Hallo Ihr Lieben,
ich hoffe ihr habt trotz Corona Lust auf einen Reisebericht. Kurz vor Corona ging es für mich nach Malta.
Am Anfang gibt es im Bericht recht viel Text, das wird im Laufe der Tage weniger.
Vorwort
Mit Malta habe ich mich zum ersten Mal zu Studiumszeiten beschäftigt, da die Verbindung von Sprachkursen und Strand, sowie die Möglichkeit alles auf der Insel per Bus zu erreichen, mir recht reizvoll erschien. Zu einer Reise dorthin ist es dann aber doch nicht gekommen, vor allem, weil mich dann der Kanada- und USA- Virus gepackt hatte.
Erst viele, viele Jahre später, nämlich als Valletta 2018 europäische Kulturhauptstadt werden sollte, rückte Malta erneut als mögliches Reiseziel in mein Blickfeld. Dazu kam Silvias Reisebericht über ihren Besuch an Weihnachten 2017.
Die Entscheidung für Malta fiel mir allerdings alles andere als leicht. Klar war, Valletta würde mir gefallen – aber der Rest der Insel? Alles sehr karg, alles eher flach, dicht besiedelt, eine Hälfte sogar sehr dicht besiedelt, sehr viel Verkehr und die Malteser kommen nicht als sehr sympathisches Volk rüber: Korruption und Vetternwirtschaft bis in die höchsten Politikspitzen, Höhepunkt der Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galicia im Herbst 2017, Bevölkerung überwiegend streng katholisch, Kirche hat große Macht, Steuerparadies, kaum Auflagen für Unternehmen, daher stark wachsende Wirtschaft, aber eben auch stark anwachsende Bevölkerung durch Zuzug von Arbeitnehmern, kaum Umweltschutzmaßnahmen und die Jagd auf Zugvögel, gegen die sich keine Partei traut auszusprechen, da sie sonst zu viele Wähler verlieren würde.
Aber dann siegte doch die Neugier, es geht beim Reisen ja schließlich auch darum, neue Gegenden zu entdecken. Und zugegebenermassen auch die Hoffnung auf ein bisschen Sonne und Wärme im Januar.
Die Hotelsuche stellte mich dann schon wieder vor eine schwierige Entscheidung. Eigentlich hatte ich mich schon für Valletta als Standort entschieden, da von dort die meisten Busse abfahren und ich die Möglichkeit haben würde, die Stadt auch bei Dunkelheit zu erleben. Es sollte ein Hotel und keine Ferienwohnung sein, da ich vielfach von schlecht geheizten und feuchten Wohnungen gelesen hatte. Beim Blick auf das Gesamtangebot in Malta wurde ich dann doch nachdenklich, die Preise für Unterkünfte waren je nach Standort extrem unterschiedlich, Valletta war mit großem Abstand am teuersten. Etwa ein Drittel günstiger war Sliema (gegenüber von Valletta, auch noch mit recht guten Busverbindungen, aber ein total hässlicher Ort mit lauten Bars und unzähligen Baustellen) und in den Badeorten im Norden der Insel kostete ein Hotel mit Innen- und Außenpools, riesigem Frühstücksbuffet und oft auch noch Abendbuffet nur die Hälfte. Hm, abseits wohnen und dann doch ein Auto mieten, was ich eigentlich nach der Beschreibung des extrem dichten Verkehrs und dauernder Parkplatzprobleme nicht wollte? Nach langem Hin- und Her und mehreren gebuchten und wieder stornierten Hotels bin ich dann doch beim ursprünglichen Plan geblieben: Hotel in Valletta und kein Mietauto, sondern Busnutzung.
1. Tag – Mittwoch, 22.01.
Heute ist frühes Aufstehen angesagt, aber wenn es in den Urlaub geht, ist das ja kein Problem. Mein Zug geht um 5.58 Uhr, in Bingen muss ich umsteigen und 25 Minuten in eisiger Kälte draußen stehen – in diesem milden Winter musste es natürlich ausgerechnet jetzt so kalt werden - eine Winterjacke wollte ich nicht mit nach Malta nehmen, daher habe ich im Zwiebelprinzip alles Mögliche übereinander angezogen und die Wanderschuhe, fast so warm wie Winterstiefel.
Kurz nach acht bin ich pünktlich am Flughafen Frankfurt, hier ist alles ruhig, daher habe ich ruck zuck meine Bordkarte ausgedruckt und meinen Koffer aufgegeben (beides an den Automaten von LH) dann ein zweites Frühstück mit heißem Tee bei Starbucks und durch die Sicherheitskontrolle. Als Proviant kaufe ich noch ein Sandwich und genug Wasser und um 10 Uhr startet das Boarding.
