Autor Thema: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016  (Gelesen 131428 mal)

Andrea

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    • Anti walks...
Sei mir nicht böse, aber ich glaube, ich leihe dir unser Auto nicht...  :verpiss:

Mensch, kann man sooo viel Pech in einem Urlaub mit dem Auto haben? Das nächste Mal mach dir einen Aufkleber in Form eines Fisches dran oder "Jesus an Board" oder so. Und christliche Sender sind dann dauerhaft Pflicht. Wir hatten auch mal eine Weile einen Sender an, bei dem ganz nette Musik gespielt wurde, bis mit beim dritten Song auffiel, dass es irgendwie immer um Jesus, Gott und was weiß ich ging. Als dann zum x-ten Mal "Lean on me" kam, haben wir nach einem anderen Sender gesucht. Der einzige verfügbare war dann in rasend schnellen spanisch und mit "ei ei eiiiii"- Musik... Man muss ja kein Radio hören.

Dass das Wetter dich jetzt etwas im Stich lässt, ist schade. Hätte noch ein superschöner Tag werden können.
Liebe Grüße, Andrea



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Christina

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Schade, dass die letzten Tage wettermässig nicht so ideal waren, aber auch in dieser Gegend gibt es eben nicht immer Sonnenschein.

Die Dinoknochen hätten mich nicht so sehr interessiert, aber bemerkenswert, dass schon bei Entdeckung der Knochen sehr viele Leute kamen, um sich das anzuschauen, ich hätte gedacht, der Dino-Hype hätte erst mit Jurassic Park begonnen.

Nun hoffe ich noch auf einen sonnigen Tag in Denver und wage gar nicht, mir vorzustellen, wie die Autorückgabe bei den vielen Schäden abläuft :)


LG Christina

Flicka

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Mittwoch, 17. August


Ich habe mir den Radiowecker gestellt, und vermutlich weckt das Ding das ganze Haus auf, als es um 6 Uhr lautstark losgeht. Ich habe mich für die erste Frühstücksschicht von 7.15 bis 8.15 Uhr eingetragen, schließlich will ich am letzten Urlaubstag in Denver volles Programm machen. Davor muss ich allerdings noch eine kleine Widrigkeit meistern: Weil die Reiseadapter nicht in den wackligen Steckdosen halten, muss ich den Föhn der Unterkunft benutzen, der ein nur 60 cm langes Kabel hat und am Ende eines 60 cm breiten Waschtischs etwa in Bauchnabelhöhe in die Steckdose eingesteckt werden muss – die anderen Steckdosen im Zimmer liegen knapp über Fußbodenhöhe. So wird das morgendliche Haareföhnen zur Frühgymnastik.

Zum Frühstück gibt es heute morgen Waffeln mit Erdbeeren, Blaubeeren und Bananen, sehr lecker. Ich komme dabei noch mit Cindy und Tom ins Gespräch, zwei Gästen, die offenbar Baseballbegeisert sind und um beim gestrigen Spiel der Rockies im Coors-Stadium waren. Heute ist wieder ein Spiel, und da gehe ich auch hin. Ob ich denn ein Ticket hätte, will Tom wissen, ja, das  habe ich schon von zuhause im Internet gekauft, berichte ich.

Ein Blick nach draußen macht Laune: Blauer Himmel, strahlendes Wetter, klasse!




Ich packe meinen Kram zusammen und mache mich dann auf den Weg zum State Capitol, wo ich gegen halb neun ankomme und fest entschlossen bin, an einer Führung teilzunehmen.

Satz mit X, war wohl nix, geöffnet haben sie zwar schon ab halb acht, Führungen gibt es aber erst ab 10. So viel Zeit kann ich hier wirklich nicht totschlagen. Ich spaziere ein wenig herum und mache mich dann auf die Suche nach dem oder besser den High-Mile-Markern an der Westtreppe.






In der Broschüre steht nämlich, dass die ursprüngliche Plakette, die eine Höhe von 1 Meile über dem Meeresspiegel anzeigt, öfter gestohlen wurde. Daraufhin wurde sie durch eine Gravur in einer Treppenstufe ersetzt. Später fanden Studenten dann heraus, dass die Meile ein paar Treppenstufen höher liegt. Und wieder später fanden Wissenschaftler dann heraus, dass die Meile ein paar Treppenstufen tiefer liegt. Heute gibt es deshalb auf der Treppe ganze drei Marker für die Mile high City.




