Eine Wanderung zu einem Wasserfall will ich nächstes Jahr auch machen, es muss aber schon einen richtigen Weg geben, mit zerkratzen Beinen mag ich nicht zurückkommen, bisschen bequemer zu erreichen sollte er schon sein.
Eine lange Hose wäre da schon viel Wert gewesen
, aber es gibt noch massig andere, da findet sich bestimmt ein anderer für Dich.
So und nun geht es hier endlich mal weiter:
(Eine Frage noch an Rainer, habe ich in der Galerie irgendeine Option zur Stapelverarbeitung übersehen oder hat man keine andere Möglichkeit als jedes Foto einzeln hochzuladen?)
Fr. 28.7.2017 Goat RocksMorgens wurde erstmal ordentlich ausgeschlafen. Zum Frühstück gab’s Brot mit Käse und Tee. Dann kurz Katzenwäsche im See und danach habe ich meinen Rucksack gepackt, denn es sollte in die Berge gehen. Ich hatte noch eine Rechnung mit den Goat Rocks offen. In den Cascades gibt es alle 100km oder so einen großen vergletscherten Vulkan, der in den meisten Fällen auch noch aktiv ist. Dazwischen befinden sich allerdings noch wesentlich mehr ehemalige Vulkane, die langsam von ihren Gletschern abgeschliffen und zerlegt werden. So ein ehemaliger Vulkan sind die Goat Rocks ein Gebirgszug zwischen Mt.Adams und Mt.Rainier, der aufgrund seiner schönen Berglandschaft zur Wilderness Area ernannt wurde, die höchste Naturschutzstufe in den USA, in der so gut wie alle menschlichen Eingriffe verboten sind. Selbst Trailreparaturen dürfen nur mit Handwerkzeugen durchgeführt werden und das Material dafür muß per Hand oder mit Packpferden oder - eseln vor Ort gebracht werden, da keine motorbetriebenen Geräte erlaubt sind.
Vor ein paar Jahren hatte ich die Goat Rocks Anfang September mit Freunden auf einer langen Tagestour zum Goat Lake besucht. Das war so eine Aktion, von der noch Jahre später berichtet wurde. Organisiert von einem absoluten Chaoten waren wir viel zu spät auf dem Trail, sind ein paar mal falsch gelaufen und dazu gab es in den Höhenlagen einen gefrierenden Nebel, was alles zusammen einige ziemlich an ihre Grenzen gebracht hat. Die bessere Hälfte des Chaoskindes setzte sich irgendwann an den Rand des Weges ließ dem italienischen Temperament ihrer sizilianischen Vorfahren freien Lauf, faltete ihn nach allen der Kunst zusammen und weigerte sich auch nur noch einen Meter weiter zu laufen. Alles in allem also eher suboptimale Bedingungen, dennoch hat mir die Landschaft dort so gut gefallen, dass ich mir vorgenommen hatte dort irgendwann noch einmal mit mehr Zeit und idealerweise auch besserem Wetter zurückzukehren.
Und „irgendwann“ war in dem Fall heute. Also Zelt abgebaut und mit dem Auto zum nicht allzuweit entfernten Snowgrass Flats Trailhead gefahren. Dort wurde der Rucksack mit allem, was ich die nächsten zwei Tage benötigte, geschultert und auf ging es. Am Anfang ging es nur leicht bergauf durch den Wald, aber dann wird der Weg nach und nach immer steiler und ich überdenke im Stillen, ob all die Sachen auf meinem Rücken wirklich in die Kategorie “nötig” fallen. Je höher ich komme desto öfter gibt es offene Stellen im Wald, die mit Wildblumen bewachsen sind, bis ich schließlich die Snowgrass Flat erreiche.
Wie der Name schon vermuten läßt wird der Trail dort wieder flacher und die Bäume machen großen blumenbewachsenen Bergwiesen Platz. Hier will ich mein Lager für die nächsten zwei Nächte aufschlagen. Ich setze den Rucksack an einen Baum und mache mich auf die Suche nach einen guten Zeltplatz. Ich finde schließlich ein flaches sandiges Fleckchen, genau groß genug für mein Zelt, direkt an einem kleinen Bach mit ein paar Bäumen für Schatten und zum Aufhängen für die Verpflegung.
