teils an der Strandpromenade entlang, teils durch den Kurpark (eher ein kleines Wäldchen) gehe ich in Richtung nördliches Ende der Strandpromenade. Am zentralen Teil war ich gestern schon zum Sonnenuntergang, hier stehen neben einigen Bausünden auch noch die schneeweißen Hotels vom Beginn des letzten Jahrhunderts.
Bald hört die Bebauung auf und die nun schmalere Strandpromenade führt durch die Dünen. Das Kleine und das Große Kaap kommen in Sichtweite, diese dienten in früheren Zeiten den Fischern zur Orientierung, jede der Ostfriesischen Inseln hatte ein eigenes Symbol. Und ich komme am Pfeiler vorbei, der den nordwestlichsten Punkt Deutschlands kennzeichnet (auf einer Landfläche, auf dem Meer reicht Deutschland noch weiter, auch die vor diesem Punkt liegende Sandfläche ist nicht berücksichtigt, da sich diese immer wieder ändert, zur Zeit dehnt sie sich aus, früher reichte das Wasser bei Flut bis direkt unterhalb der Strandpromenade).
Unterbrochen durch einen Abstecher in Richtung Wasser
spaziere ich bis zum Ende der Strandpromenade (ab hier geht es entweder am Strand entlang nach Osten oder parallel dazu weiter im Inselinneren durch die Dünen), hier befindet sich das «Strandcafé Seeblick», gerade rechtzeitig fürs Mittagessen – es hat aber leider dienstags Ruhetag
. Daher gehe ich wieder ein Stück auf der Promenade in Richtung Zentrum bis zum «Café Sturmeck», dieses hat geöffnet und drinnen findet sich auch noch ein Plätzchen für mich (die meisten sitzen draußen, was mir eindeutig zu kalt wäre), Adresszettel oder wahlweise QR Code zur Kontaktnachverfolgung stehen am Eingang bereit, Test oder Impfung sind nicht nötig.
Für mich gibt es Cranberry-Sanddorn Tee, eine Krabbensuppe und anschließend ein Gemüsepfännchen (EUR 20,00).
Nach der Mittagspause geht es weg vom Meer, durch die Dünen in Richtung Zentrum. Erster Stopp ist die Aussichtsdüne Norddüne. Von hier hat man einen schönen Blick auf die «Skyline» des Orts mit den verschiedenen Türmen.
Ich komme am Wasserturm vorbei, der leider von einer Baustelle umgeben ist, ein Kran steht auch noch daneben, so dass ich auf ein Foto verzichte. Der 29 m hohe Turm war von 1900 bis 1976 zur Wasserversorgung im Einsatz, dann reichte er wegen der gestiegenen Zahl an Touristen nicht mehr aus. In den 80iger Jahren wurde er unter Denkmalschutz gestellt und wird seit 2010 von einem Verein betreut. Er wird (normalerweise, wenn gerade keine Baustelle ist) nachts bunt angeleuchtet und soll in einigen Jahren als Informationszentrum zum Thema Wasser ausgebaut sein.
Weiter geht es durch Wohngebiete und vorbei an Pferdeweiden
bis zum Heimatmuseum, das ich heute nur von außen anschaue.
Nicht weit vom Heimatmuseum ist der Alte Leuchtturm. Er kann nicht bestiegen werden, der Eingangsbereich ist aber geöffnet, man kann sich eine Ausstellung zur Geschichte des Turms anschauen, da stelle ich mich dann gleich während des jetzt einsetzenden Regens unter. Mit dem Bau des Leuchtturms wurde 1576 begonnen, als Standort wurde die erhöhte Lage der Kirchenwarf ausgesucht. Den dort vorhandenen Kirchturm riss man ab (da als Leuchtturm zu niedrig) und errichtet an seiner Stelle den 41 m hohen Turm. Die Glocken aus dem abgerissenen Kirchturm wurden im Leuchtturm aufgehängt, der nun Leucht- und Kirchturm gleichzeitig war.
