Autor Thema: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016  (Gelesen 133728 mal)

serendipity

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #15 am: 20. Dezember 2016, 17:30:50 »
Fast  ;)... genau war es diese Stelle:

Dann senkt sich die Flügelspitze wieder, wir schwenken auf eine Kreisbahn und sind bald wieder auf Kurs. Ich atme durch und schimpfe mit mir. Warum habe ich so schnell in den Wir-werden-alle-sterben-Modus geschaltet?


Christina

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #16 am: 20. Dezember 2016, 18:09:40 »
Gut, dass ich diese (gefühlt) stressige Anreise verpasst habe und nun gemütlich ins Auto zusteigen kann.

Wegen der knappen Umsteigezeit wäre ich auch wahnsinnig nervös geworden, deshalb versuche ich immer, beim Hinflug einen möglichst großen Zeitpuffer zu haben, auch wenn das dann 5 oder sechs Stunden Herumhängen am Flughafen bedeutet.

Die Richtungswechsel während des Flugs hätte ich sicherlich nicht bekommen oder wäre einfach davon ausgegangen, dass das irgendeinen flugtechnischen Grund hat.

Das Auto hätte ich allerdings definitiv nicht bei Nacht abgeholt. Trotz Navi kann ich mich nachts nur sehr schlecht auf unbekannter Strecke orientieren und wenn es dann womöglich noch geregnet hätte, wäre es ganz aus gewesen. Deshalb Nachtabholungen nur, wenn ein zweiter Fahrer dabei ist, der keine Probleme damit hat.


LG Christina

Flicka

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #17 am: 20. Dezember 2016, 21:12:39 »
Wie schön, dass ihr auch noch zugestiegen seid!  :)

Ich lade gerade noch die Bilder für den ersten richtigen Reisetag hoch und gebe dem Bericht den letzten Feinschliff, dann kanns auch schon losgehen. Wir halten uns nicht weiter in Denver auf, sondern schlagen Kurs Nord ein.

Zusätzliche Zimmer sind schon reserviert, ihr bekommt ein Extra-Auto mit Fahrer, weil ihr nicht in den Focus passt, also lehnt euch zurück und genießt den ersten richtigen und auch ziemlich reibungslos verlaufenden Urlaubstag!  :)

Flicka

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #18 am: 20. Dezember 2016, 21:54:43 »
Donnerstag, 28.7.16


Wie befürchtet wache ich schon nach 2 Stunden Schlaf um 2 Uhr nachts wieder auf, döse noch ein wenig vor mich hin und mache dann doch gegen vier Uhr das Licht an. Wenn ich schon so früh wach bin, dann kann ich mich auch früh auf den Weg machen und in Cheyenne die morgendliche Veranstaltung der Frontier Days besuchen, nämlich die Parade durch die Stadt. Ich bin also schon bei Eröffnung des Frühstücks um halb sechs unten, esse Cornflakes und Donuts und mache mich dann um kurz vor sechs auf den Weg. Die Wettervorhersage sieht gut aus, 10 Stunden Sonne und leichte Bewölkung.

Der erste Teil der Fahrt ist etwas anstrengend, denn ich muss im beginnenden Berufsverkehr Richtung Denver, um dort auf die Interstate 25 nach Norden einzubiegen. Dank Navi und guter Ausschilderung klappt das aber letztlich problemlos. Ich freunde mich langsam mit dem Auto an, probiere den Tempomat aus und freue mich, als die Strecke langsam raus aufs Land führt und der Verkehr abnimmt. Leider bauen sich aber immer mehr Wolken vor mir auf, und plötzlich ist die Sonne weg. Die Interstate führt bergauf, mitten in eine Nebelbank hinein, ich muss die Scheibenwischer anmachen. Gut dass ich die heute morgen schon für die beschlagenen Scheiben gebraucht habe und sie jetzt wiederfinde. Um mich herum wird es richtig dunkel, vor mir ist kaum noch etwas zu erkennen. Als ich nach etwa 1 Stunden 45 Minuten Fahrt Cheyenne erreiche, fängt es dann auch noch an zu nieseln. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Ich will heute den Tag mit dem Besuch der Frontier Days verbringen und das Auto am Festgelände parken. Bis ich den Parkplatz finde, kreise ich ein wenig herum, aber dann darf ich schließlich doch die geforderten 20 Dollar löhnen und stelle das Auto, das plötzlich sehr klein aussieht, zwischen Pickups und großen SUVs ab. Weil es jetzt beständig nieselt, hole ich noch die Regenjacke aus dem Koffer und mache mich dann zu Fuß auf den Weg zum State Capitol, wo die Parade starten soll. Obwohl es schon viertel nach acht ist, liegen die Häuser und Gärten, an denen ich vorbeikomme, noch ziemlich verschlafen da, und ich sehe mein erstes Wildlife dieses Urlaubs über den Rasen hoppeln.






