6.Tag, Mi 28.3.2018Tagesstrecke: El Barco de Avila – Garganta de los Infiernos - Avila
Es gibt Tage, da gelingt alles, egal wie man sich anstellt – da passt es einfach.
Heute ist nicht so ein Tag … wobei der Tag nicht unbedingt was dafür kann – heute ist es einfach so, dass man bei seinen eigenen Handlungen aufpassen sollte … das war uns allerdings erst am Ende des Tages so richtig bewusst.
Der Morgen ist in El Barco de Avila sonnig, aber aufgrund der höheren Lage doch noch recht kühl. Ich lade Gepäck ins Auto, wobei mir fast das erste Malheur des Tages passiert – was uns die Tage zuvor nicht aufgefallen war – der Wagen verschließt sich nach einigen Minuten selbst, wenn die Türen geschlossen sind. Es war ein glücklicher Zufall, dass ein Seitenfenster offen war – der Autoschlüssel lag auf dem Sitz.
Doch einigermaßen erschrocken mache ich noch schnell ein Foto vom Hotel und der Umgebung, wobei sich der Kameragurt löst und ich gerade noch verhindern kann, dass der Fotoapparat auf den Boden kracht.
Nach einem Kaffee im Hotel fahren wir in den Ort zu der alten römischen Brücke und machen ein paar Aufnahmen.
Auch im Ort selbst drehen wir noch eine Runde, vorbei an der alten Kirche …
… und dem Castillo, …
… das wieder einige Störche auf seinen Burgzinnen beheimatet.
Von hier fahren wir durch das Valle del Jerte, das Jerte Tal – in ganz Spanien bekannt für seine zwei Millionen (!) Kirschbäume, bis nach Cabezuela del Valle, wo es ein Besucherzentrum gibt und wir uns für eine besondere Naturexkursion und eine kleine Wanderung bereit machen wollen. Vorher fallen uns zwei Dinge auf.
Erstens – eine unserer Kamerataschen ist weg. Der Foto zum Glück nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass wir die Tasche in Barca de Avila bei der Kirche auf eine Bank gelegt hatten (wir wollen nachsehen, wenn wir am Nachmittag wieder am Ort vorbeikommen) und der Rucksack, den ich eigentlich für die Wanderung mitnehmen wollte, hat ein Ölbad genommen. Vom Salat den es gestern Abend auf dem Zimmer gab, hatten wir das restliche Oliven-Öl in eine verschließbare Pet-Flasche umgefüllt, leider nicht wirklich gut verschraubt, was meinem Rucksack auf der Rückbank ein Ölbad wie bei einer Thai-Massage einbrachte - nur ohne Massage.
Na ja … an manchen Tagen werden Fehler eben bestraft.
Wir begeben uns auf den Wanderweg Los Pilones, gewinnen in einem Wald schnell an Höhe und erreichen den Fluss, der an der Konstruktion dieses Seitentals zum Valle del Jerte regen Anteil hatte.
Wunderschön ist es hier, weiße Granitfelsen die vom grün schimmernden Fluss bearbeitet werden – eine wundervolle Landschaft – die man wohl bei uns gedanklich eher weniger mit Spanien in Verbindung bringen würde – aber das gilt ja für viele bei uns völlig unbekannte Regionen Spaniens, die nicht an der Costa Brava oder in Andalusien zu finden sind.
Der Weg (eine Richtung etwa eine Stunde) ist wirklich schön, aber er bietet noch einen echten Höhepunkt – die Garganta del Infierno – eine Verengung des Flusses, durch die
sich der Fluss regelrecht durchgearbeitet und dabei muldenförmige Auswaschungen zurückgelassen hat.
Also kein Inferno sondern ein kleines Wunder – bei dem sich Baumeister Natur wieder selbst übertroffen hat.
Wir spazieren an den Rundungen und Auswaschungen vorbei, folgen noch einige Meter dem Fluss über Stock und Stein und kehren nach einer kleinen Pause wieder zurück zum Auto. Dort gibt es den Nachmittagskaffee und ein Eis (wir sind ja in Spanien) – dann geht es weiter zurück nach Norden.
