Autor Thema: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei  (Gelesen 30179 mal)

Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #45 am: 15. Oktober 2019, 18:21:44 »
Wir hatten aber kaltes Nieselwetter
Ja -  das Wetter in all seinen Schattierungen wird auch ein Thema am folgenden Tag sein und das überwiegend schlechte Wetter im Norden war ja mitbestimmend für diese Tour.
In der Fußgängerzone von Ferrol waren wir nicht - aber das wäre natürlich ein Klopper gewesen wenn wir uns da begegnet wären.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #46 am: 17. Oktober 2019, 19:14:16 »


8.Tag, Fr 30.3.2018



Tagesstrecke: El Ferrol – Faro Cabo Prionorio – A Coruna – Kap Fisterra – Cascada de Ezaro – El Ferrol



Diesen Tag beginnen wir betont gemütlich. Beim Blick aus dem Fenster ist die Motivation in hektischen Aktionismus zu verfallen auch begrenzt -  es gießt aus Kübeln.
Da kombiniert es sich gut, dass wir heute das erste Mal sogar ein Frühstück inkludiert haben. 4 Apps befinden sich zum Thema Wetter auf meinem Handy – und selbst wenn ich ihnen drohe, sie alle zu löschen – keine mag mir wirklich irgendwo viel Hoffnung auf regenfreie Momente machen. Am Nachmittag könnte es am Kap Finisterre vielleicht mal eine Duschpause geben. Ansonsten- egal in welche Himmelsrichtung das gleiche – Regen.









Trotzdem raffen wir uns auf. Die Regenjacken sind ja noch von gestern griffbereit – wir fahren los und wollen nach einigen Tagen im Inland wieder Küste sehen. Die gibt es, dazu mit einem feschen Leuchtturm an der Cabo Priorino. Noch beeindruckender sind die Wellenberge,die unaufhörlich auf die Felsen und Steilküsten klatschen und sich mit weißer Gischt hoch auftürmen. Ein echtes Schauspiel hier an der Costa da Morte – der Todesküste – so martialisch benannt, weil es hier ungewöhnlich viele Schiffsunglücke und Todesopfer gab.
Bei dem Wellengang kein Wunder …



Bei miesem Wetter ist eine Stadt ja oft noch am besten. Also entscheiden wir uns für die Fahrt nach A Coruna, die sich auf der südlichen Seite der Ria de Betanzos befindet.
Übrigens – eine Ria „ist ein Küstentyp mit einer schmalen und langen, tief in das Land eindringenden Meeresbucht.“
Wer jetzt sagt – na ja ein Fjord halt – dem muss im Klugscheißermodus angemerkt werden, dass im Gegensatz zu Fjorden eine Ria nicht durch Gletscher gebildet wurde.
Alleine wegen A Coruna würde man sich sicher nicht in ein Flugzeug setzen, aber die Stadt ist ganz nett, gilt als Surferhochburg, ist spanisch-typisch entspannt und hat auch fast spanisch-typisch ein UNESCO-Welterbe im Programm. Spanien liegt bei diesen UNESCO-Stätten weltweit im übrigen hinter Italien auf Rang 2 mit 42 dieser erhaltenswerten Orte.




Also klar, wohin uns unsere Fahrt durch A Coruna führen soll – zum Wahrzeichen der Stadt, dem sogenannten Torre de Hercules, dem Herkules-Turm hinaus zur Küste. Vor uns waren hier vor allem Phönizier, Kelten und natürlich die Römer, die den Turm im 2.Jahrhundert errichteten. Damals war halt noch Wertarbeit – nicht so wie heute, wo alles einen Tag nach dem Auslaufen der letzten Garantie seinen Geist aufgibt und weggeschmissen werden muss. Heutzutage beim Qualitätsmanagement geht es wohl oft  hauptsächlich darum sicher zu stellen,  dass das Produkt auch zuverlässig nach 2 Jahren kaputt geht …





Wir ziehen die Regenkapuzen auf und laufen in Richtung des alten Turmes.






Eine überraschend schöne Gegend mit herrlichem, fast spektakulärem Küstenverlauf.













Sogar der Regen hört für den Moment auf, so dass wir weiter entlang der Küste nach Osten …





... zu den Menhires por la Paz, den Skulpturen aus Granit von Manolo Paz spazieren können.
























Immer wieder gibt es einen kurzen Regenguss, aber dazwischen spendiert der Himmel Zauberlicht – ein echter Glücksfall – und das macht uns großen Spaß hier.
