Dafür, dass die Stadt 1600 Meter hoch liegt, ist es heute morgen schon richtig warm. Ich will eigentlich ins Art Museum, aber das öffnet erst um 10, also nutze ich das schöne Wetter und mäander ein wenig durch die Straßen.








Schließlich komme ich ans Convention Center. Der Bär am Convention Center und ich habe eins gemeinsam: Wir kommen hier nicht rein. Ich rüttele noch ein wenig an den Türen, aber alles ist zu. Wahrscheinlich machen die auch erst um 10 auf.




Na ja, Zeit fürs Kunstmuseum. Dort kreuze ich um kurz nach 10 auf und kann schon die erste Kunst am Straßenrand bewundern.




Ich zahle 13 Dollar für den Eintritt und mache mich vom Hamilton Building über einen Überweg auf den Weg zum North Building, denn dort will ich mir indianische und präkolumbinanische Kunst anschauen. Die indianische Kunst stammt zumeist vom Anfang des 20. Jahrhunderts, es sind aber auch einige Bilder, Kleidung, Puppen und Installationen aus den letzten Jahren dabei.
















Ein Stockwerk höher ist die präkolumbianische Kunst zu sehen, und hier wird man von der Fülle und der Unterschiedlichkeit der Ausstellungsstücke beinahe erschlagen. 2000 Jahre werden abgedeckt, von Südamerika bis nach Mexiko.
















Auch ohne die weiteren Ausstellungen gesehen zu haben, habe ich fast 2 Stunden im Museum verbracht, und vermutlich könnte man hier Tage verbringen.

Jetzt ist aber das „zeitgenössische“ Denver dran. Ich mache mich auf den Weg zur 16th Street, der Einkaufsstraße, die mehr oder weniger als Fußgängerzone konzipiert ist, in der nur die regelmäßigen kostenlosen Shuttlebusse fahren. Ich schlendere die  Straße entlang, schaue ein wenig und genieße das Sommersonnenwetter. Ein paar gläseren Hochhäuser gibt es am Anfang noch zu bewundern, aber insgesamt wirkt Denver hier um die Fußgängerzone fast kleinstädtisch, da erinnert nichts an die mehrspurigen vollgestopften Interstates, über die ich gestern hergekommen bin.










Fast am Ende der Mall biege ich nach links ab, zum Coors-Stadion, das ein paar hundert Meter nördlich liegt. Mit mir sind schon viele Leute unterwegs, auch viele mit Kindern, denn heute spielen die Rockies nachmittags gegen die Nationals aus Washington. Die beiden folgenden Fotos sollte man sich genauer anschauen:






Und warum sollte man sich die beiden letzten Fotos genauer anschauen? Ganz einfach: Es sind die letzten mit meinem geliebten, mich seit Jahren begleitenden 24-105-mm-L-Objektiv. Am Stadion angekommen hole ich die ausgedruckte Karte heraus, und als ich stattdessen die Kamera in die Tasche packen will, rutscht sie mir aus den Händen und knallt auf den Boden. Ich hoffe noch ein paar Sekunden, dass nichts passiert ist, aber ich kann schon kleine Scherben auf dem Boden sehen, und als ich sie hochhebe, sehe ich, dass der Filter sich regelrecht in das Objektiv hineingeschoben hat und zersplittert ist. Ob auch die Linse etwas abbekommen hat, kann ich in dieser Situation erst mal nicht erkennen, den Filter bekomme ich auch nicht mehr runter, oh, das sieht übel aus, so ein Mist!

Ich gehe trotzdem ins Stadion, obwohl ich mich im Moment genauso gut auf eine Treppe setzen und heulen könnte. Irgendwie ist es in diesem Urlaub wie verhext. Etwas ziellos mache ich mich dann auf die Suche nach meinem Platz, irgendwo oben in der Nähe der Base, aber wie kommt man hoch? Gerade als ich mich ratlos umschaue, laufen mir Cindy und Tom über den Weg. Die frage ich um Rat, sie erklären mir den Weg, doch ein paar Sekunden später spricht mich Cindy von hinten wieder an und meint, ich solle doch mit ihnen kommen, sie hätten Tickets in der ersten Reihe.

