11. Tag Donnerstag 20.10.2016Heute Morgen sind wir etwas planlos durch die Hotelanlage gelaufen und haben das Hotelrestaurant gesucht. An der Lobby sprach niemand ein Wort englisch nicht mal das Wort Restaurant haben sie kapiert. Na gut wir haben dann schließlich selber ein Schild entdeckt
wir waren die einzigen Europäer im Restaurant. Ob ein Restaurant auf westliche Gäste eingestellt ist kann man leicht daran erkennen ob es Salzstreuer am Tisch gibt, das ist in China nicht üblich. Josef hat ein paar Wörter Chinesisch gelernt und schaffte es einen Teller mit Salz zu organisieren, Spiegeleier ohne Salz schmecken einfach nicht. Der Kaffee war eine hellbraune Brühe, wir waren die einzigen die Kaffee getrunken haben. Die Frühstücksauswahl war nicht so groß wie bisher aber okay, das Restaurant war aber ziemlich ungemütlich eingerichtet und die Glasplatten auf den Tischen schmierig. Mit deutscher Vorstellung von Sauberkeit durfte man hier nicht kommen.
Um 9 Uhr holte uns Holly ab und wir fuhren zunächst zu einem typischen Naxi Dorf nach Baisha. Das ist ein richtiges kleines Bauerndorf. Das Wetter war wieder traumhaft
Die Häuser waren alle von hohen Mauern umgeben
anstatt Drachen haben Naxihäuser Katzenfiguren am Dach
Manchmal konnte man einen Blick in einen Innenhof werfen
Chaos und Wäsche, der typische Anblick in China
Die Türen waren immer schön geschmückt mit Bildern, auf den roten Schildern waren Hinweise auf Feiern wie Geburtstage und Hochzeiten. An manchen Türen waren weiße Schilder. Das bedeutet dann dass im Haus jemand gestorben ist. Dann darf in diesem Haus drei Jahre keine Feier stattfinden
auf den Straßen waren wir fast allein unterwegs, ein paar alte Leute haben wir angetroffen
auf uns hat der Ort einen wohlhabenden Eindruck gemacht. Nur wenige Häuser waren aus getrockneten Lehmziegeln statt Stein gebaut
dann kamen wir ins Ortszentrum, hier waren Geschäfte und Restaurants. Der Ort war doch nicht so verschlafen wie es anfangs aussah, hier war man durchaus auf Touristen eingestellt
die Lederwaren waren klasse, erstklassige Handarbeit!
unser Guide (mit dem Rucksack) immer voran. Irgendwie können Chinesen nicht langsam machen. Uns war das wurscht, wir sind überall stehen geblieben wo es was zu sehen gab, dann mußte sie halt warten.
diese Pinienzapfen werden zum Essen verkaft, genauer gesagt die Samen darin werden gegessen. Chinesen haben ein Faible für alles was nussartig ist.
die Frau trägt das typische Indigoblau. In einer Indigofärberei waren wir am nächsten Tag. Hier im Dorf hatten wirklich viele Leute blaue Kleidung an.
in einem Restaurant mit angeschlossener Brauerei konnten wir auf die Toilette gehen, richtige westliche Toiletten, ganz neu und sauber:
die Brauerei, für ein Bier war es uns aber noch zu früh
Danach haben wir eine staatliche Stickschule besucht. Holly hat uns erzählt dass es hier in der Gegend viele hochgelegene Dörfer gibt wo die Menschen sehr arm sind weil außer Kartoffeln nicht viel wächst. Um die Menschen zu unterstützen hat die Regierung diese Schule gegründet. Viele Naxifrauen haben Grundkenntnisse im Sticken weil sie ihre Kleidung besticken. Hier werden sie in 4 Jahern zu Profis ausgebildet. In der Zeit wohnen sie auch in der Schule, das ist alles kostenlos. Nach den 4 Jahren gehen sie dann in ihre Dörfer zurück uns sollen dort andere Frauen unterrichten. Gestickt werden vor allem Bilder.
