4. Tag – Samstag, 25. 01.
Heute möchte ich zum ersten Mal (den Großraum) Valletta verlassen. Ich habe mir einige Ziele im Süden der Insel ausgesucht, die sich einigermaßen brauchbar mit dem Bus verbinden lassen.
Nach dem Frühstück gehe ich daher gegen 9 Uhr zum Busbahnhof von Valletta, nur wenige Minuten zu Fuß von meinem Hotel entfernt. Dort nehme ich den Bus 81 um 9.20 Uhr nach Tarxien, ein paar Kilometer südlich von Valletta. An der Haltestelle Neolitici (gut, dass ich mir nicht nur meine Ausstiegshaltestelle notiert habe, sondern auch die davor, da wie so häufig, es zwar eine Anzeigetafel im Bus gibt, diese aber vom Fahrer nicht aktuell gehalten wird) steige ich aus und gehe ein paar hundert Meter durch eine Wohnstraße zum Tarxien Tempel (Eintritt im Heritage Pass enthalten). Dies ist der größte und am besten erhaltene Steinzeittempel in Malta. Er besteht aus vier Einzeltempel aus der Zeit von 3200 v. Chr. bis 2500 v. Chr. Die Lage mitten in einem Wohngebiet ist irgendwie merkwürdig, auch das Zeltdach, das die Überreste vor Wettereinflüssen schützen soll (obwohl sowieso praktisch alle Originalreliefs im Archäologischen Museum sind und die Mauern schon viel Schaden durch bäuerliche Nutzung des Geländes aber auch durch falsche Rekonstruktionsmaßnahmen genommen haben), trägt nicht gerade dazu bei, dass man sich das Gelände zur Zeit seiner ursprünglichen Nutzung vorstellen kann. Dennoch ist es sehr interessant durch die Anlage zu gehen. Sehr angenehm auch, dass ich fast alleine bin (nur ein Asiate, der scheinbar jeden Stein fotografiert, ein Ehepaar und eine kleinere Gruppe mit Führerin, die aber eine so ausführliche Erläuterung bekommt, dass sie während meines gesamten Aufenthalts an einer Stelle stehenbleibt).



Ich nutze noch die Toilette und gehe nach ca. einer halben Stunde wieder zurück zur Bushaltestelle. Nach einigen Minuten Wartezeit kommt der Bus, den ich zum ersten Mal durch Handzeichen zum Anhalten „auffordern“ muss (ganz schön ungewohnt, ich wusste aber, dass man das tun muss und habe bei meinen vorherigen Fahrten extra darauf geachtet, wie das die Leute machen – Arm wird in Brusthöhe nach vorne gestreckt bis klar ist, dass der Bus anhalten wird).
Der Bus ist zum großen Teil mit Touristen gefüllt, zum Glück gibt es aber noch einen Sitzplatz für mich. Ich vermute, dass die anderen Touristen das gleiche Ziel haben wie ich, den Fischerort Marsaxlokk, an der Südküste. Die Fahrt dauert ungefähr eine halbe Stunde und führt durch zum Teil extrem enge Straßen, parkende Autos müssen umfahren werden, immer wieder stockt der Verkehr. Das ist zwar einerseits ganz interessant, andererseits zieht es sich aber auch in die Länge, auf jeden Fall bin ich sehr froh, dass ich hier nicht selbst fahren muss (schon am Tarxien Tempel wäre ich an der Parkplatzsuche gescheitert, einen extra Parkplatz für eine so bedeutende Sehenswürdigkeit gibt es nämlich nicht).
Tatsächlich steigen dann wie ich auch alle andere Touristen am Hafen von Marsaxlokk aus. Der Anblick der bunten Fischerboote vor den weißen Häusern ist sehr hübsch, die Strandpromenade ist mir aber zu touristisch, ein Restaurant reiht sich an das nächste und es gibt ein paar Stände mit Essen und Souvenirs.



Dorthin und auf die Bänke entlang des Hafens zieht es dann die anderen Touristen, ich bin die einzige, die sich auf den Weg in den nächsten Ort macht. Das ist mir so alleine ein wenig unangenehm, aber ich werde weder von den an ihren alten Booten und Autos arbeitenden Einwohnern beachtet, noch von Hunden angebellt und nach einiger Zeit begegnet mir sogar ein Ehepaar und etwas später eine Joggerin, da bin ich wieder beruhigt. Mit dem Rücken zum Ort Marsaxlokk blickt man dann auf die weniger idyllische Seite, das Kraftwerk und später in der Nähe des nächsten Ortes Birzebbuga, die Kräne des Containerhafens. Es gibt aber auch türkisfarbenes Wasser, Sandstrände und interessante Felsformationen zu sehen, ebenso ein Fort (Fort St. Luciano).