Okay? Dann gehe ich halt mal mit, beschließe ich. Im Moment ist mir irgendwie eh alles egal. Tom überreicht mir ein Ticket, und wie ich später herausbekomme, haben sie Saisonkarten und 8 Plätze in der Reihe für sich gebucht. Oft geht die Familie mit, die in der Nähe wohnt, aber manchmal sind sie auch alleine hier, also haben sie Tickets übrig.

Rein preislich sind ihre Tickets zwar günstiger als meine, aber ich muss zugeben: Es hat was, direkt in der ersten Reihe am Rasen zu sitzen. Ich zeige Cindy und Tom meine Kamera, und die beiden bedauern mich, und dann kommt auch noch der Aufpasser vom Feld auf mich zu, zeigt auf meine Kamera und erklärt mir, wie sehr ihm das leidtäte und dass er mit mir fühlt. Ach, es tut doch gut, ein bisschen gehätschelt zu werden.

Mir das Spiel mit Cindy und Tom anzuschauen, ist dann wirklich sehr unterhaltsam, Glück, dass ich sie getroffen haben. Die beiden wissen eine Menge über die Rockies und das Spiel (es ist ein game, kein match bekomme ich als erstes zu hören, und es sind keine points, es sind runs) und beantworten gerne meine Fragen. Zwischendurch bestellen sie für mich ein Bier mit. Natürlich muss mich dafür revanchieren und bestelle bei der nächsten Runde für sie Getränke mit. Natürlich müssen sie sich dafür revanchieren und bestellen bei der nächsten Runde für mich wieder ein Bier mit. In der Sommersonnenhitze 3 Bier herunterzukippen macht mich dann doch etwas dösig, und so verbringe ich die zweite Hälfte des etwa vierstündigen Games trotz des Kameraschadens in einem halbwegs entspannten Zustand. Netterweise gewinnen die Rockies, und ich verabschiede mich herzlich von Cindy und Tom und gehe noch in den Souvenirshop im Stadium, um ein paar Rockies-Mitbringsel zu kaufen. Dass ich die beiden getroffen habe, war wirklich ein Glück, so wurde es dann doch noch ein sehr netter Nachmittag.

Nach einem anschließenden Bummel zurück auf der 16th Street kehre ich abends schließlich noch im Hard Rock Café ein und vertilge gemäß der Urlaubstradition die überbackenen Nachos. Satt und müde und trotz des Kamera-Sturzes mit dem Nachmittag zufrieden trotte ich schließlich zurück Richtung Unterkunft. Aber es ist eine merkwürdige Stimmung: Die Sonne ist weg, die Straßen sind leerer als heute mittag, und noch mehr als heute morgen fallen mir die vielen Obdachlosen auf. Manche sehen nicht aus wie Obdachlose, sie sind ordentlich gekleidet und frisiert und könnten genauso gut gerade nur zufällig hier sitzen. Ich bekomme mit, wie ein junger Mann und eine Rollstuhlfahrerin miteinander plaudern und wäre nicht auf die Idee gekommen, dass sie obdachlos ist, bis der junge Mann Geld herausholt und ihr ein paar Dollar gibt. Am meisten wirft mich aber eine Frau aus der Bahn, die adrett frisiert und gut gekleidet mit einer sorgfältig mit einem Gummiband zusammengebundenen neu wirkenden Isomatte vor einem Geschäft sitzt und mir ein schmerzliches Lächeln zuwirft. Wenn ich da an die teilweise abgerissenen Hiker im Yellowstonepark zurückdenke, die ihre Schuhe mit Klebeband geflickt hatten... Ich frage mich, was ihr passiert ist und gerate unweigerlich ins Grübeln.

Ich komme vor neun Uhr zurück ins Bed and Breakfast und kann am PC der Innkeeperin online einchecken und meine Boarding-Pässe ausdrucken. Nein, ausdrucken kann ich nur den Boarding Pass für den Flug von Island nach Frankfurt, für die Strecke Denver – Island hat Icelandair nur eine Confirmation für mich. Huch, was ist denn da los, sind die etwa überbucht und ich bin auf irgendeiner Warteliste? Das würde ja zu meinem bisherigen Pech passen. Aber beim sorgfältigen Lesen ergibt sich dann, dass man für den Flug ab Denver eine richtige Boardkarte braucht, die man am Schalter bekommt. Eingecheckt bin ich, also alles im grünen Bereich.

