Hallo und willkommen
Mit meiner bescheidenen Japanerfahrung von leider nur 11 Tagen will ich auch mal meinen Senf dazugeben:
Muss man bei den klassischen Tagesausflügen (Matsushima, Nikko, Hakone, Nara, Hiroshima, Vulkan Aso, Nagasaki) den kompletten Weg zu den Sehenswürdigkeiten durchplanen, oder reicht es bis zum Bahnhof der jeweiligen Stadt zu planen?
Ich war in der Planung ziemlich überfordert von den vielen ähnlich klingenden Namen und ähnlich aussehenden Tempeln an verschiedenen Orten. Besonders bei der Planung für Kyoto bin ich fast verzweifelt, weil ich so gar keinen Plan hatte zu Entfernung der Sehenswürdigkeiten voneinander und der Lage der einzelnen Tempel.
Letztlich hatte ich mir eine "Must-See_Liste" gemacht und alles am Rande irgendwie so mitgenommen.
In Nara hatte ich beispielsweise meinen Reiseführer vergessen, habe aber einen ganz guten Plan bei der Tourist-Info bekommen und in meinen Bookmarks einen ganz guten Vorschlag zum "Abarbeiten" gefunden.
Letztlich wird man sich ohnehin manchmal treiben lassen, das eine oder andere durch Zufall finden und auch etwas auf der Liste haben, wozu man dann einfach zu KO ist.
Meine Urlaubstage waren immer spannend und prallvoll. Und dann das eine oder andere nicht mehr pflichtbewusst abgearbeitet zu haben, war dann nie schlimm. Ich hatte jeden einzelnen Tag ausreichend genossen.
Generell was die Planung angeht: Ich lese sehr oft von prall gefüllten Leitz-Ordnern für eine 14-tägige Reise. Ist das tatsächlich nötig?
Habe ich seit vielen Jahren in keinem Land der Welt mehr dabei und meine Planung auf einige Notizen und angestrichene Stellen im Reiseführer zusammengeschrumpft.
Was ich mittlerweile schätze ist immer und überall und insbesondere in Japan per Pocket-WIFI online sein zu können: Eine schnelle Verbindung zu einem spontanen Abstecher zu einem weiteren Tempel nachsehen, die Öffnungszeiten einer Sehenswürdigkeit checken, die Dauer des Fußweges zum nächsten Punkt abschätzen können. Ich hätte es gerade mit Öffis in Japan unterwegs nicht missen wollen. Google Maps hat mir immer den Weg gewiesen.
Woher weiß man, welche Züge und Busse reserviert werden müssen und welche nicht?
Ich war in der zweiten Oktoberhälfte unterwegs und hatte nur einen Überlandbus konkret reserviert, was auch nicht anders gegangen wäre. Alles andere ging auf den üblichen Touristenrennstrecken auch ganz prima so.
Ich mache mir ein bisschen Sorgen um die Menschenmassen. Wie "schlimm" ist das wirklich, und kann man sich in die Parks und Gärten retten wenn es einem zu viel wird, oder ist es da auch immer sehr voll?
Tokio war punktuell sehr voll, die U-Bahnen insbesondere in der Rush Hour, aber nicht den ganzen Tag.
Die Japaner haben gelernt mit ihrem wenigen Platz auszukommen, niemanden zu belästigen, keine Unruhe zu schaffen.
In einer gestopft vollen U-Bahn in Tokio ist es ruhiger und entspannter als in so mancher Vorortbahn zwischen Gotha und Eisenach, wenn eine einzige kleine krakelende kulturbeflissenee Damengymnastikgruppe den jährlichen Ausflug macht.
Als ich es einmal auf einem Bahnhof eilig hatte, teilte die Menschenmenge sich vor meinem Köfferchen und mir wie das Rote Meer vor Moses und seinem Volk, während ich hochrot vorwärts hastete.
Volle Tempel fand ich in Indien toll, in Japan mochte ich die leeren Tempel lieber. Und mit Shoppingfreaks vollgestopfte Innenstädte sind in Japan nicht schlimmer als im Ruhrpott. Beides fand ich manchmal nervig, war aber nicht allzu oft in solchen Situationen.
Man muss sich Japan aber nicht so vorstellen, dass es immer und überall voll ist. Allerdings musste ich bei meinen auf den ersten Blick idyllischen Bildern vom Goldenen Tempel in Kyoto schon ein bisschen grinsen bei dem Gedanken daran, dass ich mich nach vorne zum Blick durchgekämpft hatte und hinter mir die Menschen sich gegenseitig mit ihren Selfiesticks fast die Köpfe einschlugen aus Versehen.
Schlangen vor Sehenswürdigkeiten hast du manchmal ebenso wie auch in New York vor dem Empire State Building oder in Paris vor dem Louvre, aber eben nur manchmal.
Ich fand, dass recht wenige Autos unterwegs waren. An Staus mit Hupkonzerten und Rußwolken kann ich mich nicht erinnern, auch das entspannte die ganze Situation immer sehr.
Und wenn es dir mal irgendwo zu voll wird, findest du dennoch immer irgendwo ein nettes ruhigeres Plätzchen wie eine Bank in einem Park, ein Café, einen nicht so vollen Tempel...
Ich fand Japan toll und weitaus entspannter und spannender als ich es mir zuvor ausgemalt hatte. Und ich hoffe, dass ich in den nächsten Jahren nochmals hinkomme. Am vergangenen Wochenende war ich in Düsseldorf im japanischen Viertel und habe dort bei den wirklich wie in Japan aussehenden Lokalen und bei den vielen japanischen Supermärkten usw. richtig Sehnsucht bekommen...
Genieße die Vorbereitung, du kannst dich auf ein wirklich interessantes Land freuen!