Autor Thema: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”  (Gelesen 76094 mal)

Birgit

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Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« am: 26. Juni 2018, 22:31:04 »
Neues Land, fast neuer Kontinent, für mich in jedem Fall unentdecktes Terrain: Äthiopien.

Ich will in das “Land of Origins”: Anfang der Menschheit, denn hier wurde “Lucy” gefunden, die vor 3,2 Millionen Jahren mit ihren nur etwas mehr als 1 Meter Körpergröße bereits aufrecht gehen konnte.

Äthiopien ist der Anfang des Kaffees. Hirten haben festgestellt, dass ihre Ziegen nach dem Fressen der Kaffeebohnen aktiviert waren und haben herumexperimentiert, wie man die Wirkung nutzen kann. Schließlich sind sie auf das Rösten und Mahlen der Bohnen und das Zubereiten des Kaffees gekommen. Und ich versichere euch, dass Äthiopien heute noch den besten Kaffee der Welt hat, und zwar in Geschmack und Wirkung!

Und Äthiopien ist der Anfang des längsten Flusses der Welt. Der Nil, also der Blaue Nil entspringt im Tanasee bei Bahir Dar.

Äthiopien ist das einzige Land Afrikas, das niemals kolonialisiert war. Und das merkt man den Menschen an. Die Landesfarben erinnern an diese Unabhängigkeit, die die Menschen hier so stark macht. Grün steht für die Erde, gelb für die Liebe zum Land und rot für die Opfer für das Land.

Ihr seid herzlich eingeladen mit mir alle diese Anfänge, den Anfang meiner neuentdeckten Liebe zu diesem Land, die faszinierenden Landschaften, die wunderbaren Menschen und die uralte Kultur zu entdecken.

Aber ich beginne von vorne:

Dezember 2017: Das Jahr der hässlichsten Wintererkältungen seit Menschengedenken, und auch mich hat es erwischt. Ich liege mit Fieber im Bett und träume von besseren (Jahres)Zeiten. Und so erinnere ich mich, dass ich schon vor Jahren fasziniert war von Bildern des Erta Ale und der Dallol.

Und nach kurzer Nachfrage in einer Facebookgruppe, ob das individuelle Reisen in Äthiopien inzwischen möglich ist ohne arm zu werden einerseits und ohne verrückt zu werden andererseits, liegt ohne es in letzter Konsequenz durchdacht zu haben das Ticket nach Addis Abeba und zurück Mai 2018 in meinem Postfach und der vor Jahren schon gekaufte Reiseführer neben mir auf meinem Krankenlager.

Und nun geht die Planung los. Verschiedene lokale Anbieter werden angeschrieben, letztlich antwortet nur einer mit einem wirklich professionellen Vorschlag, zuverlässig, umgehend, super herzlich und in fast perfektem Deutsch: Muller Marelign von Simien Eco Trek.

Ich versuche es noch bei einer deutschen auf Äthiopien spezialisierten Agentur. Deren Vorschlag ist auch gut, soll aber bei fast gleicher Leistung fast doppelt so viel kosten wie bei Muller. Und für DAS Geld müsste man mir wirklich einen roten Teppich auf den Erta Ale auslegen und mich im Helikopter von Ort zu Ort fliegen.

Die Tour, wie ich sie letztlich gemacht habe:

FR Fahrt nach Frankfurt, abends Abflug
SA Landung morgens, Sightseeing in Addis
SO Flug nach Bahir Dar
MO Bahir Dar
DI Fahrt nach Gondar und Sightseeing
MI Fahrt in die Simien Mountains und kurze Wanderung
DO Fahrt nach Axum, kurzes Sightseeing
FR Weiterfahrt nach Mekele mit Besichtigung einer Felsenkirche in der Tigray-Region
SA Beginn der Tour in die Dallol
SO Besteigung des Erta Ale
MO Rückfahrt nach Mekele
DI Fahrt nach Lalibela
MI Besichtigung Lalibela
DO Flug nach Harar
FR Besichtigung Harar
SA morgens Flug nach Addis, abends Weiterflug nach Deutschland.
SO Morgens Landung in Frankfurt und Rückfahrt