Je näher ich zum Capitol komme, desto mehr Leute kommen aber aus den Seitenstraßen, größtenteils mit Campingstühlen ausgestattet, die Parade scheint also eine längere Sache zu werden. Am Capitol ist schon einiges los. Pünktlich um 9 Uhr startet von hier aus die Parade Richtung Downtown, und pünktlich hört zum Glück auch der Regen auf.






Was jetzt kommt, ist eine bunte Mischung aus Cowboys und Kutschen, historischen Einsprengseln, Werbung, patriotischen Flaggen und Truppenaufmärschen und macht richtig Spaß. Die Amerikaner verstehen es einfach, solche Sachen aufzuziehen und mit Begeisterung dabei zu sein. Das heute die Farbe pink überproportional vertreten ist, liegt übrigens daran, dass man den Tag dem Kampf gegen Brustkrebs widmet, und da ziehen sogar die Cowboys Hemden in knalligem Pink an.
































Als die Parade schließlich vorbei ist, überlege ich noch, mir Downtown Cheyenne ein wenig anzuschauen, aber sonderlich viel gibt’s dort wohl nicht, also mache ich mich lieber zurück auf den ca. 2 km weiten Spaziergang zurück zum Festgelände. Dort muss ich erst noch an der Kasse die vorbestellten Tickets abholen, dann geht’s Richtung Rodeoplatz. Das Rodeo fängt erst um viertel nach zwölf an, aber bis dahin kann man sich hier die Zeit gut mit Shoppen, Essen, Trinken und Karusselfahren verbringen. Kaufen kann man hier so einiges, natürlich überall Cowboyhüte, aber auch besonders robusten Stacheldraht oder Weingeschenktüten aus Leder.






Gegen halb zwölf gönne ich mir das erste Bier das Urlaubs und blättere im Programmheft, wo unter anderem die Miss Frontiers der vergangenen Jahrzehnte abgebildet sind, während am Tisch neben mir alte Männer mit Cowboyhüten Wasser und Cola trinken und ab und zu begehrliche Blicke auf mein Coors werfen. Einer fragt mich dann, wo ich das her hätte und kommt schließlich beglückt mit einer eigenen Dose zurück.




Ich hole mir noch ein paar Curly Fries und nehme dann meinen Platz auf der Tribüne am Rodeo-Gelände ein. Das Wetter bessert sich, ab und zu kommt sogar die Sonne raus und dann beginnt das Programm.




Ich hatte ja immer gedacht, Rodeo sei halt Rodeo und bestünde daraus, sich auf einem bockenden Pferd zu halten. Jetzt muss ich feststellen, wie unwissend ich doch war. Es gibt unterschiedliche Disziplinen: Reiten auf bockenden Pferden mit Sattel und ohne Sattel und auf bockenden Bullen. Eine bestimmte Zeit, nämlich acht Sekunden, muss der Reiter sich oben halten und darf dabei mit der freien Hand nichts berühren, sonst wird er disqualifiziert. Und wer die vorgegebene Zeit übersteht, bekommt anschließend eine Punktewertung.












Dann gibt es noch Wettbewerbe gegen die Uhr, z.B. das Stier-Wrestling. Dabei reiten zwei Cowboys hinter einem Stier her, einer lässt sich vom Pferd auf den Stier fallen, hält ihn fest und muss ihn auf den Rücken drehen.








In einer anderen Disziplin wird das Kalb mit dem Lasso gefangen, das Pferd bleibt dann stehen und hält das Seil stramm und der Cowboy fesselt das Kalb.