Als wir zum Aufbruch blasen, öffnet auch der Himmel wieder seine Pforten und der nächste Dauerregen steht an. Kein Problem – wir fahren weiter nach Süden.
Unterwegs treffen wir immer wieder auf die pittoresken Kornspeicher namens Horreo, …





 ...die typisch für die nordwestspanischen Provinzen Galizien, Asturien und Leon sind.







Unser Ziel ist das Ziel vieler in Galizien - das Kap Finisterre – das „Ende der Welt“.
Die Klippen und der Leuchtturm des Kap Finisterre bilden vermeintlich das wortwörtliche Ende der iberischen Insel und des westlichen Festlandeuropas (wobei das nicht ganz stimmt, das liegt in Portugal ein paar Kilometer weiter südwestlich am Cabo da Roca).





Viele Sagen und Legenden ranken sich um diesen magischen Ort und es soll manchen Besucher gegeben haben, der Unglaubliches von den Klippen entdeckte. Was davon auch immer wahr sein mag, Fakt ist, dass Finisterre zu einer der schönsten Küsten Galiziens gehört, ...





... an dem sich viele Jakobs-Pilger über das Jahr hin einfinden und ihr Schuhwerk, das sie auf der Wanderung trugen „in die Freiheit entlassen“.









Historisch ist Finisterre aber aus einem ganz anderem Grund Endziel der Jakobwanderer. Die Jakobsmuschel gehört schon seit Urzeiten zur Tradition des Jakobswegs und ist Erkennungszeichen aller Pilger. Kann man sie heutzutage ganz einfach in Santiago de Compostela, oder anderen Stationen auf dem Jakobsweg kaufen, so mussten die Pilger früher die beschwerliche Reise nach Finisterre auf sich nehmen. Erst dort konnten sie sich eine der Jakobsmuscheln aus dem Meer holen, als Beweis, dass sie den langen Weg bis nach Santiago de Compostela gemeistert haben.





Auch wir werden belohnt, dass wir den Weg hierher nach Finisterre (wenn auch mit Motorunterstützung) gemeistert haben -  es regnet nicht (oder nur ein paar Tröpfchen), die Sonne scheint durch die Wolken und es gibt sogar noch einen Regenbogen – schon der zweite auf dieser Reise. Allerdings pfeift hier auch der Wind über die Halbinsel des Kaps, dass man schon aufpassen muss, nicht vom Felsen geweht zu werden.





Von Finisterre fahren wir nicht direkt zurück nach Ferrol obwohl es schon spät ist – ich habe mir noch fest eingebildet einen Wasserfall sehen zu müssen. Just nachdem wir den Parkplatz am Ezaro Wasserfall erreichen und ich mir den Fotoapparat griffbereit um den Hals hänge und den Weg zur Aussichtsplattform des Wasserfalls antrete, kommt so ein heftiger Regenguss herab, frei nach dem Motto – zu viel Gier wird bestraft. Mehr oder weniger patschnass nehme ich wieder Platz im Wagen.
So endet ein Tag, der viel zu bieten hatte. Viel Wetter, viel Landschaft, viel Geschichte und Geschichten und die Bestätigung, dass unverhofft doch immer was tolles passieren kann, man muss sich nur aufraffen …


Übernachtung:

Hotel Valencia, Ferrol, Galizien
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Susan

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #47 am: 17. Oktober 2019, 21:02:03 »
Der Bericht kommt ja jetzt wie Faust auf Auge  ;)

Einige der Strecken in Zentralspanien sind wir grad (mal wieder) gefahren und dachten uns, dass es doch spannend sein müsste, da mal länger Zeit zu verbringen. Und schon lieferst du uns Anreize und Ziele  ;D  Also ist die Herbstour 2020 so gut wie gebongt.

Schöne Eindrücke und tolle Bilder von einer eher unbekannten Gegend  :thumb: Bis auf den Pannentag und den ein oder anderen Guss war das doch ein prima Überraschungsei  ;D
Liebe Grüße
Susan

Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #48 am: 17. Oktober 2019, 21:24:30 »
Hi Susan,

ja, dafür dass die Tour rein aus der Not geboren wurde war sie wirklich toll und hat den Blick für Regionen Spaniens geöffnet, die noch "Munition" für einige Reisen bieten. :)
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Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #49 am: 18. Oktober 2019, 17:37:35 »


9.Tag, Sa 31.3.2018



Tagesstrecke: El Ferrol – Vixia Herbeira - Faro Cabo Ortegal – Acantilados de Loiba – Santiago de Compostela





Nach dem Frühstück im Hotel geht es gegen 10 Uhr (also auch heute wieder recht gemütlich) und nach dem Auschecken aus dem Hotel, Richtung Nordküste Galiziens.
Regen sollte heute eher die Ausnahme sein, auf Sonne dürfen wir hoffen, also eine erfreuliche Perspektive für unseren letzten kompletten Reise-Tag (morgen gibt es vor dem Heimflug nur noch einen kurzen Santiago-Rundgang) dieser Überraschungs-Ei-Tour.