Mit dem geplanten Start um 10.30 Uhr wird es aber nichts, der dichte Nebel vereist die Triebwerke der Flugzeuge und so muss vor dem Start noch enteist werden, das zieht sich und wir kommen erst mit einer Stunde Verspätung los.
Das Flugzeug ist nur zu dreiviertel gefüllt, meine übliche Strategie weit hinten einen Platz zu reservieren, da dort die Wahrscheinlichkeit, dann eine ganze Dreierreihe alleine oder zu zweit zu haben sehr hoch ist, konnte ich nicht durchführen, da die Lufthansa einfach das hintere Viertel der Plätze als nicht reservierbar angezeigt hatte. So sitze ich neben einem chinesischen Pärchen, wegen des schon in China grassierenden Corona Virus bin ich davon nicht so begeistert. Einige Passagiere setzen sich nachdem wir Reisehöhe erreicht haben, auf die freien hinteren Plätze, aber da habe ich dann doch keine Lust mehr, mit meinem Zeug wegen zwei Stunden Flug umzuziehen.
Als Snack gibt es ein belegtes Brot oder – mal was Neues - eine Kirschtasche. Der Blick aus dem Fenster zeigt erst Nebel, dann Wolken, nur über Gozo, der Nachbarinsel von Malta, reisst es kurzzeitig auf, ich kann die Stadt Victoria mit der Zitadelle gut erkennen.
Um 13.40 Uhr landen wir, mein Koffer ist schnell auf dem Band, zwei Dinge möchte ich dann noch am Flughafen erledigen: meine Busfahrkarte im dortigen Verkaufsbüro der Busgesellschaft kaufen (7 Tagesticket, das für alle Busse auf Malta und Gozo gilt, EUR 21,00) und im Tourismusbüro eine Karte für den Spaziergang durch die «Three Villages» holen, die war bei den Unterlagen, die ich mir vorab vom Tourismusverband Malta habe zuschicken lassen, nicht dabei und ist so groß, dass ich sie unterwegs nicht vernünftig auf dem Handy anschauen kann und wenn man sie selbst ausdruckt, braucht man eine Lupe.
Im Bus nach Valletta finde ich nur noch einen Stehplatz, was die Fahrt sehr anstrengend macht, da ständig beschleunigt und wieder stark abgebremst wird. Außerdem ist es heiß im Bus und der Blick nach draußen alles andere als schön, grauer Himmel, alle Gebäude beige-farben, viele alte, vernachlässigte Gebäude, viele Baustellen, viele Straßen und extrem viele Autos.
Als ich endlich am Busbahnhof von Valletta aussteigen kann (es sind eigentlich nur 8 km vom Flughafen nach Valletta, aber der Bus fährt natürlich alle möglichen Umwege, so dass die Fahrt ca. 25 Minuten dauert) und zu Fuß durch die Stadt zu meinem Hotel gehe, bin ich wieder positiver gestimmt. Die frische Luft tut gut und der erste Einblick in die Stadt gefällt mir gut.
Was in Venedig die Kanalbrücken waren, sind hier die Treppenstraßen – beide für Rollkoffer ziemlich ungeeignet. Ich habe mir vorab die Strecke mit der geringsten Anzahl an Treppenstrassen ausgesucht, dennoch bin ich froh, als ich am Hotel ankomme.
An der Rezeption werde ich von George, einem sicherlich bereits im Rentenalter stehenden Maltesen, sehr freundlich empfangen. Das Einchecken zieht sich etwas, es erfolgt die Zahlung (bzw. Restzahlung, ein Drittel wurde bereits vor ein paar Wochen von der Kreditkarte abgebucht), Angabe meiner Adressdaten mit Ausweisvorlage und alle möglichen Infos zum Hotel. Dieses befindet sich in zwei nebeneinanderstehenden historischen Häusern (mit Durchgangsmöglichkeit in einem Stockwerk), was den Zugang zu den Zimmern nicht ganz einfach gestaltet, wie ich aus den Bewertungen schon wusste. Ich bin froh, dass George mich zum Zimmer begleitet, auch wenn es mir etwas unangenehm ist, dass er, obwohl einen Kopf kleiner als ich und wie gesagt, schon etwas betagt, meinen Koffer trägt. Der erste Aufzug ist ohne Stufen direkt von der Rezeption zu erreichen, dann muss man aber ein paar Stufen nach oben, einen kurzen Gang entlang, wieder ein paar Stufen nach oben und in den zweiten Aufzug. Vom Aufzug zum Zimmer sind dann nochmal ein paar Stufen. Zum Glück ist alles gut ausgeschildert und ich kann mir den Weg ziemlich problemlos merken, laut Bewertungen sind wohl die ein oder anderen Gäste ziemlich herumgeirrt bei der Suche nach ihren Zimmern.
