Samstag, 06.08.2016 - Achtung, Troll!Da heute Samstag ist, bekomme ich erst ab 7.30 Uhr Frühstück im Hotel. Gepackt habe ich schon vorher und so sitze ich um 8.15 Uhr im Auto.
Heute geht es zurück in die Berge und zwar nach Geiranger.
Bis ich zum Abzweig der RV 63 komme, die mich zum berühmten Trollstigen führen soll, halte ich immer mal weider an und genieße die morgendliche Stimmung bzw. das wunderbare Licht.
Auf dem Weg zum Trollstigen komme ich zunächst am Trollshop vorbei. Trolle und andere Souveniers in Hülle und Fülle. Für Desi kaufe ich einen sußen kleinen Troll, für meine Kinder Norwegen-Kugelschreiber und ein Trollbuch für die Klassenbücherei.
Dann erreiche ich den Parkplatz am Fuße des Trollstigen. Ganz schön viel los hier. Alle machen Fotos der Straße, ich natürlich auch, obwohl ich nun schon mehrfach solche Straßen in Norwegen gesehen habe bzw. auch gefahren bin.
Der Trollstigen ist insofern spannender zu fahren, als hier wirklich viel Verkehr herrscht und es so immer wieder zu Rangiermanövern kommt, wenn zwei Busse oder Wohnmobile aneinander vorbei wollen. Auch ich muss ein Stück rückwärts fahren, um einen Bus passieren zu lassen.
Nach den elf Kurven erreicht man das Plateau mit einem riesigen Parkplatz und dem sehr modernen Besucherzentrum und natürlich die Aussichtsplattformen. Hier stehen mindestens 15 Reisebusse und unzählige PKW und das Gewusel auf den angelegten Wegen und Treppen gleicht einer Völkerwanderung.
Einzigartig ist natürlich der Blick auf den Trollstigen von oben. Es macht Spaß die ameisengroßen Fahrzeuge zu beobachten und ich bin froh, dass ich genügend Zeit habe und nicht zu einer bestimmten Uhrzeit wieder an einem Bus sein zu müssen. So kann ich auch den Start einer Drohne beobachten, die erste, die ich wirklich vor Ort erleben kann und ich finde den Negativhype in manchen Foren vollkommen übertrieben, denn "Krach" macht sie nun wirklich nicht. Die entstehenden Bilder oder Videos sind bestimmt atemberaubend, mir gefällts ;-)
Ich hole mir noch einen Kaffee im Besucherzentrum und genieße ihn an einem Picknicktisch seitlich des großen Parkplatzes.
Dann fahre ich weiter Richtung Geiranger, nicht ohne unterwegs immer wieder anzuhalten und die Landschaft zu genießen oder ein Stück zu laufen.
Einen längeren Halt mache ich dann an der Gudbrandsjuvet.
Gudbrandsjuvet ist eine 5 Meter breite und 20-25 Meter tiefe Schlucht, die der Fluss Valldøla gegraben hat. Sie liegt gut erreichbar an der Reichsstraße 63 zwischen Valldal und dem Trollstigen und kann auf abgesicherten Wegen und von einer Fußgängerbrücke aus besichtigt werden. Das Wasser formte hier ein System aus tiefen Gletschermühlen und bizarren Formationen. Die Schlucht ist unter der Wasseroberfläche etwa ebenso tief wie darüber.
Laut einer Sage aus dem 16. Jahrhundert wurde die Schlucht nach einem Mann namens Gudbrand benannt, der sich mit einer geraubten Braut davonmachen wollte. Er rettete sich vor seinen Verfolgern durch einen beherzten Sprung über die schmalste Stelle der Schlucht. Gudbrand wurde daraufhin für vogelfrei erklärt und lebte den Rest seines Lebens in einer Steinhütte oberhalb der Gudbrandsjuvet in einem der Seitentäler, das noch heute Gudbrandstal genannt wird. Ob Gudbrand beim Sprung über die Schlucht die Braut mitnehmen konnte, verrät die Sage nicht.
