Sonntag 19. Juni 2016Heute hatten wir keinen Wecker gestellt und wurden erst kurz vor 9 Uhr wach. Aber heute ist ja Sonntag und wir haben Urlaub

es war etwas bewölkt aber schön warm und wir konnten wieder auf der Terrasse frühstücken. An der Terrassentür saß dieser Nachtfalter (bestimmt 10 cm im Durchmesser) und ließ sich überhaupt nicht stören von den Leuten die rein und raus gingen. Wir dachten erst da hängt ein Blatt, an einem Baum wäre er wirklich perfekt getarnt

Mit U- und S Bahn ging es anschließend nach Potsdam. Die Tageskarte für den Großraum Berlin kostet nur 7,60 € das ist wirklich billig. Der öffentlich Nahverkehr war aber das einzige was uns an Berlin noch günstig schien, sonst gab es eher Münchner Preise, das hat sich in den 12 Jahren die wir nicht mehr hier waren sehr geändert.
Die S-Bahn ist auch gerade Baustelle, man konnte nicht nach Potsdam reinfahren, da gab es einen Schienenersatzverkehr. Die Ansagen waren nur auf Deutsch. Ich glaube da haben selbst Ausländer mit guten Sprachkenntnissen Probleme das Wort SEV zu verstehen. Da hätte ich mir in der Hauptstadt schon auch englische Ansagen vorgestellt. Der SEV war gut organisiert, ab dem Bahnhof Potsdam-Griebnitzssee fuhren wir mit dem Bus durch Babelsberg, durch ein Villenviertel am See (erinnerte mich an Starnberg) zum Bahnhof Potsdam. so hatten wir noch eine kleine Stadtrundfahrt, das sieht hier sehr idyllisch aus.
Ehrlich geasgt waren wir uns erst gar nicht sicher ob Potsdam früher noch im Westen oder zur DDR gehörte

der Wannsee an dem man vorbeifährt war ja im Westen. Aber in Potsdam angekommen sah man gegenüber vom Bahnhof so ein typischen Hotelhochhaus wie diese Interhotels früher, da war uns dann klar dass das im Osten gewesen sein muss.
Josef hatte sich einen Rundweg durch Potsdam auf sein Garmin geladen, diesem Weg sind wir durch die Stadt erst zum Brandenburger Tor gefolgt (ja in Potsdam gibt es auch ein Brandenburger Tor, habe leider vergessen ein Foto zu machen). Zuerst kamen wir an einer Maßschneiderei vorbei und anschließend an einer Baustelle wo Neubauwohnungen mit schallentkoppeltem Musikzimmer angeboten wurden, also wir sind in München ja durchaus den Anblick von Luxus gewöhnt aber so eine Anzeige habe ich noch nicht gesehen! Das ist hier wohl das "Grünwald" von Berlin. An einer Eisdiele habe ich mir ein Eis gekauft, hier gab es Zitroneneis mit Basilikum, das ist ungefähr das leckerste was ich je an Eis gegessen habe und sehr erfrischend

eine Touriinfo haben wir auch ggestreift und einen Stadtplan mitgenommen
so gestärkt sind wir am grünen Gitter (oder grünen Tor) in den Park Sanssouci gegangen. Josefs Weg sollte uns in einem großen Bogen durch den Park und am Ende zum Schloß führen. Am Anfang war ich etwas enttäuscht von dem Schloßpark, das war eigentlich nur eine Wiese mit ein paar verstreuten Bäumen. Für mich sah das eher wie Gelände als wie ein Park aus. Dann kamen wir an Chinesischen Haus vorbei, das erinnert nun schon eher an einen Schloßpark

Chinesisch war damals groß in Mode, ich fands eher kitschig. Man hätte hier auch reingehen können, in einem Bauwagen wurden Eintrittskarten verkauft aber so gut hat es uns nicht gefallen. Weiter ging es durch den Park, so sah das überall aus:

also das war ja ganz idyllisch nur sah es nicht wie ein angelegter Park aus. So ziemlich am Ende des Parks liegt das neue Palais

es war zwar teilweise Baustelle aber man hätte es auch besichtigen können aber irgendwie hatten wir keine Lust und sind lieber weiter durch den Park spaziert Richtung Schloß Sanssouci

Blick zurück: das neue Palais ist viel größer als Schloß Sanssouci

das hier müßte das Orangerieschloß sein, komplett eingerüstet, außerdem liegt es auf einem Hügel und ich hatte eigentlich keine Lust bergauf zu gehen, es war ziemlich schwül.

