2. Tag – Montag, 03.06.
Um 7 Uhr stehen wir auf, um 8.15 Uhr gehen wir zum Frühstück. Das Buffet bietet eine Vielzahl von kalten und warmen Speisen, wir setzen uns zum Essen in den Innenhof, Schatten ist allerdings jetzt schon nötig, es ist wieder ein sehr heißer Tag.
Wir trödeln nach dem Frühstücken noch ein bisschen herum, schließlich haben wir noch ewig Zeit. Um 9.45 Uhr nehmen wir dann aber doch schon den Shuttle zum Terminal 2. Dort ist heute am Montag erwartungsgemäss wesentlich mehr los als gestern. Wir trinken noch einen Kaffee und stellen uns um 12 Uhr wieder an die geöffneten Schalter von Azores Airlines/SATA. Hier geht es immerhin deutlich schneller voran als gestern, na ja, kein Wunder, die Koffer sind ja gestern schon aufgegeben worden. Es gibt auch keine neue Bordkarte, die alte wird handschriftlich geändert, dazu gibt es das Bestätigungsschreiben über mindestens 24 h Flugverspätung.
Anschließend gehen wir gleich durch die Sicherheitskontrolle, kaufen uns ein Sandwich zum Mittagessen und Wasser für den Flug. Am Gate heißt es dann warten, die Ankunft der Maschine aus Ponta Delgada verzögert sich (schon wieder!), während sich am Himmel dunkle Gewitterwolken ausbreiten. Wir können beobachten, wie das Personal am Gate zwischenzeitlich zahlreiche Passagiere von einer Liste auf verschiedene Hotels in Ponta Delgada verteilt, vermutlich Leute, die eigentlich heute im Lauf des Tages oder noch gestern auf eine der Nachbarinseln von São Miguel weiterfliegen sollten und heute Abend keinen Anschluss dorthin mehr kriegen werden.
Gegen 14 Uhr fahren wir dann endlich zum Flugzeug, während wir noch beim Einsteigen sind, beginnt es zu regnen. Die Maschine wird derweil beladen (ich sitze direkt über der Laderampe), nach kurzer Zeit wird das Gewitter allerdings so heftig, dass es zur «Sperrung» des Außenbereichs für Flughafenmitarbeiter kommt. Die Koffer bleiben in den Gepäckwagen, die werden abgedeckt und die Arbeiter fahren ins Terminal – wir sitzen solange im immer heißer und stickiger werdenden Flugzeug. Irgendwann hat die Crew dann ein Einsehen und öffnet die Türen hinten und vorne und verteilt Getränke. Dann lässt das Gewitter nach, die Arbeiter kommen wieder an, aber statt sich zu beeilen, denn das Gewitter ist ganz offensichtlich noch nicht vorbei, lassen sie sich alle Zeit der Welt, der Arbeiter direkt an der Rampe lässt sich von einem Kollegen einen Kaffee bringen, rührt sich Milch und Zucker ein und erst dann gehen die nächsten Koffer aufs Band ins Flugzeug hinein. Und es kommt wie es kommen muss, noch bevor die letzten Koffer im Flugzeug sind, gibt es erneut eine «Sperrung» und alle Arbeiter verschwinden. Wir schwitzen weiterhin im Flugzeug und ich habe meine Zweifel, ob es heute überhaupt noch mit dem Flug klappt, denn die Crew ist ja die, die heute Morgen in Ponta Delgada abgeflogen ist, d.h. die Ankunft in Ponta Delgada muss innerhalb der erlaubten Arbeitszeit liegen, soweit ich weiß sind das 12 Stunden.
Irgendwann darf dann wieder im Freien gearbeitet werden und –kaum zu glauben – mit 26,5 Stunden Verspätung starten wir gegen 17 Uhr nach Ponta Delgada.
Immerhin haben Peter und ich eine Dreierreihe für uns alleine, da hat es sich gelohnt, dass ich uns Sitzplätze fast ganz hinten ausgesucht habe, denn allzu viele freie Plätze gibt es nicht. Mir geht es allerdings gar nicht gut, die ganze Anspannung gestern und heute schon wieder, dazu die stickige Luft und die Hitze beim Warten im Flugzeug und nun auch noch heftige Turbulenzen praktisch während des gesamten Flugs. Ich nehme eine Tablette und schließe die Augen, die warme Mahlzeit, die es auf SATA Flügen auch heutzutage noch immer gibt, muss ich ablehnen, mir ist auch ohne Essen ziemlich übel.
Nach ungefähr drei Stunden Flug geht es mir dann deutlich besser und ich kann sogar einen ersten Blick auf São Miguel werfen, wir fliegen die Südküste entlang in Richtung Flughafen. Die Landung gegen 19.40 Uhr Ortszeit (Zeitverschiebung von 2 Stunden zu Deutschland) ist dann nochmal ziemlich heftig, der Pilot bremst kurz nach dem Aufsetzen extrem stark, der Gurt drückt sich richtig nett in den Magen – genau das, was man braucht, wenn einem eh schon schlecht ist.
Zum Glück können wir dann recht schnell durch die hintere Tür das Flugzeug verlassen und zu Fuß die paar Meter ins Flughafengebäude gehen. Die Koffer sind erstaunlich schnell auf dem Band, von dort sind es auch wieder nur ein paar Meter in die Eingangshalle, wo sich auch die Autovermieter befinden. Sixt scheint nicht so bekannt zu sein, es steht jedenfalls nur ein Pärchen vor uns, das schon fast fertig ist, während sich beim lokalen Vermieter Ilha Verde eine lange Schlange bildet.