Auch hier findet man ein sehr modernes Besucherzentrum, mir ist jedoch mehr nach einem Obstpicknick am Fluss. Mit diesem Blick schmeckt jede Banane doch gleich noch besser.
Auch der weitere Weg zeigt eine fantastische Landschaft und ich muss mich immer wieder ermahnen auch auf die Straße zu achten, denn sie ist wieder einmal sehr schmal
Ich nehme die Fähre nach Eidsdal, die schon vor dem Anlegen ihr großes, autoverschlingendes Maul öffnet. Dürfte ich eine Fähre anmalen, würde ich vorne große Zähne malen
Bevor ich den Ørnevegen fahre, halte ich am Aussichtspunkt Ørnesvingen.
Ørnevegen ist der Name der 11 Haarnadelkurven, die sich den steilen, üppig bewachsenen Berghang von Geiranger nach Eidsdal hinaufschlängeln. Ganz oben befindet sich der Aussichtspunkt Ørnesvingen mit seinem originellen Wasserfall. Von hier blickt man auf Geiranger, den Geirangerfjord mit seinen steilen Berghängen, die Wasserfälle „Die sieben Schwestern“ sowie den Bergbauernhof Knivsflå.
Auch ein kleiner, wunderschöner Wasserfall an der Straße sorgt für Unterhaltung, denn fast jeder stellt sich einmal davor oder darunter
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Gegen 17 Uhr komme ich in Geiranger an. Zu spät für eine Fahrt auf dem Fjord - vielleicht morgen. Geiranger selbst bietet nicht viel, aber ich brauche auch nichts, denn ich bin für zwei weitere Nächte im Hotel und zwar in einem ganz besonderen, dazu später mehr.
Ich telefoniere mit Peter, denn natürlich will ich wissen, wie es dem Hund geht. In meinem Hotel habe später keinen Handyempfang. Dann mache ich mich auch auf den Weg, denn von Geiranger bis zur Djupvasshytta sind es noch 17 steile und sehr enge Kilometer und ich bin heute schon etwas fahrmüde.
Unterwegs halte ich noch am Aussichtspunkt Flydalsjuvet. Der Rastplatz befindet sich am steilen Berghang am Ende des Geirangerfjords und gehört zu den vielen atemberaubenden Aussichtspunkten am Geirangerfjord. Von hier sieht man die Berge Laushornet (1502 m) und Eidshornet (1629 m). Für den Bau der Toiletten und des Informationspunktes dienten viele Hundert Jahre alte Hölzer. Der Aussichtspunkt Flydalsjuvet besteht aus einer oberen und einer unteren Ebene, die durch einen Weg miteinander verbunden sind.
Nach dem Aussichtspunkt wird die Straße noch enger und die Wolken immer dichter. Es beginnt zu regnen und ist ziemlich dunkel, ich frage mich manchmal ob ich richtig bin, denn die 16 km kommen mir wie gefühlte 100km vor.
Schließlich erreiche ich die Djupvasshytta am See Djupvatnet. Herrlich gelegen, aber leider habe ich nichts davon, denn es schüttet regelrecht und ich muss im Auto warten, sonst werde ich mit Gepäck pudelnass.
Mein Zimmer liegt leider nicht zum See hin. Es ist einfach ausgestattet ohne TV und WLAN, aber mir gefällt es.
Ich gehe duschen und beschließe vor dem Abendessen noch ein kleines Nickerchen zu machen, denn nach draußen kann ich bei diesem Wetter nicht, obwohl ich mich so auf den See im Abendlich gefreut hatte.
Das Abendessen nehme ich im Restaurant ein, welches ein wenig an eine Jugendherberge erinnert. Umso erstaunter bin ich von der Qualität des Essens. Ich wähle das Drei-Gang-Menu für 350 NOK = ca. 38 €. Sehr, sehr lecker und die nette, junge Bedienung macht einen tollen Job.
Um 21 Uhr bin ich wieder auf meinem Zimmer und lese noch ein wenig bevor ich gegen 23 Uhr das Licht lösche.
Unterkunft: Djupvasshytta, Geiranger, 890 NOK = ca. 96 € inkl. Frühstück