26.08.2016 Krüger NP (Letaba – Morning Walk)Pünktlich um 5:30 Uhr waren wir für den Morning Walk bei der Rezeption. Wir gaben brav unsere Papiere ab, die genau kontrolliert wurden. Zwei Ranger warteten mit einem Fahrzeug auf uns. Ein älterer Mann machte die Tour noch mit. Die Ranger versorgten uns mit Decken und los ging es, vorbei an der schon auf die Ausfahrt wartende Autokolone.
Wir fuhren in die Richtung des Loops, den wir gestern Abend noch gefahren waren. Nach dem Loop gab es noch einen kleinen etwa 2 km langen. Hier hielten wir an.
Der Walk fand im Bereich des Flussbettes statt, in dem wir gestern die Elefantenherde gesehen hatten. Zuerst gab es Instruktionen wie wir uns verhalten sollen. Keine Gespräche, in einer Reihe gehen und beim Gehen versuchen keine Geräusche zu machen. Wenn wir was entdecken mit den Fingern schnippen.
Wir sollten uns keine großen Erwartungen auf Tiersichtungen machen. Vor einem Menschen zu Fuß, v.a. in einer Gruppe, flüchten alle Tiere. Sie kennen den Menschen nur im Auto und da haben sie keine Angst. Gefährlich werden die Tiere nur, wenn sie keinen Ausweg sehen und sich bedroht fühlen. Er führt Touren seit 14 Jahren durch und hat nur einmal einen Löwen gesehen. Leoparden oder Geparden überhaupt noch nie. Wir sollten die Landschaft und die Ruhe genießen. Sollte es trotzdem zu einer gefährlichen Situation kommen, mussten wir schauen, dass zumindest ein Ranger zwischen dem Tier und einem Selbst ist. Auf keinen Fall flüchten, außer auf Anweisung.
Brav im Gänsemarsch hinter den Rangern.
Anhalten und Gelände beobachten. Hat mich sehr an meine Bundesheerzeit erinnert.
Interessant waren die Erklärungen zwischendurch. V.a. wie werden Spuren gelesen, Vogelgesang usw.
Elefantenspur, aber schon einige Stunden alt.
Raubkatzenspur, erkenntlich an den drei Einkerbungen vom Hinterlauf.
Hyänenspur. Sie hat nur zwei Kerben. Bei dieser Spur sind auch die Krallen zu sehen. Krallen kann eine Hyäne nicht einziehen.
Wir marschierten weiter auf einen Höhenrücken. Außer vereinzeltes Vogelgezwitscher war nichts zu hören. Sie Sonne kam immer höher herauf und es wurde Zusehens wärmer. Plötzlich fingerschnippen vom Ranger und stopp. Ein Büffel stand vor uns.
Er sah auf und es schien, als tauchte ein großes Fragezeichen über seinen Kopf auf.
Auf dem Höhenrücken ging es weiter. Die Sonne brachte die Bäume zum Leuchten.
Als wir den Rücken Richtung Bachbett verließen, stießen wir auf eine Kolonie Vögel. Eine Art Webervögel. Die Männchen bauten eifrig an den Nestern, um die Weibchen zu beeindrucken.
Es ging nun dem Bachbett entlang, durch eine schöne Landschaft.
Florian sah etwas Verdächtiges im Gebüsch, er meint ein Nashorn oder Flusspferd. Er traute sich aber nicht das mitzuteilen. Florian hat bei den Tiersichtungen Adleraugen. Ihm entgeht nichts, was uns schon oft zu unverhofften Sichtungen verhalf. Er deutete nach links.
Sah aus wie ein überdimensionaler grauer Stein. Also schnippte ich mit dem Finger. Der Ranger sah mich sofort an, ich deutete auf das Objekt. Er rief: „Behind me“ und in diesem Moment begann der Stein, der sich als Flusspferd entpuppte zu pfauchen. Es startete in unsere Richtung und kam mit aufgerissenen Maul auf uns zu.
Das Gewehr wurde heruntergerissen und der Ranger schrie: „Run up the hill, Run up the hill“. Wir liefen um unser Leben, im Nacken das laute Fauchen.
Auf halben Wege blickte ich zurück und sah, dass der ältere Mann nicht mitkonnte. Er war etwas schwach auf den Beinen, das war schon auf der Wanderung zu sehen. Die Ranger sicherten ihn vorbildlich mit den Gewehren im Anschlag ab und schoben ihn hinauf. Die Flusspferde waren, es waren zwei, zu diesem Zeitpunkt aber bereits abgedreht. Sie wollten sich auch nur in Sicherheit in das vertraute Wasser bringen. Darauf dürfte der Ranger spekuliert haben, als er uns die Anhöhe hinaufschickte.
Oben angekommen, atmeten alle einmal kräftig durch. Der Ranger nahm seine Kappe ab und wischte sich erleichtert über die verschwitzte Stirn. Wir konnten noch beobachten wie die Flusspferde polternd Richtung Wasser liefen. Mit enormer Geschwindigkeit. Steine flogen wie Fußbälle durch die Gegend.
Oberhalb des Tümpels nahmen wir einen kleinen Imbiss ein.
Der Ranger wurde nun, nachdem die Anspannung nachgelassen hatte, so richtig gesprächig. Er erzählte uns, dass er in den 14 Jahren 4 Tiere, 3 Flusspferde und einen Elefanten, erschießen musste. Beim ersten hatte er großes Glück. Das Flusspferd sprang unvermutet, ähnlich wie bei uns, aus dem Gebüsch auf ihn zu. Er konnte nur noch aus der Hüfte schießen und hat es getroffen. Das Flusspferd flog nach links und er nach rechts. Außer Prellungen war ihm nichts passiert.
Wir diskutierten noch über andere gefährliche Situationen aus dem Krüger, die durch die Medien gingen. Meist seien die Besucher selbst schuld, da sie keinen Respekt vor den Tieren haben.
Im Wasser war nur einmal ein Kopf eines Flusspferdes zu sehen. Ansonsten nur die Nüstern. Sie hatten genug von uns.
Bald machten wir uns wieder auf den Rückweg. Wieder im schönen Gänsemarsch, durch ebensolche Landschaft.
Nach 2 Stunden war der Walk beendet und wir fuhren zurück zum Camp. Neben der Straße tauchte noch ein Elefant auf.
Im Camp gönnten wir uns nach der Aufregung, bevor es weiter Richtung Mopani geht, ein kräftiges Frühstück.
Auch wenn es bei uns etwas hektisch wurde, so einen Walk kann ich empfehlen. Es ist ein besonderes Erlebnis zu Fuß durch das Gelände zu streifen. Völlig anders als im Auto.