kurz vor dem Schloß sahen wir links diese Mühle, die wollte Josef unbedingt anschauen, sie liegt auch auf einem Hügel, da muss ich jetzt rauf

die Mühle konnte man für 3 Euro Eintritt besichtigen, das haben wir dann auch gemacht. Von außen sah sie ja so aus wie die holländischen Mühlen letztes Jahr, das war aber eine Getreidemühle, sie war noch in Betrieb, wer will kann hier Mehl kaufen. Drinnen war natürlich eine Austellung über Getreidemühlen und Mühlen allgemein auch Windmühlen zur Stromerzeugung (das gab es in Berlin schon Anfang des 20. Jahrhunderts), das war interessant (natürlich nur wenn man sich für Mühlen interessiert)
Weil wir jetzt schon auf dem Hügel waren sind wir von oben ans Schloß Sanssouci gelangt, hier sieht man die Hinteransicht

von da hatte man auch einen schönen Blick auf die Landschaft

und hier das Schloß von vorne

zuhause hatten wir nach Eintrittskarten für das Schloß geschaut, aber erstens waren die Tickets im Internet sehr teuer: 22 € und dann waren das auch wieder Tickets für eine bestimmte Eintrittszeit, das war uns dann doch zu blöd und wir haben beschlossen spontan vor Ort zu entscheiden. Es war jetzt aber schon halb zwei und uns war eher nach einem Kaffee als nach Schloßbesichtigung und so sind wir die Anlage nach unten spaziert

man kann das auf den Fotos nicht sehen aber was da wächst an den Terrassen ist Wein. Ich wußte nicht dass in Brandenburg Wein angebaut wird.

Josefs Wanderweg sah jetzt einen groooßen Bogen zu einem See in einem anderen Teil Potsdams vor, das war mir aber viel zu weit, mir taten jetzt schon die Füße weh und so haben wir uns in der Innenstadt ein Café gesucht.
Das ist in Potsdam wie in Berlin: man die Qual der Wahl. Wir setzten uns bei einer Kaffeerösterei die sehr schöne Kuchen im Angebot hatte draußen an einen Tisch und genossen zwei Milchkaffee und 2 Stück Kuchen, mit 15 € nochwas Preise wie in München. Aber sehr schön und WLAN gab es auch, das Wetter sah jetzt doch eher wieder nach Regenwolken aus und es sollte wohl am Nachmittag noch regnen. Wir haben uns überlegt noch das holländische Viertel zu besichtigen und dann wieder Richtung Berlin zu fahren.
Hier stehen wir vor dem Nauener Tor

Blick vom Tor aus

ganz in der Nähe beginnt das holländische Viertel:

es sind nur ein paar Straßen aber hier sieht es wirklich anders aus als in Potsdam man fühlt sich nach Holland vesetzt. In allen Häusern waren entweder Restaurants, Andenkenläden oder Kleidergeschäfte, alles war geöffnet, hier kann man Geld ausgeben.
Besonders interessant war das folgende Haus das heute eine Boutique beinhaltet. am Eingang steht ein Schild:
Hier am damaligen Altwarengeschäft Remlinger, Mittelstraße 3, erwarb am 8. Oktober 1906 der 57jährige arbeitslose Schuster und Exhäftling Friedrich Wilhelm Voigt die preußische Hauptmannsuniform, in der er am 16. Oktober das Rathaus von Köpenick besetzte
den Film mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle kennt wahrscheinlich jeder, ich wußte aber nicht dass der Film eine wahre Begebenheit schildert. Man sieht mal wieder: Reisen bildet

danach sind wir Richtung Bahnhof gelaufen und eher zufällig am Brandenburger Parlament gelandet weil wir einen besonders auffälligen DDR Bau genauer anschauen wollten

wenn man ihn alleine betrachtet schaut er eigentlich gar nicht so schlecht aus und die alte Kiste parkt hier natürlich genau richtig

oaky ein Trabbi wäre natürlich noch besser. Nur paßt er halt sowas von wie die Faust aufs Auge auf diesen Platz:

gegenüber des DDR Baus steht der Landtag im ehemaligen Stadtschloß von Potsdam

es wundert mich wirklich dass dieser Brachialbau in den letzten 20 Jahren nicht abgerissen worden ist.
Dann sind wir ins Hotel zurück gefahren und haben uns erst mal ausgeruht

Gegen Abend sind wir wieder zum Potsdamer Platz gelaufen, da fühlte ich mich langsam schon zuhause

wir wollten auf diesen Aussichtpunkt auf dem Hochhaus. Hier fährt der schnellste Aufzug Europas in 8 Sekunden in den 24. Stock. 2 Ticktes kosteten 13 € und 8 Sekunden später waren wir oben (man merkt zum Glück beim Rauffahren nichts von der Geschwindigkeit, beim Runterfahren fielen mir aber die Ohren zu)
Oben gibt es dann einen bestens geschützen Rundgang, runterfallen nicht möglich

man kann eine komplette Runde laufen hat also Sicht in alle Richtungen und es gibt Schilder die die Aussicht erläutern