Im Tal wollen wir noch eine zweite Wanderung machen. Wir entscheiden uns für ein Gebiet namens Los Papuos, an dessen Fluss es ein paar kleinere Wasserfälle geben soll. Die Wanderung folgt zunächst einer Teerstraße den Hügel hinauf. Schon hier haben wir leichte Orientierungsschwierigkeiten, finden aber dann doch den richtigen Weg, der schließlich den Asphalt verlässt
… und gelangen nach einer Stunde zu einer schönen Flussstelle …
… an der sich das Wasser kaskadenförmig den Hang hinab arbeitet.
Auf dem Rückweg kommen wir von unserem Weg ab, laufen wie aufgeschreckte Hühner zunächst den falschen Weg weiter, wieder zurück, wieder weiter, bis dann doch die Entscheidung fällt - das ist verkehrt. 10 Minuten zurück finden wir dann doch wieder „unseren“ Weg, der zurück zur Asphaltstraße und zum Auto führt.
Die Kameratasche in El Barco del Avila ist natürlich an so einem Tag nicht mehr da – na ja, nicht dramatisch, Genauso wenig wie die anderen Flops, die uns heute widerfahren sind – aber deren Häufung ist heute schon bemerkenswert und der Tag ist ja noch nicht zu Ende.
Kaum ein Ende nehmen in dieser Region die Storchennester, ...
… die wir in jedem Örtchen, an diversen Masten und alten Türmchen wahrnehmen können.
Etwa 1 Stunde ist es noch nach Avila – einer der eindrucksvollsten Städte Spaniens.
Sie ist nicht nur die höchstgelegene aller spanischen Städte (1131m über Meeresspiegel), sondern seit 1985 auch Weltkulturerbe der UNESCO.
Wichtigstes Monument ist die 2500 Meter lange, komplett erhaltene, romanische Stadtmauer (11. bis 14. Jahrhundert erbaut) mit ihren 88 Türmen und 9 Stadttoren.
Wir steuern unsere Hotelunterkunft an.
Städte und Parken ist in Spanien nicht immer völlig problemlos. Meist hilft nur das Parkhaus, gerade bei den historischen Altstädten, mit vielen autofreien Zonen (was ja auch schön ist). Wir bekommen erklärt, wohin wir unser Auto stellen können und erhalten den Schlüssel für die Tiefgarage um die Ecke. Das Parkhaus hat eine enge 90° Grad Kurve, die uns (wir belassen es mal bei „uns“) zum Verhängnis wird. Wobei das Problem eigentlich dadurch entsteht, dass unser Fiat keine normale Handbremse, sondern einen Knopf hat, bei dem man nicht klar erkennt, iss sie nun drin oder iss sie nun nicht drin.
Fazit1: Handbremse war nicht drin
Fazit2: Der Fiat rummst schwer gegen die Wand und wir werden kurz durchgeschüttelt.
Ergebnis: einige Dellen und Kratzer und beide Lichter auf der Fahrerseite hat es herausgehoben, der Kunststoffrahmen ist gebrochen.
Es gelingt mir die Lichter von Hand wieder an die vorgesehene Position zu drücken. Ein Mitarbeiter vom Hotel besieht sich den Schaden am Auto und bestärkt uns, erst mal nichts weiter zu unternehmen.
Das Auto ist nach dem kosmetischen Eingriff wieder fahrtüchtig, die Lichter funktionieren noch, na ja … Shit Happens, aber es gibt schlimmeres.
Eigentlich hatten wir noch Glück, das nix dramatisches kaputt gegangen ist, was die Weiterfahrt behindert hätte. So endet dieser Tag in einem übrigens sehr gediegenen Hotel in einer schönen mittelalterlichen Stadt, die wir uns morgen Vormittag in Ruhe ansehen, mit einem Paukenschlag der uns aber immerhin mit einem blauen Auge (und grünem Salat auf dem Zimmer - mit immer noch ausreichend Olivenöl ) davon kommen lässt.
Übernachtung:
Hotel El Encanto, Avila, Kastilien-Leon