5. Tag – Donnerstag, 06.06.
Heute ist trübes und regnerisches Wetter vorhergesagt, da bietet sich ein Ausflug nach Furnas im östlichen Inselinneren an, für den botanischen Garten, den wir uns dort hauptsächlich anschauen wollen, braucht es keine Sonne.
Gegen halb neun starten wir bei noch trockenem Wetter. Wir nehmen nicht die schnellste Route über Ponta Delgada und die Autobahn, sondern möchten nun auch mal die Gegend nördlich von Mosteiros sehen, bis jetzt sind wir immer im Süden unterwegs gewesen. Natürlich ist auch diese Strecke sehr kurvig und wir sind froh als die Straße bei Capelas, am Beginn der schmalen Inselmitte, gerader wird.
Kurz vor der zweitgrößten Stadt der Insel, Ribeira Grande, machen wir einen Zwischenstopp am wunderschönen Praia de Santa Bárbara, einem der längsten Strände der Insel. Das ist ein Hotspot für Surfer, aber um diese Uhrzeit (9.30 Uhr) ist es noch fast menschenleer, die Strandbar wird gerade geöffnet. Wir machen einen kleinen Spaziergang an diesem wunderschönen Strand, nutzen die Toiletten und müssen dann im gerade einsetzenden Regen einen Spurt zum Auto einlegen, um nicht völlig durchnässt zu werden.
Zunächst regnet es nur, als wir einige Zeit hinter Ribeira Grande die Autobahn verlassen und in Richtung der Berge im Inselinneren einbiegen, kommt noch Nebel dazu. Die Sicht ist fast bei Null, entsprechend langsam geht alles voran. Furnas liegt in einem Tal, bei der Fahrt hinunter lichtet sich dann auch der Nebel, dafür wird der Regen umso stärker.
Gegen 11.30 Uhr finden wir problemlos einen kostenlosen Parkplatz in der Nähe des Zentrums – wir sprinten zwischen Kofferraum und Autoinnenraum hin- und her, um feste Schuhe und Regenjacke zu holen und im trockenen anzuziehen. Dann marschieren wir los in Richtung Parque Terra Nostra. Spaß macht das nicht, denn die Häuser hier haben keine Dachrinnen und so kommt zum eigentlichen Regen auch noch das Wasser von den Dächern dazu und dank der Wärme bei hoher Luftfeuchtigkeit ist die Regenjacke auch von innen nach kurzer Zeit nass. Wir kommen an einem nett aussehenden Café vorbei und beschließen, ein frühes Mittagessen einzunehmen, vielleicht hört der Regen danach ja auf. Ich esse einen Thunfischsalat, Peter einen Burger, zum Cappuccino danach gibt es für mich noch eine Spezialität der Insel, eine Queijada da Vila, eine Art kleines Käseküchlein, sehr lecker (für Mineralwasser, Cola, Burger, Thunfischsalat, zwei Cappuccino, eine Queijada zahlen wir EUR 19,80).
Gegen halb eins sind wir fertig und tatsächlich, der Regen hat aufgehört und sogar die Sonne lässt sich hin- und wieder blicken.
Am Eingang zum Parque Terra Nostra zahlen wir die Gebühr von EUR 8 p.P. und folgen dann einem ausgeschilderten Rundgang durch den botanischen Garten. Die Entwicklung des heute 12 ha großen Parks begann 1780, als ein amerikanischer Kaufmann hier ein Sommerhaus errichten ließ und das umliegende Gelände hauptsächlich mit Bäumen aus seiner amerikanischen Heimat bepflanzen ließ. Später wurde das Anwesen verkauft, der neue Eigentümer und dann seine Nachkömmlinge beauftragten Gartenbauexperten aus der ganzen Welt damit, den Garten zu erweitern. Außerdem wurde ein Swimmingpool gebaut, der von den in und um Furnas reichlich vorhandenen heißen Quellen auf eine ständige Temperatur von 38 °C erwärmt wird. 1935 wurde das Hotel Terra Nostra gebaut, heute gehören Park und Pool zum Hotel.
Die Nutzung des Pools ist im Eintrittspreis enthalten, auf ein Bad haben wir allerdings keine Lust, denn das eisenhaltige Wasser färbt Haut, Haare und Badekleidung orangefarben ein, da müsste man schon im Hotel wohnen, dass man im Bademantel zum Pool gehen und sich dann hinterher im Zimmer gründlich abduschen und auch alles andere im Zimmer lassen kann, Schließfächer gibt es nämlich nicht.