Die Monate gehen ins Land, ich bin immer wieder hin- und hergerissen, ob ich nicht das Ganze wieder abblase: So fremd, so teuer, und dann die immer wieder als sauanstrengend beschriebene Tour in die Afarregion (Erta Ale und Dallol)… Will ich nicht lieber doch in mein geliebtes Indien? Und um mich herum wird gefrotzelt: 'Gib Fersengeld, sobald jemand mit begierigem Blick auf dich einen Topf mit Möhren aufsetzt' bis hin zu offen rassistischen Äußerungen wie 'Ach, mit Ethiopian Airlines fliegst du? Haben die wenigstens weiße Piloten?’

Aber nein, bis heute habe ich die Entscheidung nicht bereut. Und dass ich nach langer Zeit wieder mal einen Reisebericht schreibe, ist einerseits das riesige wohlverdiente Dankeschön an Muller und andererseits ein Mutmacher an alle, die auch mal nach Äthiopien wollen oder allgemein vor der Entscheidung stehen sich zu trauen in unbekannte Gefilde aufzubrechen oder nicht. Meine Antwort: Traut euch!

Andrea

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #1 am: 26. Juni 2018, 23:08:40 »
Die Einladung nehme ich herzlich gerne an. Ich freue mich sehr, dass es mal wieder einen Bericht von dir gibt.

Die Bilder von Erta Ale begeistern auch mich immer wieder und vor Jahren habe ich mal in eine Sendung gezappt, in der das neue Top Model von Heidi Klum vorgestellt wurde, die Äthiopierin ist. Normalerweise ist so etwas nicht meine Programmwahl, aber an der Sendung blieb ich wegen ihres Mutterlandes hängen. Äthiopien scheint viel mehr als nur hungernde Menschen, denen  Karl Heinz Böhm half zu sein.... Mein Interesse war geweckt und ich freue mich auf deine Berichterstattung!
Liebe Grüße, Andrea



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Birgit

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #2 am: 26. Juni 2018, 23:18:51 »
Ich freue mich darauf, hier dieses tolle Land zu zeigen.

Hungerbäuche, Dreck und Gewalt, das ist es ja, was man mit Afrika verbindet, solange man nicht über schon eher klassische Reiseziele redet wie Marokko, Ägypten, Südafrika oder Namibia.

Ich behaupte mal, dass es kaum Länder in Afrika gibt, die so viel an Kultur zu bieten haben. Der Maghreb und Ägypten - dann hört es auch schon sehr schnell auf...

Horst

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #3 am: 26. Juni 2018, 23:38:20 »
Ich freue mich darauf, hier dieses tolle Land zu zeigen.
Ich freue mich darauf hier darüber zu lesen und sicher zu staunen.  :)
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Susan

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #4 am: 26. Juni 2018, 23:39:11 »
Ich lese auch gern mit und bin gespannt auf neue Eindrücke
Liebe Grüße
Susan

Birgit

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #5 am: 26. Juni 2018, 23:43:09 »
Ich brenne drauf! Darf ich gleich noch mit er Anreise um die Ecke kommen? *ungeduldigindenstartlöchernscharr*

Birgit

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #6 am: 26. Juni 2018, 23:56:35 »
18.5. und 19.5.: Von Erfurt nach Addis Abeba

Selbstverständlich hat mich auch dieses Mal wieder eine Erkältung im Griff, die aber schon wieder am Abklingen ist, als ich meinen Koffer packe.

Am Freitag setze ich mich mittags in den Zug, treffe mich, der Tradition gehorchend, noch mit Tanja und checke ein. Nun ja, soooo perfekt ist leider die Organisation der Airline nicht:

Eine Minireisegruppe regt sich auf, die drei Reihen mit insgesamt 9 Sitzen in der Mitte seien extra für die 4 Personen geblockt worden, zudem ist mein Platz an einen der Menschen dieser Gruppe vergeben worden. Ich bleibe sitzen. Immerhin beschert mir das in der ohnehin nicht ausgebuchten Maschine einen freien Sitz neben mir, sodass ich die Beine nachts zum Schlafen ein bisschen hoch nehmen kann.