Beim Barrel Racing gilt es, so schnell wie möglich, drei Tonnen zu umrunden, die in einigem Abstand in der Arena stehen. Und beim Team Roping muss der eine Reiter das Kalb am Kopf mit dem Lasso fangen und der andere an den Hinterbeinen. Das scheint relativ schwierig zu sein, denn hier ist kaum ein Team erfolgeich.








Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Showprogramme, z.B. den Auftritt eines Lasso Künstlers und der Miss Rodeo.






Etwas merkwürdig finde ich das Fohlenrennen, bei dem die Fohlen festgehalten werden und dann zu ihren Müttern rennen dürfen. Und ziemlich martialisch wirkt dann der Wettbewerb, bei dem Dreierteams ein Wildpferd satteln und damit ein Rennen reiten müssen. Das scheint Teil des Showprogramms zu sein und kein offizieller Rodeo-Wettbewerb und müsste wirklich nicht sein. Man kann vom Rodeo halten was man will, aber immerhin machen beim offiziellen Programm speziell dafür trainierte, halbwegs zahme Tiere mit, während das Mustang-Bezwingen eher nach brachialer Gewalt aussieht.




Mit diesem Wettbewerb ist dann auch gegen viertel nach drei das heutige Rodeo-Progamm beendet. Ich esse einen Cheeseburger, wandere noch ein wenig durch die Geschäfte und gehe schließlich hinüber dem Gelände, auf dem das Chuck Wagon Cooking stattfindet und das Indianerdorf aufgebaut ist.










Im Indianerdorf schaue ich mir noch den netten Auftritt einer Indianerin an, die die Weltmeisterschaften im Hoop-Dancing gewonnen hat. Sie erzählt von ihrer Kindheit und den Problemen, sich in der Männerwelt durchzusetzen und führt dann mit Kindern und ein paar Erwachsenen ein paar Tänze und Übungen vor. Als die letzten Reifen wieder eingesammelt sind, beginnt es auch gerade zu donnern, und die ersten Regentropfen fallen. So langsam kehrt auf dem Festgelände Ruhe ein.








Ich mache mich also auf den Weg zum Hotel, dem ganz neuen Staybridge Suites im Norden von Cheyenne, das ich zum Glück teilweise mit Hotelpunkten buchen konnte, denn jetzt während der Frontier Days bezahlt man in Cheyenne Oktoberfestpreise. Das Zimmer ist groß, und wenn ich wollte, könnte ich abends noch kostenlos ein kleines Nacho-Abendessen bekommen, aber nach Fries und Burger bin ich immer noch satt. Ich gehe abends im nahen Target noch Getränke und Snacks für die nächsten Tage kaufen und liege schließlich gegen halb acht nach einem langen erlebnisreichen Tag im Bett. Kaum zu glauben, dass ich vor 24 Stunden noch im Flieger gesessen bin. Der Tag hier in Cheyenne mit seinem bunten Programm war ein toller Start in den Urlaub, und die stressige Anreise scheint schon weit weit weg. Nur habe mich leider wegen des bewölkten Himmels erst viel zu spät mit Sonnencreme eingecremt, und der heftige Sonnenbrand, den ich mir geholt habe, trübt ein bisschen das allgemeine Wohlbefinden. Aber das sind Luxusprobleme, und ich freue mich schon auf den morgigen Tag.

Gute Nacht!

nordlicht

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #19 am: 20. Dezember 2016, 22:38:54 »

Die Amis haben offenbar genauso wenig Ahnung wie die Holländer, die hängen alle immer die Schleswig-Holsteinische Flagge falsch rum auf..... ;)

Schöner Tag mit Rodeo und allem Pipapo! :thumb:

Michael

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #20 am: 21. Dezember 2016, 08:02:55 »
Wie befürchtet wache ich schon nach 2 Stunden Schlaf um 2 Uhr nachts wieder auf, döse noch ein wenig vor mich hin und mache dann doch gegen vier Uhr das Licht an.

