Autor Thema: Entschädigung Flugverspätung  (Gelesen 13884 mal)

Christina

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Entschädigung Flugverspätung
« am: 16. Juni 2019, 20:13:07 »
Hallo Ihr Lieben,

vor ein paar Stunden sind wir von einem wunderbaren Urlaub auf Sao Miguel zurückgekommen. Neben Reisebericht-Schreiben und Foto anschauen/bearbeiten/aussortieren gibt es diesmal noch eine weitere Nacharbeit für mich: beim Hinflug sind wir 27 Stunden verspätet am Ziel angekommen >:( Die erste Nacht haben wir statt auf Sao Miguel im InterCity Hotel in FRA verbracht - herrlich >:(

Hinsichtlich der Geltendmachung der Entschädigung von EUR 400 wollte ich mal nach eurem Wissen oder eurer Erfahrung fragen: per Mail oder per Post? Auf Deutsch oder auf Englisch? (Fluggesellschaft war Azores Airlines).


LG Christina

Rainer

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #1 am: 16. Juni 2019, 22:28:36 »
In jedem Fall schriftlich, per Einschreiben und ich würde auch ein vorgefertigtes Musterschreiben bemühen (Deutsch):

https://www.finanztip.de/fileadmin/images/Fluggastrechte/pdf/Finanztip.de_Ergebnis_und_Musterbrief_V3.pdf

Je nach Fluggesellschaft werden sie sowieso überhaupt nicht reagieren, dann hast Du zwei Optionen:

1) Selbst einen Anwalt beautragen, wenn Du Deiner Sache sicher bist, der Weg mit dem besseren Ertrag.

2) Ein Portal a la flightrights.de bemühen, das kostet Dich ca. 30% Deiner Entschädigung, aber dafür hast Du keinen Ärger und nichts, vorausgesetzt die erkennen eine Schuld bei der Airline. Aber letzteres ist sowieso Voraussetzung für eine Entschädigung.

Die 400,-€ sind übrigens pro Person, also wenn Ihr zu zweit wart, dann ist der Anspruch 800,-€.

Christina

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #2 am: 17. Juni 2019, 18:00:40 »
Danke Rainer, ich hatte mir ein Musterschreiben vom ADAC gespeichert.  Ich gehe auch davon aus, dass Azores Airlines gar nicht reagieren wird, obwohl sie aber immerhin jedem Fluggast ein Schreiben mit der Bestätigung der Verspätung ausgehändigt haben, allerdings ohne Angabe eines Grundes. Da aber weder schlechtes Wetter war, noch irgendein Streik, liegt die Schuld für die Verspätung wohl ziemlich sicher bei der Fluggesellschaft.


LG Christina

Rainer

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #3 am: 17. Juni 2019, 19:20:38 »
obwohl sie aber immerhin jedem Fluggast ein Schreiben mit der Bestätigung der Verspätung ausgehändigt haben, allerdings ohne Angabe eines Grundes.

Dazu sind sie gesetzlich verpflichtet, machen sie das nicht, verschlechtern sie nur noch ihre Lage. Also wird das getan, was aus deren Sicht "leider unvermeidbar" ist.

Da aber weder schlechtes Wetter war, noch irgendein Streik, liegt die Schuld für die Verspätung wohl ziemlich sicher bei der Fluggesellschaft.

Das ist auch das typische Arschlochverhalten von Airlines (Du merkst, ich bin da ganz schlecht drauf zu sprechen). Es gibt keine Branche, die sich so unverschämt herausnimmt, vorab eine Leistung sich bezahlen zu lassen, die sie nachher nicht erbringen. Das ist in allen anderen Bereichen vollkommen unvorstellbar, kaufst Du Dir einen Fernseher, bekommst Du erst die Ware.