Am Gate lerne ich zuvor noch Isabell kennen, eine sehr, sehr Nette aus der 'Wenn Frauen solo reisen’-Gruppe und 'Reisen in Äthiopien’ auf Facebook, die ihren äthiopischen Ehemann besucht. Die Äthiopiengruppe kann ich übrigens wärmstens empfehlen, kein Gezicke, nette, prompte und hilfreiche Antworten in kürzester Zeit und ‘Wenn Frauen solo reisen’ ist ja ohnehin der Dauerbrenner.

Der Flug ist ruhig, das Essen gut, ich kann noch ein bisschen Schlaf abgreifen.

Landung im Morgengrauen, Isabell weist mir noch eine Abkürzung zur Immigration, und dank des vorher schon bestellten und in den Pass eingetragenen Visums bin ich in 3 Minuten eingereist und habe weitere 10 Minuten später meinen Koffer.

Noch fix zum ATM und den Maximalbetrag ziehen, 4000 Birr in Hunderterscheinen, der größten Banknote, umgerechnet etwa 120 Euro.



Ich verlasse den Airport und bekomme, wie in vielen Ländern, erst einmal ein Taxi angeboten. Aber Muller, mit dem ich zuvor immer wieder per WhatsApp Kontakt hatte, holt mich ab, begleitet von einem Fahrer. Mullers Lachen sehe ich schon von Ferne, aufgrund eines zuvor geschickten Fotos erkennen wir uns gleichzeitig. Der hat echt Ausstrahlung!

Ich checke ins Hotel Eliana International ein, das hätte ich mir sicher auch selbst gebucht.

Vom Flug bin ich ziemlich durch, aber Sightseeing ist angesagt. Also hilft es nix, nach einer Stunde im Zimmer mit kurzer Dusche und einer 'Ich bin gut angekommen’-Meldung nach Hause geht es wieder los.

Ein erster äthiopischer Kaffee aus der unscheinbaren, aber innen sehr ursprünglichen traditionellen Kaffeebar Tomoca nebenan soll mich wieder auf Trab bringen und macht seinen Job zuverlässig.

Addis wird sicher nicht eine meiner Lieblingsstädte, aber interessant ist es schon. Ich bin ganz froh, dass ich dieses Mal nicht ganz auf eigene Faust unterwegs bin, und herumgefahren zu werden, hat schon viele Vorteile!

Erst geht es mit Muller an meiner Seite auf den Mercato, und wieder tun sich Erinnerungen an indische Märkte einerseits und die Slums in Mumbai andererseits auf. Hier wird alles verkauft, einfach alles! Und es wird recycelt und gebastelt.







Dann fahren wir nach Entoto, wo eine Kirche und der alte Kaiserpalast warten.Hier ist es deutlich kühler, denn wir sind hier nochmals einige hundert Meter höher als die Stadt, nämlich auf etwa 3000 Metern. Kirchenschätze breiten sich vor mir aus und ich erfahre einiges über die Geschichte des Landes.







Es geht noch in zwei Museen, und Muller berichtet mir tapfer, was es hier alles zu sehen gibt, von A wie Ackerbau bis Z wie Zupfinstrument. Ich gebe es zu, ich schalte zwischendurch ab, so viel Input nach dem Flug verarbeite ich gerade nicht.

Im Nationalmuseum kann ich aber noch Lucy hallo sagen. Lucy heißt Lucy, da die Archäologen bei den Arbeiten die Beatles gehört haben, also kenne ich Lucy in the Sky nun auch with diamonds. Das finde ich sehr schön!

Und außerdem lerne ich die Unterschiede zwischen Axum-, Gondar- und Lalibelakreuzen kennen.

Und dann finde ich noch die äthiopische Legende von der Königin von Saba sehr niedlich, die stammt nämlich aus Axum, jawohl! Aber die berichte ich, wenn wir in Axum sind.