Die Formalitäten sind zügig erledigt, der Mitarbeiter versucht lediglich uns eine Tankfüllung zu verkaufen, was wir ablehnen. Auf dem Mietvertrag ist eine recht lange Liste mit Schäden am Auto, da wir aber alle Versicherungen ohne Selbstbehalt gebucht haben, müssen wir uns nicht näher damit befassen, wie uns der Mitarbeiter noch mitteilt (wussten wir natürlich). Dann bekommen wir den Schlüssel für einen weißen Renault Clio (der auch als Beispielauto für die EDMR Kategorie genannt war), der wieder nur wenige Meter vom Ausgang der Eingangshalle (ein sympathisch kleiner Flughafen) auf dem Parkplatz steht.
Das Auto hat sogar ein eingebautes Navi, das wir aber nicht brauchen, sondern unser mitgebrachtes darauf befestigen. Beim Anblick des Autos sind wir sehr froh darüber, die Liste an Schäden nicht kontrollieren zu müssen, da wären wir nämlich noch ziemlich lange beschäftigt gewesen, diese zu ergänzen. Wie man ein Auto so beschädigen kann, ist mir ein Rätsel. Es hat unzählige (kleine) Dellen, Kratzer, Lackabplatzer – einfach unfassbar.
Gegen 20.20 Uhr sind wir abfahrtbereit. Eigentlich war geplant gewesen, gleich noch einen Grundeinkauf in einem der großen Supermärkte in und um Ponta Delgada zu machen, die bis um 21 oder teilweise 22 Uhr geöffnet haben, dafür sind wir nun aber definitiv zu müde. Die kleinen Supermärkte auf dem Weg in Richtung Mosteiros, wo unser Ferienhaus liegt, sind schon längst geschlossen, wir halten noch an einer Tankstelle mit kleinem Laden, dort gibt es aber nur Getränke, wir nehmen ein paar Flaschen Wasser mit. Mal sehen, wie wir das morgen mit dem Frühstück machen, heute haben wir sowieso keinen Hunger mehr.
Die Auswahl der Unterkunft war mir sehr schwer gefallen. Fest stand, dass es eine Ferienwohnung/-haus werden sollte, mit der Möglichkeit, sich drumherum die Füsse zu vertreten, idealerweise mit ein paar Restaurants in Gehweite, wir wollten nur eine Unterkunft und keinen Wechsel, da mir klar war, dass sich das Wetter nicht an unsere Unterkunftsplanung halten würde und wir dadurch sowieso kreuz und quer über die Insel fahren würden – also am besten eine zentrale Lage im Mittelteil der Insel. Ich wollte nicht im Zentrum von Ponta Delgada wohnen, das ist mit einem Auto alles andere als ein Vergnügen, aber auch nicht in einem der Vororte von Ponta Delgada mit ihren Mietwohnungshochhäusern, das wäre mir zu gesichtslos gewesen. Hotel-Apartmentanlagen gibt es nur wenige, zwei davon hatte ich in der näheren Auswahl. Privat vermietete Ferienhäuser und –wohnungen gibt es unzählige, aber die meisten entweder mitten im nichts oder direkt an einer großen Straße, viele in den traditionellen Häusern der Insel, mit wenigen und kleinen Fenstern, dementsprechend düster im Inneren. Und dann habe ich die eigentlich ideale Wohnung für uns entdeckt: hell, Terrasse mit Meerblick, mitten im Örtchen Mosteiros mit Restaurants, 2 kleinen Supermärkten, einem Strand und Naturbadepools. ABER: Mosteiros liegt abgelegen im Nordwesten der Insel, nur über eine kurvenreiche Straße zu erreichen. Ich habe ewig überlegt, Vor- und Nachteile erwogen, im Forum um Denkanstöße bzw. Einschätzung durch Silvia, die ja im Winter auch auf São Miguel gewesen war, gebeten – und obwohl Silvia davon abgeraten hat, habe ich mich schließlich doch für Mosteiros entschieden und ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen – es war die absolut richtige Entscheidung. Die Unterkunft und der Ort waren perfekt, dafür konnten wir die Fahrerei (oder wie Peter immer sagte das «Rumgegurke») in Kauf nehmen.
Unsere erste Fahrt über die Insel können wir kaum genießen, dafür sind wir einfach zu fertig vom Stress gestern und heute. Aber wir registrieren die üppige Vegetation, die vielen Blumen, die die Straßenränder säumen und die Ausblicke aufs Meer.
Um 21 Uhr erreichen wir unser Ferienhaus, der Schlüssel befindet sich in der Keybox (mit Zahlencode, den wir per Mail erhalten hatten), wir schauen uns nur kurz um und freuen uns über den Willkommen-Korb mit Milch, Keksen und Marmelade – ganz verhungern müssen wir also nicht. Schnell noch das nötigste ausgepackt und dann geht es ins Bett.
Damit der Tag nicht ganz so trocken (bilderlos) bleibt, hier ein paar Ansichten unserer Unterkunft, ich werde aber am nächsten Reisetag noch etwas dazu schreiben.
Wetter Frankfurt: sonnig, ca. 32°C, ab ca. 14.30 Uhr Gewitter
Wetter São Miguel: bewölkt, ca. 20°C
Und noch ein paar Fakten/Daten:
• Hotel: EUR 1174,70 (13 Nächte) bei booking.com gebucht
• Parken FRA: EUR 144,90
• Flug: EUR 718,22 (2 Personen, Azores Airlines/SATA, inkl. 23 kg Aufgabegepäck, Sitzplatzreservierung, Getränke, warme Mahlzeit) bei Expedia gebucht
• Mietauto: EUR 292,99 (EDMR, 15 Tage, 2 Fahrer, alle Versicherungen ohne Selbstbehalt, Schaltgetriebe) bei SIXT über ADAC gebucht; wir sind insgesamt 1425 km gefahren