Ui! Nur zwei Stunden ist aber schon sehr kurz. Das finde ich immer das schlimmste an der Zeitumstellung, wenn man früh morgens wach ist und dann warten soll, bis der Rest von Amerika auch in die Pötte kommt...
Mittlerweile versuche ich das so zu planen, dass ich am ersten morgen einfach eine Fahrstrecke habe. Ab dem zweiten Morgen ist es dann auch gar nicht mehr so schlimm... ;-)

Die Frontierdays in Cheyenne müssen ja toll sein, ich hab schon viel davon gehört und gesehen.  Verhungern wird man dort wahrscheinlich auch nicht. :-)
...nach der Reise ist vor der Reise...

Paula

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #21 am: 21. Dezember 2016, 08:09:31 »
klasse einfach nur klasse  :happy: :beifall: :thumb:
was für ein toller Urlaubsauftakt! Die Parade ist genau nach meinem Geschmack und es hat mich spontan an den Oktoberfestumzug erinnert (nur auf amerikanisch natürlich). Einen Rodeobesuch wünsche ich mir auch schon lange. Danke für die tollen Bilder, du hast die Bewegung genial eingefangen! Und wie schön dass das Wetter noch mitgespielt hat.
Ein Tag ganz ohne Dellen  :)
Viele Grüße Paula

Susan

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #22 am: 21. Dezember 2016, 10:27:18 »
Wow, klasse Fotos, besonders von dem Barrel Racing  :thumb:
Der Tag hat doch schon für den Flug entschädigt!
Liebe Grüße
Susan

Shadra

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #23 am: 21. Dezember 2016, 13:47:09 »
Ist noch ein Plätzchen frei im Auto? Dann würde ich mich gerne noch dazwischen quetschen  :D

.. Und ich versteh immer noch nicht, was die Leute auf dem Hinflug immer Probleme mit dem Jetlag haben  :-[
Bei uns ist es nur beim Rückflug immer so schlimm. "Drüben" nie ..  :gruebel:
Schöne Grüße
Nele

Manche Menschen schwimmen mit dem Strom. Andere schwimmen gegen den Strom. Und ich steh hier mitten im Wald und find den blöden Fluss nicht!

Ilona

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #24 am: 21. Dezember 2016, 16:12:28 »
Hallo Flicka,

jetzt bin ich aber froh  :adieu:, dass du keine Notlandung mitmachen musstest. Deine Anreise war so fesselnd, dass ich Schweißausbrüche vom Mitfiebern hatte :girly:.

Rodeo ist ein No Go für mich, denn als Tierfreund kann ich nicht zuschauen, wie man den Bullen und Hengsten die Hoden abschnürt, damit sie wild werden.

Besonders gespannt darauf bin ich aber in deinem Reisebericht, ob du den Fantasy Canyon gefunden hast  :zwinker:.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Flicka

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #25 am: 21. Dezember 2016, 17:23:10 »
Schön, unsere Reisegruppe vergrößert sich! Willkommen an Bord! Ich habe extra einen Van für euch reserviert, damit ihr genug Platz habt. Also macht es euch gemütlich!  :)

Warum die in Cheyenne eine rot-weiß-blaue Fahne haben, weiß ich gar nicht. Oder ist das die Fahne der Frontier Days?

Die Parade hat viel mehr geboten, als ich mir das vorgestellt habe. Von daher war es ganz gut, dass ich früh aufgewacht bin und schon morgens in Cheyenne war. Das versöhnt dann auch mit dem Jetlag. Trotzdem beneide ich die Menschen, für die der Anreisetag einfach ein längerer Tag ist und die sich ab dem nächsten Morgen schon mehr oder weniger in der richtigen Zeitzone eingefunden haben.