Nur als es hier nochmals in eine Etage mit irgendwelchen Sensen oder Waffen geht, kann ich nicht mehr und winsele um Gnade. Diese wird mir gewährt, und ich darf im Hotel essen und ein paar Stunden Nachtschlaf nachholen, bevor es abends in ein traditionelles Restaurant geht.





Die Uhr im Auto zeigt immer eine völlig andere Zeit, und ich lerne, dass die Uhr hier anders gelesen wird. Der Tag beginnt mit 0 Uhr, wenn es nach herkömmlicher Zeitrechnung 6 Uhr morgens ist, die Nacht beginnt um 18 Uhr. Mittag ist also 6 Uhr. Hier ist es nun 8 Uhr, um 1 Uhr werden wir wieder starten. Ich finde es logisch und werde mich im Laufe der kommenden Tage sehr schnell damit anfreunden.

Im Restaurant abends gibt es einen ersten Eindruck von äthiopischem Essen, natürlich mit Injera, und ich bin froh, dass ich dreimal im Trainingslager war in Restaurants in Berlin, Los Angeles und Frankfurt und dort das Essen mit der bloßen Hand vorher schon geübt habe.

Kleiner Tipp: Da es nachmittags zu regnen begonnen hat, sind viele der Wege hier schlammig. Bei Regenwetter bietet es sich also an, nicht unbedingt die Riemchensandaletten zum Ausgehen anzuziehen, lieber Gummistiefel oder die praktischen abwaschbaren Crocs.

Im Lokal wird plötzlich wie wild heimlich gefilmt vom Fahrer und Muller, und ich wundere mich, warum die beiden gebildeten Jungs mit den tollen Umgangsformen plötzlich anfangen, wie wild runde Frauenpos in stramm sitzenden Glitzer-Leggings zu filmen. Das Rätsel wird schnell gelöst: Es handelt sich um eine bekannte Schauspielerin, die hier in Begleitung einer großen Handvoll sie anhimmelnder Herren isst und unter anderem eine ganze Flasche Whisky bestellt.

Ich überlege zwischendurch, ob ich Muller lieber frage, wann er in Deutschland war oder eher, wie lange er in Deutschland war, und schon erzählt er mir, dass er nie im Ausland war, Deutsch lediglich 6 Wochen lang im Goethe-Institut gelernt habe und den Rest sich selbst beigebracht habe. Wow!

Und im Laufe der Reise wird nicht nur er mir am eigenen Beispiel zeigen, dass Bildung und Erfolg hier ein Geschenk und eine Ehre ist, nicht nur er wird mich fast fassungslos vor Bewunderung zurücklassen, welch wirklich starke Menschen dieses raue und manchmal auch unerbittliche Land hervorgebracht hat.

Übrigens ist für mich das Beste des ganzen Tages die Menschen zu beobachten. Mullers Blick funkelt, wenn er lacht. Und das tut er oft und schaut mich immer direkt an. Der Fahrer, eigentlich Bachelor in Psychologie und Wirtschaft ohne Aussicht auf einen adäquaten Job, ist zu Herzen gehend sanft und freundlich. Wenn Menschen die Ferenji (mich) sehen, lachen sie. Es wird gebettelt wie in Indien, aber ganz oft wird mir nur 'hello’ oder eine beliebige anderen englische Vokabel zugerufen.

Nach der Rückkehr ins Hotel genehmige ich mir in der Bar noch einen Gin Tonic, beobachte nun gut lebende reiche feiernde Äthiopier in der Hotelbar und chatte noch ein wenig mit Muller und den Lieben daheim. Und hurra, das bislang störrische Whats App (offenbar wird das Internet hier sehr kontrolliert) macht nach dem Installieren einer VPN-App wieder mit!

serendipity

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #7 am: 27. Juni 2018, 06:01:15 »
Auf diesen Bericht freue ich mich besonders, haben mich doch schon die FB Fotos fasziniert!