Das ist mein “Vorgarten”:
Erstmal werden die Füße in den Fluß gehalten und dann gibt es Riegel und selbstgemachtes Jerky zum Lunch. Nächster Tagesordnungspunkt: Wasser filtern, da ich meinen Camelbak beim Aufstieg im warmen Wetter so ziemlich leergenuckelt habe. Also meinen kleinen Pumpfilter rausgeholt, an den Bach, fleißig gepumpt und es passiert: NIX. Alles überprüft und gecheckt und nochmal probiert: dasselbe Resultat. Der Filter ist schon recht alt und der Durchsatz wurde mit der Zeit immer weniger, aber jetzt scheint er komplett dicht zu sein. So ein Sch..! Hätte ich natürlich auch vorher mal kurz checken können, anstatt das kaputte Teil mit auf den Berg zu schleppen um dann oben ohne Filter dazusitzen. Mal wieder ganz großes Tennis, hmpf!!! Naja hilft ja nichts, da muß ich das Wasser wohl nach Altvätersitte abkochen. Das dauert zwar alles eine halbe Ewigkeit und anschliessend darf ich dann immer noch pisswarmes Wasser geniessen, aber wenigstens hatte ich eine ganz neue Kartusche für den Kocher mitgenommen, so dass ich mir zumindest um den Brennstoff keine Gedanken machen muß.
Als die Trinkblase endlich wieder voll ist, mache ich mich auf den Weg. Erstmal erkunde ich die Blumenwiesen in meiner direkten Umgebung und schiesse ein paar Blumenportraits.
Beargrass:
Lupinen:
Indian Paintbrush:
Avalanche Lilies:
Später als die Schatten schon etwas länger werden, mache ich mich noch einmal auf einen längeren Abendspaziergang. Mein Lager liegt an der Ostflanke eines langen Tals, das Gletscher in den ehemaligen Goat Rocks Vulkan geschliffen haben. Am oberen Ende des Tals befindet sich ein See, der über einen langen Wasserfall den Fluß im Tal speist. Da sich das Tal am unteren Ende Richtung Süden zum Mt.Adams hin öffnet, hoffe ich ein paar schöne Fotos von dem Berg im Abendlicht zu bekommen auch wenn ich nicht ganz bis zum See hoch will.
Ich passiere ein paar Bäche, Teiche und einen kleineren Wasserfall.
Nach und nach bekomme ich eine immer bessere Sicht auf Mt.Adams.
Wie schon gesagt, der ist aufgrund seiner etwas abgelegenen Lage weiter entfernt von den großen Städten am Puget Sound und im Willamette Valley und ohne nennenswerte Ortschaften mit Unterkünften in der Nähe ein wenig der “vergessene” Vulkan des Nordwestens, der auch von Einheimischen aufgrund der ähnlichen Form oft mit seinem großen Bruder Rainier verwechselt wird. Im Abendlicht mit dem Alpen- oder besser Adamsglühen ist er aber auf jeden Fall der Star der Show und ich lichte ihn fleißig immer wieder ab und dazwischen sitze ich einfach da oben und gucke. Dabei ist dann auch das aktuelle Banner enstanden.
Als es langsam dunkler wird mache ich mich wieder auf den Rückweg nicht ohne noch einige Male für Fotos anzuhalten.
Im letzten Dämmerlicht komme ich dann wieder bei meinem Zelt an. Ein paar hundert Meter weiter habe ich inzwischen auch noch Nachbarn bekommen.
Zum Dinner habe ich mir gefriergetrocknetes “Mountain Chili” mitgenommen. Das ist leicht, man braucht zur Zubereitung nur ein wenig heißes Wasser, man braucht nur einen Löffel, da man es direkt aus der Tüte essen kann und meistens schmeckt das dafür auch noch gar nicht mal so schlecht. Dieses Mal habe ich allerdings einen Fehlgriff getan. Bei dem Namen “Mountain Chili” hatte ich an kernige Almöhis gedacht, die sich ihre Bergziegen selbst schießen, um sie dann über dem Feuer mit Bergkräutern zu Chili verarbeiten. Lecher! Hätte ich man nur das (gar nicht mal so) klein Gedruckte darunter gelesen: vegan und glutenfrei! Was ist nur aus dem rauhen Bergleben geworden…. Ist ja nicht so, dass ich nicht schon ganz gute vegetarische Chilis gehabt hätte und auch das gefriergetrocknete Zeug ist normalerweise auch ganz ok, aber vegan UND gefriergetrocknet ist dann offenbar doch ein wenig zu viel des Guten. Naja der Hunger treibts rein.
Dann gucke ich noch ein bisschen Sterne und danach geht es in den Schlafsack. Gute Nacht!