Blick nach unten auf den DB Tower

links daneben das Sony Center

rechts daneben das kleine Glasdach ist die S-Bahn Station Potsdamer Platz

hier sieht man sehr schön das Holocaust Mahnmal und das Brandenburger Tor

mit meinem Monsterzoom kann man auch die Quadriga en detail betrachten

das Brandenburger Tor, am Fuß die Zelte der Fanmeile

Blick in eine andere Richtung, weiter hinten steht unser Hotel

hier unser Hotel, der Park neben dem Hotel ist der Park am Gleisdreieck

die Gebäude gehören auch noch zum Potsdamer Platz

irgendwo in der Ferne ein Gebäude von Mies van der Rohe

das Reichstagsgebäude

die Kuppel

von meiner Nikon war ich wieder total begeistert. Der Reichstag steht wirklich weit weg, unglaublich wieviel Details man auf der Kuppel erkennen kann.
Diesen Ausichtspunkt kann ich jedem empfehlen, der Blick ist einfach klasse hier oben, vor allem weil man nicht durch eine Glasscheibe schauen muss. Das Fotografieren durch die Metallstäbe ist etwas mühsam, mein Zoomobjektiv hat gerade so zwischen 2 Stangen durchgepaßt, das Objektiv einer "normalen" DSLR nicht.
Als wir wieder unten waren wollte eine Busladung hoch, oh da haben wir aber Glück gehabt, das wird dann eng da oben!
Zum Abendessen hatte Josef ein koreanisches Restaurant aus gesucht in der Nähe der Oranienburger Straße, da fuhren wir jetzt hin. Auf dem Weg kamen wir an der Synagoge vorbei, auf der anderen Seite war ein kleiner Park wo sich eine Vielzahl junger Männer (Typ jugendlicher Penner) mit Kisten von Bierflaschen und Ghettoblastern vergnügten. Die armen Anwohner... das ist so das Bild das ich vorher von Berlin hatte und auf das ich gern verzichten kann.
Leider war das koreanische Lokal sonntags geschlossen. In der Oranienburger Strasse waren wir an einem japanischen Restaurant vorbei gekommen, aber die Karte überzeugte uns nicht außerdem saß da kein Mensch. das jüdische Lokal war leider ausgebucht, wir hätten nur einen winzigen Tisch bekommen das war uns zu ungemütlich (in Inlokalen muss man also doch reservieren) und so sind wir schließlich beim Italiener gelandet. Der war eine gute Wahl, die Pizza war vorzüglich und der Rotwein auch

und man konnte draußen sitzen. Mit 75 € aber preislich auch wieder wie in München.
Josef wollte dann noch zur Dachterrasse des Hotel AMANO, dort oben gibt es eine BAR und laut Reiseführer "atemberaubenden Blick". Das war hier ganz in der Nähe, man konnte zu Fuß hingehen. Zufällig kamen wir an den Hackeschen Höfen vorbei, die hatten mir bei meinem ersten Berlinbesuch so gut gefallen. Diesmal fand ich sie eher langweilig, von der alternativen Atmosphäre die ich in Erinnerung hatte ist nichts mehr geblieben.
Im Hotel sind wir aufs Dach gefahren, der Blick von der BAR ist aber eher naja

nur der Blick auf den Turm am Alexanderplatz ist nennenswert

Reiseführer übertreiben gerne auch. Zum Sitzen war es uns schon zu kühl, wir sind wieder runter gefahren. Auf dem Hinweg sind wir an einer U-Bahn vorbeigekommen, es war die Station Weinmeisterstraße. Wie soll ich die beschreiben? Versifft trifft es am besten...wir haben uns angeschaut in welche Richtung wir fahren müssen und wurden von einem jungen Typen angequatscht der Geld wollte, Berlin zum abgewöhnen, wir sind ihn nur schwer los geworden. An der nächsten Station mußten wir umsteigen, da stand der gleiche jugendliche Bettler. Ich muss mir dann immer schwer eine passende Antwort verkneifen. In der U-Bahn war eine Werbung, es wurden Plakatkleber gesucht, für diesen Job wäre der Typ doch bestens geeignet. Hier würde ich abends als Frau allein bestimmt nicht U-Bahn fahren. Wir waren froh als wir wieder an unserer schönen sauberen U-Bahnstation Mendelssohn-Bartholdy Park waren, hier gibt es weit und breit keine Bettler und Penner.
Morgen haben wir noch einen Tag in Berlin, unser Flug geht erst abends, wir haben eine Führung durch das Reichstagsgebäude gebucht, darauf freute ich mich schon