22. Mai Zur Wiege der olympischen SpieleOch nö, jetzt sind wir so weit in den Süden gereist und der Morgen begrüßt uns mit grauem, wolkenbedeckten Himmel.
Immerhin ist es angenehm warm. Und es liegt dieser griechische Blütenduft in der Luft.
Okay, vermutlich ist der nicht typisch griechisch, aber in den anderen südeuropäischen Ländern fällt er mir nie so auf. Eine Duftnote liefern die Heckenrosen, die hier und da auf dem Platz wachsen; eine weitere Jasmin (was ich später zuordnen konnte) und dann ist da noch etwas bisher nicht identifiziertes.
Wir frühstücken gemütlich, dann brechen wir auf zum nächsten Ziel. Kein Strandwetter, also etwas kulturelles.
Wir waren gespannt, was sich wohl so seit der letzten Reise geändert hat, oder eben auch nicht.
Eines können wir schon festhalten: immer noch darf oft keinerlei Papier in die Toiletten geworfen werden, das gehört in den Abfallbehälter daneben.
Wenigstens werden die oft genug geleert.
Auch der Lieblingssport der Griechen ist noch der Gleiche: das Überholen.
Doppelt durchgezogene Linie hat gar nichts zu sagen, man nutzt auch schraffierte Flächen und leere Linksabbiegerspuren gern dazu. Und wenn der Standstreifen breit genug ist - langsame Fahrzeuge haben so weit wie möglich rechts zu fahren – wird aus einer normalen Landstraße auch mal eine drei- bis vierspurige.
Dafür ist die Straßenbeschaffenheit soweit besser als früher.
Ach ja, und nicht nur beim Fahren kommt man sich vor wie in einer Mathe- oder Physikvorlesung; all diese griechischen Buchstaben: Alpha, Delta, Lambda, Phi und Co.
Nach ner Weile kann ich die Schilder relativ gut entziffern, aber keine Bange zu den größeren Ortschaften folgt auch ein Schild in lateinischer Schrift.
Was uns außerdem gleich auffällt, ist die Masse an Tankstellen; sogar Autogas findet man häufig.
Wir folgen der E55 bis kurz vor Pyrgos und biegen dann ab Richtung Berge. Unser Ziel ist der
Campingplatz Diana in Archea Olympia. der liegt am Ortsrand am hang. Die Stellplätze sind in Terassen angelegt, wir finden schnell einen schönen, denn es ist nichts los. Es gibt noch eine Taverne und sogar einen Pool.
Auf zu den Besichtigungen! Ganz so alt wie der Name vermuten lässt, ist der Ort nicht, im Gegenteil eher modern. Die Hauptstraße ist gesäumt von Restaurants, Bars und Souvenirgeschäften. Eigentlich stöbere ich in letzteren ganz gerne mal, aber ich mag es nicht schon auf der Strasse animierend angesprochen zu werden
Daher kein Foto, sind recht zügig da durch gelaufen bis zur Ausgrabungsstätte. Wir zahlen 12 Euro pro Person und können dafür die Ruinen, das archäologische Museum und das zu den antiken olympischen Spielen besuchen.
Das Gebiet zwischen Kronoshügel und dem Fluss Alpheios war schon um 4000 v. Chr. besiedelt. Etwa um 1100 v. Chr. herum entstand an Stelle der Siedlung ein Zeus Heiligtum, der Legende nach auf dem Grabhügel des Pelops. An einer Erdspalte am Fuße des Kronos residierte ein Orakel, das aber nie so berühmt wurde wie das von Delphi. Dafür aber die sportlichen Wettkämpfe, die olympischen Spiele. Seit wann die dort abgehalten wurden, weiß man nicht; die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 756 v.Chr. Damals bestand Griechenland aus Stadtstaaten, recht streitsüchtigen noch dazu. Die Sportwettkämpfe sollten wohl dazu dienen, diese zu einen. Wie heutzutage fanden die Spiele alle vier Jahre statt, sie dauerten in Hochzeiten bis zu fünf Tage und es gab es weniger Sportarten: Wagen- und Pferderennen, Diskuswurf, Weitsprung, Speerwerfen, Ringen und Wettläufe. Es heißt ja, Frauen wären damals bei den olympischen Spielen nicht zugelassen, tatsächlich gab es auch Wettläufe für Mädchen.
Wir betreten das Gelände in Höhe des Gymnasions; genau das was heute englisch als "gym" bezeichnet wird, jedoch mehr in der Freiluftversion.
ein paar Säulen sind übrig geblieben.
Philippion
ein Schrein für die Famile von Alexander, des Großen
Tempel der Hera
diente der Aufbewahrung zahlreicher Götterbilder und Weihgeschenken, während der Spiele stand hier der Tisch für die Siegerkränze.
Seit 1936 wird in Front der Ruinen am Hera-Altar das olympische Feuer entzündet. Gern hätte ich auch ein eumerikanisches Feuer in Gang gebracht, doch es ist immer noch zu bewölkt.