Als erstes geht es gleich mal an einer der vielen Möglichkeiten an den Strand …





 ... aber bei 15° ohne Badehose und Liege sondern nur für einen kleinen Spaziergang und Entdeckungstour zwischen meerumspülten Felsen.

















Immer wieder gibt es an der Nordküste die Möglichkeit eine Stichstraße an die Küste oder zu einem Leuchtturm zu nehmen. Nach Lust und Laune gondeln wir ein wenig die Gegend ab, halten für ein paar Fotos und orientieren uns dann nach Osten zur Serra de Capelada – einer Gebirgskette an der Nordküste, deren landschaftlicher Höhepunkt Klippen mit einer Höhe von 620 m sind und die man auf ihrer Hochfläche entlang der Küste, mit unzähligen Aussichtspunkten gesäumt, erleben kann.





Hier oben gibt es auch immer wieder Wildpferde, zum Teil direkt an der Straße und unzählige Kühe, zwischen deren Hinterlassenschaften man an den Aussichtspunkten Slalom laufen darf.





Der Blick auf die Küste wie bei Chao do Monte oder O Cruceiro ist aber den einen oder anderen Hüftschwung wert.






Den Höchsten Punkt erreicht man am Monte Hebreira wo sich ein kleiner „Kittelwascher“ abregnet – heute zum Glück das einzige Mal.









Das ist schon bemerkenswert, denn unser nächster Halt gilt als einer der regenreichsten Orte Europas. Es geht ans Kap Ortegal, dem Punkt, an dem die Biskaya und der Atlantische Ozean zusammentreffen.
Die Natur hat sich mal wieder Mühe gegeben. In der Verlängerung der Landspitze erstrecken sich hintereinander drei Felsgipfel, die Aguillóns. Ptolemäus (ein Mathe-Nerd vor rund 2000 Jahren als die Griechen noch die Nummer 1 im Rechnen waren und wussten das zu viel Minus schlecht ist) nannte sie im ersten Jahrhundert Trileuco, die drei Weißen. Der Name könnte von der weißen Gischt herrühren, die diese Felsen umschäumt. Eine andere Erklärung besagt, dass die Felsen vom Guano der dort nistenden Vögel, weiß gefärbt waren.










In Ortigueira einem hübschen Hafenort an der Ria Ortigueira legen wir einen Stop für einen Kaffee und einen kleinen Snack ein. Gar nicht so einfach ein freies Plätzchen zu bekommen. Die Bars sind voll – die einheimische Bevölkerung trifft sich anläßlich des Karsamstags in den Bars und Kneipen des Ortes.





Von befreundeten Fotografen war uns ein ungewöhnlicher, im Meer stehender Doppelfelsbogen für diesen Küstenabschnitt genannt worden. 




Der zeigt sich am Mirador de Pena Furada, zu dem eine Piste führt, die zwar letztendlich unproblematisch ist aber man sich schon unterwegs fragt, wo man da jetzt eigentlich rauskommt. Es würde uns nicht überraschen wenn jetzt ein Hinweisschild käme, „zum Ende der Welt noch 1km“.
Als wir an einem Bauernhof landen, an dem ein Bauer gerade seinen Esel mit der Heugabel mit Heu belädt, hat das schon wirklich etwas von am Ende der Welt angelangt zu sein.




Die Aussicht vom Mirador Pena Furada (ungekennzeichnet, führt einfach ein Pfad an die Küstenklippen) ist toll.













Die Aussicht wird sich aber gleich noch steigern, denn wir fahren die Piste  noch weiter nach Osten, zu den Acantilados de Loiba!




Das Bänkchen am Aussichtspunkt hat in Insiderkreisen scheinbar Kultstatus. Hierher hat es doch einige Leute auf einer leichter zu bewältigenden Teerstraße geführt, es ist an diesem Karsamstag gut was los und alle wollen ihr Foto mit der Bank.
So ist das in Internetzeiten – nur ungewöhnlich, dass mal eine Holzbank zum Star wird.
„Die beste Bank der Welt“ hat eine schottische Band nach einem Festival im Örtchen Loiba auf diese Bank gekritzelt und der Spruch ist im Web viral gegangen.










