3.Tag Donnerstag 20.8.2020Ein wässriger TagDer Regen hat aufgehört. Am Morgen verlassen wir den Großraum Reykjavik und fahren die Ringstraße, die „1“ nach Südosten.
1341 Kilometer führt diese Strasse einmal rund um Island und ist inzwischen durchgehend geteert.
Für eine komplette Umrundung würde man 15-16 Stunden benötigen.
Etwa 40 km von Reykjavik entfernt, führt die Ringstraße hinab ins Tal von Hveragerdi.
Mit Hilfe der geothermalen Kraft der Vulkane haben die einfallsreichen Isländer hier nicht nur Kraftwerke entstehen lassen die jeden Isländer kostenlos mit Heizungswärme versorgen, sondern auch große Gewächshäuser in denen Gemüse, Salat und Obst, sogar Bananen wachsen. Forciert wurde dieser Anbau im Jahr 2008, als nach der Bankenkrise der Import dieser Lebensmittel für die Isländer extrem teuer geworden war.
Wir steuern unseren ersten Wasserfall der Reise an – der Ægissíðufoss, südlich dem Ort Hella.
Der nächste Wasserfall auf unserem Tagesprogramm ist ungleich prominenter - der Seljalandsfoss, der schon von weitem an der Ringstraße zu erkennen ist. Wir parken am benachbarten Gljúfurárfoss und ziehen trotz Sonnenschein unsere Gummistiefel, Regenhosen und Regenjacken an.
Am Gljúfurárfoss wünscht man sich einen Scheibenwischer für die Kameralinse.
Gischt und Wassernebel des 40m hohen Wasserfalls, der versteckt in einer Höhle liegt, ist so unaufhörlich und stark, dass man es wohl nicht schafft, tropfenfrei zu fotografieren.
Auch bei seinem berühmten Nachbarn Seljalandsfoss gehört das Faser-Wischtuch zur notwendigen Gebrauchsausstattung für Fotografen.
Der Wasserfall stürzt über 66 Meter von einer hohen Klippe in einen kleinen See. Diese Klippe war früher einmal die Meeresküste.
Die Landmasse Islands wurde jedoch langsam aber kontinuierlich über die Jahrtausende immer mehr angehoben und so ist die ehemalige Steilküste nun eine Abbruchkante im Land.
Der Seljalandsfoss hat aber noch etwas ganz Besonderes zu bieten:
Er ist einer der wenigen großen Wasserfälle dieses Planeten, wo man sich hinter den Wasservorhang begeben kann.
Ein kleiner, etwas rutschiger Pfad (spätestens hier freut man sich über regendichte Kleidung) führt hinter die stürzenden Wassermassen.
15 Minuten Weiter auf der Ringstraße nach Osten folgt mit dem Skogafoss ein fast noch spektakulärer Wasserfall.
Die Sonne zaubert einen fantastischen Regenbogen an den Fuß des 60 m hohen donnernden Skogafoss.
Zu isländischen Naturwundern gehört auch eine Legende. Þrasi Þórólfsson, der erste Siedler in Skógar, besaß einen Goldschatz, den er in einer Truhe aufbewahrte.
Diese Truhe versteckte er in einer Höhle hinter dem Skógafoss. Ein Junge aus dem Ort fand sie in der Höhle. Doch als er nach ihr griff, verschwand die Truhe.
Nur noch der Griff, den der Junge in der Hand hielt, blieb von der Schatztruhe übrig. Mit etwas Glück ist der Goldschatz des Þrasi Þórólfsson noch heute zu sehen, wenn er im Wasser des Skógár-Flusses in vielen Farben aufleuchtet...
Was die Natur an der Südküste Islands geschaffen hat ist eigentlich unfassbar. Die 250 km Strecke vom Seljalandsfoss bis zur Eislagune Jökulsarlon ist für mich das schönste was ich auf der Welt kenne. Von den unendlich vielen Möglichkeiten die man sich hier auswählen kann, steuern wir die Reynisdrangar an, die etwa 30 Autominuten vom Skogafoss entfernt sind.