Darum hier ein
Bild der Zerenomie von 2012.
Wir kommen zum antiken Olympiastadion.
durch diesen Torbogen
in spätgriechischer Zeit war es dann auch ein Stadiontunnel, sprich überdacht.
der Gatte läuft ein
Die Graswälle boten Platz für rund 45.000 Zuschauer, es gab keine Bänke oder Sitze. Nur ein steinernes Podium für die Schiedsrichter rechts und einen Altar für Demeter links. Die steinerne Schwelle ist der Start, 192,27 m entfernt ist das Ziel bzw. der Wendepunkt.
Neben dem Stadion lag damals noch ein Hippodrom, davon ist allerdings nichts mehr erhalten. Von der sogenannten Echohalle, einem Bau, der Zuschauern ein schattiges Plätzchen bieten sollte, sehen wir nur noch Trümmer.
Wie kam es überhaupt zur Zerstörung des antiken Olympia? 426 n.Chr. verbot der oströmische Kaiser Theodosius II im Kampf gegen das Heidentum die olympischen Spiele. Daraufhin wurden wohl einige Gebäude zerstört, den Rest erledigten Erdbeben und Überschwemmungen im 6. Jhd. Der Ort wurde unter einer 5m hohen Sandschicht begraben, geriet in Vergessenheit und wurde zur Legende ähnlich wie Troja. 1766 wurde Olympia wieder entdeckt, gut 100 Jahre später begannen systematische Ausgrabungen.
Auch vom Herzstück, dem Zeus Tempel, blieb nicht viel übrig.
Eine der dorischen Säulen; insgesamt säumten je 6 säulen die Stirn- und 13 die Längsseiten des Tempelbaus. Die Giebel zeigten Szenen aus der greichischen Mythologie, im Innern stand eine große vergoldete Elfenbeinstatue des Zeus. Sie zählte zu den Weltwundern der Antike.
Im Übrigen kann man aus den Trümmern gut erkennen, dass die imposanten Säulen nicht aus einem Stück "gezimmert" wurden, sondern aus Ringen zusammengesteckt.
Wir kommen zu den etwas jüngeren Gebäuden aus Römerzeiten wie den Leonidaion Thermen aus dem 3. Jhd. n.Chr. Die lagen außerhalb des ummauerten Tempelbezirks und waren neuzeitlich gesprochen ein Wellness-Resort
Einerseits Gasthofe, z.B. für verschiedene Athletenvereinigungen, andererseits Badeanstalt mit etlichen Wasserbecken, Säulenhöfen und sogar einem Wandheizungssystem.
Das letzte Gebäude auf unserem Rundgang - okay, die Reste davon - das Palästra aus dem 3. Jhd.v.Chr.
Vier säulenhallen mit einem Zentralhof sollen es gewesen sein. Darin Umkleidekabinen und Klassenzimmer für Lehrveranstaltungen, im Hof Übungsgelände für Ringen, Faustkampf und Weitsprung.
Soweit das Ausgrabungsgelände, da kommen auch ein paar Kilometer Wanderung zusammen. Hin und wieder kamen schon ein paar Tröpfchen hinunter, jetzt fängt es leicht an zu nieseln. Zeit fürs archäologische Museum. Dort gibt es alles mögliche aus den Ausgrabungen zu sehen, wie Werkzeuge, Statuetten und Tontöpfe. Am beieindruckendsten ist die - unvollständige- Rekonstruktion der Giebel des Zeustempels.
Nach all der Kultur haben wir uns eine Erfrischung verdient. In einem der vielen Cafes trinken wir einen doppelten Cappuccino. Es nieselt immer noch. Im Supermarkt kaufen wir Paprikas ein und erfahren ein weiteres der Dinge, die sich noch nicht sehr geändert haben: in den normal großen Supermärkten gibt es selten Fleischtresen und nur dürftige Auswahl in der Tiefkühltruhe. Also begeben wir uns auf die Suche nach einem Fleischer. Dazu muss man sich entweder die Zeichen κρεοπώλης merken und/oder wissen, wonach man Ausschau halten muss. Nämlich einem Laden, der außer dem Tresen leer ist. Manchmal hängen noch Haken an der Wand. Der Fleischer sitzt im Stuhl davor und quatscht mit den Nachbarn. Erst, wenn man sagt, was man möchte, kommt er in den Laden und holt das entsprechende aus dem Kühlraum
Neu allerdings: auch die älteren verstehen Englisch -zumindest pork, lamb, chicken oder steak
Hack kriegt ihr als Bifteki.
Wir wandern zurück zum Campingplatz. Leider wächst sich der Niesel zum Regen aus, also kein Poolbesuch mehr.
Heutige Etappe:
PS: Insgesamt war es unerwartet ruhig und leer in Olympia, obwohl der Parkplatz an der Stätte gut belegt war.