Der Blick von der „besten Bank der Welt“ ist auch wirklich selten schön. Es gibt schlechtere Orte seine Mittagspause zu verbringen.
In beide Blickrichtungen ragen spektakulär Felsen aus dem Meer die sich den Wellenbergen entgegenstemmen.






Wir spazieren die Küste entlang und finden immer wieder herrliche Ausblicke, die wir abseits der berühmten Bank auch alleine genießen können.

















Der Nachmittag ist bereits gut voran geschritten. Es steht die letzte Etappe dieser Reise nach Santiago den Compostela an. Die 2 Stunden Fahrt unterbrechen wir noch einmal in einem kleinen Nest und checken dann Im Hotel ein, bringen den Wagen, der letztendlich nach seiner Kopfnuss gut durchgehalten hat ins Parkhaus und verkosten einige unserer Reste auf dem Zimmer, wobei auch unsere treue Orange mal wieder zum Vorschein kommt. Die wird aber – wie man es hier im Westen Galiziens macht, zwar nicht als Schuh am Kap Finisterre, sondern eben hier im Hotel, vielleicht für den Nächsten der einen Talisman braucht, zurück gelassen.

Übernachtung:
Pension O Xardin de Julia, Santiago de Compostela, Galizien
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Christina

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #50 am: 18. Oktober 2019, 18:01:03 »
Auch wenn der Wind und die Regengüsse zwischendurch vor Ort den Aufenthalt sicher nicht unbedingt angenehm gemacht haben, rein optisch waren es zwei wunderbare Tage, die den vorherigen sonnigen Tagen in nichts nachstehen. Die Küste mit den Felsen davor im Meer erinnert mich ein bisschen an den Nordwesten der USA, gerade bei der "Internet" Bank.


LG Christina

Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #51 am: 18. Oktober 2019, 18:15:03 »
Hi Christina,

wenn man im Sonnenschein unterwegs, ist man vielleicht einen Tick entspannter und kann zudem die Sonne genießen, bezüglich Fotografieren ist schlechtes Wetter (mit mal einem Sonnenstrahl) oft besser, da es dramatische Licht- und Wolkenstimmungen liefert.
Insgesamt nach Veränderung der Route hat es auf jedenfall gepasst mit dem Wetter so wie es war. :)
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Silvia

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #52 am: 20. Oktober 2019, 13:58:41 »
Ich hab jetzt auch wieder nachgelesen, gefällt mir gut die "Ecke", wobei ihr ja teilw. ziemliche Strecken gefahren seid um dem Regen zu entkommen. Küsten und Leuchttürme finde ich immer toll    :thumb:   

serendipity

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #53 am: 20. Oktober 2019, 17:16:33 »
Herrje Horst, du weißt ja gar nicht, was du mit deinem Bericht tust :) - Ich muss dahin! Und somit hast du die
Sommerferien 2021 schon verbucht.

Ich bin so begeistert und glaube, die wenigsten Menschen erwarten diese Landschaft in Spanien. Diese Vielfältigkeit der Landschaft in Verbindung mit historischen Städten und gutem Essen und Wein - ok, in Italien gibt es das auch. Mir schwebt eine dreiwöchige Tour mit jeweils zwei Tagen für An- und Abreise mit dem eigenen Auto an - da kann man sich auch in Frankreich noch ein wenig etwas ansehen  :)

In der roten Jacke mag ich dich am liebsten!

Paula

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #54 am: 20. Oktober 2019, 18:25:36 »
Hallo Horst,

Das ist ja wirklich eine erstaunliche Reise. Wie gut wenn man flexibel ist und dem schlechten Wetter ausweichen kann. Uns ging es mal ähnlich mit einem Bretagne-Urlaub der ungeplanterweise in Südfrankreich endete weil es in der Bretagne nur noch geregnet hat.
Was mich jetzt besonders überrascht hat ist Avila, das scheint ja wirklich eine tolle Stadt zu sein und erinnert mich auf den ersten Blick an Carcassonne. Und einem kann ich auch voll und ganz zustimmen: die Spanier sind total angenehme, nette und hilfsbereite Leute und schon allein deshalb steht Spanien hoch oben auf unserer Wunschliste.
Viele Grüße Paula

Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #55 am: 20. Oktober 2019, 21:40:50 »
Ich hab jetzt auch wieder nachgelesen, gefällt mir gut die "Ecke", wobei ihr ja teilw. ziemliche Strecken gefahren seid um dem Regen zu entkommen.
Das stimmt aber immer noch besser als eine Woche im Dauerregen zu verbringen.  ;)
Geplant wäre die Tour anders abgelaufen und zu große Strecken mag ich eigentlich auch nicht mehr fahren.
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Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #56 am: 20. Oktober 2019, 21:43:47 »
Herrje Horst, du weißt ja gar nicht, was du mit deinem Bericht tust :) - Ich muss dahin! Und somit hast du die
Sommerferien 2021 schon verbucht.

