14.06.2019 Olbia – ArzachenaAm Morgen wurden wir relativ sanft geweckt. Bei Sonnenaufgang war erst zu sehen, welche Dreckschleuder so ein Schiff ist. Das verbrannte Schweröl zog eine gelbe Wolke hinter dem Schiff nach, die sich über den ganzen Horizont erstreckte. Da bekommt man fast den Eindruck, dass Fliegen hoch ökologisch ist.
Das vorgebuchte Frühstück um 3,50€ war nicht das Highlight, aber für den Preis ok.
Die langgezogene Bucht zum Hafen von Olbia gab schon einen ersten Eindruck.
Die Entladung der PKW ging relativ rasch vonstatten. Wir waren daher schon gegen 8 Uhr bei unserem ersten Ziel dem Pozzo Sacra Sa Testa (kein Eintritt). Wir waren die einzigen Besucher. Dabei handelt es sich um ein Brunnenheiligtum. Wie bei allen Brunnenheiligtümern wird vermutet, dass sie zeremoniell genutzt wurden. Ähnlich einem Wallfahrtsort kamen die Menschen zu diesen Orten von weit her.
Sie haben einen ähnlichen Aufbau. Zur Brunnenkammer führt eine Treppe in diesem Fall 17 Stufen. Darüber im Stufenaufbau eine Decke. Die Brunnenkammer selbst ist konisch nach oben gebaut und hat an der Decke oft eine Öffnung. Vor der Treppe befindet sich ein Vorraum, mit seitlichen Bänken, in unterschiedlicher Größe und Form. Durch den Vorraum verläuft oft ein Kanal der Wasser vom oder zum Brunnen leitet.
Bei Sa Testa ist nach dem kleinen Vorraum noch ein großer ovaler, der ebenfalls mit einer Steinbank ausgestattet war.
Nach Sa Testa fuhren wir weiter Richtung Arzachena. Unser nächstes Ziel war die NURAGHE ALBUCCIU. Im Visitor Center kauften wir uns das Kombi-Ticket für alle Ausgrabungen (7 Stück) in der Umgebung von Arzachena. Es ist 7 Tage für einen Eintritt je Anlage gültig.
Die Nuraghenkultuer bestimmte das gesellschaftliche Leben auf Sardinien rund 1.300 Jahre. Erst die Phönizer und nachfolgend die Karthager begannen ab 500 v. Chr. Die Kultur zurückzudrängen. Die Römer gliederten sie dann weitgehend in das römische Reich ein. Als monumentale Wahrzeichen ließen die Nuraghenkultur unzählige Nuraghen, die über die ganze Insel verstreut sind, zurück. Nuraghen sind Steinbauwerke, die ohne Bindemittel errichtet wurde. Es gibt sie in verschiedenen Formen. Als einzelne Türme oder eingebunden in komplexe Bauwerke. Als was sie genau benutz wurden, darüber streitet die Wissenschaft noch. Am wahrscheinlichsten wird die Nutzung ähnlich einer Burg angesehen.
Jedenfalls mussten die Erbauer großes statisches Wissen haben um solche Bauwerke, in dieser Formschönheit aus bloßer Steinschlichtung zu errichten. Es ist an machen Nuraghen zu sehen, dass Rekonstruktionen versucht wurden. Sie sehen kläglich aus und funktionierten nur, weil Zement benutzt wurde.
Die Nuraghe ALBUCCIU ist nur noch in Fragmenten erhalten. Es ist erlaubt sie zu betreten und man bekommt eine erste Ahnung, welchen Aufwand es bedeutet haben muss, diese Bauwerke zu errichten. Riesige Steinblöcke liegen aufgeschichtet in regelmäßigen Formen übereinander.
Neben der Nuraghe befinden sich in den Tuffsteinausbuchtungen ehemalige Speicher- und Wohnräumlichkeiten.
Zurück beim Visitor Center sind wir noch die paar Meter zum TOMBA DEI GIGANTI MORU. Jede Nuraghe hat auch zumindest eine Tomba die Giganti. Es handelt sich bei den sogenannten Gigantengräbern um Grabstätten. Es wurden keine Riesen begraben. Es ist die Länge der Grabkammer, die namensgebend ist. Das Gigantengrab Moru ist nur noch rudimentär erhalten. Es wurde in mehreren Phasen errichtet.
Auf dem Rückweg musste Heike noch schnell eine Schildkröte retten.
Im nördlichen Teil von Sardinien konnten wir einige Schildkröten beobachten. Es blieben immer wieder Einheimische stehen um sie von den Straßen zu bringen.
Vom Visitor Center führt ein Wanderweg zum TEMPIETTO DI MALCHITTU. Ein schöner Weg durch Wildblumen und Gebüsch führt den Berg hinauf zum Tempel.
Auch hier waren wir wieder allein. Ein sehr ruhiger Platz. Ein Baum ist genau an jener Stelle gewachsen, an dem der Altar gestanden sein dürfte.
Von hier oben gibt es auch einen schönen Ausblick.
Als nächsten fuhren wir zur TOMBA DI GIGANTI LI LOLGHI. Sie gibt einen wesentlich besseren Eindruck, wie diese Bauwerke wirkten.
Unweit der Tomba befindet sich die NECROPOLI A CIRCOLI DI LI MURI. Diese Gräber sind noch wesentlich älter als die Gigantengräber und haben ein ganz anderes Aussehen. Es handelt sich um 4 Kreise, die wie ein Kleeblatt angeordnet sind. Im Zentrum von jedem Kreis befindet sich die Grabstätte. In diesen Kammern wurden neben Grabbeigaben, Spuren der Farbe Ocker gefunden. Sie symbolisiert den Übergang und die Reinigung.
Um das Gelände wieder blühende Wiesen.
Von dieser Grabstätte aus kämpften wir uns durch das Gebüsch zu einer Felsformation mit interessanten Tuffgestein. Ein optimaler Platz für eine Mittagspause.
Als letzte Besichtigungsstätte an diesem Tag fuhren wir zur TOMBA DI GIGANTI CODDU ’ECCHJU, wieder eine sehenswerte Grabstätte. Hier ist der Steinkörper hinter den Decksteinen noch sehr gut erhalten.
In unmittelbarer Nähe zu diesen Sehenswürdigkeiten war unsere erste Unterkunft, das Jaddhu Country-Resort, für die nächsten beiden Nächte. Sehr ruhig gelegen können die NURAGHE PRISGIONA und die TOMBA DI GIGANTI CODDU ’ECCHJU zu Fuß erreicht werden. Alles noch recht neu und sehr schön angelegt. Die Unterkunft hat auch ein Restaurant. Das war uns zu teuer. Wir fuhren die 10 Minuten in den Ort Arzachena. Da die Gasthäuser, wie in Italien üblich, erst spät aufsperren, ging sich noch ein Besuch des La Roccia del Fungo über der Stadt aus.
Nach dem Abendessen vielen wir müde ins Bett.