Das Zimmer ist sehr groß und modern eingerichtet, besonders praktisch finde ich die Küchenzeile, so habe ich die Kombination aus Hotel und Ferienwohnung, falls ich mir mal etwas selber zu Essen oder einen Tee (ich erinnere mich an meine Erkältung in Venedig) machen will (ein Hauptgrund, weshalb ich mich für dieses Hotel entschieden hatte).
Es ist etwas kalt im Zimmer und die Schaltanlage für Klimaanlage/Heizung ist mir nicht so ganz klar. Daher gehe ich nach einer kurzen Pause auf dem Zimmer nochmal zur Rezeption und kläre das, dann nochmal raus, um im Supermarkt Wasser (das Leitungswasser auf Malta ist kein Trinkwasser) und etwas zum Abendessen zu kaufen.
Das klingt allerdings einfacher als es ist. Natürlich hatte ich mir vorab auf Google Maps Supermärkte in der Nähe des Hotels rausgesucht. Vor Ort stellt sich nun heraus, dass das alles keine Supermärkte sind, wie man sie in sonstigen Städten findet, nämlich kleinere Ausgaben der großen Supermärkte in den Gewerbegebieten. Hier in Valletta sind das Obst- und Gemüsehändler, die neben dem Strassenverkauf im Mini-Hinterzimmer noch ein paar Konserven und Toilettenartikel haben. So halb frische Sachen, wie man sie als Tourist braucht, wie Joghurt, Smoothies, Fertigsalate, Käse und Wurst gibt es dort nicht. Einzige Anlaufstelle dafür ist der Wembley Store, ein Geschäft mit britischen Waren und zumindest ein paar der genannten Sachen. Dort bin ich dann für die Zeit meines Maltaaufenthalts Stammkunde – neben gefühlt allen anderen in Valletta wohnenden Touristen.
Wasser gibt es zum Glück eigentlich überall zu kaufen, dennoch wird es zur Herausforderung, immer genug Wasser zu haben. Einer der Punkte, die tatsächlich für ein Mietauto sprechen, dann kann man sich in den Supermärkten, die es außerhalb der Städte gibt, mit allem eindecken.
Gegen 17 Uhr sind dann alle «Pflichten» für heute erledigt. Ich schnappe mir meine Kamera und gehe bzw. fahre mit dem Aufzug zur kleinen Dachterrasse des Hotels. Von hier hat man einen schönen Blick auf den Grand Harbour und die «Three Cities» Birgu, L-Isla und Bormla gegenüber – wunderbar.


Dann spaziere ich zu den Upper Barrakka Gardens. Der ehemalige Exerzierplatz der Ritter auf der Stadtmauer ist heute ein hübscher Park mit Springbrunnen, Café, Bänken, verschiedenen Skulpturen und vor allem einer Aussichtsgalerie. Man schaut auch hier auf die «Three cities», auf einen Teil der Stadt und auf die «Saluting Battery» darunter, eine Reihe Kanonen, die zweimal täglich zur Touristenbelustigung abgefeuert werden. Eine ganze Zeit lang genieße ich den Blick, als es für Fotos ohne Stativ zu dunkel wird, spaziere ich noch ein wenig durch den Park und gehe auf einem Umweg zurück zum Hotel. Die Beleuchtung der Gebäude, die ich heute gesehen habe, ist wirklich sehr stimmungsvoll und ich werde auf jeden Fall an einem der anderen Abende noch mit dem Stativ losziehen.
Für heute ist es genug, ich mache mir noch ein Gemüsegericht in der Mikrowelle warm und liege dann recht früh im Bett.
Wetter: in Deutschland ca. - 5 °C, in FRA dichter Nebel, in Malta bewölkt, ca. 16 °C
Unterkunft:
The British Suites, 40 Battery Street, Valletta, Malta: inkl. Frühstück, Zimmer mit Kitchenette und maltesischem Balkon, Blick auf Gasse (keine Autos), Dachterrasse, Frühstücksraum mit Blick auf den Hafen
Kosten:
Hotel: EUR 570,50 bei booking.com gebucht
Flug: EUR 177,00 direkt bei LH gebucht, inkl. Aufgabegepäck, Sitzplatzreservierung
Bahn zum Flughafen und zurück: EUR 48,90