9. Tag Dienstag 18.10.2016Wir haben heute Nacht in den wunderbaren Betten herrlich geschlafen, auch die Zimmertemperatur war perfekt, das Fenster konnte man wieder nur einen Spalt öffnen. Unser Zimmer lag im 11. Stock ruhig nach hinten raus mit Blick auf einen Kinderspielplatz. Frühstück gabs im obersten 12. Stock
Das Restaurant war genauso geschmackvoll eingerichtet wie die Zimmer. Die Auswahl war riesig es gab wieder gedämpftes Gemüse, Spiegeleier, verschiedene Suppen, mehrere Sorten Dumplings und süße Sachen:
Grünteekuchen mag ich besonders gern, die gedämpften Süßkartoffeln waren besonders lecker, richtig süß, Trinkjoghurt gab es auch wieder. Die einzige Kanne Kaffee wurde von uns ausgetrunken, es gab Saft und heißes Zitronenwasser - das schmeckte sogar ganz gut. Viele Gäste waren nicht hier und wir waren die einzigen Europäer.
Pünktlich um 9 Uhr erwartete uns Dominik in der Lobby, heute stand zunächst die Terrakottaarmee auf der Besichtigungsliste und am Nachmittag noch die große Wildganspagode.
Zunächst ging es also mit dem Auto stattauswärts zum Museum der Terrakottaarmee. Dominik war heute Morgen erstaunlich ruhig und hat uns auf der Fahrt am iPad seine Hochzeitsfotos gezeigt. In China macht man Hochzeitsfotos vor der Hochzeit. Das Paar wird einen Tag lang in unterschiedlichen Kleidern und verschiedenen Orten fotografiert. Die Bilder waren wirklich sehr geschmackvoll und die Braut in den schönsten Abendkleidern, jedes Mal mit einer anderen Frisur und neu geschminkt und einmal im weißen Brautkleid sah wirklich toll aus. Ehrlich gesagt haben wir uns gewundert dass Dominik so eine schöne Frau gefunden hat. Naja Geld scheint er zu haben, dieses Jahr hat er einen Koreaurlaub geplant, zur Hochzeitsreise waren die beiden in Japan. Gefeiert haben sie mit 400 Gästen, das muss man sich mal vorstellen! Gefeiert wird übrigens vom Frühstück bis zum Nachmittag. Wir haben Dominik erzählt wie in Deutschland eine Hochzeit abläuft, das kannte er noch nicht.
Weil heute der 18. ist und die acht eine Glückszahl ist ist das für Chinesen ein guter Tag für eine Hochzeit, wir sahen unterwegs mehrere geschmückte Brautwagen (die sehen nun genauso aus wie bei uns). Kurz vor dem Museum hielten wir noch in einer Fabrik wo originalgetreue Terrakottafiguren hergestellt werden.
Die Figuren sind aus Lehm gebrannt, das Material wird hier vor Ort gewonnen. Man konnte die einzelnen Arbeitsschritte sehen und das Ergebnis natürlich kaufen
wer sollte konnte sogar einen personifizierten Krieger bestellen, dazu muss man nur ein Foto dalassen:
auch die Originalkrieger hatten unterschiedliche Gesichter, das ist also gar keine abwegige Idee. Ich muss sagen das mir schon die Figuren in der Fabrik bestens gefallen haben, einen kleinen für die Fensterbank habe ich mir gekauft.
Es gab auch ganz wunderbare Lackmöbel zu kaufen zu erstaunlich geringen Preisen. Schade dass wir erst vor 2 Jahren neue Wohnzimmermöbel gekauft haben sonst wäre ich hier wahrscheinlich schwach geworden. Die Verkäuferin hat unser Interesse bemerkt und uns versichert dass der Transport gar kein Problem ist, das wird verschifft und der Transport ist auch nicht teuer. Ja leider haben wir nur eine Mietwohnung und da ist keine Wand mehr frei.
Josef hat sich bei den Bronze- und Steinfiguren umgeschaut. Ich hätte mir ja gern einen steinernen Löwen für den Garten gekauft, aber wir haben ja gar keinen Garten
Die Bronzefiguren waren wirklich besonders schön und es gab sie von wenigen Zentimetern bis zu meterlang, ich hatte aber schon einen Jadelöwen in Peking gekauft und das mußte reichen. Ein Drache hatte es Josef angetan, der war aber zu groß und vor allem zu schwer für den Koffer (und ein paar Hundert Euro sollte er auch kosten). Josef konnte sich nicht davon trennen und nachdem ihn die Verkäuferin eine Weile belagert hatte hatte sie ihn überzeugt
der Drache wird verschifft gar kein Problem. Adresse und Emailadresse wurden notiert und ein Versandformular fertig gemacht, das war das bisher größte und teuerste Mitbringsel einer Reise.
das Ergebnis habt ihr ja schon gesehen, er steht jetzt neben dem Sofa im Regal
Während die Formalitäten erledigt wurden hat uns die nette Verkäuferin ein paar Worte chinesisch beigebracht (sie sprach fieißend englisch): wenn mir irgendwas nicht paßt soll ich laut "buh" sagen das heißt auf chinesisch "nein" und ist neben nihao das einzige chinesische Wort das ich behalten habe
Die Fabrik war wirklich toll, ich hätte den halben Laden kaufen können...