Die Innkeeperin bekommt dann noch meine Kühlbox, und ich trage mich für morgen früh für die zweite Frühstücksschicht ab 8.15 Uhr ein. Morgen habe ich viel Zeit, ich will nur noch ins Naturkundemuseum, also verschiebe ich das letzte Packen auf morgen und vervollständige heute abend nur noch mein Reisetagebuch.

Gute Nacht!

Andrea

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Da ist der Urlaub fast zuende und du schaffst es echt, noch einen drauf  zu setzen? Oh Mann, Flicka, du hast echt Pech! Hoffentlich war das Objekiv versichert und zum Glück ist es am Ende des Urlaubs passiert. Trotzdem fehlen mir die rechten Worte des Trosts. Gut, dass du Cindy und Tom getroffen hast, so dass du abgelenkt warst und dein letzter Urlaubstag nicht voller Wut im Bauch geendet hat.

Irgendwie rechne ich nun nicht mehr mit einer reibungslosen Rückgabe des Autos und einen stressfreien Rückflug und hoffe trotzdem das Beste.... *daumendrück*
Liebe Grüße, Andrea



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Christina

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Na, das kann jetzt echt nicht wahr sein, ganz am Ende des Urlaubs schrottest du auch noch dein Objektiv?! Aber vielleicht sah der Schaden schlimmer aus, als er dann war und du konntest das Objektiv reparieren lassen? Ich bin ja auch so tollpatschig, dass mir vieles aus der Hand fällt. Bei teuren Gegenständen bin ich daher immer übervorsichtig, habe es aber auch schon geschafft, eine Kompaktkamera, die ich immer mit der Handschlaufe um das Handgelenk trug, genau dann herunterfallen zu lassen, als ich die Kamera von einer Hand in die andere wechseln musste und die Handschlaufe für ein paar Sekunden nicht um das Handgelenk war. Zum Glück hatte damals nur das Gehäuse eine Delle bekommen.

Ansonsten war das ein schöner Abschlusstag in Denver mit herrlichem Sonnenschein.


LG Christina

serendipity

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Achje  :traurig:

Ich kenne das Gefühl zu gut, ist mir 2012 bei unserer ersten längeren Wanderung im Zion (Taylor Creek Trail) die Kamera runtergefallen und war kaputt. Ich habe geheult und zwar nicht nur ein paar Tränen. Wir sind dann zurück nach St. George und ich musste mir eine neue kaufen - Urlaub in USA ohne - geht gar nicht.

Sonst war es wohl ein toller Tag?! Denver, finde ich zumindest nach den vielen Bildern, die ich bisher gesehen habe, eine tolle Stadt,dort könnte mir es auch ein, zwei Tage gefallen, vor allem bei so herrlichem Wetter und ein Baseballspiel anschauen, fehlt mir auch noch  :)

Silvia

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Wow, der Urlaub hatte es für dich echt in sich ....  :o   Das mit dem Objektiv ist echt Mist, ich hoffe das wenigstens sie Kamera heil geblieben ist.


Irgendwie rechne ich nun nicht mehr mit einer reibungslosen Rückgabe des Autos und einen stressfreien Rückflug und hoffe trotzdem das Beste.... *daumendrück*
dito


Ich bin ja auch so tollpatschig, dass mir vieles aus der Hand fällt.
Geht mir auch so, und wenn mir die Kamera nicht aus der Hand fällt, dann knall ich mitsamt der Kamera auf den Boden. Bei mir war damals der Filter zerbrochen und das Objektiv hatte ne Macke - viel bei den Fotos nicht auf, nur hatte sich der Autofokus verabschiedet.  Aber damals kam dann grad auch der Wechsel zur digitalen Kamera.

Paula

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Ohje Flicka, das sind wirklich zuviel Pleiten, Pech und Pannen  :o
Ich habe zwar auch schon mal im Urlaub eine Kamera hingeschmissen, die war hin, es war aber nur eine kleine Kompaktkamera und der einzige Unfall des Urlaubs. Ich glaube jetzt aber trotzdem dass mit der Autorückgabe alles gut geht.