Der Park ist aber auch ohne Poolnutzung absolut lohnenswert, man hat den Eindruck in einem Dschungel zu sein, dabei stören auch die Regenschauer, die sich mit der Sonne abwechseln, nicht – wir sind absolut begeistert.
Ungefähr anderthalb Stunden halten wir uns hier auf, dann gehen wir zurück zum Auto, ich möchte meine Umhängetasche gegen den Rucksack tauschen, denn die Regengüsse werden immer seltener und so wollen wir noch zum Lagoa das Furnas spazieren, der ca. 1,5 km oberhalb von Furnas liegt.
Für den Weg zum See folgen wir der Rother Wanderung Nr. 18. In ca. einer halben Stunde geht es erst durch den Ort, dann zwischen Viehweiden entlang und schließlich einen steilen Waldpfad hinauf und dann auf der anderen Seite des Hügels wieder genauso steil bergab. Leider meldet sich bei diesem steilen Abstieg Peters Knie mal wieder und so geht es erstmal sehr langsam weiter, unten am See ist auf einer der Bänke eine Pause nötig. An ein Umrunden des Sees ist nun nicht mehr zu denken, aber wir schauen uns das Gebiet mit den Fumarolen an, das direkt neben dem See liegt. Der Schwefelgestank ist ziemlich heftig, ansonsten sind die Blubberquellen ganz nett, an den Yellowstone National Park reichen sie aber bei weitem nicht heran.
Die Besonderheit hier ist, dass die Erdwärme traditionell zum Kochen genutzt wird. Heutzutage machen das ausschließlich noch die Restaurants in Furnas, am Morgen werden die Töpfe mit dem sog. Cozido, verschiedene Fleisch- und Wurstsorten, Karotten, Kartoffeln, Kohl, usw. im Boden vergraben, zur Mittagszeit werden sie dann fertiggekocht, mit Seilen und Stangen aus dem Boden herausgeholt. Mal sehen, ob wir das während des Urlaubs mal probieren, heute hatten wir dafür nicht genug Hunger und waren auch zu früh mit dem Mittagessen dran.
Wir genießen noch ein bisschen die Ruhe am Seeufer
und gehen dann den direkten Weg, ohne steile Hügel überwinden zu müssen, zurück nach Furnas. Dort kommen wir nochmal am Café von heute Mittag vorbei und gehen für eine Kaffeepause erneut hinein. Diesmal probieren wir eine weitere Spezialität der Azoren, die Bolo Arroz, das sind recht süße Küchlein aus Rührteig.
Gegen 16.30 Uhr machen wir uns dann an die kurvige Rückfahrt, Furnas ist ähnlich abgelegen wie Mosteiros, bis man die Autobahn erreicht, muss man viele Kilometer Kurven hinter sich bringen.
Eine Stunde später sind wir in Ponta Delgada zum Einkaufen im großen Supermarkt. Wir brauchen noch ein paar Lebensmittel und ich möchte schauen, ob es eine Daunenbettdecke gibt. Im Ferienhaus sind auf den Betten die altbekannten Wolldecken mit einem Laken darunter, auf unserem Doppelbett eine große Decke für uns beide, das ist eh schon ein Gewurstel und aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit sind die Laken leicht klamm, alles zusammen eine Mischung, die ich nicht für den Rest des Urlaubs ertragen will, wenn es nicht sein muss. Tatsächlich gibt es im Textilbereich des Supermarkts wunderbare Daunendecken, auch eine günstige für EUR 20 – perfekt.
Als wir mit Einkaufen fertig sind, sehen wir, dass sich auf der Straße, die vom Shoppingcenter zur Autobahnauffahrt führt, ein Feierabendstau gebildet hat. Wir schlendern daher noch etwas im Shoppingcenter herum und essen eine Kleinigkeit im dortigen McDonalds. Damit ist das Abendessen auch erledigt. Gegen 18.30 Uhr können wir dann auf inzwischen recht leeren Straßen nach Mosteiros fahren.
Wir stoppen nochmal beim Miradouro do Escalvado in der Hoffnung, dass Mosteiros von der Abendsonne beschienen wird, leider sind die Wolkenlücken aber nur in Richtung Ponta da Ferraria.
Um halb acht sind wir dann zurück im Ferienhaus, kurz vor Sonnenuntergang mache ich noch ein paar Fotos, danach zieht der Himmel vollständig zu.
Wetter: vormittags Regen, Nebel, später trocken, z.T. sonnig, ca. 21° C