Was das Rodeo angeht: Ich will hier mit Sicherheit keine Werbung für Rodeos machen, und noch dazu gehen die Ansichten allgemein sehr auseinander, was man mit Tieren machen sollte und was nicht. Es gibt ja auch durchaus Leute, die jede Form von Reitsport ablehnen. Allerdings gibt es übers Rodeo weit verbreitete Meinungen, die nicht den Tatsachen entsprechen, und dass man dabei den Tieren die Hoden schmerzhaft quetscht, damit sie bocken, gehört offenbar dazu. Ich hatte vor der Reise und wegen der Überlegung, ob ich ein Rodeo besuchen will, mal angefangen, mich ein wenig schlau zu machen. Nach allem, was ich gefunden habe, werden die Hoden nicht eingeschnürt, da der Gurt viel weiter vorne liegt. Das behaupten übrigens nicht mal Organisationen wie PETA, obwohl die natürlich insgesamt strikt gegen Rodeo sind. Sie behaupten aber, dass der Gurt so stramm gezogen würde, dass die inneren Organe gequetscht werden und das Pferd deshalb Schmerzen hat und buckelt. Glaube ich persönlich nicht, ich habe mir mal meine Bilder im Hinblick auf so enge Riemen auch mal angeschaut. Anscheinend werden die Tiere aufs Buckeln bzw. Reiterabwerfen trainiert und der Gurt soll dazu dienen, dass sie eher nach hinten ausschlagen als die Reiter durch Aufbäumen abzuwerfen. Dazu passt, dass  auch Stuten als Rodeopferde eingesetzt werden, denen man schlecht die Hoden quetschen kann. Aber wie gesagt, Lobbyarbeit für den Rodeosport will ich hier nicht betreiben, und ob man ein Rodeo besuchen will, muss man einfach mit sich selbst abmachen.

EDIT: Ich habe die Passage zum Rodeo jetzt auch mal im USA-Reise-Forum gepostet, weil es ja doch ein heikles Thema ist. Ich finde es übrigens gut, dass Ilona das angesprochen hat, denn ich kann mir vorstellen, dass man als Leser des Reiseberichts ein wenig in der Zwickmühle ist, ob man es ansprechen sollte, wenn man eine solche Veranstaltung ablehnt.

Tja, und ob ich den Fantasy Canyon gefunden habe, weiß ich noch gar nicht. Wir sind ja gerade erst in den USA angekommen.  ;)

Christina

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #26 am: 21. Dezember 2016, 17:55:10 »
Auch wenn ich solche und ähnliche Festveranstaltungen so gut wie möglich meide, da es mir da immer zu voll ist (also bezogen auf einen Urlaub oder Städtetrips, da dabei bei mir das Besichtigen und Fotografieren im Vordergrund steht, zu Hause geh ich schon auf Dorffeste o.ä., wo es ums Beisammensitzen, Essen und Trinken geht), hat mir das virtuelle Dabeisein gut gefallen. Deine Bilder, gerade von den Pferden in Bewegung und auch die Detailaufnahmen sind super.

Ich war bei meinem ersten Kanadaaufenthalt bei einem Rodeo, da gab es auch alle die von dir genannten Disziplinen, bis auf das Fohlen-Rennen und das Mustang-Bezwingen. Ich fand's ganz interessant, vor allem die Atmosphäre drumherum, da sind die Kanadier ja wie die Amerikaner, inklusive Nationalhymne am Anfang (ich nehme an, das war bei dir auch so). Ein zweites Mal muss nicht sein, würde es aber auch nicht ablehnen, wenn zum Beispiel Peter sich mal eins anschauen wollte.


LG Christina

serendipity

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #27 am: 22. Dezember 2016, 09:43:00 »
Das war aber gleich ein ereignisreicher Tag - zum Glück ohne Dellen! Vor allem die Bilder der Parade gefallen mir. Beim Rodeo bin ich zwiegespalten. Ich selbst habe mal ein Minirodeo in Escalante (Pioneer Days) gesehen, welches aber eher eine Amateurveranstaltung war, mir gefiel die familiäre Atmosphäre damals besonders. Ein weiteres oder vor allem professionelles Rodeo, wie in Cody, würde ich wohl nicht besuchen.

Ich finde es gut, dass du dich vorher mit der Problematik auseinander gesetzt hast und deine Infos finde ich interessant.

Flicka

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #28 am: 22. Dezember 2016, 18:43:43 »

Ich war bei meinem ersten Kanadaaufenthalt bei einem Rodeo, da gab es auch alle die von dir genannten Disziplinen, bis auf das Fohlen-Rennen und das Mustang-Bezwingen. Ich fand's ganz interessant, vor allem die Atmosphäre drumherum, da sind die Kanadier ja wie die Amerikaner, inklusive Nationalhymne am Anfang (ich nehme an, das war bei dir auch so). Ein zweites Mal muss nicht sein, würde es aber auch nicht ablehnen, wenn zum Beispiel Peter sich mal eins anschauen wollte.