Einmal im Monat werden die Arbeiten aus den Dörfern eingesammelt und in Lijiang verkauft, 70 % des Erlöses gehen an das Dorf zurück, der Rest ist für die Stickschule. Das war so ungefähr die erste und einzige Mal dass wir in China etwas vorbildlich kommunistisches gesehen haben. Wir haben ein paar Frauen gesehen die am Sticken waren, das waren aber keine Anfänger sondern Profis. Eine stickte an einem Wandteppisch fürs Guiness Buch der Rekorde. Daran hat sie schon über 10 Jahre gearbeitet und wahrscheinlich wird der Wandteppisch auch erst zu ihrer Rente fertig. Man muss sich das mal vorstellen dass man sein ganzes Arbeitsleben an einem Stück arbeitet, was für eine Geduld man da haben muss!
Gestickt wird mit Seidengarn (das wird auch in China produziert), die Fäden waren so fein dass man sie mit bloßem Auge kaum sehen konnte und die Bilder sahen aus wie gemalt. Das Institut beschäftigt einen Maler der die Vorgaben auf Leinen zeichnet und die Frauen sticken sie dann aus. Leider habe ich keine Fotos gemacht, die Bilder waren wirklich toll! Meist Tier- und Naturaufnahmen, es gab aber auch gestickte Portraits z.B. eins von der Obama Familie und eins von Putin, so was beauftragt die Regierung als Gastgeschenke.
Vom Stil passen diese Bilder nicht in unserer Wohnung außerdem hängen überall schon Bilder aber für meine Nachbarin habe ich ein kleines Bild mit Kranichen in einem Bambuswald gekauft. Sie hat ihr Bad im asiatischen Stil eingerichtet da paßt das wunderbar dazu. Die Qualität war wirklich herausragend. Und wieder habe ich mich gewundert was für tolle Handarbeiten man in China kaufen kann, wo ich doch nur Plastikmüll erwartet habe. Es gab auch noch eine Ausstellung des Malers, er fertigt nicht nur Vorgaben, er malt auch, angeblich werden die Werke auch an Museen verkauft. Die Bilder waren großartig, hier hätte man ohne Ende Geld ausgeben können!
Der Ort Baisha liegt an einem Seitenast der Seidenstraße (rechts unten im Bild in der Nähe des Ortes Dali)
das Schulgebäude
der Hund hats gut, der muss nicht arbeiten
das nächste Ziel für heute war die Tigersprungschlucht. Zunächst ging es bequem über eine Schnellstraße, dann noch mal eine halbe Stunde über eine extreme Buckelpiste, in dem Teil ist die Straße noch nicht fertig. Das Reisen in China muss bis vor ein paar Jahren extrem mühsam gewesen sein, wir waren froh über die vielen neuen Straßen. Einmal haben wir gehalten und die schöne Landschaft fotografiert
dann waren wir am Parkplatz der Tigesprungschlucht angekommen. Die Straße endet hier. 2002 ist der Wanderweg gebaut worden, er kostet Eintritt. Es gab einen kleinen Markt wo ich mir eine Birne kaufte. Die war so groß und rund wie eine Pampelmuse und schmeckte köstlich, wunderbar saftig, so gutes Obst gibt es in Deutschland nicht zu kaufen. Holly besorgte noch ein paar Kartoffeln, die werden in Holzkohle gegrillt (sowas haben wir als Kinder früher am Feld oder bei den Pfadfindern gemacht), sie wurden für uns geschält, einmal durchgeschnitten und gesalzen und in ein kleines Plastiktütchen verpackt als Wanderproviant. Auch die Kartoffeln schmeckten hervorragend (ich bin eh ein absoluter Kartoffelfan).
Dann machten wir uns auf den Weg. Der Weg war gepflastert und ging am Ufer des Yangtse entlang, der hier ganz ruhig und träge vorbeifloß.
auf der andere Flußseite war eine Schnellstraße, da fuhren viele Busse zur Tigersprungschlucht.
unser Weg war total einfach zu gehen und wer wollte konnte sich auch fahren lassen
ein Teil des Weges war wegen Steinschlaggefahr untertunnelt, was für ein Aufwand!
an dieser Stelle soll der Überhang wie Tigerzähne aussehen, okay mit viel Phanatasie...
an diesem Aussichtspunkt ist die Schlucht angeblich 3900 Meter tief
oaky vielleicht sind die Berge hier so hoch. Wie eine Schlucht sah das nach unserem Empfinden nicht aus.
auf der anderen Seite war ein großes Besucherzentrum, da waren die Touristenmassen die nicht zu Fuß sondern mit dem Auto oder Bus gekommen waren.