Birgit

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #8 am: 27. Juni 2018, 10:28:49 »
Wobei die FB-Fotos auch die "Best of" waren...

Die Reise ist im Verlauf immer besser geworden.

Ich freue mich auch, durch das Posten letztlich nochmals in Gedanken reisen zu können!

Silv

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #9 am: 27. Juni 2018, 13:06:02 »
Ich verfolge den Bericht auch, obwohl ich wahrscheinlich nie nach Äthiopien reisen werde. Manches auf deinen Fotos möchte ich einfach nicht in natura sehen.... :weissnicht:

Wieder bewundere ich dich, dass du solche Reisen alleine machst!
Liebe Grüße
Silvia

Paula

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #10 am: 27. Juni 2018, 13:07:45 »
Birgit da bin ich jetzt wirklich sehr gespannt und ich gestehe: ich hätte mich nie getraut nach Äthiopien zu fahren. Der Anfang ist ja schon mal gelungen. Mit den Reiseklamotten hätte ich kein Problem, außer Treckingsachen packe ich nichts mehr ein. Bei Themen wie Hygiene und Sicherheit hätte ich mehr Bedenken. Dass jemand nach nur 6 Wochen Deutschunterricht so gut deutsch spricht ist mehr als erstaunlich, das muss ein sehr intelligenter Mann sein und fleißig noch dazu. Wie klingt denn äthiopisch? Mit ähnlichen Lauten wie deutsch? oder ganz anders?
Viele Grüße Paula

Birgit

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #11 am: 27. Juni 2018, 13:56:41 »
Ha ha, ich habe mich auch bewundert... ääääh, gewundert, dass ich es echt gewagt habe.

Im Nachhinein: In einem Internetforum bin ich mit 2 anderen, die auch Indien kennen, übereingekommen, dass Äthiopien und Indien in gewisser Weise ähnlich sind. Und ja, dadurch war dann nach ein paar Reisetagen Äthiopien für mich "das afrikanische Indien".

Ich hatte sicherheitstechnisch so ein paar leicht doofe Situationen, die beschreibe ich an der entsprechenden Stelle noch.

Hygiene: ich hatte keine größeren Probleme, bin aber vielleicht auch schon abgehärtet durch Indien?

Paula, Muller ist ein toller Mensch: Gebildet, ambitioniert, inspirierend und intelligent: Er sendet Gutes und zieht dadurch Gutes in sein Leben.

Wie Äthiopisch klingt? Die Landessprache ist Amharisch. Das gehört zu den semitischen Sprachen, klingt aber in meinen Ohren weder hebräisch noch arabisch, auch wenn manche Worte gleich sind. Wenn du bei Youtube "amharic" eingibst, findest du u. a Links zu Filmen, da kannst du dich ein bisschen einhören.

Birgit

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #12 am: 27. Juni 2018, 14:05:20 »
20.5: Reise nach Bahir Dar

Selbst Schuld, ich habe heute sicher einiges an Zeit verloren durch Buchen des späten Fluges. Aber das Ausschlafen war mir heute wichtig und auch es langsam angehen zu lassen. Gut, dass mir das vorher schon klar war, dass ich wieder mal völlig gestresst und KO in den Urlaub starten würde.

Muller und ich treffen uns am Hotel um die Tour zu besprechen. Er hat offenbar ein wenig Sorge etwas falsch zu machen. Aber das muss er gar nicht, er macht alles wunderbar, fast schon ein wenig überfürsorglich. Ich könne ihn jederzeit anrufen oder ihm schreiben und vielleicht kommt er selbst nach Harar um auf mich aufzupassen und zeigt mir die Hyänen.