Die Nationalhymne gabs natürlich, jeweils live gesungen. Ich frage mich, ob man in den USA professionelle Nationalhymnensängerinnen und -sänger über eine Zentrale buchen kann. Die braucht man doch bestimmt täglich im Dutzend.  ;)

Dieses ganze Rodeo-Treiben mitzuerleben war schon interessant. Die Frontier Days sind ein richtiges Volksfest mit allem Drum und Dran, und da gabs auch außerhalb des regulären Rodeo-Programms einiges zu sehen und zu erleben. Nochmal würde ich so ein Rodeo aber auch nicht brauchen. Ich hatte kein Verlangen danach, es mir später in Cody nochmal anzuschauen.

Nachher gibts noch einen Reisetag.  :)

Flicka

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #29 am: 22. Dezember 2016, 20:11:26 »
Freitag, 29.7.16


Irgendwie muss ich meinen Körper ja für seine innere Uhr bewundern, denn exakt um 2.11 Uhr wache ich auf. Immerhin schlafe ich nochmal für eineinhalb Stunden ein, aber dann ist die Nacht vorbei. Passt andererseits doch ganz gut, denn so kann ich in Ruhe einige hundert Bilder von gestern löschen, die Akkus wieder aufladen, ein paar E-mails schreiben und den Koffer etwas umpacken. Der Sonnenbrand ist leider noch heftiger als befürchtet, und ich habe leichte Kopfschmerzen, vielleicht auch von der Sonne, dabei hatte ich doch gestern eigentlich das Gefühl gehabt, kaum in der Sonne gewesen zu sein. Heute wird’s dann mal die 50er Sonnencreme und ein T-Shirt mit engerem Halsausschnitt.

Um das kostenlose Pfannkuchenfrühstück in Downtown aufzusuchen bin ich heute zu faul. Ich frühstücke im Hotel und fahre dann wieder zum Festivalgelände. Eigentlich hatte ich mir gestern überlegt, mir irgendwo in den angrenzenden Straßen einen kostenlosen Parkplatz zu suchen statt wieder 20 Dollar auf dem offiziellen Parkplatz zu löhnen, aber dafür bin ich heute morgen auch zu faul. Ich habe Urlaub, da will ich nachher nicht noch kilometerweit durch die Straßen laufen, wenn ich einen Pullover oder eine Jacke aus dem Auto brauche.

Heute morgen mache ich erst mal ein paar Fotos rund um das Old West Museum. Der Himmel ist blau, die Sonne wärmt heute morgen schon ordentlich, und ich bin froh, dass ich die 50er-Sonnencreme aufgelegt habe.








Dann nehme ich an der „Behind the Chutes“-Tour teil und erfahre unter anderem, dass das erste Rodeo 1897 ausgetragen wurde, dass es nur aus einem Wettbewerb bestand, und dass der siegreiche Cowboy damals 25 Dollar erhielt, das siegreiche Pferd aber 100 Dollar. Im Rahmen der Tour, die von zwei berittenen Cowgirls angeführt wird, kommt man an den Koppeln der Tiere vorbei und darf auch in die Arena und bekommt auch ein paar anschauliche Erklärungen zu den Rodeo-Regeln.








Nach der Tour schaue ich beim Chuckwagon Cookout vorbei, das heute anscheinend als Wettbewerb stattfindet. Die meisten Teilnehmer haben sich historisch kostümiert, und an den vielen Feuerstellen kochen Kinder unter der Anleitung von Erwachsenen und sind ernst bei der Sache.




Im Indianerdorf sichere ich mir dann frühzeitig einen Platz im Schatten und schaue mir die Vorführung indianischer Tänze an. Die Erklärungen zu den Tänzen vergesse ich leider relativ schnell, das hätte ich mir direkt aufschreiben müssen, schade. Aber immerhin kann ich mir merken, dass einer der Tänze der „Chicken Dance“ ist.














Einen der letzten Auftritte bestreitet dann die Indianerin, die gestern schon über das Reifen-Tanzen berichtet hat. Jetzt stelle ich fest, dass das Hoop-Dancing gar keine Hoola-Hoop-Dancing ist, wie ich gestern dachte, sondern die Reifen regelrecht miteinander und mit dem Körper verflochten werden. Toll sieht das aus! Und die zweijährige Tochter ist auch schon mit vollem Einsatz dabei.