Ich habe schon einmal mit einem Juristen darüber gesprochen, aber unsere Regierungen sind ja leider auch von Volldeppen unterwandert, es gäbe eine GANZ EINFACHE Lösung, dieses Ärgernis (ohne ungerecht zu sein) für die Kunden zu verbessern: man müßte die Airlines lediglich zwingen, schon bei Absage/Verspätung des Flugs die VERBINDLICHE URSACHE anzugeben. EIne Ursache, die sie letztendlich auch nachweisen müssen. Das ist mein Verständnis von Recht. Dass das nicht der Fall ist, ist eigentlich unfassbar. Da wird also ein Kunde einfach hingehalten und die Airline nimmt sich dann Monate Zeit, um sich irgendeinen bescheuerten Grund auszudenken, warum sie ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen ist. Dabei steht der Grund bei Absage definitiv fest - wieso verdonnert man die Airlines nicht dazu, den Grund verbindlich mitzuteilen? Und jeder, der keinen Grund mitteilt, erklärt damit automatisch, dass er die Schuld übernimmt. Und dass der Kunde beweisen soll, dass die Airline Schuld ist, das ist vollkommen wirr. Der Kunde muss lediglich nachweisen, dass die Airline dem Vertrag nicht nachgekommen ist, ein denkbar einfacher Nachweis. Aber WARUM das nicht passiert, das liegt vollkommen im Ermessen und natürlich in der Beweispflicht der Airline. Alles andere ist wild.

Ein super einfaches Konstrukt, in keinster Weise eine Bevorzugung irgendeiner Partei, aber zu solch einfachen Vorgaben ist unsere Regierung (oder die EU) nicht in der Lage. Keine Ahnung, warum da nur Deppen herumlaufen.

Christina

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #4 am: 18. Juni 2019, 17:52:50 »
Ich finde auch, dass die Airline verpflichtet sein sollte, den Grund für die Verspätung anzugeben, einfach weil es für den Fluggast sehr schwer ist, das nachträglich herauszufinden, während es der Fluggesellschaft ja sowieso bekannt ist. Allerdings bliebe immer noch das Problem, dass die Airline eventuell nicht die Wahrheit sagt, sondern einen Grund vorschiebt, für den sie nicht verantwortlich ist.

Insgesamt denke ich aber, dass die EU die Verbraucherrechte voran gebracht hat, auch wenn es natürlich noch viel Verbesserungspotenzial gibt.



LG Christina

Rainer

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #5 am: 18. Juni 2019, 20:06:07 »
Allerdings bliebe immer noch das Problem, dass die Airline eventuell nicht die Wahrheit sagt, sondern einen Grund vorschiebt, für den sie nicht verantwortlich ist.

Deswegen ja die Beweispflicht auf Seiten der Airline. Damit sie eben nicht einfach irgendeinen Mist behaupten kann. Alles andere ist ja auch wirklich schräg, ich meine, die Airline hat das Geld für den Flug längst bekommen, erbringt die Leistung aber nicht und verlangt dann vom Kunden, dass der beweisen soll, dass die Airline daran Schuld ist??? Was soll der Kunde denn noch alles so machen, muss man als Airline dann überhaupt noch etwas machen??

Horst

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #6 am: 18. Juni 2019, 20:36:15 »
Oft ist der Grund schlicht und ergreifend der, dass nicht genug Tickets verkauft wurden und deshalb der Flug gecancelt wurde. Ist auch schon Freunden von mir passiert.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Rainer

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #7 am: 18. Juni 2019, 20:50:52 »
Natürlich! Das ist ja die Sauerei. Und dann wird irgendein Scheiss erfunden, aber sowieso schon nur für die paar Leute, die sich überhaupt beschweren.

Christina

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #8 am: 19. Juni 2019, 17:45:58 »
Oft ist der Grund schlicht und ergreifend der, dass nicht genug Tickets verkauft wurden und deshalb der Flug gecancelt wurde. Ist auch schon Freunden von mir passiert.

Das kann ich in meinem Fall immerhin ausschließen, ich bin dann ja am nächsten Tag mit exakt denselben Leuten, die für den ursprünglichen Termin gebucht hatten, geflogen und das Flugzeug war zu ca. 85% voll. Außerdem fliegt Azores Airlines nur zweimal die Woche von Ponta Delgada nach FRA, morgens von PDL weg und nach einer Stunde Aufenthalt in FRA wieder zurück nach PDL. Nun mussten sie nach dem Ausfall am Sonntag außerplanmässig am Montag fliegen. Es kann nur ein technischer Defekt am Flugzeug gewesen sein, das Flugzeug ist entweder gar nicht in PDL gestartet oder kurz nach dem Start wieder umgedreht. Wir sind dann mit einem anderen Flugzeug geflogen, sagte uns ein Check-in Mitarbeiter (keine Ahnung, ob er ein Angestellter des Flughafens war oder der Airline).

