11. Tag – Mittwoch, 12.06.
Gegen 8.45 Uhr starten wir in Richtung Ponta Delgada, dort geht es auf die Autobahn in Richtung Norden bis Ribeira Grande. Von Ribeira Grande erreichen wir auf einer Landstrasse den kleinen Ort Caldeiras im Inselinneren.
Der Ort war mal eine Minikopie von Furnas, auch hier gibt es heiße Thermalbäder. Inzwischen sind fast alle Häuser verfallen, es gibt ein recht neues Restaurant und ein renoviertes Thermalschwimmbecken (Eintritt EUR 3, die Becken sind nicht von der Straße einsehbar). In der Ortsmitte ist ein Becken mit weiß/hellblauem, teilweise kochendem Wasser, ob man darin mal baden konnte oder was sonst die Funktion war, ist leider nicht herauszufinden. Jetzt gegen 10 Uhr ist alles noch wie ausgestorben und wir können uns einen Parkplatz aussuchen.
Wir starten von hier die Rother Wanderung Nr. 14, die zunächst auf einem breiten geschotterten Weg zwischen Wiesen und Weiden in den Wald oberhalb des Ortes führt. Immer wieder sieht man leichte Rauchwolken über dem Boden und auf Schildern wird vor CO2 Gasen gewarnt, die in diesem Gebiet aufsteigen. Grund sind wohl Versuchsbohrungen für Geothermie, bei denen versehentlich eine Gasblase angebohrt wurde. Einen längeren Aufenthalt sollte man vermeiden, wir riechen oder spüren aber nichts und solange die Kühe noch friedlich vor sich hin grasen, ist sicherlich alles in Ordnung. Am Ende der Schotterstrasse ist ein kleiner Parkplatz, auf dem sich gerade eine Gruppe von Leuten Neoprenanzüge anzieht, wahrscheinlich um eine Canyoning Tour im Fluss zu machen. Genau zu diesem führt ein kurzer Abstecher, von einer Wassersammelstation geht es auf Betonplatten, die über den Kanal gelegt sind, bis zu einem Staudamm und auf gleichem Weg wieder zurück, auch hier dampft es an vielen Stellen.
Nun stehen wir vor einem kleinen Problem, laut Wanderführer müssten wir den folgenden Rundweg im Uhrzeigersinn gehen, in dieser Richtung ist jedoch ein «Kreuz» angebracht, das anzeigen soll, dass man diesem Weg nicht wählen sollte, er nicht Teil der Route ist (die Wanderung ist eine der offiziellen Wanderungen der azoreanischen Tourismusbehörde und deshalb markiert). Hmm, na gut, dann gehen wir eben gegen den Uhrzeigersinn, am Scheitelpunkt der Wanderung werden wir dann sehen, wie es weitergeht.
Der nun folgende Wanderweg ist ziemlich kurios, zunächst geht man neben einem großen, grünen Wasserrohr her, man muss es hin und wieder unter- oder überqueren.
Dann folgt ein Stückchen «normaler» Waldweg, bis man wieder auf das Wasserrohr trifft.
Und nun führt der Weg auf diesem Rohr entlang. Eine wirklich nette Idee und mal ganz was Anderes. Es geht durch eine Art Canyon hindurch und schließlich auf einer steilen Treppe (von der ich leider kein Foto gemacht habe) nach unten.
Und dann sind wir leider schon am Ende des «Rohrwegs» und, nach ca. 1 h 15 min von Caldeiras aus, am Ziel der Wanderung, dem Salto do Cabrito. Der Wasserfall sieht wirklich idyllisch aus und nachdem ein junger Mann seine Freundin endlich in allen möglichen Posen auf dem vordersten Stein abgelichtet hat, können alle anderen diesen Anblick auch ungestört genießen. Allerdings ist die Idylle getrübt durch das in der Nähe stehende Wasserkraftwerk, das einen ziemlichen Lärm verursacht – sehr schade.
Von hier aus sehen wir nur Wegmarkierungen, die auf den Weg verweisen, den wir gerade genommen haben, den gleichen Weg zurück gehen wollen wir aber nicht und so entschließen wir uns, der Route im Wanderführer, die wir ja auf unserem «Wander-Navi» haben, zu folgen.
Zunächst geht es auf einer Schotterstrasse steil nach oben, über diese Straße kann man von Ribeira Grande den Wasserfall auch mit dem Auto erreichen, wenn man sich die steilen Passagen zutraut. Neben uns hält ein Auto, ein junger Mann, der mit seiner Mutter (?) unterwegs ist, fragt uns, ob es empfehlenswert wäre, bis zum Wasserfall zu fahren oder zu gefährlich. Na, diese Entscheidung können wir ihm nicht abnehmen, nur sagen, dass schon weitere Autos unten stehen und es definitiv nicht unmöglich ist.
Wir verlassen die Straße bald und gehen einen netten Weg vorbei an Wiesen und Wald leicht bergauf. Auch hier sehen wir von weitem Dämpfe aufsteigen.
