Freitag 17. Juni 2016Heute Morgen durften wir bis 8 Uhr schlafen, die Betten waren sehr bequem
meine Freund mußte erst um 10 Uhr bei seiner Schulung erscheinen also hatten wir Zeit für ein gemütliches Frühstück. Leider hat der Wetterbericht Recht behalten, es regnete in Strömen
Das Hotelfrühstück war super, es fehlte an nix, sogar ein angemachtes Birchermüsli gab es und frisches Brot von dem man sich Scheiben abschneiden konnte. Käse, Lachs, Wurst und Schinken, Tomaten mit Mozarella, Eier aller Art, Croissants und Pain au chocolat, Kuchen, man wußte gar nicht wo man anfangen soll. Und Kaffee natürlich
wir haben also gemütlich eine Stunde gefrühstückt dann hat sich mein Freund verabschiedet und ich habe mich noch mal eine halbe Stunde ins Bett gelegt.
Eigentlich wollte ich morgens erst durch die Hackeschen Höfe spazieren, aber nicht bei diesem Wetter. Bei mir ist es in der Arbeit derzeit leider super stressig und ich wollte mich vor allem 4 Tage erholen. Ich hatte für heute per Internet eine Karte für das Neue Museum gekauft. Die Tickets gibt es nur für einen bestimmten Zeitraum der für eine halbe Stunde zum Eintritt berechtigt, danach kann man solange bleiben wie man will. Laut Reiseführer ist der Andrang dort so groß dass es einem passieren kann dass man an der Tageskasse kein Ticket bekommt. Das Ticket galt erst ab 11 Uhr ich hatte also Zeit. Um 10 Uhr bin ich dann mal runter gegangen und hab mir am Empfang einen Stadtplan geholt. Auf die Museumsinsel fährt keine U-Bahn man muss also ein Stück laufen, ich sah mich schon pitschnass da ankommen. Nee so geht das nicht, ich bin hier in Urlaub. Also am Empfang ein Taxi bestellt
ich fahre sonst nie mit dem Taxi aber das waren gut investierte 11 Euro 40, ich wurde direkt am Eingang abgesetzt. Und eine kurze Stadtbesichtigung bekam ich auch gleich ab, mein erster Eindruck: überall Baustellen! Der Taxifahrer zeigte mir die neue Mall of Berlin (erst vor ein paar Monaten geöffnet, stand in meinem Reiseführer noch gar nicht drin) und am Neubau des Schlosses kamen wir auch vorbei.
Ich war natürlich viel zu früh dran und bin ein paar Minuten unter dem Arkadengang auf der Museumsinsel spaziert, weiter ging nicht ohne im Regen zu stehen. Im Innenhof sah man die Leute an einem Baucontainer Schlange stehen, da wurden die Eintrittskarten verkauft, war ich froh dass ich micht nicht in diese Schlange in den Regen stellen mußte. Eigentlich wäre im Eingangsbereich des Museums Platz genug für die Kassen, keine Ahnung was dieser Container soll. Jetzt war es immer noch zu früh: 5 nach halb 11 aber man kann ja mal freundlich fragen
zum Glück hatte ich neben der Eintrittskarte auch die zugehörige Rechnung dabei, beide Zettel wurden zerrissen und ich durfte rein.
Ich habe mir einen Lageplan geholt und die Nofretete gesucht, nicht gleich gefunden und eine Aufpasserin gefragt, die hat mir den günstigsten Weg durchs Museum erklärt. Aber erst mal zu den Schließfächern, Jacken und Schirme darf man nicht mit sich tragen.