Wenn Du wüsstest, was ich in Zentral-Ost-Spanien inzwischen alles auf meinem Zettel habe  ;) - da sind inzwischen Ziele für mindestens 2-3 Reisen zusammen gekommen.
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Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #57 am: 20. Oktober 2019, 21:45:59 »
Was mich jetzt besonders überrascht hat ist Avila, das scheint ja wirklich eine tolle Stadt zu sein
Kann ich bestätigen und durch die Höhe angenehme Temperaturen.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #58 am: 20. Oktober 2019, 21:52:11 »
10.Tag, So 1.4.2018





Heute stehen wir noch einmal früh auf. Zumindest eine kleine Runde wollen wir durch die Altstadt des berühmten Santiago de Compostela drehen. Unser Flug geht mittags, deshalb sind wir kurz nach Sonnenaufgang auf den Beinen und steuern die nur einen Steinwurf von unserem Hotel entfernte historische Altstadt an.










Natürlich ist es jetzt am Morgen noch fast wie ausgestorben, die Läden haben  noch geschlossen, es sind kaum Passanten unterwegs.





Trotzdem fällt schon auf, dass die Stadt äußerst sehenswert ist und natürlich schon immer gut durch den Tourismus verdient hat.














Gewaltig wirkt die große Kathedrale, …




… zu der die Muschelsymbole auf dem Kopfsteinpflaster in den Gassen führen.





Die Kathedrale und darin die Gebeine des heiligen Jakob, ist das Ziel der Pilger am Jakobsweg. Dieser Weg dürfte für die Stadt das größte Geschenk sein, das man sich denken kann und das alles wegen ein paar Beinknochen in einem Grab, dass man vor 1200 Jahren gefunden hat. Im Mittelalter pilgerten sogar mehr Menschen nach Santiago als nach Jerusalem.
Hier in Compostela erhalten die Pilger auch ihre Urkunde wenn sie brav alle Stempel unterwegs gesammelt haben.
Compostela mit 100.000 Einwohnern auch Hauptstadt der autonomen Region Galizien wurde von der UNESCO (tja, mal wieder) zum Weltkulturerbe erklärt. Der Camino de Santiago (Jakobsweg) wurde zwei Jahre später zum ersten europäischen Kulturweg erhoben. Ich wusste gar nicht dass es sowas gibt.







Als wir die erste große Chinesengruppe entdecken werden wir daran erinnert, dass es Zeit wird den geordneten Rückzug anzutreten. Santiago hätten wir uns gerne länger angesehen aber besser so, als gar nicht und die Tour hat nun mal nicht mehr Tage.  Dafür haben wir viele andere tolle Ziele gesehen – dazu weiter unten noch mal was.

Die Fahrt vom Hotel zum etwas außerhalb der Stadt befindlichen Flughafen, dauert nur eine halbe Stunde. Bei der Abgabe des Mietwagens weise ich darauf hin, dass das  Fahrzeug beschädigt wurde, und zeige der Mitarbeiterin auch die Lampen. Die nimmt sie aber gar nicht zur Kenntnis, sondern interessiert sich nur für einen Kratzer am Außen-Spiegel.
Von mir aus … sowieso egal, ein Fall für die Versicherung, der im übrigen schon etwas aufständisch ist. Beim Vermieter Holiday Autos (Sitz Irland) einen Deutsch sprechenden Mitarbeiter an die Muschel zu bekommen – nicht ganz einfach. Einen Mitarbeiter der zuständigen Versicherung (auch Sitz Irland) zu bekommen – gar unmöglich. Selbst meine E-Mail kommt als unzustellbar zurück. Läuft alles über ein Online-Formular – bei dem man sich registrieren muss, zig Dokumente hochladen muss, dann nochmal aufgefordert wird Dokumente hochzuladen und dann nochmal. Nach diesem Online-Kraftakt und weil ich zum Glück alles hatte was denen eingefallen ist – wurde der Schaden reguliert.
Nächstes mal wieder „billiger-mietwagen.de“ mit besserem Versicherungs-Support.




