14. Tag – Freitag, 26.05. (Lacoste, Abbaye de St. Hilaire)
Viel zu schnell ist mal wieder unser letzter voller Urlaubstag angebrochen. Es soll ein entspannter Tag werden, zum Wandern ist es zu heiß und weit mit dem Auto fahren wollen wir auch nicht, da sitzen wir morgen sowieso den ganzen Tag drin.
Ich habe noch zwei Punkte auf meiner Besichtigungsliste für die nähere Umgebung, danach wollen wir nochmal in den Supermarkt, am Nachmittag steht dann der Pool und gegen Abend das lästige Packen auf dem Programm.
Gegen halb neun fahren wir die wenigen Kilometer bis nach Lacoste. Erster Stopp ist das Schloss, das über dem Ort thront.
Es stammt aus dem 11. Jh., im 17. Jh. ging es durch Heirat in den Besitz des Adelsgeschlechts de Sade über und im 18. Jh. ließ es der berühmt-berüchtigte Donatien Alphonse Francois, Marquis de Sade, dem wir den Ausdruck sadistisch verdanken, umbauen und vor allem erweitern, der Schriftsteller baute unter anderem ein Privattheater ein, in dem er seine eigenen Werke aufführen ließ.
Leider sind vom Schloss nur noch wenige Teile erhalten, es wurde in der Französischen Revolution niedergebrannt und später von der Dorfbevölkerung als Steinbruch für ihre Häuser verwendet.
Inzwischen gehört das Gebäude dem Modeschöpfer Pierre Cardin und wird vom Savannah College of Arts and Design als Werkraum und Ausstellungsfläche genutzt. Außerdem findet im Sommer ein Musik- und Theaterfestival hier statt.
Zur Möglichkeit der Innenbesichtigung habe ich bei der Urlaubsvorbereitung widersprüchliche Angaben gefunden, jetzt ist die Eingangstür verschlossen und es ist auch keine Beschilderung zu möglichen Öffnungszeiten vorhanden. Wir begnügen uns daher mit einer Aussenbesichtigung, auf der etwas ungepflegten Fläche vor dem Schloss stehen einige Skulpturen und man hat von hier einen wunderschönen Blick, wenn auch durch den Dunst heute und das Gegenlicht etwas getrübt, auf das Tal und die Nordhänge des Luberon.
Dann fahren wir hinunter in den Ort und stellen das Auto ab. Wir schlendern gemütlich durch das sehr malerische, idyllische Dorf. Auch hier sind einige Häuser vom Savannah College of Arts and Design belegt, das hilft sicherlich Lacoste lebendig und bewohnt zu erhalten.
Gegen 10 Uhr fahren wir weiter zur nahegelegenen ehemaligen Abtei St. Hilaire, die vom 13. Jh. bis zum 18. Jh. von Karmelitern bewohnt war. Wir sind die einzigen Besucher und genießen die herrliche Ruhe. Die Abtei liegt in einem Tal, hinter den Gebäuden kann man durch den dazugehörigen Garten mit Olivenbäumen und Wiesen spazieren.
Die Abtei befindet sich heute in Privatbesitz, nachdem sie lange Zeit leer stand und verfiel. In den Nebenräumen der Kirche sind der Kauf und die Renovierung durch die heutigen Eigentümer, eine Familie aus Reims, ausführlich dokumentiert. Das ist sehr interessant, die Familie kam in den 60iger Jahren zum Urlaub machen in die Provence und entdeckte dabei die leer stehende Abtei. Sie kauften sie und wollten eigentlich ein Ferienhaus daraus machen. Nach und nach wurde ihnen aber die geschichtliche bzw. religiöse Bedeutung der Abtei bewusst und sie entschieden, sie zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Renovierung war sehr aufwändig und schwierig, da die Familie ja weiterhin in Reims wohnte und arbeitete und nur während der Ferien vor Ort sein konnte. Das heißt, die Handwerker mussten telefonisch überwacht werden und jeder Urlaub wurde zum arbeiten vor Ort verwendet, auch die sieben Kinder der Familie halfen mit.
Nach der friedlichen Stimmung in der Abtei erwartet uns an unserer nächsten Station, dem Supermarkt in Coustellet, das absolute Gegenteil: der Parkplatz ist völlig überfüllt, überall stehen Autos, die auf eine freie Parklücke warten, dazwischen wuseln die Fußgänger mit ihren Einkaufswagen. Das alles wegen einem einzigen Feiertag bei dem zudem zwar dieser Supermarkt geschlossen hatte, in der Umgebung aber mehrere geöffnet waren?
Hier und jetzt werden wir bestimmt nicht einkaufen, da werden sich die Schlangen vor den Kassen ja durch den gesamten Supermarkt ziehen. So schnell es geht, verlassen wir den Parkplatz und fahren zurück in die Ferienwohnung. Wir haben noch Reste, die fürs Mittagessen reichen.
Nach unserer Mittagspause versuchen wir unser Glück erneut, der Parkplatz ist leerer, aber dennoch ist noch viel Betrieb. Wir fahren daher in den nächsten größeren Ort in westlicher Richtung, das ist Cavaillon, etwa 15 km entfernt. Und – kaum zu glauben- im dortigen SuperU ist der Parkplatz höchstens zu einem Viertel gefüllt und wir können in aller Ruhe einkaufen: fürs Abendessen heute, für die Fahrt morgen und für Sonntag zu Hause.
Ab 14 Uhr liegen wir dann zum letzten Mal in diesem Urlaub am Pool, schwimmen, lesen, dösen, Leute beobachten und wir versuchen nicht an morgen zu denken, wenn wir bei demselben perfekten Wetter stundenlang im Auto sitzen werden.
Den Abend verbringen wir dann mit packen (in zwei Wochen hat man seine Sachen doch ziemlich verteilt), essen und wie üblich, auf dem Balkon.
Wetter: sonnig, teils Schleierwolken, ca. 31 °C