Bestimmt habt ihr schon mal Bilder von dem Museum gesehen, das ist ja ein ganz alter Bau, ich glaube so ungefähr aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde im Krieg fast völlig zerstört und wie ich finde ziemlich spektakuär renoviert, ich mag solche Mischungen aus alt und neu:
im Museum gibt es zahlreiche Ausstellungen, da wären zunächst die Schliemanns Troja Sammlung bzw. das was noch übrig ist denn das meiste haben die Russen als Kriegsbeute mitgenommen und bis heute nicht wieder rausgerückt. Es gab aber ein paar Kopien und natürlich ausführliche Schilderungen und Fotos von den Ausgrabungen. Ich fands super interessant. Schliemann hatte gerade seinen 150. Todestag und es gab daher noch eine Sonderaustellung zu seinem Leben (an seinem Grab in Athen war ich schon). Er muss zu seiner Zeit eine Art Star mit erheblichen Allüren gewesen sein. Seine zweite Frau hatte er sich per Annonce suchen lassen, es mußte eine Griechin mit Begeisterung für die Antike sein und so hat sich der alte Mann eine 17 jährige Griechin geangelt. Die Kinder bekamen Namen aus den Erzählungen der Ilias. Dafür dass er seine Sammlung dem Museum überläßt hat er eine passende "Ehrung" verlangt. Also bescheiden war der Mann nicht.
Dann gab es eine römische Sammlung und natürlich eine große agyptische Sammlung. Im ersten Stock steht die Nofretete allein in einem dunkelgrünen Raum. Sie wird streng bewacht, fotografieren nicht erlaubt. Ich finde allein dafür lohnt sich der Besuch, die Büste sieht in Natura noch viel schöner aus als auf allen Fotos. Außerdem gibt es eine Nachbildung aus Metall die man anfassen darf so dass auch Blinde sich die Büste vorstellen können, eine super Idee finde ich.
Es gab auch Beschreibungen zu dem Bau selber. Beispielsweise war es ein Problem auf dem Museumsinsel wo der Untergrund nicht stabil ist schwere Gebäude zu errichten. Das Dach war daher kein schweres Gewölbe sondern eine Holzkonstruktion mit Metallträgern
es gab damals noch kein elektrisches Licht darum hat man viele große Fenster gebaut (die heute extra abgedunkelt werden) und die Heizung schaffte es im Winter die Räume auf 16 Grad zu heizen
Was ich nicht erwartet hatte war eine große Ausstellung zur Steinzeit und Bronzezeit, das war super gemacht und man kann hier eigentlich einen ganzen Tag verbringen. Aus der Bronzezeit gibt es ein besonderes Ausstellungsstück, ein goldener Hut mit Sternensymbolen, der eine Art Kalenderfunktion hat. Sowas habe ich noch nie gesehen und gibt es wohl weltweit nur vier mal, also ähnlich spektakulär wie die Scheibe von Nebra.
Gegen 14 Uhr hatte ich dann Informationoverflow und wollte im Cafe was essen und trinken, aber mitlerweile war das Museum wirklich gut gefüllt und das kleine Café mit seinen 10 Tischen völlig überfüllt. Toiletten gab es auch viel zu wenig, die Schlange reichte weit in den Gang. Sieht so aus als ob man nicht mit soviel Besuchern gerechnet hätte. Im ersten Jahr nach der Wiedereöffnung waren es über eine Million Besucher, letztes Jahr über 700.000.
Als ich rauskam hatte der Regen zum Glück weitgehend aufgehört, es nieselte nur noch ein bisschen und ich brauchte frische Luft. Ich wollte unter den Linden zum Brandenburger Tor gehen. Mußte aber erst mal den Weg finden ohne Brille kann ich den Plan nicht lesen und den Schirm muss ich auch halten. Außderdem war da eine Baustelle wo ich abbiegen wollte. In Berlin Mitte wird nämlich gerade eine neue U-Bahn gebaut. Nachdem ich erst in die falsche Richtung gelaufen war habe ich es schließlich auf den Prachtboulevard unter den Linden geschafft. Durch die U-Bahnbaustelle sieht man hier im Moment leider auch vor allem Baucontainer, trotzdem hat es mir gut gefallen. Da fällt mir ein ich war 1998 schon mal zu einer Schulung in Berlin und hatte ein Hotel hier in der Nähe und mir hat die Straße damals schon ganz toll gefallen. Ich finde es hier schöner als in Paris. Ich glaube die Straße ist hier noch breiter als die Champs Elysee und die Bauten wirken elegant aber nicht protzig. Damals war August und Traumwetter da wirkt das natürlich besser als bei Nieselregen. Nach einer Weile habe ich eine schöne Kneipe entdeckt, ich brauchte jetzt wirklich eine Stärkung und habe mir eine Berliner Kartoffelsuppe bestellt (sehr lecker)