Um viertel nach zwölf finde ich mich dann wieder zum Rodeo ein. Zum Glück schiebt sich nach ein paar Minuten der Schatten des Daches über meine Sitzreihe, so dass ich mir entspannt das Spektakel anschauen kann. Heute kenne ich das ganze ja schon und kann viel mehr auf solche Dinge wie die Punktewertung oder die Herkunft der Teilnehmer achten. Die meisten kommen aus den USA, aber es sind auch ein paar Teilnehmer aus dem Ausland dabei. Leider fallen diejenigen, die am lautstärksten mit großem Getöse als Champions angekündigt werden, oft am schnellsten in den Dreck. Das ist ja echt besonders bitter.






























Es zieht sich zu, und zwischendurch regnet es ein paar Tropfen, aber dann ziehen die Regenwolken weiter und die Sonne kommt wieder heraus. Nach dem Rodeo will ich mir die Old Frontier Town anschauen, eine Ansammlung von Souvenirgeschäften im Western-Style außerhalb des Festgeländes. Als ich dort ankomme, tröpfelt es aber wieder, und ich beschließe, meine Regenjacke aus dem Auto zu holen. Außerdem bin ich etwas beunruhigt, denn neben mir philosophieren ein Mann und eine Frau darüber, ob die Wolke da hinten nur eine bartförmige Wolke oder vielleicht doch ein Tornado ist. Huch, ein Tornado? Ich dachte, die gibt’s nur weiter östlich. Plötzlich wird mir klar, dass ich keine Ahnung habe, was ich denn hier im Falle eines Tornados tun müsste.

Auf den wenigen Metern zum Auto zucken dann auch schon Blitze über den Himmel, und ich beschließe, mich lieber mal für ein paar Minuten ins Auto zu setzen, bis das Gewitter vorübergezogen ist. Oder sollte ich gar nicht hier im Auto sitzen, falls die bartförmige Wolke doch ein Tornado ist? Ach, Quatsch, es regnet doch nur ein bisschen. Aus den paar Minuten wird dann  eine gute halbe Stunde, denn plötzlich platschen nicht nur dicke Tropfen, sondern auch vereinzelte Hagelkörner von der Größe von Haselnüssen auf die Autodächer. Immerhin stellt sich die bartförmige Wolke doch „nur“ als Wolke heraus, es gibt keinen Tornado, und ich sitze sicher im Auto, aber trotzdem bekomme ich ein wenig Angst, als der Hagel heftiger wird. Die kleinen Eisklumpen knallen richtig laut auf die Scheiben und das Blech. Hm, wer bezahlt eigentlich einen Hagelschaden am Mietauto? Hoffentlich nicht ich! An den Autos um mich herum gehen die Alarmanlagen an, das ist richtig gespenstisch.

Schließlich wird es heller, und von einer Sekunde auf die andere scheint wieder die Sonne. Ich inspiziere kurz das Auto, kann aber zumindest im Moment keinen Schaden erkennen, Glück gehabt! (Anmerkung: Diesen Teil des Reiseberichts habe ich am folgenden Morgen geschrieben, BEVOR ich das Auto im trockenen Zustand wiedergesehen habe....)

Bis zum Konzert, das ich heute abend besuchen will, habe ich noch zweieinhalb Stunden Zeit. Eigentlich wollte ich im Old West Town irgendwas traditionelles Cook-outiges essen, aber zum Glück sehe ich, was andere Leute da in ihren Plastikschalen an die Tische transportieren. Das überzeugt mich dann doch nicht. Zurück auf dem Rodeo-Gelände hole ich mir eine Art Kebab mit Salat, das ist so ziemlich das Gesündeste, was ich in den letzten zwei Tagen gegessen habe. Danach inspiziere ich die Souvenirgeschäfte. Ein extravagantes Paar Stiefel hätte es mir ja angetan, aber 649 Dollar finde ich dann doch ein bisschen happig. Handtaschen mit Bibelsprüchen will ich auch nicht, wer kauft eigentlich sowas?












