12. September Abîme de BramabiauOops, das war gestern wohl doch etwas viel.
Jetzt schwächelt das andere Sprunggelenk und bekommt vorsichtshalber ebenfalls eine Bandage. Wir lassen den Sonntag gemütlich angehen mit einem ausgedehnten Frühstück. Ein Geburtstagsanruf ist auch noch fällig.
Erst mittags schwingen wir uns auf den Roller und fahren erneut hinauf zur Causse Noir, diesmal in Richtung Mont Aigoual. Der Berg ist der Ort Frankreichs, an dem es am meisten regnet. Daher entspringen seinem Massiv viele Bäche und Flüsse, unter anderem der Bonheur. Er fließt 6 km über Granitboden und verschwindet dann unter der Erde. Etwa einen Kilometer weiter nordwestlich stürzt ein Fluss aus einer Felsspalte hervor. Édouard-Alfred Martel (der schon wieder
) entdeckte 1888, dass es sich um denselben Fluss handelt, der im Kalkstein ein Höhlensystem ausgewaschen hat. Ein Teil davon, die
Abîme de Bramabiau kann in einer Führung besichtigt werden. Die gibt es wohl leider nur in Französisch (zumindest zur Zeit), wir bekommen ein Faltblatt mit deutschen Erklärungen.
Vom Parkplatz aus gehen wir etwa einen Kilometer auf Waldwegen hinunter zum Fluss. Ganz in Ruhe, wir haben reichlich Zeit bis zum Beginn unserer Führung. Deshalb sind wir auch ganz allein unterwegs.
Bei entsprechenden Wassermassen verursacht der Fluss, der da aus den Felsen stürzt, lautes Getöse. Daher gaben ihm damals die Anwohner den Namen "röhrender Stier" (okzitanisch Bramabiau). Auch nach Martels Entdeckung wurde der beibehalten. Heute klingt es jedoch nicht mal nach einem Kälbchen
Im Frühsommer kann es so aussehen. In der Wartezone vor dem Eingang (der ist abgesperrt) gibt es Bänke zum Sitzen. Wir fragen uns, ob wir möglichweise eine Privatführung bekommen. Doch nach und nach trudeln noch Leute ein, letztlich sind wir etwa zwanzig. Brav die Masken auf dann queren wir den Fluss und treten in die Kluft ein.
Die Klamm ist recht eng, daher stiefeln wir die meiste Zeit im Gänsemarsch hintereinander her. Es gibt ein paar breitere Stellen, oft bei Brücken, an denen der Guide dann stoppt für seine Vorträge. Es dauert eine Weile, bis es mir dämmert, für die Fotos vielleicht den ISO hoch zu drehen.
Die ersten Bilder innen sind leider etwas unscharf.
Wir folgen dem fließenden Wasser, dies ist 6 bis 8 Grad kalt und landet letztlich im Atlantik. Die Lufttemperatur liegt bei etwa 10 Grad, also Pullover nicht vergessen. Viel Wasser sehen wir allerdings nicht, bei Hochwasser kann es jedoch ruckzuck 6 bis 10 m steigen.
Die größte Galerie (so nennt es der Guide) hat eine Höhe von 70 m und der Gehsteig befindet sich 20 m über dem Flussbett. Laut dem Faltblatt soll es hier eine Freske von Jean Truel geben, die ist uns aber entgangen
Über den Köpfen typische ausgewaschene Windungen aus früheren Zeiten und beim Weitergehen auch Tropfstein ähnliche Gebilde.
ein so genanntes Schlüsselloch
Wir verlassen dann den aktuellen Flusslauf und folgen einer der trockenen Höhlenabschnitte. Am Anfang sehen wir einen kleinen Teich und dann mehr Tropfstein. Eine Ansammlung hat den Namen Broccoli und wird grün angestrahlt
Wir kommen außerdem noch an einem Gebilde vorbei, das aussieht wie eine schreitende Person. In unseren Erklärungen steht dazu nichts. Wenn ich den Vortrag richtig verstanden habe, soll es sich um den Geist von Martel handeln
Die Höhlen wurden Funden zufolge schon vor rund 5000 Jahren bewohnt. Man vermutet, dass die Felsspalte als Heiligtum ähnlich wie die altgriechischen Pythiahöhlen diente. Nach Entdeckung von fossilen Abdrücken wurde 2005/2006 ein Tunnel gegraben, der als Abkürzung von der Hochebene hinabführt. Dort können wir auch einen Dinosaurier Fußabdruck bewundern. Nur - wie kommt der an die Decke?
Nach gut anderthalb Stunden erblicken wir wieder Tageslicht. Einerseits war es toll, in Ruhe durch die Klamm gehen zu können, andererseits fanden wir die Führung langatmig. Vielleicht kam es uns nur so vor, weil wir vom Vortrag kaum etwas verstanden haben.
Dramaturgisch gesehen fände ich es besser, von oben nach unten zu gehen mit dem Wasserfall als Abschluss. In einem älteren Reiseführer meine ich das genau so gelesen zu haben.
Über einen Fahrweg kehren wir zurück zum Parkplatz. (Nicht) ganz amerikanisch gibt es einen Souvenirshop, sowie ein Cafe mit Terrasse. Nur die WCs suche ich vergebens: es gibt schon entsprechende Bilder, aber nur verschlossene Türen. Wir gönnen uns zum Sonntagsnachmittagskaffee leckere Waffeln mit Nutella und Kokos, sowie einen Cappuccino.
bei dieser Aussicht
Nicht weit vom Parkplatz entfernt befindet sich ein Belvedere, von dem man wohl auf den Wasserfall hinabschauen kann. Den Halt schenken wir uns aber.
Ich hatte noch den Besuch einer Tropfsteinhöhle ins Auge gefasst, doch das könnte zeitlich etwas knapp werden, liegt sie doch grad in entgegengesetzter Richtung. Außerdem reicht es an französischen Vorträgen für heute. Eine Alternative wäre ein Besuch des
Château de Roquedols Nur sind wir zu blöd den Weg zu finden
Kurz überlegen wir den Pool des Campingplatzes zu testen, entspannen dann doch lieber den Rest des Tages an unserem Stellplatz am Fluss. Mr. Krebs taucht leider nicht nochmal auf.
Route einfacher Weg
PS: Ich habe es nicht mehr explizit erwähnt (und werde es auch nicht mehr), doch wir wurden nahezu überall - Campingplatz, Besichtigung, Restaurant, Cafe, etc - nach dem Impfzertifikat gefragt. Und das Scannen des QR-Code funktionierte ebenso überall tadellos. Manchmal ist EU doch zu was gut