Da war sie nun: die Tigesprungschlucht. der Tiger stand auf unserer Seite und angeblich ist ein Tiger über den Stein im Fluß auf die andere Seite gesprungen
der pyramidenförmige schwarze Stein in der Mitte des Flusses sieht natürlich spektakulär aus, allerdings stört die Besucherterasse auf der anderen Flußseite doch sehr. Fotografen sollten vielleicht lieber die andere Seite besuchen
der Vorteil auf unserer Seite war dass es eine Treppe ganz nach unten ans Ufer gab, man war näher dran.
einen kurzen Film habe ich auch gemacht:
leider war das aber die einzige interessante Stelle am Fluß. Unter der Schlucht hatten wir uns eigentlich eher etwas größeres wie die Partnachklamm oder die Teufelsklamm vorgestellt.
1996 sind hier 2 Leute gestorben beim Versuch den Yangtse im Rahmen einer Expedition in der ganzen Länge zu befahren, ihr Boot ist hier gekentert und es gibt eine Gedenktafel am Ufer.
Blick von unten auf unserer Seite, es geht schon ziemlich hoch
auf dem gleichen Weg ging es dann wieder zurück
das war jetzt aber eher ein Spaziergang als eine Wanderung, insgesamt waren es hin und zurück knapp 6 Kilometer.
Die Rückfahrt zog sich hin, gegen 17 Uhr waren wir wieder am Hotel, es wurde schon dämmrig. So angeleuchtet schaut das Hotel wirklich schön aus
in unserem Zimmer war aber nicht gesaugt worden und Klopapier war auch nicht aufgefüllt worden (das ist auch so eine chinesische Marotte dass immer nur eine halbe Klopapierolle im Bad ist, ich glaube nur in Xian und Shanghai war die übliche Ersatzrolle vorhanden). Mit der leeren Klopapierrolle in der Hand konnten wir in der Lobby wenigstens verständlich machen was wir brauchen.
Zum Abendessen sind wir die Straße vom Hotel aus immer geradeaus gegeangen, da war ein Restaurant am anderen und überall standen Käfige (Hühner, Hasen) und Bottiche (Fisch, Krebse etc) davor so dass man das spätere Essen begutachten konnte.
Wir wählten ein Restaurant mit englischer Speisekarte und bestellten diesmal vorsichtshalber nur ein Gericht: Hot Pot mit Yak und spicy. Die zusätzlich bestellten Kartoffeln kamen als rohe Stifte. Also haben wir unseren Hot Pot erst mal köcheln lassen bis die Kartoffeln durch waren. Er war sehr lecker, super würzig. Servietten waren wieder Fehlanzeige, wir bekamen wie gestern ein Päckchen Tempos. Die Sitten sind hier eben andere. Am Nachbartisch hat sich eine Frau die Haare flechten lassen. Friseur im Restaurant während die anderen essen, ich hab mal versucht mir die Szene in Deutschland vorzustellen...
diesmal hatten wir genug Platz für eine Nachspeise und so haben wir uns am Rückweg in einem Laden der die Blumenkekse einzeln verkauft alle 5 Sorten gekauft. Obwohl wir uns sehr bemüht haben den gleichen Weg zurück zu gehen haben wir uns doch einmal verlaufen, das ist einfach vertrackt hier. Zum Glück funktioniert Garmin, das Internet hat heute Abend nämlich gestreikt, ich konnte mich nicht mehr auf web.de anmelden, angeblich antwortet der Server nicht
die Kekse waren vorzüglich, es war eine Art weicher Blätterteig und die Rosenfüllung schmeckt einfach himmlisch
jeder bekam jeweils einen halben Keks, sie schmeckten wirklich unterschiedlich. Und satt machten die Dinger auch.
Eine Flasche Wein paßte gut dazu