Denver gefällt mir gut. Ich habe leider keinen Tag mehr übrig für eine Stadtbesichtigung, aber ich sehe schon: das lohnt sich!
Viele Grüße Paula

Flicka

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Denver hat mir gut gefallen, ganz anders als ich es mir vorgestellt habe und als ich noch bei der Anfahrt am Vortag dachte. Vielleicht hat auch das tolle Wetter etwas dazu beigetragen.

Tja, und wie es mir bei der Autorückgabe gehen wird, erfahrt ihr gleich.

Flicka

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Donnerstag, 18. August


Als wüsste mein Körper, dass ab morgen wieder Zeitumstellung ansteht, wacht er gegen fünf auf. Ich döse noch ein wenig vor mich hin, sortiere Sachen aus und gehe gegen um viertel nach acht frühstücken. Heute gibt es Omelette, das mag ich leider nicht, aber neben Frühstücksflocken und Obst gibt’s auch noch ein wenig Kuchen, ich verhungere also nicht.

Die letzten Snacks, mein Kleingeld und ein paar Dollarscheine packe ich in eine Tüte, um sie einem Obdachlosen zu geben, dann checke ich aus und mache mich auf den Weg zum Museum of Nature and Science im Westen Denvers. Dort angekommen stelle ich bald fest, dass ich vermutlich die einzige Erwachsene bin, die heute morgen das Museum ohne Kind besucht. Ich schlendere durch die Dioramenen mit nordamerikanischen Tieren und bekomme da immerhin dann doch noch einen Grizzly und einen Elch zu sehen, die hatten sich mir im Yellowstonepark ja irgendwie verweigert. Außerdem kann ich einen schönen letzten Blick auf Denver werfen. Dabei kommt letztlich doch noch das 70-200mm-Zoom-Objektiv zum Einsatz, das ich bisher den ganzen Urlaub über ungenutzt mitgeschleppt hatte.










Am besten gefällt mir aber dann doch der IMAX-Film über die amerikanischen Nationalparks, kommentiert von Robert Redford. Ein passender Abschluss für die Reise, denn neben dem Devils Tower wird auch der Yellowstonepark ein wenig gezeigt, das weckt doch gleich mal schöne Reiseerinnerungen.

Ich schaue mir noch ein wenig die Ausstellung über Mumien und über die Erdgeschichte an, dann wird es langsam Zeit, aufzubrechen. Als ich gerade auf dem Parkplatz am Kofferraum stehe, das Handschuhfach leere und die letzten CDs einpacke und mich frage, was ich jetzt mit der Tüte mit Snacks und Geld machen soll, spricht mich ein Obdachloser an. Ja, ich habe was für ihn, sage ich, und gebe ihm die Tüte. Der arme Kerl denkt vermutlich zuerst, ich wolle ihm gerade meinen Müll aufs Auge drücken, aber dann bedankt er sich doch fröhlich und geht seiner Wege.

Auf dem Weg zum Flughafen denke ich noch rechtzeitig daran zu tanken, dann folge ich der guten Ausschilderung und komme schließlich an den Rental Car Returns an. Hier bei Budget ist einiges los: Die Mietwagen werden quasi in Fünferreihen zurückgegeben. Jetzt schlägt mein Puls doch etwas schneller, mal schauen, wie ich die letzten Stunden vor dem Abflug verbringen werde. Entspannt am Flughafen oder gestresst mit Formular-Wust in irgendeinem Budget-Hinterzimmer?

Während ich noch nach meinem Hagel-Bericht fische, drückt mir die Angestellte einen Zettel in die Hand: Fahrzeugrückgabe abgeschlossen. Ich bin kurz davor, sie zu fragen, ob sie sich das Auto mal angeschaut hat, kann mich dann aber doch bremsen. Okay, dann behalte ich meinen Hagelbericht halt, und der Front- und der Heckschaden interessiert hier offensichtlich auch keinen. Es lebe die Versicherung ohne Selbstbeteiligung.

Gerade spuckt der Shuttlebus von Budget neue Kunden aus. O je, heute stehen die ja wirklich nicht nur aus dem Gebäude raus in der Schlange, sondern am Bürgersteig entlang mindestens 30 Meter lang. Da kann ich ja froh sein, dass ich erst abends spät gelandet bin.

