14.Tag, So, 22.8.2021 Beim Blick aus dem Fenster der Unterkunft in Grundafjördur ...
... zeigt sich der berühmte Kirkjufell Berg frei von Nebel oder Wolken und zudem ist es windstill.
Beste Voraussetzungen dem Berg und dem kleinen Wasserfall daneben noch mal einen Besuch abzustatten.
Das wird in vielerlei Hinsicht belohnt – zum einen sind noch kaum Leute unterwegs ...
... und zum anderen gibt es tolle Spiegelungen der Küstenberge ...
... und natürlich des majestätischen Kirkjufell zu bestaunen.
Der berühmte Wasserfall-Bergblick hat auch diesen Morgen seinen Reiz.
Der Blick auf Grundafjördur zeigt auch die Richtung des nächsten Zieles.
Wir fahren nach Stykkisholmur und nach Osten.
Schon 1550, von deutschen Kaufleuten geründet, war Stykkisholmur ein wichtiger Handelsplatz.
Die kleine Insel Súgandisey, die mit ihren Lavasäulen die Einfahrt schützt, bot eine ideale Lage für die Entwicklung zu einer Hafenstadt.
Wir statten dem Lava-Basaltfelsen einen kleinen Besuch ab ...
... der einen tollen Blick auf Hafen und Ort spendiert ...
... und auch einen kleinen Leuchtturm sein Eigen nennt.
Der kleine Ort ist immer noch ein idealer Ausgangspunkt für Reisende, die die Snæfellsnes-Halbinsel besuchen, mit der Fähre hinüber zu den Westfjorden oder zu der Insel Flatey wollen. Nordische, teils historische Häuser prägen das Bild des Ortkerns.
Imposant ist auch die neue aus Beton gefertigte Kirche von Stykkishólmur, ...
... deren Architektur einen besonderen Kontrast zu den bunten Häusern bildet.
Einmal wirklich herausstellen sollte man auch die Cafe-Kultur Islands - nicht nur weil wir besondere Fans dieses gastronomischen Angebots sind. Manche isländische Cafes gehen gut und gerne als Sehenswürdigkeit durch. Es gibt viel zu gucken, manches skurrile, manches zum schmunzeln, nicht selten ist ein Cafe eine Mischung aus Bibliothek, Kunstaustellung oder eben der Tatsache geschuldet, dass man in den langen Wintermonaten Zeit hatte sich was einfallen zu lassen…
So ist es auch in Stykkisholmur - in einem Cafe am Hafen ist sowohl für den Gaumen als auch die Augen jede Menge dabei.
An einer Bude am Hafen versuchen wir noch eine Portion Fish&Chips zu ergattern. Untypisch isländisch ist der Budenbetreiber mürrisch und der eigentlichen „Fast Food“ dauert 20 Minuten - aber das Ergebnis ist ok.
Das Wetter ist heute auch eher wieder düster aber als wir in der Ferne Wolkenfetzen und ein paar Sonnenstrahlen entdecken gehen wir auf die Jagd – nach der Sonne.
Tatsächlich erwischen wir ein Tal mit schönen Bergen rund um den Alftafjördur, ...
... der sonnenbeschienen ist – gar nicht so selten auf der Vulkansinsel das es irgendwo einen wettertechnischen Mikrokosmos gibt – man muss ihn nur finden.
Nicht weit entfernt von Grundafjördur, zweigt eine Piste zur Küste nach Bjarnarhöfn ab. Die Strasse windet sich durch die Ausläufer der Berserkerhraun.
Nach wenigen Minuten ist Bjarnarhöfn ...
... und eine kleine Kirche an der Küste dort erreicht. Vielleicht wäre etwas himmlischer Beistand für unser Vorhaben hier gar nicht so schlecht – denn gegenüber der Kirche findet sich das Shark Museum und heute steht eine Gammelhaiverköstigung an.
Im Museum sehen wir uns etwas um und bekommen auch einiges erklärt ...
... selbstverständlich auch zum berüchtigten Gammelhai.
Der Grönlandhai, aus dem diese Spezialität besteht, ist überhaupt nur essbar, weil dieser über Monate der Fermentierung, einer Konservierungsmethode, ausgesetzt wird.
Damit verschwinden die im Fisch enthaltenen natürlichen Gifte. Der Effekt dabei ist aber, dass das Fleisch sehr intensiv nach Ammoniak schmeckt und stark verfault riecht. Den Geschmack zu beschreiben fällt schwer, da sich hier die Geister scheiden. Von sehr sehr stinkendem Käse bis hin zu einer Kombination aus den ekligsten Geschmäckern in einem, ist die Rede. Dennoch, Hákarl ist die Spezialität auf Island.
Das raue Klima der Insel und die langen Winter machten es notwendig, dass Fleisch oder eben auch Fisch getrocknet, in Salz eingelegt oder auch fermentiert wurden. Nur so gab es über die kalten Monate hinweg was zu essen. Die alten Methoden haben sich noch bis heute gehalten. Nach dem der Grönlandhai gefangen wird, wird er wie jeder andere Fisch ausgenommen und entgrätet. Die Harnstoffe, die zu diesem Zeitpunkt im Blut vorhanden sind, machen das Fleisch ungenießbar. Deshalb braucht es Monate bis diese aus dem Fleisch verschwunden sind.
Bei der traditionellen Zubereitung wird der Hai in einer Grube aus Schotter oder Sand gelegt und mit einem Stein beschwert, damit die schädlichen Flüssigkeiten herauskommen.
Nach bis zu 12 Wochen wird der Fisch in einer Trockenhütte aufgehängt.
Der Wind der hier hindurchbläst soll das Ammoniak verdunsten lassen. Ganz geht dieser Geschmack aber nicht weg. Als Nicht-Isländer ist dieser Geruch und Geschmack etwas komplett Neues und mehr als gewöhnungsbedürftig. Gegessen wird nach dem Vorgang nur das weiße Fleisch.
Bei einer Reise nach Island stellen sich viele Touristen der Herausforderung diese Deliktesse doch einmal im Leben versucht zu haben. Denn trotz des Geschmacks ist der getrocknete Grönlandhai gesund. Angeblich stärkt er das Immunsystem, senkt den Cholesterinspiegel und hat eine antioxidative Wirkung. Dennoch wird dieser Fisch oft mit einem starken Schnaps serviert, denn man sofort danach trinken soll, sonst hält man das ganze geschmacklich nicht lange aus.
Dann kommt der große Moment der Verköstigung – und wir schaffen es sogar ohne Schnaps – aber meine Leibspeise wird das sicher nicht werden ...
So geht dieser Tag ausnahmsweise mal nicht mit einem Naturhighlight sondern einem kulinarischen Selbstversuch zu Ende. Morgen geht es zurück zur Halbinsel Reykjanes.
Übernachtung: Stöd Guesthouse, Grundafjördur – 147 €
sauber, sehr geräumig, Küche
Preis/Leistung: 8/von 10