Ausführliches Fazit:

Eine Reise nach Spanien ist prinzipiell immer schön. Das liegt auch an den Menschen die einerseits sehr entspannt, andererseits hilfsbereit, nachsichtig mit Ausländern und anders als teilweise andere Südländer, überhaupt nicht aufdringlich sind.
Dazu bietet Spanien eine schier unglaubliche Vielfalt an Kultur, Geschichte, historischen und modernen Bauwerken, überhaupt tollen Städte, dazu aber immer wieder überraschende, abwechslungsreiche Natur nicht nur an den Küsten, die im Norden ja absolut grandios sind. Schneebedeckte Berge, Wüsten, Seenlandschaften, Olivenhaine, Wasserfälle, Canyons … eigentlich fast unvorstellbar, dass hier nicht für jeden was dabei ist.
Unsere Tour sollte ja eigentlich in den Norden führen und die Regionen dort (Kantabrien und Asturien) näher erkunden. Das fiel dem Wetter zum Opfer aber die Alternative hat mir so gut gefallen, dass ich gerne noch mehr aus der Zentralregion Spaniens kennen lernen möchte. Auch die Ziele die diesmal im Norden nicht geklappt haben, sind nicht  vom Schirm.

Erkenntnisse/Plus & Minus:
- Das Wetter war für den Norden Ende März zu schlecht  - vor allem wenn man auch in den höheren Regionen und nicht nur an der Küste unterwegs sein will.
- Das Landesinnere ist sehr dünn besiedelt und man fährt durch viele ländliche arme Gegenden, manche Orte wirken verlassen
- Sprache/Verständigung: Man kommt in Spanien außerhalb der bekannten Touristenziele mit Englisch nicht immer wirklich voran. Mit einer Mischung aus Spanisch-Bruchstücken, Handy-Übersetzung, Hand-und-Fuß-Gestick und guter Laune, klappt das irgendwie trotzdem. Die Spanier haben Geduld und viel Toleranz.
Richtig Englisch wird in Spanien vielleicht in einem Fremdsprachenkino gesprochen – Englisch ist typisch südländisch – nicht verbreitet (auch nicht bei den Jungen).
In Städten wo man auch auf Ausländer vorbereitet ist wie in Toledo oder Avila ist es deutlich besser.
- Die Autobahnen sind im Gegensatz zu uns völlig leer
- Spanien ist entspannt und entspannt auch seinen Besucher





Schwer zu sagen was diesmal am stärksten war.


Letztendlich finde ich Sakoneta bei Ebbe schon absolut sensationell

Weitere Highlights der Tour waren für mich:

- die Küste bei Barrika (bei Ebbe) und der Zungenbrecher San Juan „G...“
- Toledo mit seiner Lage herausragend schön, wenn auch etwas überlaufen
- Weil in der Landschaft so unerwartet, ist für mich auch der Barranco de Burujon ein absolutes Fest für die Augen.
- Las Medulas: toller Aussichtspunkt aber unbedingt wegen den alten verwitterten Bäumen das Gebiet auch von unten ansehen
- Unerwartet schön und durch die Kunstinstallation abwechslungsreich ist die Küste am Herkulesturm in A Coruna
- die schönste Ecke Galiziens sind die Acantiladas de Loiba
- wer nach Galizien reist, muss auch ans Kap Finisterre!



Die Tour war ein österliches Überraschungsei. Anders als sonst war da kein popliger Kunststoff aus China drin sondern tolle Landschaften, Städte die fast vor Kultur und Geschichte platzen und Küstenregionen die zu dieser Jahreszeit von großen Wellen, die an die Küste und ihre oftmals wie kleine Soldaten davorstehenden Felsen, krachen.
Die Route war extrem abwechslungsreich nur mit 2600 km für 10 Tage zu viel Fahrerei.
Das war so ja nicht geplant – aber Spanien sieht uns hoffentlich wieder.
Ein schönes Land und liebe Leute.




So, die Rote Jacke hat fertig  ;)
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Silv

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #59 am: 21. Oktober 2019, 07:08:50 »
So, die Rote Jacke hat fertig  ;)

 :thumb:
Vielen Dank fürs Mitnehmen. Bin momentan sehr schreibfaul, habe aber immer mitgelesen. Mir hat's sehr gut gefallen!
Liebe Grüße
Silvia