Hort der Gelehrsamkeit - Coimbra Universität Coimbra war nicht nur über 100 Jahre lang die zweite Hauptstadt des frühen portugiesischen Königreichs, sie beherbergt auch die älteste Universität des Landes. Diese wurde 1290 von Dom Diniz gegründet; anfangs wechselte sie mehrmals den Standort mit Lissabon, doch ab 1536 ist sie hier ansässig. Heutzutage lehren hier acht Fakultäten rund 25.000 Studenten. Die Gebäude der Universität befinden sich an historischer Stelle. Hier stand einst ein römisches Kastell, später ein maurischer Alcazar (Burg) und noch später die Schlossburg der Könige.
Auf etwas verschlungenen Wegen rollern wir zum Largo Diniz, den Platz, an dem der Uni-Campus beginnt. Dort steht auch eine Statue des Universitätsgründers.
In den 1940er Jahren wurden hier etliche der alten Barock- und Renaissance-Gebäude abgerissen und durch solche im damaligen Monumentalstil errichtet. Diese erscheinen mir nicht ganz passend für eine altehrwürdige Uni. So zum Beispiel beim Department Mathematik.
Zumindest können wir schon an der Fassade sehen, was hier gelehrt wird.
Wir kommen zum "eisernen Tor" aus dem Jahr 1633, durch das wir das alte Universitätsgelände betreten.
Porta Ferrara
Im Westflügel des Gebäudes (links im Bild) befindet sich die Universitätskirche. Sie soll sehenswert sein, doch heute am Samstag haben wir keine Chance zur Besichtigung. Eine Hochzeit jagt die nächste.
Wir stromern ein wenig durch die daneben liegenden Kreuzgänge. Doch nach ein paar Schilder "nur für Fakultätsmitglieder" und sowas wie "Ruhe bitte - Prüfung" schleichen wir uns schnell davon. Schade, hätte gern gesehen, ob die Hörsäle auch so altehrwürdig sind oder eher modern. Immerhin konnte ich ein paar Azulejos (Kachelbilder) ablichten.
Wir befinden uns hier am höchsten Punkt der Stadt und der große Uhrturm überragt sämtliche Gebäude, daher ist er das Wahrzeichen Coimbras. Man soll ihn auch besteigen können, doch wir finden den Eingang nicht
Eine große Freitreppe führt zu einem an den alten Palast angebauten Arkadengang, Via Latina genannt. Sie ist sehr beliebt für die diversen Hochzeits-Familienbilder.
Im Gebäude residieren die juristische und die ökonomische Fakultät, wie wir aus dem Portal erahnen können.
Mittlerweile kommen wir uns vor wie in einem Harry-Potter-Film
Etliche Studenten sehen aus wie Hogwartsschüler, auch in der Stadt haben wir noch welche in der Kluft gesehen. Von mir nicht abgelichtet, aber
so ungefähr sah es aus. Ich habe nicht herausgefunden, ob das alltäglich ist oder heute ein besonderer Anlass. Tatsächlich hat Joanne K. Rowling, die einige Zeit in Coimbra lebte, hier wohl Anregungen zu ihren Romanen gefunden.
Prunkstück der Universität ist die
Biblioteca Joanina von 1728. Sie gilt als ein Meisterwerk des Barock, dem entsprechend ist sie reich geschmückt. Rund 200 tausend kostbare Bücher von der Antike bis zur frühen Neuzeit lagern hier. Jeder will sie besichtigen, daher werden den Besuchern Zeitschlitze zugeteilt und auch die Besichtigungszeit ist beschränkt. Wir haben ausgesprochenes Glück, relativ zeitnah hinein zu kommen und knapp 20 Minuten bleiben zu dürfen. Im Sommer sind es manchmal nur zehn Minuten. Ich hätte Stunden dort zubringen mögen. Fotografieren ist leider verboten, im Web findet ihr Bilder, z.B.
hier und
hier.
von außen
Über die
Escadas da Porta de Minerva bummeln wir ein Stück hinab ins Viertel Alta Coimbra. Außer ein paar Gemäuern, Schildern zu Schulen und Miniplätzen gibt es nicht viel zu sehen. Vorbei an der alten und der neuen Kathedrale, sowie weitern 1940er Fakultätsgebäuden kommen wir zurück zum Ausgangspunkt Largo Diniz.
Sé Velha erbaut 1140 und Klostergebäude mit Museum
Die neue Kathedrale habe ich irgendwie nicht fotografiert
Auch vom Denizplatz führen Stufen in die Unterstadt. Wir sehen außerdem ein Relikt aus römischen Zeiten, ein Aquadukt.
Eine Besonderheit der Universität sind zudem die so genannten Repúblicas. Gemeinnützige, per Gesetz geschützte Organisationen, die unter anderem Wohnheime für die Studenten bereitstellen. So wie diese hier
1772 wurde vom Grafen Pombal, einem berühmten portugiesischem Stadtbauer, der botanische Garten angelegt. Er sollte als Lehrgarten für angehende Ärzte dienen. Hier wollen wir ein wenig rasten, doch leider ist von dem angeblichen Pflanzenreichtum wenig zu sehen. Der Großteil des Gartens ist leider gesperrt.
Brunnen im botanischem Garten
Wir brummen also mit dem Roller Richtung Portagem, dort habe ich gestern eine Eisdiele gesehen. So vom Roller aus schaut auch der Platz der Republik und die angrenzende Avenida sehr nett aus. Wir hätten da mal anhalten sollen.
Universität vom Ufer des Mondego aus
Nach der Stärkung mit einem Eisbecher "After Eight" bummeln wir nochmals durch die Gegend um die Fußgängerzone. Es gab wohl eine Art Kunsthandwerkermarkt, wir sehen noch ein paar Holzschnitzer und Stickerinnen, sowie Folklore der Volkstanzgruppe der Post und ein paar Fado (portugiesischer Musikstil über Liebeskummer, soziale Missstände, vergangene - bessere- Zeiten) singende Studenten.
Mural und asiatisch anmutender Giebel (aus Macao?)
Es hätte noch dies und das zu besichtigen gegeben, Museen zum Beispiel, "Klein-Portugal" oder in der Nähe die sehenswerte Ausgrabung der alten Römerstadt
Conimbriga. Doch für uns war es das für diesmal. Ein bisschen bereue ich es, nicht für Nachtbilder in der Stadt geblieben oder nach dem Abendessen nochmals hingefahren zu sein.