10.Tag, So 1.4.2018Heute stehen wir noch einmal früh auf. Zumindest eine kleine Runde wollen wir durch die Altstadt des berühmten Santiago de Compostela drehen. Unser Flug geht mittags, deshalb sind wir kurz nach Sonnenaufgang auf den Beinen und steuern die nur einen Steinwurf von unserem Hotel entfernte historische Altstadt an.
Natürlich ist es jetzt am Morgen noch fast wie ausgestorben, die Läden haben noch geschlossen, es sind kaum Passanten unterwegs.
Trotzdem fällt schon auf, dass die Stadt äußerst sehenswert ist und natürlich schon immer gut durch den Tourismus verdient hat.
Gewaltig wirkt die große Kathedrale, …
… zu der die Muschelsymbole auf dem Kopfsteinpflaster in den Gassen führen.
Die Kathedrale und darin die Gebeine des heiligen Jakob, ist das Ziel der Pilger am Jakobsweg. Dieser Weg dürfte für die Stadt das größte Geschenk sein, das man sich denken kann und das alles wegen ein paar Beinknochen in einem Grab, dass man vor 1200 Jahren gefunden hat. Im Mittelalter pilgerten sogar mehr Menschen nach Santiago als nach Jerusalem.
Hier in Compostela erhalten die Pilger auch ihre Urkunde wenn sie brav alle Stempel unterwegs gesammelt haben.
Compostela mit 100.000 Einwohnern auch Hauptstadt der autonomen Region Galizien wurde von der UNESCO (tja, mal wieder) zum Weltkulturerbe erklärt. Der Camino de Santiago (Jakobsweg) wurde zwei Jahre später zum ersten europäischen Kulturweg erhoben. Ich wusste gar nicht dass es sowas gibt.
Als wir die erste große Chinesengruppe entdecken werden wir daran erinnert, dass es Zeit wird den geordneten Rückzug anzutreten. Santiago hätten wir uns gerne länger angesehen aber besser so, als gar nicht und die Tour hat nun mal nicht mehr Tage. Dafür haben wir viele andere tolle Ziele gesehen – dazu weiter unten noch mal was.
Die Fahrt vom Hotel zum etwas außerhalb der Stadt befindlichen Flughafen, dauert nur eine halbe Stunde. Bei der Abgabe des Mietwagens weise ich darauf hin, dass das Fahrzeug beschädigt wurde, und zeige der Mitarbeiterin auch die Lampen. Die nimmt sie aber gar nicht zur Kenntnis, sondern interessiert sich nur für einen Kratzer am Außen-Spiegel.
Von mir aus … sowieso egal, ein Fall für die Versicherung, der im übrigen schon etwas aufständisch ist. Beim Vermieter Holiday Autos (Sitz Irland) einen Deutsch sprechenden Mitarbeiter an die Muschel zu bekommen – nicht ganz einfach. Einen Mitarbeiter der zuständigen Versicherung (auch Sitz Irland) zu bekommen – gar unmöglich. Selbst meine E-Mail kommt als unzustellbar zurück. Läuft alles über ein Online-Formular – bei dem man sich registrieren muss, zig Dokumente hochladen muss, dann nochmal aufgefordert wird Dokumente hochzuladen und dann nochmal. Nach diesem Online-Kraftakt und weil ich zum Glück alles hatte was denen eingefallen ist – wurde der Schaden reguliert.
Nächstes mal wieder „billiger-mietwagen.de“ mit besserem Versicherungs-Support.
Ausführliches Fazit:
Eine Reise nach Spanien ist prinzipiell immer schön. Das liegt auch an den Menschen die einerseits sehr entspannt, andererseits hilfsbereit, nachsichtig mit Ausländern und anders als teilweise andere Südländer, überhaupt nicht aufdringlich sind.
Dazu bietet Spanien eine schier unglaubliche Vielfalt an Kultur, Geschichte, historischen und modernen Bauwerken, überhaupt tollen Städte, dazu aber immer wieder überraschende, abwechslungsreiche Natur nicht nur an den Küsten, die im Norden ja absolut grandios sind. Schneebedeckte Berge, Wüsten, Seenlandschaften, Olivenhaine, Wasserfälle, Canyons … eigentlich fast unvorstellbar, dass hier nicht für jeden was dabei ist.
Unsere Tour sollte ja eigentlich in den Norden führen und die Regionen dort (Kantabrien und Asturien) näher erkunden. Das fiel dem Wetter zum Opfer aber die Alternative hat mir so gut gefallen, dass ich gerne noch mehr aus der Zentralregion Spaniens kennen lernen möchte. Auch die Ziele die diesmal im Norden nicht geklappt haben, sind nicht vom Schirm.
Erkenntnisse/Plus & Minus:
- Das Wetter war für den Norden Ende März zu schlecht - vor allem wenn man auch in den höheren Regionen und nicht nur an der Küste unterwegs sein will.
- Das Landesinnere ist sehr dünn besiedelt und man fährt durch viele ländliche arme Gegenden, manche Orte wirken verlassen
- Sprache/Verständigung: Man kommt in Spanien außerhalb der bekannten Touristenziele mit Englisch nicht immer wirklich voran. Mit einer Mischung aus Spanisch-Bruchstücken, Handy-Übersetzung, Hand-und-Fuß-Gestick und guter Laune, klappt das irgendwie trotzdem. Die Spanier haben Geduld und viel Toleranz.
Richtig Englisch wird in Spanien vielleicht in einem Fremdsprachenkino gesprochen – Englisch ist typisch südländisch – nicht verbreitet (auch nicht bei den Jungen).
In Städten wo man auch auf Ausländer vorbereitet ist wie in Toledo oder Avila ist es deutlich besser.
- Die Autobahnen sind im Gegensatz zu uns völlig leer
- Spanien ist entspannt und entspannt auch seinen Besucher
Schwer zu sagen was diesmal am stärksten war.
Letztendlich finde ich Sakoneta bei Ebbe schon absolut sensationell
Weitere Highlights der Tour waren für mich:
- die Küste bei Barrika (bei Ebbe) und der Zungenbrecher San Juan „G...“
- Toledo mit seiner Lage herausragend schön, wenn auch etwas überlaufen
- Weil in der Landschaft so unerwartet, ist für mich auch der Barranco de Burujon ein absolutes Fest für die Augen.
- Las Medulas: toller Aussichtspunkt aber unbedingt wegen den alten verwitterten Bäumen das Gebiet auch von unten ansehen
- Unerwartet schön und durch die Kunstinstallation abwechslungsreich ist die Küste am Herkulesturm in A Coruna
- die schönste Ecke Galiziens sind die Acantiladas de Loiba
- wer nach Galizien reist, muss auch ans Kap Finisterre!
Die Tour war ein österliches Überraschungsei. Anders als sonst war da kein popliger Kunststoff aus China drin sondern tolle Landschaften, Städte die fast vor Kultur und Geschichte platzen und Küstenregionen die zu dieser Jahreszeit von großen Wellen, die an die Küste und ihre oftmals wie kleine Soldaten davorstehenden Felsen, krachen.
Die Route war extrem abwechslungsreich nur mit 2600 km für 10 Tage zu viel Fahrerei.
Das war so ja nicht geplant – aber Spanien sieht uns hoffentlich wieder.
Ein schönes Land und liebe Leute.
So, die Rote Jacke hat fertig