Nach ungefähr einer halben Stunde erreiche ich dann Birzebbuga. Der Ort ist um einiges größer als Marsaxlokk und wegen des bereits erwähnten Containerhafens, sowie einer Ölraffinerie touristisch nicht interessant. Mir gefällt es hier aber besser als in Marsaxlokk, gerade weil es nicht so touristisch ist. Eine Promenade führt an der gesamten Küstenlinie der Stadt entlang, mal mit Felsstränden mal mit Sandstränden und auch bunte Boote gibt es hier.
Gegen 12.30 Uhr esse ich dann im modern gestalteten Restaurant „District 5“ zu Mittag (Risotto mit Pilzen und Hühnchen, Mineralwasser, EUR 18,45).
Um mein nächstes Ziel zu erreichen muss ich den Bus von hier zum Flughafen nehmen und dort umsteigen. Da der Bus in Birzebugga vom Flughafen kommend eine Schleife fährt und dann wieder zurück, kann ich nicht herausfinden, an welcher Haltestelle ich zusteigen muss. Nach einer kurzen Irrfahrt erreiche ich dann aber mit Hilfe eines sehr freundlichen und hilfsbereiten Busfahrers und eines ebenso hilfsbereiten schwarzen, jungen Flüchtlings (auf Malta sehr zahlreich) den richtigen Bus. Am Flughafen wartet der nächste Bus schon mit dem ich – nun wieder in Gesellschaft zahlreicher anderer Touristen – an die Südwestküste zur Blue Grotto fahre.
Von einem Aussichtspunkt hat man einen schönen Blick auf den Felsbogen, bei entsprechendem Sonnenstand leuchtet das Wasser blau bis türkis, daher der von den Briten vergebene Name in Anlehnung an die Blaue Grotte auf Capri. Sonst kann man die Grotte nur noch vom Wasser aus sehen, im Sommer und nur bei ruhigem Seegang fahren Boote dorthin.
Auch wenn also heute natürlich keine Boote fahren, gehe ich hinunter zur Anlegestelle, an der sich auch einige Restaurants befinden und wo man auf den Felsen unmittelbar am Wasser wunderbar entlang spazieren kann.
Etwas nördlich von hier, ebenfalls an der Küste, liegen die Steinzeittempel Hagar Qim und Mnajdra. Mit Blick aufs Meer und die karge, felsige Landschaft spaziere ich in ca. 20 Minuten dorthin (leider an der zum Glück kaum befahrenen Straße entlang, einen Wanderweg näher an der Küste, abseits der Straße, gibt es nicht).
Der Eingang zu den Tempeln erfolgt durch ein recht neues und großes Visitor Center (Eintritt für beide Tempel im Heritage Pass enthalten) mit Souvenir Shop, Toiletten, einer Ausstellung zur Geschichte der Tempel, auch einen Film dazu gibt es. Da er gerade startet als ich am Eingang zum Saal vorbeigehe, gehe ich hinein, merke aber zu spät, dass es sich um einen 3D Film handelt, bei dem mir dann schon in der ersten Einstellung, einem Flug über die Tempel, übel wird und ich den Rest des Films mit geschlossenen Augen verbringe. Na ja, zum Glück dauert er nur knapp 10 Minuten (meine ich mich zu erinnern), dann kann ich wieder nach draußen gehen. Ein langer geteerter Weg führt dort zum ersten Tempel, Hagar Qim. So mitten in der Landschaft mit Blick aufs Meer gelegen, ist er trotz dem auch leider hier vorhandenen Zeltdach, wesentlich beeindruckender als der Tarxien Tempel von heute Vormittag. Schön, dass auch hier nur wenige Besucher anwesend sind.


Ich schaue mir noch den ein paar hundert Meter entfernt gelegen Mnajdra Tempel an und spaziere danach ein wenig über das Gelände, die Misqa Tanks, in den Fels gehauene Vertiefungen, die vermutlich als Wasserspeicher dienten, die sich nicht weit von den Tempel entfernt befinden sollen, finde ich nicht (warum man da nicht einen Wegweiser aufstellen kann, verstehe ich nicht).


Direkt am Abzweig von der Straße zum Visitor Center ist eine Bushaltestelle, von der aus ich um viertel vor fünf Uhr zurück nach Valletta fahre. Der Busfahrer fährt wesentlich vorsichtiger als ich das von den bisherigen Fahrern gewöhnt bin, d.h. wenn auf den schmalen Straßen ein Auto entgegenkommt, bremst er rechtzeitig und gemäßigt ab, andere Fahrer nähern sich dem entgegenkommenden Auto mit voller Geschwindigkeit und legen erst im allerletzten Moment fast eine Vollbremsung hin. Sehr angenehm, das liegt aber wohl nicht an der Vernunft dieses Fahrers, sondern daran, dass er neu in seinem Job ist. Als nämlich kurz vor Valletta die Kreisverkehrsabfahrt, die nach Valletta führt, gesperrt ist mit dem in Malta an Baustellen üblichen Text, man solle sich einen anderen Weg suchen, nimmt er die nächste Ausfahrt und fragt dann nach einiger Zeit sehr langsamer Fahrt, die vorne stehenden Fahrgäste, ob sie ihm den Weg nach Valletta zeigen könnten. Zum Glück sind sich diese nach kurzer Diskussion schnell einig und der Bus bald darauf wieder auf Kurs.
Gegen halb sechs Uhr bin ich in Valletta, mache den täglichen Einkauf im Wembley Store und gehe dann gemütlich durch die Altstadtgassen zurück ins Hotel.
Wetter: bewölkt, kurze sonnige Abschnitte, ca. 16 °C