Das einzige, was mich Überwindung kostet und einen harten Vertrauensvorschuss erfordert, ist das Überreichen von knapp 3000 Euro in bar. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Muller will offenbar auch Devisen haben und ich sehe zudem ein, dass eine solche Summe in Drei-Euro-Scheinen nicht sinnvoll zu überreichen ist. Im Gegensatz zu mir, die ich mit so viel Bargeld in der Tasche einige Tode gestorben bin, nicht zuletzt bei der Einreise, hat er damit kein Problem. Und ich bewundere seine Fähigkeit blitzschnell die Scheine zu zählen. Inbegriffen ist alles außer den Flügen, Mittag- und Abendessen, meinen persönlichen Betrinknissen, Trinkgelder und Souvenirs. Aber er braucht Empfehlungen und hat bisher keinerlei Zweifel an seiner Seriösität aufkommen lassen. Und so vertraue ich ihm halt, nicht zuletzt wegen seines guten Rufes, der mir schon von mehreren Seiten bestätigt wurde.

Ich sitze nach den ersten 24 Stunden hier im Flugzeug zur Destination Nr. 2, Bahir Dar, und habe schon Photobombing hinter mir, nachdem ich mich auf das Foto des vor mir sitzenden Passagiers geschlichen habe. Er hat gelacht. Überhaupt ist das Lachen hier das, was mir bisher am meisten gefällt, denn Addis ist - zugegeben - nicht gerade eine Traumstadt auf den ersten Blick.

Ethiopian Airlines ist wieder mal unkompliziert, im Flieger sitzen nur etwa 40 Personen: Eine Handvoll Chinesen, ich und ansonsten nur Einheimische. Übrigens sind die Flüge spottbillig, wenn man nur den Internationalen Flug auch mit Ethiopian Airlines gemacht hat. Und daher geht bei so wenigen Menschen auch das Aussteigen schnell und die paar Koffer sind schnell da. Gewissenhaft wird überall überprüft, ob ich auch nicht illegal im Land bin.





Ein wieder sehr netter Guide (Yihenew) und ein freundlicher Fahrer holen mich ab und bringen mich zum Jacaranda-Hotel. Das ist auch OK.

Und so stromere ich wenig später los um den Tana-See und Bahir Dar kennenzulernen. Hier ist es völlig anders als in der Stadt. Menschen baden im See, andere sitzen vor schicken Cafés in der Stadt oder relaxten Locations direkt am See. Ich lasse mich treiben und kann vor einer Kirche archaische Bilder beobachten, die mich auf das Land aufmerksam gemacht haben.

Eine Frau teilt mit mir ein Stück Brot, das hier verkauft wird. Leider habe ich die etwas komplizierte amharische Vokabel für 'danke’ immer noch nicht drauf und hoffe, mein 'Thank you’ wird verstanden.



















Ich gehe zur örtlichen Moschee und hoffe hier ein wenig 'Leute gucken’ zu können, aber nix da, die Ferenji wird selbst zur Sehenswürdigkeit. Groß und Klein steht um mich herum. Die Kinder werden manchmal von Erwachsenen liebevoll untergehakt und weggezogen, offenbar mit mahnenden Worten mich in Ruhe zu lassen. Nach einer Viertelstunde etwa wird es mir zu viel, ich gehe.





Übrigens beobachte ich auch immer wieder, dass bettelnde Kinder liebevoll ermahnt werden sich mir gegenüber zu benehmen.

An einer Art Schaukasten stehen Menschen, und als ich auch reinschaue und das Amharisch nicht lesen kann, löst sich das Rätsel, indem ein junger Typ mich grinsend anquatscht 'oh, are you looking for a job?’ Das seien Stellenanzeigen, ich bin also offensichtlich beim örtlichen Arbeitsamt gelandet.



Ich gehe selbst noch eine Pizza essen und Kaffee trinken und bin früh im Hotel. Nochmals essen gehen mag ich abends nicht, und so sitze ich einfach noch ein wenig vor dem Hotel und genieße den lauen Abend und die verhältnismäßig ruhige Stadt.




Silvia

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #13 am: 27. Juni 2018, 18:25:42 »
Wow, bist du schnell  :girly:  .... natürlich springe ich da auch noch mit auf!!    :sabber:

Birgit

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Re: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #14 am: 27. Juni 2018, 20:13:31 »
Zur Sicherheit nochmal gefragt: Die Bilder seht ihr, oder??????