Was super nervig war, dass man uns einchecken und durch die Sicherheitskontrolle gehen ließ, obwohl zu der Zeit schon längst klar gewesen sein muss, dass es an dem Tag keinen Flug mehr geben wird.


LG Christina

Christina

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #9 am: 18. November 2020, 18:09:11 »
Nun kann ich mit diesem Thema endlich abschließen: heute ist tatsächlich und völlig unerwartet die Entschädigung von 2x 400 EUR auf meinem Konto eingegangen  :happy2:.

Kurz zum Ablauf: der um 24 h verspätete Flug war am 02./03.06.2019. Am 24.06.2019 habe ich die Fluggesellschaft SATA (Azores Airlines) per Mail auf Englisch mit Mustertext aus dem Internet zur Entschädigungszahlung aufgefordert. Am 28.06.2019 kam eine Eingangsbestätigung von SATA mit Bearbeitungsnummer. Am 29.07.2019 habe ich per Einschreiben meine Forderung nochmal auf Deutsch bei der dt. Niederlassung der SATA geltend gemacht. Von dort kam dann immerhin schon zwei Tage später eine ausführliche Antwort, auch mit Entschuldigung für die Verspätung, aber mit dem Hinweis, dass sie in Deutschland nichts machen könnten, das würde von Ponta Delgada aus geregelt und das könnte auch recht lange dauern.

Am 04.10.2019 habe ich die SATA nochmal per Mail an meinen Anspruch erinnert - ohne jegliche Reaktion.

Im November 2019 habe ich bei der öffentlichen Schlichtungsstelle (SÖP), bei der die SATA zum Glück Mitglied ist, einen Schlichtungsantrag eingereicht, der ist kostenlos. Bereits im Dezember 2019 bekam ich von der SÖP die Mitteilung, dass die SATA meinen Anspruch anerkennt. Die SATA müsste nun die Zahlung veranlassen, was ein paar Wochen dauern könnte, für die SÖP hätte sich die Angelegenheit nun erledigt.

Tja, leider kam kein Geld von der SATA. Nach meinem Malta Urlaub Ende Januar 2020 wollte ich mich nochmal an die SÖP wenden, da kam der Schlaganfall meines Vaters dazwischen und als ich dann wieder Kopf und Zeit für die Entschädigungsangelegenheit hatte, waren wir mitten in der Corona Pandemie mit einer völligen Überlastung der SÖP und der Fluggesellschaften wegen den vielen abgesagten Flügen. In so einer Situation an die Zahlung zu erinnern erschien mir ziemlich sinnlos. Ich hatte dann vor so zum Jahresanfang 2021, falls die SATA bis dahin nicht eh schon Pleite gegangen wäre, nochmal einen Versuch zu machen.

Aber das hat sich nun ja erledigt :happy2: Man, das war jetzt ein wirklich günstiger Urlaub. Der Flug hat pro Person EUR 359,11 gekostet, 400 EUR pro Person gab es nun als Entschädigung und die erste Nacht, die wir in Frankfurt verbracht haben, hat uns der Ferienwohnungsvermieter erstattet (von sich aus, da wäre ich nie darauf gekommen, das geltend zu machen, da der Vermieter für die Flugverspätung nichts kann und das Haus für die eine Nacht auch nicht anderweitig vermieten konnte).



LG Christina

Ilona

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #10 am: 18. November 2020, 20:11:04 »
 :beifall: Was lange währt ... und das ist ein Grund zum Freuen.

Das Taschengeld für die nächste Reise ist somit schon vorhanden.



Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Rainer

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #11 am: 19. November 2020, 11:19:07 »
Jetzt muss "nur noch" die Pandemie beendet werden...

Susan

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Re: Entschädigung Flugverspätung
« Antwort #12 am: 20. November 2020, 21:21:59 »
Super, es geschehen doch noch Wunder - lange genug gedauert hat es ja  ::)   :thumb: Gönnt euch was schönes davon!
Liebe Grüße
Susan