Ich bummele noch über den Kirmesplatz und genießen die fröhliche Stimmung. Zwischendurch werfen die weiteren Ereignisse des Abends schon mal ihre Schatten voraus (nein, ich werde nicht von Außerirdischen entführt):






Schließlich ist es halb acht, und weil alle Leute sich in langen Schlangen an den Gates anstellen, stelle ich mich auch mal an. Erst um kurz vor acht öffnen die Gates,und ich suche mir meinen Platz auf der C-Tribüne. Nach einer Viertelstunde geht es dann mit dem „Vorprogramm“ los, Aaron Watson. Der mischt Country mit Rock, so würde ich das mal laienhaft beschreiben, klingt gut und  ist anscheinend ganz erfolgreich.








Er wird aber nicht müde, darauf hinzuweisen, dass er ja nur das Vorprogramm ist. Denn nach ihm kommt: KISS!

Jede Erwähnung von Kiss führt zu lautstarken Jubelstürmen in der Partyzone direkt vor der Bühne, und als Aaron Watson schließlich abtritt, die Bühne umgebaut wird und man im Hintergrund ein paar Golfwägelchen mit irgendwas Schwarz-Weißem erkennen kann, kocht die Stimmung über. Und dann fliegt der Vorhang hinunter, Nebenschwaden wabern von der Bühne, und da sind sie: KISS!

Tja, was soll ich sagen? Dafür, dass ich von Kiss bis vor zwei Wochen genau einen Song kannte und seit einer Woche genau 2 Songs kenne, finde ich es richtig klasse. Die Typen sind gut drauf und machen Stimmung. Und den ein oder anderen Song erkenne ich dann doch noch. Die Stimmung im Publikum ist richtig klasse, und ich lasse mich begeistert mitreißen.

Anscheinend gehören manche Sachen zwingend zu so einer Kiss-Show, z.B. auch, dass man sich als Fledermaus-Kiss irgendeine blutrote Pampe aus dem Mund laufen lässt, was etwas albern aussieht und dann leider auch zu ästhetischen Beeinträchtigungen des Make-Ups führt, aber was weiß ich schon?

Eins weiß ich mit Sicherheit nicht, nämlich wo die Grenze zwischen geduldetem Handy-Fotografieren und -Filmen und nicht mehr geduldetem Spiegelreflexkamera-600mm-Teleobjektiv-Fotografieren liegt. Das Konzert dauert gerade eine Stunde und ich versuche hingebungsvoll, den Katzen-Kiss-Drummer möglichst vorteilhaft formatfüllend abzulichten, da klopfen mir die Leute neben mir auf die Schulter. Ich schaue mich um, und sie zeigen auf zwei cowboybehütete Ordner, die mir winken und irgendwie gar nicht freundlich aussehen.

Ich habe schon so eine Ahnung, dass der Rest des Konzerts ohne mich stattfinden wird und packe mein Zeug komplett zusammen, bevor ich mich zu den Ordnern schiebe. Der Inhalt der sich jetzt entspinnenden Diskussion ist mir nach wie vor ziemlich unbekannt, denn die Diskussion findet vor der Kulisse eines Rockkonzerts statt, und über Urheberrechte unterhalte ich mich normalerweise nicht auf englisch. Mit meinem „I don't understand“ und dem Hinweis, dass ich doch nur ein paar Fotos mache, während ringsum wild gefilmt wird, komme ich nicht weit. Ich sehe offenbar eine Spur zu professionell aus, und als ich auf die Frage, ob ich ein Photographer Badge (?) hätte, schließlich nur noch mit einem „no“ antworten kann, werde ich von der Tribüne verwiesen. Na gut, ist jetzt auch nicht weiter tragisch, im Gegenteil finde ich es ziemlich lustig: Das muss man ja auch erst mal bringen, aus einem Kiss-Konzert geworfen zu werden. Als gesetzestreuer Mensch lösche ich die erbeuteten Fotos natürlich noch am selben Abend von der Speicherkarte. (Wer trotzdem ein paar Eindrücke bekommen möchte, kann auf Youtube eine reichhaltige Auswahl an Videos von diesem Konzert finden.)

Ein Vorteil des frühen Rausschmisses sind die mehr oder weniger leeren Wege und Straßen, und ich komme schließlich gegen halb elf müde aber zufrieden wieder am Hotel an. Morgen geht’s raus aufs Land, ab dann muss ich mich erst mal eine Weile selbst bespaßen.

Gute Nacht!