Eine Stichstraße führt direkt ans Meer und an den schwarzen Lavastrand. Fast überall auf Island ist der Strand schwarz. In der Ferne erkennen wir das Felsentor von Dyrhólaey.
Direkt vor uns sind die Basaltsäulen und die Hálsanefshellir, eine Basalthöhle ...
... die man meist nur bei Ebbe erreichen kann.
Im Übrigen ist hier am Strand Vorsicht geboten. Schon Viele sind ein Opfer der Wellen geworden, gerade wenn man verzückt beim Fotografieren dem Meer den Rücken zukehrt.
Namensgebend sind die 3 markanten Felsen – die Reynisdrangar - im Meer vor dem Strand.
Die Legende dazu besagt, dass es sich bei den Reynisdrangar um zwei kämpfende Trolle handelt, die nachts ein dreimastiges Schiff an Land bringen wollten. Dabei wurden sie jedoch vom Sonnenaufgang überrascht und versteinerten auf der Stelle. Und nun stehen sie dort für alle Zeit als steinerne Wächter vor der Küste bei Vík í Mýrdal. Auch den versteinerten Dreimaster kann man aus anderen Blickwinkeln gut erkennen. Eine anderne Legende berichtet von einem Ehemann, dessen Frau von zwei Trollen entführt und getötet wurde. Der Mann folgte den Trollen bis nach Reynisfjara, wo er sie schließlich einfror, damit sie nie wieder jemandem Leid zufügen können.
So sucht sich jeder seine Geschichte aus.
Hinter dem Strand ragt der Reynisfjall auf. An seinen Klippen können wir Unmengen an Pappageitauchern erkennen die immer wieder zu Flügen ins Meer starten, um die Sandaale für ihren Nachwuchs in den Erdhöhlen zu organisieren.
Wir hatten so spät in der Saison gar nicht mehr mit den Lundis wie sie hier heißen gerechnet. Bald werden sie wieder ihr Leben auf dem Meer verbringen bis sie dann zur Aufzucht ihrer Jungen im nächsten Mai an die Klippen Islands zurückkehren werden.
Das benachbarte Kap Dyrhólaey, benannt nach der an einen Torbogen erinnernden Felsformation, ist eigentlich eine der ursprünglichen Küste vorgelagerte Insel, die durch einen untermeerischen Vulkanausbruch vor ca. 100.000 Jahren entstand.
Weitere Vulkanausbrüche unter dem Mýrdalsjökull und die dadurch hervorgerufenen Gletscherläufe haben im Laufe der Zeit dazu geführt, dass die Inseln mit dem Festland verbunden wurden. Heute bildet das 115 m hohe Kap den südlichsten Punkt Islands und ist vor allem durch seine Aussicht und seinen Vogelreichtum bekannt.
Zurück auf dem Weg nach Westen halten wir noch am Sólheimajökull, eine Gletscherzunge des Myrdalsjökulls.
Vom Parkplatz laufen wir eine halbe Stunde zur Gletscherzunge vor der sich ein See gebildet hat.
Die schwarze Farbe hat der Gletscher wahrscheinlich vom berüchtigten Eyjafjallajökull und seinem Ausbruch, der 2010 einige Zeit den internationalen Flugverkehr lahmgelegt hatte.
Wie eine trutzige Burg wirken die in sich verschobenen Eisbrocken des Gletschers, deren Tage gerade im Sommer gezählt sind.
Der Gletscher zieht sich zurück - die Klimaerwärmung macht auch vor Island nicht halt.
Heute gab es Wasser in allen Variationen, als Fluss, See, Wasserfälle in breit, hoch und mächtig, als Wellenbrecher am Meer und am Ende gefroren.
Die letzte kurze Etappe führt nach Hvolsvöllur, wo wir 4 Nächte in einem Apartment verbringen wollen. Morgen steht der erste Ausflug ins Hochland an.
Mal sehen wie sich unser Grand Vitara dort schlägt.
Übernachtung: Borg Apartments, Hvolsvöllur