1879 brannte der Turm dann völlig aus, es wurde der heutige Neue Leuchtturm als Ersatz errichtet, der ausgebrannte Turm aber wieder instandgesetzt und unterschiedlich genutzt, als Wetterwarte oder als Seenotfunkstelle. Heute kümmert sich der Heimatverein darum, dass der Turm nicht verfällt.
Ganz in der Nähe des Alten Leuchtturms kann man einen der wenigen noch erhaltenen Zäune aus Walknochen anschauen. Auf Borkum gab es damals keine Bäume, also auch kein Holz für Zäune zum Schutz vor Wind und Sand, so dass die Walfänger (dazu schreibe ich dann noch etwas beim Besuch des Heimatmuseums an einem der nächsten Tage) die ansonsten nicht zu gebrauchenden Knochen der getöteten Wale mitbrachten und aufstellten. Leider verwittern diese durch Sonne und Regen und so wurde zu ihrem Schutz ein Dach darüber gebaut.
Da es wieder aufgehört hat zu regnen, erweitere ich die am Alten Leuchtturm eigentlich endende «Türme Tour» um die Besichtigung der drei Inselkirchen.
Zunächst schaue ich die Reformierte Kirche an, die 1897 errichtet wurde, der Vorgängerbau neben dem Alten Leuchtturm war zu klein geworden.
Weiter geht’s zur katholische Kirche Maria Meeresstern, diese wurde im eigentlich evangelischen Norddeutschland 1880 für die Inselurlauber errichtet (und auch von ihnen finanziert), nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele katholische Flüchtlinge auf die Insel, die Kirche wurde daher 1954 vergrößert.
Die dritte Kirche, die evangelisch-lutherische Christuskirche von 1899 befindet sich neben dem Neuen Leuchtturm.
Der Neue Leuchtturm, wie schon geschrieben, 1879 erbaut, ist 63 m hoch, heißt amtlich Großer Leuchtturm, ist der westlichste Leuchtturm Deutschlands und ist bis heute aktiv. Was mich als Fan von Aussichtspunkten und Türmen freut, er kann bestiegen werden. Eigentlich würde ich mir den Aufstieg für besseres Wetter aufsparen, die Öffnungszeiten sind mit 11 bis 15 bzw. teilweise 16 Uhr aber so kurz, da bin ich bei schönem Wetter eher nicht im Ortszentrum. Daher geht es nun, nachdem ich meine Adresse hinterlegt und EUR 3 bezahlt habe (und natürlich die Maske aufgesetzt), die 315 Stufen nach oben. Die Aussichtsplattform ist leider von einem Gitter umgeben, in jeder Himmelsrichtung ist aber immerhin ein größeres Loch im Gitter, durch das man fotografieren kann. Der Blick ist herrlich, durch die Lage des Leuchtturms mitten im Ort kann dieser in allen Einzelheiten von oben angeschaut werden, auch meine Unterkunft entdecke ich.
Nun ist es 15 Uhr, Zeit für einen Kaffee. Dazu spaziere ich auf der Strandpromenade nach Süden, das von mir ausgesuchte Café «Strand 5» hat geschlossen, etwas weiter südlich, auch direkt am Strand ist aber das Restaurant «Heimliche Liebe» geöffnet. Der Ausblick vom Restaurant ist super, die Einrichtung bedürfte aber dringend einer Modernisierung und auch die Schokotorte, die ich zum Milchkaffee bestelle, ist eher uninspiriert langweilig (EUR 8,00).
Auf dem Rückweg ins Zentrum gibt es noch eine Windhose über dem Meer zu bestaunen, leider habe ich das Teleobjektiv gerade nicht auf der Kamera, damit wäre sie noch deutlicher zu sehen.
Nach einer Pause in der Ferienwohnung gehe ich gegen 19 Uhr nochmal zum Strand, Abendstimmung genießen und Sonnenuntergang gucken. Leider hat es auch heute viele Wolken, für ein bisschen Pastellfarben reicht es aber immerhin.
Strecke zu Fuß: 18,69 km
Wetter: bewölkt, kurze sonnige Abschnitte, zwei Regenschauer am Nachmittag, sehr windig, ca. 15°C