Im Terminal finde ich nach kurzer Suche den Schalter von Icelandair und schaue ein wenig neidisch hinüber zur benachbarten Lufthansa. Die fliegen fast zeitgleich ab, aber direkt nach Frankfurt. Ich hätte doch das Geld ausgeben und die Direktflüge buchen sollen, dann hätte ich mir auch das Drama auf dem Hinflug erspart.

Erst mal gehe ich bei Panda Express was essen, dann geht’s in die Security-Schlange und schließlich mit dem Zug zu den A-Gates. Hm, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bei der Landung nicht Zug gefahren bin. Oder habe ich das bloß vergessen, weil ich völlig übermüdet war? Aber waren wir da nicht auf einer Außenposition? Vielleicht sind wir gleich mit dem Bus zum Hauptterminal gefahren worden? Ich kann mich einfach nicht erinnern.

Als ich schließlich das Gate A45 erreiche, steht am benachbarten Gate der Flug mit Lufthansa nach Frankfurt an. Und gerade als ich da vorbeigehe, kommt eine Durchsage, dass der Lufthansa-Flug gecancelt wurde. Puh, doch Glück gehabt, dass ich nicht Lufthansa gebucht habe, denke ich mir. Ich kaufe mir noch ein paar Snacks für den Flug, dann setze ich mich ans Gate und sehe schließlich die Icelandair-Maschine dort ankommen. Und zeitgleich setzt Regen ein, genau passend zum Urlaubsende.




Im Gegensatz zum Hinflug verläuft dann beim Rückflug alles wie am Schnürchen. Wir heben pünktlich ab und ich kann einen wunderschönen Sonnenuntergang über den Wolken genießen.




Wir landen pünktlich in Island, und auch das Gate für den Weiterflug ist schnell erreicht und das Boarding beginnt kurze Zeit später. In Frankfurt angekommen führt mein erster Weg auf deutschem Boden mich dann an der Schlange vorbei, die sich am Gate fürs Boarding zum Icelandair-Flug nach Island gebildet hat. Genau hier habe ich vor über drei Wochen auch gestanden, mit Boarding-Karte, Rucksack und Aufregung und Vorfreude im Gepäck. Heute ist der Urlaub fast vorbei und ich muss nur noch die Bahnfahrt nach Hause hinter mich bringen. Dort komme ich schließlich auch halbwegs pünktlich und dazu noch ungefressen und ungekocht, dafür urlaubsgebräunt und mit vielen Fotos im Gepäck wieder an.




Epilog und Fazit


Und was bleibt nach guten drei Wochen Urlaub noch zu sagen?

Kurz nach der Reise war mein Fazit, dass ich den Urlaub am liebsten nochmal ohne die Probleme und Schäden und gefühlten Flugzeugentführungen machen würde. Heute, mit fünf Monaten Abstand, verblassen die Erinnerungen an die Probleme, und letztlich hat sich wenig davon als nachhaltig störend erwiesen. Mein Handy hat sich binnen einer Nacht am deutschen Stromnetz selbst repariert, und von der Mietwagenfirma habe ich im nachhinein nichts mehr gehört, weder in Form eines Schreiben, noch in Form einer Kreditkartenabbuchung. Ein neuer Polarisationsfilter musste natürlich her, der war ja komplett zerstört, und nach wochenlangen Überlegungen, ob ich das Objektiv reparieren lassen sollte, habe ich mir letztlich zu Weihnachten das neu auf den Markt gekommene Nachfolgeobjektiv geschenkt. Für den nächsten Urlaub bin ich also wieder gerüstet, und dann wird auch der richtige Traveladapter eingepackt.

Positiv zu werten: Ich habe mir entgegen jahrelanger Gewohnheit kein Loch in meine neue Wanderhose gefallen. Und der Rausschmiss aus dem Kiss-Konzert hat es in die Top Ten meiner Urlaubsanekdoten geschafft. In manchen Kreisen gelte ich jetzt sogar völlig unverdient als cool.