ich wollte anschließend noch ins Naturkunde Museum und habe den Stadtplan und Google Maps angeschaut, das ist ein ganz einfacher Weg an der nächsten Ecke in die Friedrichsstrasse, die geht über in die Chausseestraße und von dort links in die Invalidenstrasse wo das Museum steht. Laut Google Maps sind das 22 Minuten zu Fuß also gar kein Problem. Als ich aus der Kneipe rauskam hatte es auch komplett zu regnen aufgehört
In der Friedrichstrasse kam ich am Kaufhaus Dussmann vorbei, ah das hatte mir Birgit empfohlen das muss ich mir anschauen. Im Untergeschoss war ein sehr schönes Cafe um einen Brunnen, das wäre auch schön gewesen für eine Rast. Die Musikalienabteilung wird gerade umgebaut (es hat wirklich den Eindruck dass ganz Berlin eine Baustelle ist) bei den Büchern habe ich etwas geschmökert, ich hatte aber nur eine kleine Handtasche dabei und hab daher nix gekauft. Wenn ich in Berlin wohnen würde wäre ich hier öfter zu finden. Dann kam ich an einem Starbucks vorbei, da ich nun keinen Schirm mehr halten mußte konnnte ich leicht mit einem Coffee to go über die Strasse flanieren. Am Friedrichstadtpalast vorbei und am Oranienburger Tor, da stand dieses interessante Haus:
ich hatte nur ein Handy dabei, leider sieht man es auf dem Foto nicht so gut, das Haus ist voller Schusslöcher die mit Gips o.ä ausgeflickt sind. Mir hat es hier gut gefallen. Die Strassen waren erstaunlich sauber, weder Müll noch Hundesc......
statt dessen Stolpersteine auf dem Gehweg. Die fallen wirklich auf und man bleibt unwillkürlich stehen
kaum zu glauben dass es in München darüber immer noch Streit gibt und die Stolpersteine nicht erlaubt sind.
Kurz danach war ich am Naturkundemuseum. Es kostet 8 € Eintritt (das Neue Mueum war 12 €)
gleich nach dem Eingang steht man in der großen Halle mit den Dinosauriern, genau der Grund warum ich hinwollte
bei dem Burschen wo der Kopf fehlt (also natürlich nur auf dem Foto, 10 Meter weiter oben oder so kam dann noch ein kleiner Kopf
)handelt es sich um das größte Dinosaurerskelett in einem Museum weltweit (steht ein Guiness Buch der Rekorde Schild dran), es war ein Brachiosaurier oder Diplodocus weiß ich nicht mehr so genau. Die hier ausgestellten Skelette wurden Anfang des 20. Jahrhunderts von einem deutschen Forscher in Afrika ausgegraben, er hat glaub ich dann auch das Museum hier gegründet. Die Austellung war toll aufgemacht. Dieser Kerl hier schaut mit einem nachgebildeten Kopf auf der andren Seite der Glasscheibe raus
und es waren so eine Art Ferngläser aufgestellt. Wenn man den Blick auf eines der Skelette gerichtet hat, bekam das Skelett optisch erst Muskeln dann Haut und lief durch die prähistorische Pampa und futterte Bäume oder andere Saurier
so richtig Multimedia
in einem Nebenraum der Star der Ausstellung :
Tristan eines der besterhaltensten Tyrannosaurusskelette weltweit. Ich dachte eigentlich der sei hier auf Wanderausstellung, aber er gehört dem Museum. Ein Amerikaner hat ihn vor ein paar Jahren in Montana ausgegraben und wollte dass er in gute Hände kommt. Das Museum in Berlin gilt wohl weltweit als hochrangige Dinoforschungsstelle und so hat er sich entschlossen das Skelett hierhin zu verkaufen. Wir können ihn also noch länger bestaunen.
das Skelett ist aufgrund eingelagerter Mineralien so schwarz.
die Zähne und Krallen sind sehr beeindruckend...
es gab noch viele andere Ausstelllungen, ausgestopfte Tiere, Astronomie etc, das war mir für heute aber zuviel.