Schließlich wird der Weg zu einem schmalen, matschigen Pfad, der durch ein Waldstück steil nach oben führt, ah ok, das ist vermutlich das Stück, weshalb der Weg in diese Richtung nicht ausgeschildert ist, zum Glück kommen wir auf dem Rückweg hier vorbei und können den Weg recht problemlos bergauf gehen. Bergab wäre es aber eine gefährliche Rutschpartie gewesen. Oben angekommen, treffen wir auf die grüne Rohrleitung und stehen kurz darauf auf dem oberen kleinen Parkplatz. Gegen 12.30 Uhr, also nach 2 h 30 min sind wir wieder in Caldeiras.
Wenn wir zur Mittagessenszeit mal direkt neben einem Restaurant sind, sollten wir das auch nutzen – wir entscheiden, unsere mitgebrachten belegten Brötchen ein anderes Mal zu essen und setzen uns auf die Restaurantterrasse. Viele Gäste sind es nicht, außer uns sitzen aber alle drin. Wir fragen deshalb vorsichtshalber, ob man auch draußen essen kann, ja klar und schon kommt die Speisekarte. Hier gibt es wie in Furnas die Spezialität «cozido» - Fleisch, Wurst und Gemüse wird mehrere Stunden lang in die heiße Erde eingegraben und darin «gekocht». Auch wenn wir vermuten, dass das Gericht nicht zu unseren Lieblingsessen werden wird, sind wir bzw. vor allem ich der Meinung, dass man vor Ort solch eine Spezialität schon mal probieren sollte. Peter macht mir zuliebe mit und so bestellen wir Cozido für zwei Personen. Und es ist wie erwartet kein Highlight, aber durchaus genießbar: das Gemüse ist für unseren Geschmack zu weich (kann ja nach so vielen Stunden in der heißen Erde nicht mehr knackig sein), das Fleisch ist dafür butterweich und zart, die Wurst schmeckt allerdings ziemlich nach Schwefel und insgesamt ist die Menge viel zu viel für uns. Wir werden auf jeden Fall satt (und lassen einen Rest zurückgehen) und zahlen zusammen mit jeweils einem Mineralwasser EUR 31,00.
Passend zum «Mini-Furnas» geht es als nächsten Punkt nach dem Essen zum «großen» Furnas, dort haben wir noch drei Rechnungen offen.
Erster Punkt ist ein Blick auf den Lagoa das Furnas von oben, vom Aussichtspunkt Pico do Ferro hat meinen einen schönen Ausblick nicht nur auf den See, sondern auch auf das gesamte Tal von Furnas, natürlich ein erloschener Vulkankrater.
Gegen 14 Uhr parken wir dann am uns vom ersten Besuch bekannten Parkplatz in Furnas und spazieren zu einer weiteren Stelle mit Fumarolen, wir haben bislang ja nur die direkt am See angeschaut. Diese liegen unmittelbar am Ortsrand und weisen mehr Farbe und sprudelndes Wasser auf, als die anderen.
Auf dem Weg zum See (dessen Umrundung der dritte offene Punkt ist), kommen wir wieder am uns bereits bekannten Café vorbei. Heute können wir im hübschen Innenhof sitzen, wo wir einen Galão trinken, dazu ein Pastel de Nata (die Puddingstörtchen, die ursprünglich aus Lissabon stammen, wo wir sie letztes Jahr zum ersten Mal probiert hatten). Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg zum See (Rother Wanderung Nr. 18), und zwar auf dem offiziell ausgeschilderten breiten geteerten Weg, nicht wie das letzte Mal auf dem Pfad durch den Wald mit steilem Auf- und vor allem Abstieg. Steil ist aber auch dieser Weg, der See liegt nun mal deutlich höher als der Ort, aber wesentlich einfacher und schonender für Peters Knie. Wir kommen an einem Aussichtspunkt (Miradouro do Pico do Milho) vorbei, von dem aus man den gesamten Ort überblicken kann.
Kurz darauf erreichen wir den See und umrunden ihn im Uhrzeigersinn. Hier gibt es viele (Ferien?) Häuser/Villen, teils gut sichtbar am Hang, teils versteckt im Wald, nur Zäune, Hecken und Hundegebell deuten darauf hin. Ausserdem kommt man an einer neugotischen Kapelle vorbei, die aber einsturzgefährdet ist und deshalb nicht betreten werden kann. Von hier kann man einen Abstecher durch einen Park zu einem Wasserfall machen, dies würde aber eine zusätzliche Stunde Fußweg bedeuten und dafür ist es heute schon zu spät und wir sind, da wir ja am Vormittag schon gewandert sind, zu müde. Der weitere Weg um den See ist recht idyllisch, mal durch Wiesen, mal durch Wald, der bewölkte Himmel führt aber zu einer etwas düsteren Stimmung. Wir kommen an den Fumarolen vorbei, die wir beim letzten Besuch schon angeschaut haben. Auf dem Parkplatz kaufen wir an einem Stand noch ein Eis und gehen dann wieder ins Dorf.
Gegen 17.30 Uhr fahren wir zurück in Richtung Mosteiros, wo wir gegen 19 Uhr ankommen. «Dank» der geschlossenen Wolkendecke gibt es heute Abend keinen Sonnenuntergangsspaziergang mehr.
Wetter: bewölkt, kurze sonnige Abschnitte, ca. 22°C
Wanderungen (Angaben laut Rother Wanderführer): Nr. 14 (Caldeiras - Salto do Cabrito): 7,8 km, 330 Höhenmeter; Nr. 18 (Lagoa das Furnas): 9,3 km, 180 Höhenmeter