Was bleibt, sind unvergessliche Erinnerungen und Tausende von Fotos, die mir beim monatelangen Sichten, Sortieren und Bearbeiten die schönen Eindrücke täglich wieder frisch vor Augen geführt haben. Daraus wurden letztlich zwei Fotobücher, die vor zwei Wochen endlich fertig geworden sind, rechtzeitig vor meiner nächsten Reise.  ;)

Der Yellowstone-Nationalpark hat mich gepackt. Trotz des langen Aufenthaltes dort bin ich mit dem Gefühl abgereist, einiges verpasst zu haben. Das Gefühl hat sich in den letzten Monaten verstärkt, und eine zweite lange Yellowstone-Reise kann ich mir mittlerweile sehr gut vorstellen.

Jetzt geht es aber erst einmal in drei Tagen nach Japan. Das wird wieder eine völlig andere Reise, auf die ich mich auch schon sehr freue!

Vielen Dank, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet und die einzelnen Momente wieder mit mir erlebt habt!

Bis bald!  :)

soenke

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Hallo Flicka,

ein schöner Abschluss in Denver nach einer tollen Reise. :D

Ganz lieben Dank für die wunderbaren Bilder und Eindrücke vor Allem aus dem Yellowstone NP.

Möge dieser Supervulkan nie ausbrechen, so dass ich dort in paar Jahren auch nochmal hin zurückkehren kann.

Mit dem Auto hast du noch mal Glück gehabt bei der Rückgabe. Bei den Pannen hast du dir das auch verdient. ;)
Ich habe in Australien im letzten September weniger Glück gehabt, davon berichte ich demnächst. >:(

Also nochmal vielen Dank für diese Reise und ganz viel Spaß, tolles Wetter und keine Pannen in Japan. 8)

LG Sönke

Silv

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Hallo Flicka,

auch von mir herzlichen Dank für deinen Bericht, es hat sehr viel Spass gemacht. Es ist immer wieder schön,  den Yellowstone NP bei Sonnenschein zu sehen - da hatten wir ja nicht so viel Glück.

Nun wünsche ich dir eine wunderschöne Reise nach Japan, mit vielen tollen Eindrücken und ohne Pannen....  :)
Liebe Grüße
Silvia

Ilona

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Hallo Flicka,

zum Schluss wurde doch noch alles gut  :thumb: und so ein bisschen Adreanalinausstoß auf Reisen hat doch was  :zwinker:. Sonst wäre es doch eine langweilige Berichterstattung.

Ich hoffe wie Soenke, dass der Supervulkan noch lange ruht, denn erst im Rentenalter wird das bei uns mit dem Yellowstone was werden.

 :danke: für den schön bebilderten und humorvollen Reisebericht  :beifall:.

Ich drücke die Daumen, dass dir die 3 P's in Japan erspart bleiben. Du wirst dort wohl auch nicht Auto fahren!?
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Paula

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Na habe ich doch gleich gesagt egal wie das Auto aussieht, solange noch zur Rückgabe rollt ist alles okay  :thumb:

Mir haben die vielen Tage im Yellowstone ohne Stress auch super gefallen, irgendwann mache ich das auch mal, vielleicht wenn ich Renter bin und mehr Zeit habe!

Für die Japanreise drücke ich dir ganz fest die Daumen dass alles klappt! Besuchst du auch die Schneeaffen? Ich fand das damals total klasse zuzuschauen wie die Affen im warmen Wasser baden, aber wir waren ja im Herbst unterwegs, da lag kein Schnee, im Winter ist das bestimmt noch viel lustiger.

 :danke: für den unterhaltsamen Bericht, ich habe mir ein paar Dinge daraus für meinen Urlaub im August gemerkt und ich würde mich riesig freuen wenn es zur Japanreise wieder einen Bericht gibt :bitte:  :zwinker:
Viele Grüße Paula

Andrea

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Ein Bericht fast nur über den Yellowstone? Wie langweilig!

So ein Blödsinn, sage ich. Das war ein toller Bericht ganz ohne Langeweile und mit vielen Dingen zum Lachen oder zumindest zum Grinsen. Das hat wieder mal richtig Spaß gemacht. Gut, dass die nächste Reise ansteht, da kann man sich nämlich schon auf einen neuen Bericht freuen  ;D


@Sönke: Bei euch gibt´s wohl keinen Bericht ohne Dellen, oder? Dann erzähl mal, wir werden euch liebevoll in die Arme nehmen und euch trösten. Hoffentlich war´s nicht zu schlimm...
Liebe Grüße, Andrea



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