Draußen war jetzt richtig schönes Wetter und ich bin die Invalidenstrasse weiter Richtung Spreebogen gelaufen
hier unten kam ich an den alten Gebäuden der Charité vorbei, da ist jetzt ein Medizinmusem drin (das Plakat ist Werbung dafür)
dann kam ich an die Spree und bin auf dieses Denkmal gestoßen
was ich vermißt habe war eine deutliche Markierung auf der Straße wo die Mauer war.
Und danach ging es an den schönen Neubauten vorbei. Vor 12 Jahren standen die noch nicht alle, das nächste ist glaube ich ganz neu:
den Hauptbahnhof gab es damals auch noch nicht:
an das erinnere ich mich noch, das fand ich damals schon klasse. Es gehört übrigens zu den Bundestagsgebäuden und drinnen ist eine Mauergedenkstätte:
das Haus ist um ein Stück Originalmauer gebaut worden.
es war kurz vor 5 Uhr, um 17 Uhr wird die Gedenkstätte geschlossen, ich konnte also gerade noch ein paar Fotos machen. Der Eintritt ist kostenlos, man wird aber gecheckt wie am Flughafen incl. Handtaschenröntgen
über diese Brücke gings dann rüber
auf die andere Seite zum Reichstagsgebäude
ich finde diese Mischung aus alten und neuen Gebäuden ausgesprochen gelungen, trifft genau meinen Geschmack!
Blick ins Abgeordnetencafe (?), schöne Lampen jedenfalls:
am Reichstag bin ich nur vorbei gelaufen, hier hatten wir für Montag eine Führung gebucht.
Von hier bin ich zum Brandenburger Tor gelaufen das wegen der Fanmaile ziemlich verbarrikadiert ist und über die Ebertstrasse zum Potsdamer Platz zurück. Dabei kommt man auch am Holocaustmahnmal vorbei und passend dazu wurde das Wetter auf einmal wieder schlecht. Das Mahnmal war bei unserem Besuch 2014 noch im Bau und jetzt ist es schon baufällig
einige Betonquader waren mit rotweißem Absperrband gesperrt, man konnte also nicht durch alle Reihen gehen. Ich hatte es mir auch anders vorgestellt. Ich dachte dass die Quader wild durcheinander stehen und man in eine Art Steineirrgaten kommt, aber die Quader stehen in schnurgeraden Reihen. Es wirkt durch die schiere Größe schon beeindruckend, aber diese grauen Betonquader passen irgendwie nicht. Ich würde mir da Marmor o.ä. wünschen.
Kurz vor dem Hotel fing es wieder zu regnen an, ich schaffte es aber noch trocken rein. Gegen 18 Uhr war ich im Hotel, müde aber sehr zufrieden mit dem Tag
den Spreebogen finde ich einfach herrlich
Kurz drauf kam auch mein Freund, seine Schulung war interessant gewesen aber sehr anstrengend und so legten wir uns beide erst mal eine Stunde ins Dornröschenbett
zum Abendessen sind wir ins Sony Center gegangen, auf dem Weg dorthin sind wir an der Spielbank vorbei gekommen, davor ist ein Wasserspiel ähnlich wie am Bellagio (okay etwas kleiner, aber fast genauso schön) das sind wir erst mal stehen geblieben, das Wetter war jetzt auch wieder schön. Am Theater der Blue Men Group sind wir auch vorbeigekommen, da hatten wir für Samstag Karten gekauft.
Am Sony Center haben wir dann ein australisches Lokal gefunden das Känguruh Steaks anbietet. Das mußte ich probieren
obwohl es Freitag Abend war, waren alle Lokale höchstens zur Hälfte besetzt, wir kekamen eine Fensterplatz mit schönem Blick auf den Brunnen in der Mitte. Mit Nachspeise und einer Flasche Wein und Wasser hat der Spaß 95 € gekostet, also Preisniveau wie in München. Vor 12 Jahren war Berlin noch billiger.
Am Abend habe ich keine Fotos gemacht, aber am Potsdamer Platz waren wir noch öfter, Bilder kommen in den nächsten Tagen. Über den Tilla-Durieux-Park sind wir zum Hotel zurück geschlendert.
Also das war schon mal klasse heute, vor allem war das Wetter viel besser als prognostiziert. Und es war der letzte Regentag in Berlin