Dann ging es weiter zum Museum der Terrakottarmee, der Eingangsbereich des Museums wir gerade erweitert, in der ersten Okoberwoche wenn die Chinesen Urlaub haben waren bis zu 120.000 Besucher am Tag hier
man kann sich eigentlich keine Halle vorstellen die solche Massen aufnehmen kann... Es war auch heute viel los aber Dominik hatt die Tickets schon. Man geht durch einen Park in eine große Halle, dort stehen etwa 6000 lebensgroße Kriegerfiguren, ich war noch nicht in Ägypten bei den Pyramiden aber ich glaube damit muss man es vergleichen:
es hat gut 5 Minuten gedauert bis ich mich soweit vorgekämpft hatte dass ich dieses Foto machen konnte. Wir haben erst mal gestaunt! Ein Bauer hat die Figuren 1974 zufällig beim Brunnenbau entdeckt (wir trafen ihn später im Restaurant). Es ist das Grabmal des ersten Tangkaisers der China vereinigt hat, die Armee sollte ihm im Jenseits dienen. Der Bau hat wahrscheinlich über 30 Jahre gedauert, der Kaiser ist im Alter von 50 Jahren gestorben etwa 200 vor Christus. Das ganze hat soviel Geld verschlungen dass China danach fast pleite war und es zu Aufständen kam, die Menschen hungerten. Der nächste Kaiser hat dann nur noch ganz kleine Figuren bauen lassen in Puppengröße und bald danach gab es diese Tradition nicht mehr.
Wie ihr auf dem Bild seht stehen die Figuren in einer Grube ziemlich weit weg vom Betrachter. Ohne gutes Zoomobjektiv sieht man nicht viel mehr. Die Chinesen mit ihren Handykameras waren da ziemlich aufgeschmissen, obwohl: es ist ihnen vieleicht wichtiger dass sie groß im Bild sind
ich habe meinen Zoom ausgefahren
jede Figur sah anders aus, das hat mich völlig fasziniert und die Pferde hatten alle einen Mittelscheitel
irgendwie ist Ton ein besonders gut geeignetes Material um Gesichter darzustellen. Ich fand diese Figuren interessanter als die meisten Kunstwerke aus Stein oder Bronze. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu fotografieren. Ich habe euch ja ein Bilderflut angekündigt...
An der Handstellung sieht man dass die Waffen fehlen, diese Grabstättte ist geplündert worden. In einer Museumshalle waren dann die zugehörigen Waffen aus gestellt
man ging dann an der Längsseite der Halle entlang und sah die Figuren mehr von der Seite
weiter hinten war dann der Bereich wo die Restaurierung noch im Gange ist:
im Operationssaal
ob das Bett für die Mitarbeiter oder einen Patienten gedacht war wissen wir nicht
hier waren wir am Ende der Halle angelangt, an der anderen Seite ging es dann wieder nach vorne
hier kann man noch einen Rest Farbe erkennen. Die Figuren waren ursprünglich komplett bemalt!
die blauen Säcke sollen den Lehm durchfeuchten. Darunter verbergen sich noch nicht ausgegrabene Figuren. Die Figuren bestehen ja aus dem gleichen Material wie die Erde die sie bedeckt, man muss daher vorsichtig Schicht für Schicht abtragen. Eine Aufgabe für Generationen...
Das war jetzt nur die erste von drei Hallen, die nächsten beiden waren dunkler (und klimatisiert)
in dieser zweiten Halle konnte man sich besser vorstellen wie die Anlage vom Bau her ausgesehen haben muss. Ursprünlich war noch ein Dach aus Holzbalken darüber.
Hier waren aber viele Teile noch nicht ausgegraben und restauriert, man sah viele Bruchsücke so wie hier
auf dem Weg zur dritten Halle
hier ist noch am wenigsten ausgegraben
daneben gab es dann ein Museum in dem die Figuren erläutert wurden. Dies hier ist ein knieender Bogenschütze, 160 Stück davon sind gefunden worden
ein middle-ranking officer (man erkennt ihn an der Frisur):
ein General:
ein Kavallerist mit Schlachtpferd
beim Ausgang
ich muss wirklich sagen dass nichts auf der Reise mich so beeindruckt hat wie diese historische Stätte. Wenn es einen Platz in China gibt den man sehen muss dann diesen. Ich fand die Terrakottaarmee viel beeindruckender als die verbotene Stadt, den Sommerpalast uns so weiter. Nur den Himmelspalast kann da vielleicht mithalten. Gut dass Dominik heute so ruhig drauf war und sich in den Hallen weitgehend im Hintergrund gehalten hat.
Auf dem Weg zum Parkplatz kommt man an Lokalen aller Art vorbei
ganz am Ende war ein chinesisches Lokal, da hat uns Dominik reingeschleppt weil es da so besonders guten frisch gepreßten Granatapfelsaft zu trinken gibt. Da haben wir also Pause gemacht, der Saft war wirklich lecker. Ganz hinten im Lokal war ein Büchertisch
und dahinter saß der Entdecker der Terrakottaarmee. Das Foto ist nicht ganz scharf, aber das mußte ich machen
der Mann hat für sein Leben ausgesorgt, am Feld als Bauer arbeiten muss er nicht mehr. Dominik sagte dass er oft hier im Restaurant ist und Bücher signiert.
Am Nachmittag und Abend habe ich auch noch viele Bilder gemacht, die gibt es dann im zweiten Teil, jetzt muss ich noch eine Runde Plätzchen backen