6. Tag – Dienstag, 22.01.
Mein letzter (voller) Urlaubstag steht unter dem Motto «Venedig von oben». Wie immer bei Stadtbesichtigungen habe ich bei der Vorbereitung geschaut, welche Möglichkeiten es gibt, von einem erhöhten Standpunkt auf die Stadt zu blicken. Trotz der vielen Kirchtürme sind diese Möglichkeiten in Venedig sehr begrenzt.
Den sicherlich tollsten Blick hat man vom Campanile auf der Piazza San Marco und zu meiner großen Freude, hat die Internetseite des Turms angekündigt, dass der Campanile nach der Winterrenovierung ab dem 21.01. wieder geöffnet hat. Als ich gestern mal wieder auf dem Markusplatz war, wollte ich mal kurz nachschauen, wo der Eingang ist, es sah alles so abgeschlossen aus. Und – was für eine Enttäuschung – es hängt ein kleines Schild am Zaun vor dem Eingang, dass der Turm ab dem keine Ahnung mehr welchem Datum genau, aber jedenfalls erst nach meinem Aufenthalt in Venedig, wieder öffnet. Oh man, weshalb gibt es dann überhaupt die Website?
Na gut, dann muss ich mit den verbleibenden drei Möglichkeiten zufrieden sein.
Nach dem Frühstück geht es bei strahlendem Sonnenschein um 9 Uhr mit der Vaporetto Linie 2 zur ehemaligen Klosterinsel St. Giorgio Maggiore direkt gegenüber von der Piazza San Marco. Heute herrscht fast Hochwasser, der Kanal schwappt teilweise auf den Kirchenvorplatz, die bereitgestellten Stege brauche ich aber nicht, als ich vor der Kirche San Giorgio Maggiore aus dem Vaporetto aussteige. Ich schaue mich zunächst auf dem Platz vor und neben der Kirche um,
dann gehe ich hinein, zahle EUR 6 und fahre mit dem Aufzug nach oben.
Die Aussicht in alle Richtungen ist traumhaft, man kann sogar die schneebedeckten Alpengipfel sehen, allerdings nur den obersten Teil, darunter hängt Dunst. Ich bin fast alleine hier und kann mir daher viel Zeit lassen. Allerdings weht ein eiskalter Wind, so dass ich mich immer wieder in windgeschützten Nischen aufwärmen muss, bevor ich wieder an die Balustrade trete.
Von hier oben sehe ich auch mein nächstes Ziel, den Garten des Glasmuseum Le Stanze del Vetro.
Nach einer Viertelstunde bin ich fast ein Eisklotz und fahre wieder nach unten.
Hier schaue ich mir noch die Schlangenskulptur aus Glas im Museumsgarten an,
danach gehe ich zur Vaprettohaltestelle und genieße den Blick hinüber nach San Marco bis mein Boot kommt.
Mit der Linie 2 bin ich in ein paar Minuten dort.
Da ich ja nicht auf den Campanile kann, gehe ich stattdessen nochmal in den Markusdom (nun muss ich die Hochwasserstege nutzen) und dort in das kostenpflichtige Museum «Galleria» (EUR 5,00). Man darf eine Art Empore innerhalb der Kirche betreten, von der aus man den Goldmosaiken ganz nahe ist. Und man ist nicht nur näher an der Decke, sondern es ist auch viel heller als beim Blick von unten und so wirken die Goldmosaiken richtig beeindruckend. Damit hätte ich gar nicht gerechnet, denn ich bin nicht deswegen, sondern wegen der Möglichkeit die Loggia zu betreten, in dieses Museum gegangen. Innen darf man natürlich auch hier nicht fotografieren, aber von der Loggia aus. Und der Blick auf beide Teile der Piazza San Marco ist wunderbar. Durch das Hochwasser gibt es einige interessante Spiegelungen, etwas störend sind drei Stangen mit den Wappentieren (?) von San Marco.
Nun ist es halb zwölf und meine Erkältung macht mir ziemlich zu schaffen. Ich gehe daher zu Fuß zurück zur Ferienwohnung,
natürlich mit einem Fotostopp auf der Ponte dell’Accademia
und einem Stopp zum Mittagessen (Cannelloni im Art Café in Dorsoduro, zusammen mit einem Tee EUR 12,50).
Nach anderthalb Stunden Pause mache ich mich gegen 14 Uhr wieder auf den Weg. Zum ersten Mal nehme ich die «Hauptroute» zu Fuß, die Strada Nuova, bisher bin ich entweder auf der San Polo Seite des Canal Grande entlang gegangen oder habe das Vaporetto genommen. Ich bin ziemlich entsetzt, auf dem gesamten Weg vom Bahnhof bis zur Rialtobrücke stehen in der Mitte der Straße hölzerne Verkaufsbuden, in denen man irgendeinen Ramsch kaufen kann, den es zusätzlich noch in vielen Geschäften in den Gebäuden am Straßenrand gibt. Weshalb die Stadt für solche Buden Konzessionen vergibt, erschließt sich mir nicht. Aber ein paar Abstecher bringen auch hier schöne Blicke zutage.
Mein Ziel direkt neben der Rialto Brücke ist das neue Luxuskaufhaus Fondaco dei Tedeschi. Hier gibt es eine Dachterrasse, von der aus man einen schönen Blick auf die umliegenden Häuser, den Canal Grande und wieder die schneebedeckten Berggipfel hat (der Zugang zur Dachterrasse ist kostenlos, man fährt einfach mit dem Aufzug bis in den letzten Stock, wenn mehr Touristen da sind, ist aber wohl eine Online Anmeldung für ein bestimmtes Zeitfenster nötig, zumindest stand das auf den Schildern am Ausgang zur Terrasse). Das Innere des Kaufhauses ist aber auch einen Blick wert, das Gebäude war im 13. Jh. die Warenbörse der deutschen Kaufleute und natürlich wurde die Innengestaltung an einen solchen venezianischen Palast angelehnt. Insgesamt ist aber wohl die Nutzung des Gebäudes als (Luxus-)Kaufhaus als auch die Innenarchitektur ziemlich umstritten.
Im Supermarkt neben der Rialtobrücke kaufe ich noch etwas fürs Abendessen, dann fahre ich mit dem Vaporetto nach Hause. Dort komme ich gegen 16 Uhr an und den Rest des Tages verbringe ich mit heißem Tee und einem Buch auf der Couch.
Wetter: vormittags sonnig, sehr kalter, starker Wind, ca. 4° C, nachmittags zunehmende Bewölkung, windstill, ca. 6°C