... langsam nervt es wieder.
Satte zwei Wochen ist es nun her, dass in Deutschland gewählt wurde und eine Wahl bedeutet, dass an diesem Tag "der Wähler" das Wort hat und dass es darum geht, eine (neue) Regierung nach dem Willen des Wählers zu bilden.
Insbesondere der Teil "nach dem Willen des Wählers" scheint bei den Parteiführern der "Kleinparteien" die Grünen und insbesondere die FDP nicht so angekommen zu sein. Man hat eher das Gefühl, dass es den beteilligten Personen nicht darum geht, dem demokratischen Sinn der Wahlen genüge zu tun, sondern allenfalls auf Basis mathematischer Abhängigkeiten den maximalen Vorteil für die eigene Karriere herauszuschlagen, scheiß egal, was die Wähler wollen.
Anders kann ich dieses elende Geschachere und dieses überhebliche Auftreten der Parteiführer nicht mehr interpretieren. Morgen geht das endlose Gesülze in die 3. Woche und immer noch ist man stets besonders bemüht, mit latenten Drohungen ("Jamaika ist noch nicht vom Tisch", "Die Ampel ist noch lange nicht in trockenen Tüchern") nicht nur die anderen Parteien, sondern insbesondere auch den Wähler zu verunsichern. Man fragt sich, wie lange man eigentlich noch die relativ eindeutige Wahlaussage, die zudem im Nachgang mehrfach durch Umfragen in aller Deutlichkeit bestätigt wurde, weiterhin ignorieren kann und so tun kann, als wäre man der Herr der Herrscher und könne frei über das Wohl des Wählers entscheiden. Es nervt wirklich langsam.
Um es mal mit den Worten von Herrn Lindner für seine eigene Partei durchzuexerzieren: in Deutschland leben etwas über 83 Millionen Menschen, von diesen sind ca. 60 Millionen wahlberechtigt. Von diesen wahlberechtigten Bürgern haben ca. 76,6% das Wahlrecht ausgeübt, es haben also ca. 46 Millionen Menschen gewählt. Von diesem 46 Millionen haben ca. 11,3% die FDP gewählt, das macht in der Summe ca. 5,2 Millionen Wähler für die FDP. Um es mit Lindner zu sagen: satte 78 Millionen Menschen in Deutschland haben NICHT die FDP gewählt und wollten NICHT die FDP an der Regierung sehen. Ob das so wirklich eine sinnvolle Aussage ist, sei dahingestellt, es ist aber die Aussage, wie Lindner die Zahlen der anderen interpretiert. Und mit diesen paar Wahlstimmen im Rücken bemüßigt sich Lindner, entscheiden zu dürfen, wer Kanzler wird? Leider spielen die Grünen dieses dümmliche Spiel mit, obwohl auch sie nicht um Welten mehr Stimmen bekommen haben und nach Lindnerscher Mathematik auch immerhin von satten 76 Millionen Menschen NICHT gewählt wurden.
So wenig ich eigentlich eine neuerliche große Koalition begrüßen würde, so sehr wünsche ich mir trotzdem, dass die Herren Olaf Scholz und Armin Laschet einfach auch mal ein Statement loslassen und sagen "noch ist nicht in trockenen Tüchern, ob überhaupt eine der beiden Kleinparteien auf der Regierungsbank sitzen werden". Vielleicht wachen die zuständigen Herren dann mal endlich aus ihren überheblichen Wachträumen auf und tun endlich das, wozu die Wähler sie aufgefordert haben, statt weiter wochenlang zu schachern. Es reicht wirklich. Es sind nach wie vor mit die kleinsten Parteien im Bundestag, nicht die größten, die hier so großmäulig auftreten.